Guten Morgen Lena,
danke der Nachfrage, wenn auch aus einem traurigen Anlass...
Janka macht sich super, wir hätten niemals gedacht, dass es so gut „laufen“ könnte! Am Anfang (2-3 Wochen) musste Janka sich mit ihrer Blindheit arrangieren, danach wurde es stetig besser! Auch wir mussten uns umstellen und uns vor allem erziehen! Nix mehr gedankenlos irgendwo, wenn auch nur kurz, abstellen oder sogar liegen lassen!
Auch wenn es herzlos klingt und mir nachgesagt wird ich wäre es, Mitleid ist absolut fehl am Platz und „behindert“ nicht nur die Erziehung und das Zusammenleben mit einem blinden Hund, sondern es verunsichert und hemmt alles! Selbstdisziplin, Konsequenz und Geduld sind meiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg, eigentlich wie bei allem, wenn man sich Ziele setzen will. Dem Hund ist es egal, er wird sich zurechtfinden, man muss ihn nur unterstützen! Der Makel oder die Behinderung ist in unseren Köpfen, nicht in dem des Hundes! Mein Ziel war es, mich und auch Janka so wenig wie möglich einschränken zu müssen im Alltag, erst recht nicht in der Natur! Also mussten wir beide und die Familie lernen, wie wir uns besser auf einander einspielen und verlassen können.
Als erstes muss ein Wortschatz angelegt werden, um Blindi durch´s Leben, auch ohne Leine später führen/manövrieren zu können:
Unsere Kommandos:
Rechts: nach rechts orientieren, rechts rum: Nach rechts abbiegen.
Links abbiegen, links rum,
Lauf voran(!): Zum einen muss Janka immer vor mir herlaufen, um sie im Blick zu haben und ggf. manövrieren zu können, zum anderen heißt es: Alles klar, kannst losrennen, der Weg ist frei!
Halt: Z. B. bei einem Hindernis, zum Anleinen usw.
Bleib!
Langsam: Z. B. um sie um oder über ein Hindernis manövrieren zu können
Pass auf! Ein nicht einsehbares oder unvorhersehbares Hindernis wie z. B. ein Loch…
Hund lernt sich „voranzutasten“!
Berg Hoch/runter
Stufe hoch/Stufe runter
Stufe!: Es folgt eine weitere Stufe
Treppe: Dann entsprechend Stufe hoch/runter, dann jede weitere Stufe ankündigen...
Krusch!: Verwenden wir bei Unebenheiten, z. B. Wiesen mit Wildschweinschäden, grober Schotter, kleinere Buckel oder Maulwurfshügel usw. Alles, was zum Stolpern führen könnte!
Wenn wir den Untergrund wechseln, kündigen wir an: Wiese! Weg! Somit kann Janka sich entsprechend einstellen...
Vor dem Gassigehen banden wir uns ein kleines Glöckchen an den Hosenbund, damit Janka am Anfang uns immer "orten" konnte! Auf sicheren, gleichmäßigen bzw. ebnen Wegen und Wiesen beginnen.... Am Anfang Hundi ca. 1-2 Wochen an der Leine halten, dann Wege ohne Leine gehen lassen. Wenn es mal nicht klappt und Hund nicht hört, auch mal machen lassen. Keine Angst zeigen, damit Hund nicht verunsichert wird. Er muss und wird lernen, nur nicht entmutigen lassen. Wir sind alle Wege relativ schnell wieder gelaufen, damit Janka sie in Erinnerung behält und wir gezwungen waren, die Kommandos auch anzuwenden und mit dem Hund trainieren zu müssen! Am Anfang ist es schwer und anstrengend, dem Hund die Wege zu „kommentieren“ und stets auf der Hut sein zu müssen! Viel anstrengender jedoch ist es für den Hund, der sein Leben nun erschnüffeln muss! Daher auch nur sehr kurze Sequenzen, Hundi wird schnell platt sein!
Man darf sich auch eingestehen, keine Lust zu haben, dann läuft man eben mal im einfachem Gelände und Hund bleibt an der LEine! Es macht keinen Sinn, wenn man lustlos ist und mit einem Hund trainieren will. Eine Auszeit ist unbedingt nötig, um wieder Kraft tanken zu können, auch für den Hund!
Das Glöckchen mussten wir nach kurzer Zeit weglassen, weil Janka nun so sicher war, dass sie nicht mehr kam, wenn wir sie riefen! Sie hörte uns ja "klingeln" ! Glöckchen ab, dann klappte es auch mit dem Rückruf, denn Janka musste sich nun auf unsere Stimmen konzentrieren und nicht mehr auf das Klingeln...
Natürlich wird Janka im Haus entsprechend verwöhnt, da kennt sie sich aus, da darf man flapsiger sein. Sobald es rausgeht, müssen beide Hunde „hören“, um ihre Freiheit genießen zu können!
Janka ist für uns nicht mehr blind, es fällt selbst uns kaum noch auf! Sicher muss man hier und da aufpassen, aber das muss man im Zusammenleben mit Kindern und Hunden in der Regel immer! Bei dem Einen mehr, bei dem Anderen weniger! Janka läuf heute genau so wie Sandy ohne Leine, tobt und rennt auf sicheren Wiesen und Wegen, auch darf sie nun mal hinter uns bleiben, um dann uns nachlaufen zu können... Es spielt sich ein, keine Angst, denn es wird alles viel, viel inniger! Man muss es positiv sehen! Nur durch ihre Erblindung agiere ich viel intensiver mit unseren Hunden, weil ich gezwungen war, viel mehr zu lernen und zu beobachten!
Uuups, ich hoffe, es war von mir jetzt nicht übertrieben!??? Ich möchte nur Mut machen und zeigen, dass man mit einem blinden Hund genauso ein tolles Leben genießen kann und Hund auch!
Liebe Grüße unbekannterweise!