“Aujeszky’sche Krankheit”.

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grizzly

“Aujeszky’sche Krankheit”.

Beitrag von grizzly » So 16. Jan 2011, 16:35

Hallo an alle!

Weiß jdn. über diese Krankheit Bescheid?

Ich zitiere aus einem Informationsblatt für Jäger:

“Aujeszky’sche Krankheit”
Vorbeugend beachten Sie bitte bei der Jagd mit Ihrem Hund auf
Schwarzwild: Die Ausbreitung des Virus erfolgt auch aerogen (über die Luft). Es
wird mit Nasen- und Rachensekreten des infizierten (Wild-)schweins über die Luft
transportiert und vom Wirt (in unserem Fall vom Hund) aufgenommen. Da
Fleischfresser allgemein extrem empfindlich gegen dieses Virus sind, genügt bereits
eine kleine Menge. Es ist daher wichtig, dass Sie nicht nur das Verfüttern von rohen Schwarzwildteilen gänzlich vermeiden,
sondern auch den Kontakt des Hundes zum Schwarzwild - vor allem im
Maulbereich - auf ein Mindestmass beschränken.


Hab noch nie was davon gehört. Ich verstehe es so, dass bereits das Schnüffeln an einer Fährte zur Ansteckung führen könnte. Lt. Schreiben ist im Dez. 2010 ein Jagdterrier an dieser Krankheit gestorben. Die Jagd auf Schwarzwild war in NÖ.

LG regina

vanja
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Re: “Aujeszky’sche Krankheit”.

Beitrag von vanja » So 16. Jan 2011, 17:08

Gib mal in der Suchfunktion "aujetzky" ein. Da ist schon so einiges zu geschrieben worden.
Liebe Grüße Ilona und die Whippets
mit Alco, Kasi, Krabbe, Grille und Una im Herzen
________
Im Alter haben Erinnerungen denselben Stellenwert, wie in der Jugend die Träume.
Erna Behrens-Giegl
http://whippetweb.blogspot.com

grizzly

Re: “Aujeszky’sche Krankheit”.

Beitrag von grizzly » So 16. Jan 2011, 17:59

Danke - stimmt hab schon was davon gehört. Bis jetzt hab ich mir nicht viel darüber gedacht, verfüttere einfach kein Schweinefleisch und somit war es für mich vergessen. ABER stimmt es dass er den Virus von der Fährte bekommen kann oder ist eine Ansteckung nur bei direkten Kontakt möglich? Das ist meine Sorge.
lg regina

Freddy

Re: “Aujeszky’sche Krankheit”.

Beitrag von Freddy » So 16. Jan 2011, 19:57

Hallo Regina,
grizzly hat geschrieben:ABER stimmt es dass er den Virus von der Fährte bekommen kann oder ist eine Ansteckung nur bei direkten Kontakt möglich?
Davon habe ich selber noch nie davon gehört, das sich Hunde beim Fährten infizieren können. Im Internet sind aber einige besorgnisseregende Beiträge von Jägern zu finden...angeblich ist danach eine Infektion der Hunde auch über Fährtensuche möglich.

Bei Tante Wiki steht:
Alle diese sogenannten „Endwirte“(Hunde...) scheiden zu keinem Zeitpunkt das Virus aus und müssen sich via Schwein angesteckt haben (eventuell auch über verseuchte Gerätschaften, verschmutzte Stiefel und so weiter).

Das würde für mich heißen, das sich Hunde prinzipiell auch ohne direkten Schweinekontakt infizieren können. Wie hoch das Risiko ist, vermag ich nicht zu beurteilen, es sind ja auch sicher nicht alle Schweine von dieser gefährlichen Krankheit befallen.
Ich weiß auch nicht so recht wie man sich, bzw. unsere Hunde davor schützen könnte. Hier gibt es massenweise Wildschweine, ihre Spuren sehe ich jeden Tag. Inwieweit Impfungen sinnvoll sein könnten, können vielleicht die Experten erklären...

LG
Freddy

Eddi

Re: “Aujeszky’sche Krankheit”.

Beitrag von Eddi » So 16. Jan 2011, 22:02

Hallo,

hm, eigentlich dachte ich, inzwischen, Tante Wiki hätte hier schon Arbeit geleistet, aber in der Tat, da steht nicht so viel drin. Wie gut, daß ich so begeistert frühmorgens in Virologie gelaufen bin.... :dog_laugh :dog_laugh *ironie!!*

Also ich versuch mal, das was ich noch weiß, zusammen zu kratzen:
Das Virus ist ein Herpes-Virus.
Herpes-Viren sind iA sehr wirtsspezifisch und gut an diesen angepasst, so daß sie ihm kaum ernsthaft schaden. Allgemein wollen Viren das auch nicht. Wäre ja auch kontraproduktiv, denn ist der erstmal hinüber, so haben die Viren ebenfalls ihre Zeit auf Erden, resp im kuschligen Körper, beendet.
Wir alle kennen Herpesviren zB als Bläschen, gern der SChleimhäute. Diese Viren dringen aber auch und vor allem in Nervenzellen ein (zT auch in Zellen des lyphatischen Systems), wo sie sich nicht nur vermehren, sondern auch quasi in Ruhephasen begeben. Eine einmal stattgefundene Infektion bleibt ein Leben lang bestehen, die Burschen wird man nicht mehr los. Darum auch die wieder aufflackernden Bläschen, Nervenschmerzen etc, je nachdem, welchen Herpes man genau hat und wo er hockt.
So hat jede Tierart ihre eigenen Herpesviren und lebt recht gut mit denen.
Gefährdet sind eigentlich nur Individueen mit stark geschwächten oder unzureichenden Abwehrkräften, (zB Jungtiere). Dort kann es -im Sinne der Viren ist das ein Unfall - zu Todesfällen kommen.

Das AK-Virus vermehrt sich überwiegend in den SChleimhäuten des Respirationstraks von SChweinen, löst hier SChnupfen- oder Erkältungssymptome aus und wird durch Tröpfcheninfektion und direkten Kontakt übertragen. Bei jungen Ferkeln gelangt das Virus schnell ins zentrale Nervensystem und führt in diesen Fällen zum Tod. Auch während der Trächtigkeit infizierte Früchte sterben ab. Wegen der hohen wirtschaftlichen Bedeutung in der Schweineproduktion ist die Erkrankung anzeigepflichtig. Wildschweine sind das REservoir für die Viren und zu den üblichen Seuchenbekämpfungsmaßnahmen gehört darum auch eine restriktive Verordnung, daß Haus- u Wildschweine getrennt sein müssen. Das interssiert auch nur diejenigen am Rande, die hier vieleicht einen Grund finden, weshalb Freilandhaltung von Schweinen aufwendig und teuer ist, was sich beim Bioschwein auf den Preis auswirkt.

Natürlich passiert es immer mal wieder, daß ein Virus sich "vertut" und den falschen Wirt aufsucht. Sollte nun zB das AK (so nennt der Fachmann familiär das Aujeszky) -Virus zum Menschen gelangen, passiert nix; die Viren können sich bei uns so gut wie nicht vermehren, ja kaum Zellen infizieren, allerhöchstens macht Mensch ein paar Nieser, bei denen aber keine infekiösen Viren ausgeschieden werden.
Anders verhält es sich leider mit einer größeren Anzahl andere Spezies. Insofern verhält sich das AK-Virus hier sehr atypisch. Bei unseren Fleischfressern kann es sich in derTat vermehren, tut dies rasant und im ZNS. Daher die Symptome, wie Juckreiz, tollwutartige Anfälle (=Pseudowut) etc. Zum Glück scheiden diese Tiere das Virus nicht aus, aber eine Ansteckung verläuft in jedem Fall tödlich.

Impfungen sind wg der Seuchenbekämpfungsgesetze behördlich reglementiert. Es kann von Impfverbot (mit Keulung betroffener Bestände) über < wer will, der darf >, bis zum Impfzwang geregelt werden. Nur SChweine werden und dürfen geimpft werden.

Für unsre Hunde (Ponys, Katzen, Muhkuhs) heißt das, auf jeden Fall Kontakt mit erkrankten Tieren und indirekten Kontakt über kontaminierte Gerätschaften, Gummistiefel etc vermeiden.
Normalerweise ist oder wird bekannt gegeben, wenn ein Kreis, Regierungsbezirk oä AK-Fälle hat. Ebenso wie zB bei Tollwut oder die immer noch bekannten Schilder unterm Ortsschild "Schweinpest, gefährdeter Bezirk".
Fast immer sind diese Fälle welche bei Wildschweinen und momentan scheint es ja wieder recht gut umzugehen.
Inwieweit es in den Bereich Jägerlatein gehört, daß sich Hunde beim Stöbern anstecken, wil ich gar nicht genau beleuchten, aber die Möglichkeit, daß Hundi an Kot oder andere Hinterlassenschaften von Sauen gelangt ist theoretisch gegeben. Selber bekannt sind mir nur Fälle, wo Hunde im Zuge ihrer Berufsausübung direkten Kontakt zu infizierten Sauen hatten. Aber ich persönlich möchte meine Hunde nicht an Wildschweinsuhlen, Freßstellen (Kot) wissen.

So, soviel zur Sonntäglichen Virologie. Am Dienstag schreiben wir einen kleinen Test, ob Ihr das auch alle artig gelernt habt. happy_02

LG
Eddi

Uschi

Re: “Aujeszky’sche Krankheit”.

Beitrag von Uschi » So 16. Jan 2011, 22:27

Hallo,

hier gibts massenhaft aufgewühlte Wiesen. Es wäre wohl besser, die zu meiden? Aber die sind überall. Es vergeht nicht ein Spaziergang, auf dem ich nicht an solchen zerwühlten Wiesen vorbeikomme. Auch sind manche Waldwege total aufgewühlt.


Viele Grüße
Uschi

Freddy

Re: “Aujeszky’sche Krankheit”.

Beitrag von Freddy » So 16. Jan 2011, 23:25

Hallo,

ich danke Dir schon mal Eddi, für Deine informativen Ausführungen.

Wirklich beruhigend finde ich sie nicht. Wir haben praktisch täglich "Sichtkonkakt" mit Wildschweinen bzw. deren Verwüstungen. Heute lagen gar Borstenreste und eine abgenagte Wildschweinwirbelsäule mitten auf dem Waldweg. Da wird es mir ganz anders...

LG
Freddy mit Felix

PS: Hoffendlich wird der Test am Dienstag nicht so schwer... ;) happy_02

GabyP
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Re: “Aujeszky’sche Krankheit”.

Beitrag von GabyP » Mo 17. Jan 2011, 00:25

Hallo,

eben in NÖ sind aktuell 3 von 5 Jagdhunden, die an einer Saujagd teilgenommen hatten, an Aujetzki eingegangen, einer davon, obwohl er SOFORT, als klar war, was sein Kollege hat, behandelt wurde - es gibt anscheinend wirklich nichts, was hilft. Einer der toten Hunde soll nur auf der Fährte (mgl. Schweißfährte?) gewesen sein - ich war nicht dabei.

Jedenfalls werden Wildschweine - mindestens hier in Bayern - nicht auf Aujetzki untersucht, und allem Anschein nach könnte die Ansteckung auch außerhalb unmittelbaren Kontakts Hund-Sau geschehen. In NÖ geht man von etwa 3 bis 5 % infizierter Wildschweine aus.

Hier gibt es viele Wildscheine. Ich bin deswegen sowieso immer in Sorge - nein, nicht immer, nur wenn der Mais so hoch steht, daß man nichts mehr sieht, aber hört ... Für mich kommt die Sorge wegen Aujetzki noch dazu.

Ein Arbeitskollege ist erfahrener Jäger - er sorgt sich auch um seinen insoweit berufstätigen Hund.

Viele Grüße

Freddy

Re: “Aujeszky’sche Krankheit”.

Beitrag von Freddy » Mo 17. Jan 2011, 18:57

Hallo,

das Problem für mich ist, das ich das Infektionsrisiko für uns überhaupt nicht einschätzen kann.

Klar vermeidet man (rohes) Schweine- und Wildschweinfleisch. Ich würde wenn möglich, auch Suhlen oder umgefplügten Wiesen aus dem Wege gehen. Aber wie soll ich vermeiden, das Felix mal an einer Saufährte schnuppert? Wie hoch ist da das Risiko? Soll ich ihn etwa nur noch in bestimmten Gebieten und ständig an der Leine ausführen? Hmm...

Wie ist es eigentlich mit Füchsen, Wölfen usw. in freier Wildbahn? Sind sie ebenso wie unsere Hunde durch das Virus gefährdet? Eigentlich sind Wildtiere ja noch viel mehr von der Ansteckung bedroht. Infizieren sich auch diese Tiere öfters und sterben?

LG
Freddy

grizzly

Re: “Aujeszky’sche Krankheit”.

Beitrag von grizzly » Mo 17. Jan 2011, 21:17

Hallo Freddy!

Hab heute mal so einiges darüber gelesen. In den diversen Foren herrscht Besorgnis. Überhaupt - verständlicher Weise - unter den Jägern. Ich kenne auch einen Berufsjäger von NÖ. Soviel ich weiß sind auch Wolf, Fuchs, Mader ... gefährdet. Eben alle Säugetiere. Einhufer sind nicht (oder fast nicht?) gefährdet.
Besonders schlimm ist es sicher für die Jagdhunde - da wird derzeit sehr viel Aufklärungsarbeit geleistet. Der Hund sollte keinen/sofern es möglich ist/ Kontakt mit dem Schwein haben. Die Innereien kommen in einen Container. Handschuhe, Stiefel u. Gerätschaften, die mit dem Schwein und oder mit Blut ... in Verbindung gekommen sind, müssen auch von den Hunden ferngehalten werden. Manche finden das ganze etwas übertrieben, andere verzichten auf die Nachsuche mit dem Hund. Was aber auf die Dauer für Berufsjäger sicher auch problematisch ist.
Ich denke, dass es gut ist wenn man darüber Bescheid weiß. So passt man einfach mehr auf. Aber ich denke, dass für alle, die keine Jäger sind und keine wildernden Hunde haben, das Risiko trotzdem nicht so enorm ist.
Gute Nacht
Regina

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