Nachlassende SD-Funktion beim alten Hund

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Rover

Nachlassende SD-Funktion beim alten Hund

Beitrag von Rover » Fr 29. Apr 2011, 16:32

Hallo zusammen,

eigentlich wollte ich dieses Thema erst nächste Woche einstellen. Da die Rede darauf jetzt aber in Kirstens Thread betreffs Meikos Röcheln schon drauf gekommen ist, mache ich es jetzt doch schon.

Wir haben ja schon reichlich Schilddrüsenthemen hier. Ich denke aber, die Unterfunktion im Sinne von nachlassender Funktion im Alter ist doch nochmal was anderes.

Und so sind wir dazu gekommen: Ich habe von Rover ein Blutbild machen lassen - ohne Anlass, einfach so, weil das letzte schon 1 1/2 Jahre zurücklag und er ja nicht mehr der jüngste ist. Also einfach, um zu sehen, ob alles im grünen Bereich ist. Und das ist es - bis auf die Schilddrüsenwerte.
Ich war erstmal total verblüfft, damit hätte ich nun als allerletztes gerechnet, denn was ich so an Symptomen dazu hier gelesen habe, trifft m.E. alles nicht zu.
Rover zeigt weder Ängstlichkeit, noch Schreckhaftigkeit, keine Agressionen (außer gegen seinen Lieblingsleonberger - aber die haben Tradition :dog_wacko ), er hat weder zu- noch abgenommen, sein Fell ist unverändert gut, er hat keine Heißhungerattacken (jedenfalls keine, die über den üblichen, permanenten Heißhunger hinausgehen :dog_biggrin ) und auch sonst nichts auffälliges.
Das Einzige, wie ich schon im anderen Thread erwähnt habe, ist, dass er ruhiger geworden ist. Das zieht sich aber so etwa schon zwei Jahre hin - ist jetzt schwer zu schätzen, da es ja nicht plötzlich aufgetreten ist, sondern schleichend. Dabei ist er nicht durchweg ruhig, er kann von einem Moment auf den anderen total am Rad drehen, oder rennen wie ein Irrer - aber er bummelt eben auch öfters am hintersten Ende der Leine widerwillig hinter uns her. Das haben wir bisher immer auf den Terrierbock ("nö, DA will ich nicht lang!") geschoben.

Jetzt gibt es mir doch zu denken, was ich gelesen habe - speziell der Hinweis von Gaby, dass sich die SDU oft in nachlassender Aktivität mit Aktivitätsschüben zeigt. Das trifft das Bild ganz gut.
Wir gehen am Montag zu einer zweiten Blutabnahme, und ich bin gespannt, wie die Werte dann sind.

Ich habe ja drüben schon geschrieben
Jedenfalls schlug unsere Tierärztin vor, nicht gleich Schilddrüsentabletten zu geben, sondern die SD "anzustoßen" durch die Gabe von verschiedenen Mittelchen: Spirulina, Braunalge und Selen. Damit hätte sie gute Erfahrungen bei nachlassender SD-Funktion gemacht.
und wüsste gerne mal, ob jemand von Euch in dieser Richtung schon Erfahrungen gemacht hat. Eigentlich klingt es logisch für mich, was sie sagte, und ich finde es auch immer gut, nicht gleich mit der großen chemischen Keule zu winken (ist jetzt nicht abwertend gemeint). Aber ist es wirklich sinnvoll?

In der Hoffnung, dass jemand (Eddi?) mit diesen Werten was anfangen kann, schreibe ich mal, wie sie beim ersten Test waren:

TSH 1,10 (0,04-0,59)
T4 12 (8 -41)
Quotient 11,0 (>11,5)

Für mich als Laien sieht das so aus, als wäre das nicht allzuweit aus der Toleranz, aber das muss ja nichts sagen, wie es scheint (habe mich tapfer durch alle Schilddrüsenthemen hier gelesen, viel gelernt, aber nicht alles verstanden). Ich werde die neuen Werte, wenn ich sie habe, auch schreiben.

Mann, ich hätte früher nie gedacht, mit was man sich so alles beschäftigt!

Viele Grüße, Kerstin
und Oldie Rover

Eddi

Re: Nachlassende SD-Funktion beim alten Hund

Beitrag von Eddi » Sa 30. Apr 2011, 00:16

Hallo Kerstin,

"Altersschilddrüse" ist ein ganz anderes Thema, als bei jungen Hunden.
Ich hab dort ja schon geschrieben, daß sich die Labormäuse damit eh schwer tun eine primäre Unterfunktion anzunehmen und lieber die Ursachen woanders suchen. Suchen lassen, besser gesagt, denn die brauchen ja bloß die Blutproben ins Gerät zu stopfen und der Praktiker, der endokrinologisch eh weder Ahnung noch Bock hat, darf sich dann überlegen, was er dem Besitzer nun erzählt und wie der Hund behandelt wird.

Durch die nachlassende Funktion wird eben alles quasi runter gefahren, auch die Aktivität, die Motivation. Echte Symptome, wie bei jugendlicher Unterfunktion (wir nehmen jetzt einfach mal an, daß es sie doch gibt) finden wir nicht. Eine Substitution klappt hier auch viel einfacher, weil die SChwankungen, sowohl der Werte und auch der Stimmungen gar nicht mehr so stark ausfallen. Zudem kommen die alten Hunde auch mit einer deutlich geringeren Dosis aus.
Ich finde die Vorgehensweise Deiner TÄ ganz gut, obwohl ich selbst nicht sehr überzeugt bin, daß sich die schlappe Schilddrüse noch mal so richtig wild aufraffen mag. Aber ich empfehle ja auch immer wieder, die Funktion nicht anhand einer einzelnen Momentaufnahme zu beurteilen, sondern über einen längeren Zeitraum zu beobachten. So findet man bei der altersbedingten Unterfunktion auch den geeigneten Zeitpunkt zur Substitution.

Mit Deinen Werten kann ich nicht so viel angangen, da wären zumindest die Einheitzen noch wichtig. Aber was man erkennt, ist eigentlich klassisch: T4 ist zwar noch im Referenzbereich, wenn auch weit unten ber TSH ist erhöht. Wenn das stimulierende Hormon erhöht wird, zeigt das, daß der Körper die SChilddrüse aktivieren will aber anscheinend reagiert sie darauf nur unzureichend. Ich würde hier auch noch nicht substituieren, sondern wiederholte Ergebnisse abwarten. Und ich würde das fT4 checken.
Selengabe ohne vorher den Serumwert zu überprüfen halte ich für riskant, eine Überdosierung ist nicht ungefährlich. Algenpräparate mit dem hohen Jodanteil sind auch mit Vorsicht einzusetzen. gegen eine KUr über 2, 3 Wochen spricht sicher nichts. Was es noch gibt, sind homöopathische Präparate. Mit den "echten" kenne ich mich da nicht aus, aber ich habe mit diversen Komplexmittelchen gute Erfahrungen. Fa. Heel hat ein breitgefächertes Sortiment. Zusätzlich stehe ich auf deren Coenzyme comp., das stößt viele Stoffwechselvorgänge im Körper an. Wer sich dafür interessiert, bekommt gute Beratung und für TÄs haben die auch immer einen Kollegen parat, der Behandlungsvorschläge machen kann.

Grundsätzlich ist die altersbedingte Unterfunktion nichts, worüber man sich ernste Sorgen machen muß. "Bloß" ein paar Gedanken und wenn dann nötig finden Hunde die LeWu-gaben sowieso klassse. Erhöhen auf jeden Fall die Aktivität, mjammjam, da springen sie im Tiefschlaf vor den Kühlschrank. Vermutlich genügt die LeWu allein, ohne T4-Pille, quasi als Placebo :dog_laugh

LG
Eddi

Rover

Re: Nachlassende SD-Funktion beim alten Hund

Beitrag von Rover » So 1. Mai 2011, 09:53

Hallo Eddi,

vielen Dank.
Das mit den LeWu-Placebos klappt natürlich immer hervorragend! :dog_biggrin

Leider hält die Placebo-Wirkung nicht lange an... es sei denn, man hat sie unterwegs dabei. Das fangen wir besser gar nicht erst an, wir haben schon genug seltsame Angewohnheiten etabliert :dog_blink .

Ich schätze, ich muss mich hüten vor der Vorstellung, dass Rover - schwupps! - sich wieder wie ein Jungspund beträgt, wenn die SD besser funktioniert. Leider wird er ja nicht wirklich wieder jünger.
Insgesamt sind wir aber doch ganz zufrieden mit der Fitness und Aktivität unseres Oldies.

Viele Grüße,
Kerstin

Rover

Re: Nachlassende SD-Funktion beim alten Hund

Beitrag von Rover » Fr 20. Mai 2011, 16:09

Hallo,

also, hier kommen - mit etwas Verspätung - die Werte unserer zweiten Untersuchung:

cT4 14 nmol/l (8-41)
cTSH 1,30 µg/l (0,04-0,59)
cT4/cTSH-Quotient 10,5 (größer 11,5)

So, diesmal auch mit Einheiten!
Der Wert ist also beim zweiten Mal noch schlechter. Jetzt bekommt Rover Spirulina (2x täglich eine Kapsel, sollen wir nach 3 Wochen auf 3x1 steigern - Inhalt: pro 8 Kapseln 3200mg Spirulina, davon 42 mg Chlorophyll :dog_wink ) und nun werden wir sehen, ob es etwas bringt.
Wenn dann der Wert immer noch schlecht ist, wäre ich als Laie eigentlich dafür, "richtige" Schilddrüsentabletten zu geben. So sind wir mit der Tierärztin auch verblieben.

Irgend eine sichtbare Änderung, seit er die Kapseln nimmt, sehen wir nicht. Ist auch trotz Chlorophyll noch nicht grün happy_02

Viele Grüße,
Kerstin

Eddi

Re: Nachlassende SD-Funktion beim alten Hund

Beitrag von Eddi » Fr 20. Mai 2011, 18:00

Hallo Kerstin,

ja, grün werden die zuerst in den Ohren, also immer schön rein gucken.... :dog_laugh

Also der angestiegene TSH-Wert sagt ja eindeutig, daß der Körper die Schildkröte mächtig anschiebt, aber es kommt doch eher wenig bis nix als Antwort. Was spricht denn das fT4 ?
Auf das Spirulina hoffe ich nun nicht wirklich, ich bin auch kein Freund von langer Gabe jodhaltiger Produkte, denn iA handelt es sich ja nicht um Jodmangel bei der Unterfunktion.
Ich würde bereits jetzt substituieren, falls das fT4 ebenfalls so weit im unteren Bereich bzw möglicherweise sogar darunter liegt. Du hattest ja schon geschrieben, daß Rover eigentlich fit ist, von der Hypothyreose nun nichts zu merken sei. Aber auch, daß er in den letzten 2 Jahren ruhiger geworden wäre. Nun ist halt immer die Frage, wie fit erwartet man den Hund? Ich persönlich würde bei 10 Jahren durchaus Leistungen von einigen Std tägl laufen erwarten,. ohne daß es dem Hund viel ausmacht, ja daß er auch so viel Bewegung verlangt. Aber ich habe halt immer Hunde, die viel laufen wollen/müssen/es nicht anders kennen. Dennoch finde ich, mit 10 sollte er noch nicht "alt und ruhig" wirken. Ich glaub mit 2 Leberwurst-Bällchen ( :dog_wink ) am Tag wird er wieder munterer werden.

Diese T4-Werte würden mich bei einem trainierten, sonst aktiven Hund auch überhaupt nicht beunruhigen, aber TSH wäre dann auch nicht erhöht. Und grundsätzlich bin ich auch nicht gleich dabei mit Thyroxin, aber Rover wird wohl nicht umhin kommen.

LG
Eddi

Rover

Re: Nachlassende SD-Funktion beim alten Hund

Beitrag von Rover » So 22. Mai 2011, 09:40

Hallo Eddi,

danke für Deine Hinweise.
Ich denke auch in die Richtung. Wie es für mich aussieht, wurde fT4 nicht geprüft. Frag mich nicht, warum. Das habe ich beim letzten Tierarztbesuch vergessen, zu fragen. (wie sollte dieser Wert denn aussehen? bzw. wie wäre er bei Unterfunktion zu erwarten?)

Ich tendiere auch in Richtung Thyroxin, und soweit ich mich belesen/umgehört habe, ist das ja auch nicht schädlich im Sinne von nebenwirkungsbehaftet - schon gar nicht bei einem Oldie wie Rover.

Er läuft noch mehrere Stunden am Tag - hat er gestern erst wieder bewiesen (von 9 bis 17 Uhr mit zwei 1 1/2-Stunden-Pausen) - und ist das ja auch gewöhnt. Aber die ganz große Lauffreude ist doch raus.
Vielleicht bringt das Thyroxin ja was - das wäre toll.

Schönen Sonntag noch,

Kerstin

Eddi

Re: Nachlassende SD-Funktion beim alten Hund

Beitrag von Eddi » So 22. Mai 2011, 11:15

Hallo Kerstin,

ja, wenn die Schilddrüse die Ursache für ein zunehmendes Phlegma ist, so wird das durch Substitution besser.
fT4 kann man vielleicht noch nachfordern, die meisten Labors heben die BPs ein, zwei Wochen auf, falls noch was einfällt oder kontrolliert werden muß.
Wirklich nötig ist es nicht unbedingt, aber es zeigt halt an, wieviel Thyroxin quasi verfügbar ist. Wie hoch? Naja, immer fein im Referenzbereich. Weichen T4 u fT4 in stark unterschiedlicher Weise vom Normalwert ab, so schließt der Endokrinologe auf weitere Probleme, aber ich ruf dann immer im Labor an und laß mir das fein säuberlich von einem solchen erklären, vergesse es brav bis zum nächsten seltenen Fall und hab dann wieder ein nettes Gespräch... :dog_wink Für irgendwas müssen die schließlcih ihre teuren Fortbildungen gemacht haben, gell.

Inwieweit Thyroxin in Überdosis auch beim Hund in Überdosis die Insulinresistenz fördern kann, wie das wohl beim Menschen der Fall ist, weiß ich nicht; ob es dazu bereits überhaupt Forschungen gibt auch nicht. Jedenfalls halte ich das angewandte Vorgehen, mehrfacher Bestimmung und nur bei klinischer Problematik Substitution für angemessen und habe so noch nie langfrisitge und schlimme Nebenwirkungen erlebt.

LG
Eddi

Rover

Re: Nachlassende SD-Funktion beim alten Hund

Beitrag von Rover » Mo 5. Sep 2011, 17:28

Hallo Zusammen,

ich hab mal dieses Thema wieder hochgekramt, denn ich wollte schon vor einer ganzen Weile berichten, wie die Spirulinagabe gewirkt hat.

cT4: 11 nmol/l (8-41)
cTSH: 0,87 µg/l (0,04-0,59)
cT4/cTSH-Quotient: 13,0 (größer 11,5)

Die Werte haben sich sichtlich verbessert; deswegen ist auch (einstweilen) keine Rede mehr von Schilddrüsenmedikamenten.
Ich hätte nicht gedacht, dass so ein deutlich sichtbares Ergebnis zu erzielen ist. Unsere Tierärztin war auch sehr angetan von dem Erfolg.

Viele Grüße, Kerstin

Xantha

Re: Nachlassende SD-Funktion beim alten Hund

Beitrag von Xantha » Mo 5. Sep 2011, 17:38

Das ist ja prima Kerstin, und hast Du denn auch den Eindruck, dass Rover wieder etwas fideler ist?

Rover

Re: Nachlassende SD-Funktion beim alten Hund

Beitrag von Rover » Di 6. Sep 2011, 14:27

Ja, irgendwie schon.
Das kann aber auch an seinem persönlichen Jungbrunnen Molly liegen :dog_laugh .

Gerade sind wir drei eine große Runde mehr gerannt (ich) als gelaufen, das macht richtig Spaß.
Wenn er (Rover) allerdings nicht will, dann will er nicht. Starrsinniger alter Knacker!

Viele Grüße, Kerstin

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