Schilddrüsenunterfunktion

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Michèle
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Schilddrüsenunterfunktion

Beitrag von Michèle » So 18. Jan 2015, 12:52

Hallo liebe AT-Leute :)

Zunächst einmal ein frohes, neues Jahr 2015. Das neue Jahr bringt für Maddox und mich neue Erkenntnisse, an denen ich Euch gerne teilhaben lassen möchte. Vielleicht hilft es dem ein oder anderen Hund und seinem Halter.

Im Oktober 2013 habe die Leidensgeschichte von Maddox recht umfassend in diesem Thread beschrieben: viewtopic.php?f=14&t=19273&start=100 (Seite 11). Es gab in 2013 / 2014 zunächst feine Verbesserungen durch konsequentes Trimmen und einer erneuten Modifizierung des Rohfutters. Im März 2014 wurde Maddox gebissen und hatte einen 3,5 cm messenden Bisskanal an der Brust, der sehr schlecht abheilte. Zu der Zeit verbuchte ich ein weiteres Nachlassen der Power im Training. Er arbeitete mit, aber der Biss im Schutzdienst wurde "weicher". Es reichte zwar immer noch, aber so wirklich toll fand ich es nicht. Ich schob es aufs Wetter, schließlich war ich auch nicht immer bestens drauf. Wenige Wochen nachdem die Wunde endlich abgeheilt war, trat er in ein Loch und es war Schonzeit mit Leinenknast angesagt. Ich habe Maddox sehr stark runter gefahren damit er sich ruhig hält, was er auch tat. Allerdings - irgendwie anders als sonst forderte er nur wenig Training ein oder zum Spiel auf.

Das Hautdrama hatte sich insoweit verbessert, dass keine Hot Spots mehr auftraten. Eine Stelle am Unterlid wies eine hellere Pigmentierung auf, ebenso eine größer Stelle an der Oberseite der Nase. Desweiteren hatten immer mehr Krallen jeweils einen weißen Streifen im Horn. Merkwürdig. Der TA hatte keine Idee. An einer Lefze wurde das Pigment auch immer weniger, sie wurde richtig rosa. Komisch. Aber auch dafür gab es keine Erklärung und es war auch sonst nichts, was anders gewesen wäre als sonst. Er müffelte in Intervallen mal mehr, mal weniger. Er hatte mal mehr, mal weniger Schuppen. Manchmal Juckreiz im Hals-, Achsel- und Bauchbereich. Insbesondere in den Achseln dunkel pigmentierte Haut, aber nicht verdickt. Unter Stress einmal ganz deutlich sofort Geruchsbildung und Tendenz zum Durchfall. Ich schob es auf einen dummen Zufall.

Nachdem die Sehne wieder besser war, ganz langsam ins Training genommen. Konditionsabfall. Immer wieder eine leicht blaue Zunge. Das Herz aber in Ordnung. Komisch. Schlechtere Ansprechbarkeit im Training, teilweise hatte ich das Gefühl er klinkt sich innerlich aus. Er machte aber nie den Eindruck, dass er nicht will sondern dass er nicht kann. Jetzt kamen auch noch Gangveränderungen hinzu. "Klemmige" Muskulatur und diffuse Lahmheiten in der Hinterhand. Ab und wann wieder ein doofes, juckendes Zwischenzehenekzem. Es waren überhaupt keine Zusammenhänge für mich erkennbar. Suchleistung eingeschränkt, auch hier Konditionsverminderung. Ich schob es auf den langen Leinenknast. Irgendwie wirkte er traurig, ließ sich aber immer ansprechen und motvieren. Seltsam. Der TA hatte auch nicht wirklich eine Idee und ich hatte ja auch nichts "vorzuweisen". Ich kam mir langsam so vor als würde ich meinen Hund krank denken.

Ich dachte über den Besuch bei einem auf Dermatologie spezialisierten TA nach, wenn die Symptome wieder mit voller Wucht auftauchen sollten. Im Herbst nach längerer Pause wieder ein Zwischenzehenekzem. Für mich stand fest, das kann keine Pollenallergie oder ähnliches sein. Auf Lamm und Reis umgestellt. Das Ekzem heilte ab, aber immer wieder in Wellen der müffelnde Hund. Heiligabend wieder eine Streßsituation und prompt wurde der Mief wieder stärker. Mittlerweile stand der Verdacht, dass es sich um Pemphigus oder Lupus erythematosus handeln könnte. Au weia, eins stand für mich fest: Ich lasse keine Biopsie aus der Nase machen!!!

Erster Schritt: Blutbild mit Barfprofil und auf Wunsch T4 für die Schilddrüse sowie Borreliose (diffuse Lahmheit, Konditionsverlust) und auf Anraten des TA noch Anaplasmose. Die Warterei auf Ergebnisse machte mich Wahnsinnig. Mittwochs: T4 erniedrigt, alle anderen Werte super. Daraufhin Nachforderung von T3, fT4 und TSH. Freitag ein Aufatmen. Keine Borreliose oder Anaplasmose. Was aufgrund der guten anderen Werte auch gar nicht sein konnte. Dienstags drauf dann die Gewissheit. fT4 auch erniedrigt. T4 liegt bei 1,1 der Referenzwert bei 1,3 - 4,5. T3 bei 73,6, der Referenzwert bei 20 - 206. fT4 liegt bei 5,7, Referenzwert bei 7,7 - 47,6.

Irgendwie hatte ich schon 2013 das Gefühl, dass es die SD sein könnte. Da aber die Hautstanzen nichts ungewöhnliches aufwiesen und mir der TA glaubhaft versicherte, dass es dann auch nicht die SD sein könnte, habe ich mich darauf verlassen. Ich kam auch immer wieder von SD selber ab, die denn die vielfach geschilderten Verhaltensauffälligkeiten waren bei Maddox nicht vorhanden. Er ist immer schon ein durchsetzungsstarker Hund gewesen, der häufiger nachfragte, aber machte in allen Aktionen, wo er knurrte oder die Zähne fletschte einen ganz sauberen Eindruck und es war nie unangemessenes Verhalten. Ängstlich war er auch nie, außer einer erhöhten Geräuschempfindlichkeit und leichtem Zusammenzucken als der Kastrationschip aktiv war.

Zudem hatte ich bei SDU häufig das Gefühl, dass unfähige Besitzer händeringend nach einer Diagnose hinsichtlich SDU suchten, damit sie sich ihre eigene Unfähigkeit nicht eingestehen mussten. Es wirkte ähnlich auf mich, wie die oft empfohlene Kastration, wenn der Hund "verhaltensauffällig" oder nicht ganz so leichtführig ist, wie man sich das dachte. Ich will damit niemandem unterstellen, dass sein verhaltensauffälliger Hund keine SDU hat. Beileibe nicht. Ich bekomme jedoch immer wieder mit, dass selbst bei allen Werten im oberen Referenzbereich gerne medikamentös gewerkelt werden mag, weil es der Hund nicht "tut". Ich möchte aber auch nicht pauschal sagen, wenn alle Werte im unteren Referenzbereich liegen, dass keine SDU vorliegen könnte. Schilddrüsengeschichten sind bei uns Menschen schon schwierig. Nicht umsonst gibt es Endokrinologen, die sich auf dieses faszinierende Organ spezialisiert haben. Wieviel schwieriger ist es also bei Hunden, die da auch etwas anders "funktionieren" als wir. Man sollte halt genau abwägen und überlegen, denn SDU ist genauso wenig ein Allheilmittel bei Verhaltensauffälligkeiten wie die Kastration. Aber SDU gibt es auch bei unauffälligem Verhalten, wie Maddox zeigt.

Seit Donnerstag gibt es Medis und ich bin nach dieser kurzen Zeit einfach nur verblüfft!!!! Konditionell ist Maddox nun wahrlich kein Kracher nachdem wir soooo wenig gemacht haben, aber er will von sich aus viel mehr trainieren. Er wirkt lustiger und bringt auch mal wieder sein Tau an und nervt rum :D Er wirkt insgesamt wacher und ist DEUTLICH besser ansprechbar als vorher. Heute konnte ich einen wunderschön elastischen Gang genießen. Noch ein ganz winziges, kaum wahrnehmbares "tickern", weil eine Hinterpfote letzte Woche wieder leicht mit Ekzem geplagt war. Ich bekomme meinen Hund zurück, den ich so vermisst habe und wo ich so oft dachte, dass ich einen Knall habe und ihn krank rede bzw. denke.

Wie sich das mit der Haut verbessert und was sich dort alles ändert bleibt abzuwarten, denn es ist ein längerer Prozess. Aber das macht nun auch nichts mehr, wir sind ja auf dem richtigen Weg :herz

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Gerlinde & Gundi
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Re: Schilddrüsenunterfunktion

Beitrag von Gerlinde & Gundi » So 18. Jan 2015, 15:21

Vielen Dank für den ausführlichen Bericht und ich wünsche euch viel Glück, dass bald wieder alles im sogenannten grünen Bereich liegt :)

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Dhani
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Re: Schilddrüsenunterfunktion

Beitrag von Dhani » So 18. Jan 2015, 16:14

Viel Glück. Manchmal braucht es eine Weile, bis man die richtige Dosierung gefunden hat.

In unserem Tagebuch hatte ich auch berichtet, daß die Schilddrüse bei Dhani plötzlich eine Unterfunktion hatte. Es gibt für Hunde ein gutes Forum, Blog etc. die nur über die Schilddrüse berichten. Dort habe ich mich lange eingelesen.

Viele Tierärzte testen nicht alle Werte und nur einer sagt eben nicht aus, ist es die Schilddrüse oder nicht. Genau wie beim Menschen. Die Referzenwerte wurden auch erst später nach unten korregiert.

Für mich steht fest, sollte ich wieder einen Hund haben, werde ich mit 1 1/2 Jahren testen lassen, weil dann die ersten Probleme auftreten wie auch später im Alter.

LGr. Conny

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Susan
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Re: Schilddrüsenunterfunktion

Beitrag von Susan » Mo 19. Jan 2015, 22:24

Du glaubst ja nicht, wie sehr mich das nun freut!!!! Meine Daumen bleiben gedrückt, dass es das jetzt war und er gut eingestellt den Rest seines Lebens der Alte sein kann!
:dog_biggrin Susan
Was man im Herzen trägt, kann man durch den Tod nicht verlieren. Meine geliebten Hunde!

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Anja1402
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Re: Schilddrüsenunterfunktion

Beitrag von Anja1402 » Di 20. Jan 2015, 16:33

Oh Mann, da habt ihr ja einiges hinter euch... freut mich, dass du nun endlich die Ursache gefunden hast und vor allem, dass die Medikamente so schnell anschlagen! Es ist nicht schön, wenn man sieht, wie der eigene Hund sich verändert und seine Lebenslust verliert, und man quasi nichts tun kann, weil man nicht weiß, woran es liegt. Aber jetzt geht es ja wieder bergauf, Maddox kann und will wieder fleißig trainieren und toben und dann kommt auch die Kondition von ganz alleine zurück :dogs_run
Weiterhin alles Gute !
Nach manchen Gesprächen mit Menschen hat man den Wunsch, einen Hund zu streicheln, einem Affen zuzulächeln und vor einem Elefanten den Hut zu ziehen!
Maxim Gorki

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Michèle
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Re: Schilddrüsenunterfunktion

Beitrag von Michèle » Mi 21. Jan 2015, 20:46

Ich freue mich immer noch, dass es "nur" die SD ist. Das kann man glücklicherweise behandeln, alles andere was im Raume stand war wirklich gruselig.

Ganz niedlich: Morgens hüpft er wieder durchs Feld, zerrt an alten Maisstengeln rum, rupft sie raus und galoppiert davon. Das hatten wir soooo lange nicht mehr und da merke ich, wie gut es ihm schon geht.

Der Muff wird auch schon weniger. Ich kann es gar nicht glauben. Und der Kotabsatz ist ebenfalls besser. Er war zwar gut, aber häufiger mal etwas matschiger im letzten Stück. Nun sind die Häufchen bis zum Schluss fest. Auch sehr interessant: Er ist ein sehr, sehr guter Esser. Die Erwartungshaltung war streckenweise so gigantisch, dass er als gut 1jähriger Hund kaum an sich halten konnte. Er hüpfte total aufgeregt rum und war letztlich nur durch Gehorsam (Platz) davon abzuhalten sich durch diese Aufgeregtheit zu verletzen. In der letzten Zeit hat er im Platz manches Mal sogar gewufft, obwohl er sonst kein Beller ist. Jetzt liegt er völlig gechillt auf der Seite im Flur, er hüpft und wufft nicht und nu braucht es kurioserweise auch kein Platz mehr. Der Appetit ist dennoch ungebrochen, zum Glück. Ich bin wirklich gespannt, was hier noch anders wird. Dennoch habe ich nicht das Gefühl, dass mir jemand den Hund ausgetauscht hat, was ich die letzten 2-3 Jahre häufiger hatte. Ich bin gespannt, was ich weiterhin zu berichten habe und welche Überraschungen noch auf uns warten.

Am schönsten wäre es, wenn er sich bis Sommer rundum wohl in seiner Haut fühlt und endlich wieder so oft im Bach rumhüpfen darf, wie er Lust hat. Denn das ist mir schon schwer gefallen seine Wasserkapriolen einzuschränken, nur damit die Haut nicht zu sehr strapaziert wird.

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Empisandrea
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Re: Schilddrüsenunterfunktion

Beitrag von Empisandrea » Do 22. Jan 2015, 06:20

Hallo Michéle,
das hört sich sooooo schön an. Ich freue mich sehr für Euch, dass ihr endlich auf dem richtigen Weg seid. Weiterhin viel Glück.
LG Andrea
Freundschaft heißt, was Dich und mich in Freud und Leid verbindet,
und immer enger wird dies Band, je mehr die Zeit entschwindet.

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Re: Schilddrüsenunterfunktion

Beitrag von Ulan » Do 22. Jan 2015, 08:31

Da kann ich mich Andreas Wünschen nur anschließen.
Als Gilmore es an den SD hatte und es erkannt wurde, hatten wir auch gleich wieder einen anderen Hund
alles Liebe

Edgar
Ein Leben ohne Hund ist ruhiger,sauberer,
und viel langweiliger

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