Jagd und Hetztrieb?

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Uschi

Re: Jagd und Hetztrieb?

Beitrag von Uschi » Sa 25. Jun 2011, 12:27

Hallo Waltraud,

ich glaube, Du hast Bine falsch verstanden.


Sie will helfen, sie hat ja auch viel Erfahrung mit Hunden.



Liebe Grüße
Uschi

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Eddis
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Re: Jagd und Hetztrieb?

Beitrag von Eddis » Sa 25. Jun 2011, 22:34

pio2 hat geschrieben:
Das würde ich mir gerne mal in der Praxis ansehen : Dein Hund 30 – 50 Meter vor Dir, ein Reh springt direkt vor ihm aus dem Busch und er wartet auf dein Startsignal. Vielleicht hat dann der Boxer in Eddi`s Beitrag ja auch auf ein Startsignal gewartet?
Und wie willst Du diese Situation üben.

V.G:
Günter & Winston
Hallo Günter, uns ist genau diese Situation geschehen. Welsh Benni war vielleicht 20m hinter mir und neben uns sprang das Reh. Es sah mich, weil ich größer bin und wollte ausweichen. Dabei übersah es den Hund. Benni kannte das sofortige Platz! Er lag und das Reh sprang über ihn hinweg, verschwand auf der anderen Wegseite im Wald. Unglaublich, Benni hatte jedoch nicht den Jagdtrieb von Eddi. Der würde nicht liegen bleiben. (können)

Doch ich zweifle nicht daran, daß er es eines Tages gelernt hat sich zu beherrschen.

Ich versuche zum günstigsten Zeitpunkt zu üben. Z.B. wenn eine Katze unseren Weg kreuzt und Eddi an der Flex ist. Oder wenn er ein Reh flüchten sieht und an der Flex ist. Also in heiklen Momenten, nicht bei uns im Hof. Dort klappt das.
Lieber Gruß Simona mit Sir Eddi

Christine

Re: Jagd und Hetztrieb?

Beitrag von Christine » So 26. Jun 2011, 11:26

Hallo Anette,
Du hast vollkommen Recht, dass man Hunden auch "hundsein" zugestehen muß und mit manchen "Mankos" einfach entsprechend umgehen muß, unsere Hunde sind schließlich keine Roboter. Aber den Hund in wildreichen Gebieten einfach an die Leine zu nehmen ist leider nicht so einfach, wenn man in einer wildreichen Gegend lebt. Bei uns gibt es ÜBERALL Wild. Wir kommen uns manchmal vor wie im Wildpark, leider fehlen die Zäune (Wild hinter Zäunen interessiert überhaupt nicht!!) Wir müssen beim Gassi immer 100% beim Hund sein und scannen ununterbrochen die Gegend nach Wild ab, um rechtzeitig reagieren zu können. Hört sich stressig an, aber man gewöhnt sich daran und entwickelt auch ganz automatisch ein Auge für's Wild.

Ich teile Uschis Meinung, dass Sabine wirklich nur helfen will. Ganz sicher gibt es aber auch Hunde, die ein bisher herrlich funktionierendes Erziehungskonzept komplett aus den Angeln heben. Auch Eddi hatte ja bereits geschrieben, dass sie der Meinung war, durch ihre Erziehung das Jagdverhalten immer prima im Griff gehabt zu haben, bis Zirbel kam. Wenn wir einen nicht jagenden AT hätten, dann wären wir auch überzeugt, dass wir das durch unsere Erziehung so hin bekommen hätten und ganz sicher hätten wir damit auch Recht, da das Jagdverhalten erziehungstechnisch zu beeinflussen ist (was bei uns allerdings reines Anfängerglück gewesen wäre :dog_nowink ) ,.... bis man dann auf einen Hund trifft, der einem das Gegenteil beweist. Es stimmt, dass das Abbruchsignal nicht gut genug sitzt, wenn der Hund losdüst. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es Hunde gibt, die auf ein 100%ig sitzende Abbruchsignal nicht pfeifen, wenn da verlockend ein Reh davon hüpft. Und wie will ich das auch üben? Campino weiß, wenn er an der Schleppleine hängt, da brauchen wir das Abrruchsignal erst gar nicht. Also bleibt nur der Hardcoretest und wenn er dann jagen geht, haben wir wieder diesen vermaledeiten Selbstbelohnungseffekt. Bleibt die Frage, ob wir nicht bei seinem ersten Jagdausflug den Fehler gemacht hatten, dass wir diesen zu spät erkannt haben. Er schnüffelte sich von der Wiese in den Waldrand, fand eine Spur und hat dabei ein Reh aufgestöbert. Wir waren zu unerfahren oder einfach nur zu blöd, den Vorgang zu Beginn abzubrechen. War dieser Jagdausflug dann der Grundstein dafür, Abbruchsignale bei Wildkontakt zu ignorieren? Wenn ja, dann wage ich zu sagen, dass Erziehung auch Glücksache ist. Wir sind auch nur Menschen und machen Fehler. Selbst wenn es nicht an der eigenen Blödheit (wie in unserem Fall) liegt, reichen für so einen Vorfall ein paar Sekunden, in denen man abgelenkt war. Da fällt mir gerade auf, dass ich gerade geschrieben hatte, dass wir immer 100% beim Hund sein müssen, aber natürlich sind auch wir mal kurzfristig unaufmerksam, nur muß ja nicht gerade ausgerechnet in diesen Sekunden etwas passieren (Glück gehabt!).
Viele Grüße
Christine, deren Hunde trotzdem herrliche Spaziergänge im Freilauf geniesen dürfen.

Grüße
Christine

Uschi

Re: Jagd und Hetztrieb?

Beitrag von Uschi » So 26. Jun 2011, 11:44

Hallo Christine,
Christine hat geschrieben:War dieser Jagdausflug dann der Grundstein dafür, Abbruchsignale bei Wildkontakt zu ignorieren?
unsere erste AT-Hündin (sie war unser erster Hund überhaupt) war ein Fall, der alles auf den Kopf stellt, was ich seither nun noch gelernt habe.

Sina ging als Teenie ab und zu auf und davon und ich dachte, dass sie ein Hund sein wird, der nie von der Leine gelassen werden kann.

Als Sina ca. 2 Jahre alt war, ließ sie sich abrufen von einem vor ihr herlaufenden Reh, erst ab und zu mal, dann immer öfter und irgendwann interessierte sie sich überhaupt nicht mehr dafür. Nicht mal mehr, wenn vor uns ein Reh über den Weg lief. Es interessierte sie einfach nicht mehr. Sie guckte zwar, aber ich brauchte sie nicht mal festzuhalten.

Sie konnte ihr ganzes Leben immer und überall frei laufen, ohne dass die Gefahr bestanden hätte, dass sie einen Ausflug macht. Ich konnte meine Hand für sie ins Feuer legen in dieser Beziehung.

Sina hatte ein bißchen Ausbildung. Eine Prüfung, die etwas ähnliches wie eine BH war. Ein bißchen Agility. Aber sonst nichts.

Christine hat geschrieben:bis man dann auf einen Hund trifft, der einem das Gegenteil beweist.
Nach Sina kam Wijnta.........................................................



Liebe Grüße
Uschi

pivi

Re: Jagd und Hetztrieb?

Beitrag von pivi » So 26. Jun 2011, 17:09

Hallo zusammen,

möchte euch noch einmal einen neuen Denkanstoß geben, vielleicht auch nur ein wenig Trost oder gar eine hitzige Diskussion, je nach Standpunkt...!
Bei diesem Zitat geht es zwar um ein persönliches Statement zu Zola, was unser Katzenproblem betrifft, stelle es aber hier ein, weil es das Jagdverhalten ebenso einbezieht.
 
Ein Zitat von Prof. Dr. Udo Gansloßer: "...jedoch werden Katzen als auslösende Situation für Jagdverhalten bei Zola wahrscheinlich nicht mehr abzugewöhnen sein. Gerade Jagdverhalten ist, etwa im Gegensatz zu Aggression und innerartlichen Auseinandersetzungen, durch die dabei ablaufenden elektrischen und chemischen Steuerungsprozesse im Gehirn, viel weniger beeinflussbar. Wenn das Verhalten erst einmal eingesetzt hat, gleicht es einer gestarteten Lawine, die kaum mehr zu bremsen ist."

Ich werde zwar Bine's Vorschläge trotzdem versuchen, habe aber schon gemerkt, dass ich Zola in
irgendeiner Weise fixieren müsste, damit sie nicht vor der Haustüre nach Katzen lauert. Da kann
sie mich drinnen noch so schön anschauen, sobald sie auch nur einen Fuß vor die Tür gesetzt hat, geht der Kopf in  Katzensuchstellung. Da muss ich dann schon an ihr rumrupfen, bis sie mich wieder kurzzeitig anschaut...
So stelle ich es mir bei Wijnta vor, wenn sie was in der Nase hat und eigentlich schon ihre eigenen Pläne im Kopf hat. :dog_tongue

LG
Birgit mit Zola, die immer Hundsein darf und wie doll geliebt wird, auch wenn sie mir gerade mal wieder die Schulter .... :dog_wink

Uschi

Re: Jagd und Hetztrieb?

Beitrag von Uschi » So 26. Jun 2011, 20:51

Hallo Birgit,
pivi hat geschrieben:So stelle ich es mir bei Wijnta vor, wenn sie was in der Nase hat und eigentlich schon ihre eigenen Pläne im Kopf hat.
ich "nagle" mich selbst am Erdboden fest. Erst einmal bin ich gefallen wegen den Rehen, da guckte ich grad woanders hin und wurde überrascht, weil die Viecher unvermittelt und von Wijnta nicht vorher angezeigt, aus dem Gebüsch kamen.

Bums, lag ich auch schon auf der Nase. :dog_blush



Liebe Grüße
Uschi

Christine

Re: Jagd und Hetztrieb?

Beitrag von Christine » Mi 29. Jun 2011, 22:33

Hallo Birgit,
das Zitat von U. Gansloser tröstet mich nun gar nicht! Wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, deshalb streiche gedanklich das Gelesene auch ganz schnell wieder. Außerdem glaube ich auch nicht, dass man die "Lawine" nicht gestoppt bekommt. Bei einem Hund mit echtem Jagderfolg, der im warsten Sinne des Wortes Blut geleckt hat, glaube ich auch, dass es fast unmöglich ist, das wieder in Griff zu bekommen. Aber bei Hunden, die bis dahin "nur" die Selbstbelohnung des Hinterherjagens kennen gelernt haben, glaube ich schon, dass man es mit konsequenter und langwieriger Erziehung hinbekommen kann. Vielleicht nicht 100 %ig, aber doch so weit, dass Hund "nur" noch bei Sichtkontakt durchstartet und das lässt schon ziemlich viel Freilauf zu.
Viele Grüße
Christine

Eddi

Re: Jagd und Hetztrieb?

Beitrag von Eddi » Do 30. Jun 2011, 00:27

Hallo,

@Christine
Christine hat geschrieben: Aber bei Hunden, die bis dahin "nur" die Selbstbelohnung des Hinterherjagens kennen gelernt haben, glaube ich schon, dass man es mit konsequenter und langwieriger Erziehung hinbekommen kann. Vielleicht nicht 100 %ig, aber doch so weit, dass Hund "nur" noch bei Sichtkontakt durchstartet und das lässt schon ziemlich viel Freilauf zu.
was sich bei uns zZ bestätigt.
Zirbel stöbert kaum noch, seit dem MT ist das ganz deutlich besser geworden. Und der Abruf hinter Reh klappt zu über 90%, Hase 80%. Hasen pflegen ja gern direkt vor dem Pony hoch und auf den hund zuzuhopsen. Ich weiß nicht, ob die im Saarland irgendeine Spezialrasse sind, aber die kommen mir besonders suizidal vor. Jedenfalls geht Zirbel auch in den 20% kaum weiter als 200, 300 m nach (und toitoitoi schon lange gar nicht mehr).
Da ich vom Pony aus iA früher das Wild erblicke, kann ich somit zu 99% meinen Hund bei Fuß nehmen; ein paar Stellen in Feld u Wald sind so positiv besetzt (bei Zirbel) daß ich sie dort entweder stramm bei Fuß gehen lasse oder vorher mal kurz anleine. Ist ja auch eine gute Übung in allen Gangarten und auf allen Untergründen.

Allerdings denke ich, daß es einen Unterschied macht, was Zola bei Kätzchen anstellt (ich möchte es unbedingt mal erleben, sie ist sonst ja eher friedlich) oder Zirbel bei Wild. So wie Zola die Leine zergelt und hochdreht, macht Zirbel das ja nicht bei Wildansicht. Sie will hatl bloß hinterher und jiffelt dann etwas, nimmt auch mal die Leine ins Maul, aber nicht mehr, als sie das auch zB bei Straßenüberquerung tut, wenn ich aus dem Stand antrabe und "kommzackauf!!" zu Pony u Hund rufe. Mehr so eifrig, nicht zerrend. Gelegentlich gibt Zirbel "Spurlaut" an der Leine, also nicht Zirbel gibt, sondern der Laut kommt aus ihr. :dog_nowink
Es gibt bei Zirbel nur einen Gelgenheit, wo sie ähnlich abreagierend in die Leine greift: wenn die beste Feindin in Sicht ist, bzw die beiden grad getrennt wurden. Doch da bleibt sie völlig ansprechbar, wenn auch nicht dauerhaft artig.

Vielleicht ist was dran an Ganßlosers Statement? Denn diese "in Gang gesetzte Lawine" ist erst dann aktiv, wenn Zirbel schon hinterher hetzt. Vorher ist da ein - wenn auch winziges und daher schnell übergangenes - FEnsterchen, wo man eingreifen kann.

Ach, ich weiß nicht, das sind die Gene, menno :dog_wink

LG
Eddi

LG
Eddi

pivi

Re: Jagd und Hetztrieb?

Beitrag von pivi » Do 30. Jun 2011, 15:35

Hallo zusammen,
Vorher ist da ein - wenn auch winziges und daher schnell übergangenes - FEnsterchen, wo man eingreifen kann.
denke auch, dass das so gemeint ist. Jetzt kommt es nur noch drauf an, wie "groß" das Fensterchen ist. Ich sagte ja bereits, bei unserem Problem würde ich von "Ultraschallgeschwindigkeit" sprechen :dog_wub und Uschi schilderte ja eine ähnliche "Zeitspanne".

@Christine

Ich sag ja immer, die Hoffnung stirbt zuletzt, deshalb bloß nicht aufgeben und weiter üben. Sich aber vielleicht doch ein bisschen trösten lassen, weil man nicht immer alles abwenden kann und
einem das nicht gleich eine komplette Unfähigkeit bescheinigt. Das was das WORT zum SONNTAG :dog_wink

Und verselbstständigen sich Triebe nicht generell gerne mal...???- wo wir wieder bei der Lawine sind... :dog_sad

LG
Birgit mit Zola

anlemonton

Re: Jagd und Hetztrieb?

Beitrag von anlemonton » Fr 15. Jul 2011, 19:09

@ Bine



Ich hab den aüßerst interessanten Thread erst vor kurzem entdeckt und bis ich durch war mit Lesen, hat es etwas gedauert, daher kommt meine Anmerkung jetzt vielleicht etwas spät. Dennoch möchte ich sie gern kurz anbringen, schließlich trifft man nicht so oft Leute, die Erfahrungen mit Dobermann und Airedale haben. Ich möchte dir jetzt nicht die Freude an der Aufzucht deines Airedales nehmen, aber ich habe auch sowohl mit Dobi, als auch mit Airedale Erfahrungen und muss sagen, dass ich die Erziehung eines Airedales als wesentlich komplizierter empfinde. Ich bin mit Airedale aufgewachsen und habe, ehe Benno ins Haus kam, zwei Dobis als Pflegehunde betreut. So intensiv, dass sie zeitweise mehr bei mir, als bei ihren Besitzern gelebt haben. Der eine Hund hatte zwei Tierheimaufenthalte und mehrere unfähige Besitzer in der Vorgeschichte. Auch die aktuelle Besitzerin kam nicht wirklich mit der Hündin klar. Beim anderen Dobi war es nicht ganz so extrem. Obwohl bei beiden einiges schief gelaufen war in der Vergangenheit, habe ich mit Konsequenz und Sinsibilität beide Hunde gut hinbekommen. Ich finde einfach die Charaktäre sehr unterschiedlich und finde daher, dass man vieles nicht aus der Dobermann-Erziehung in die eines Airedales übertragen kann. Auch wenn alles, was du sagst, grundsätzlich richtig ist, ist es bei einem Airedale vielleicht nicht immer anwendbar. :dog_nowink

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