Agressives Verhalten

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gweimer

Agressives Verhalten

Beitrag von gweimer » Di 23. Aug 2011, 16:21

Hallo,
seit wir letztes Jahr mit unserer damals 1Jahr alten Airedale Hündin Mira umgezogen sind, legt sie immer mehr agressives Verhalten gegenüber anderen Hunden an den Tag.
Eigentlich war sie immer ein sehr umgänglicher Hund in der Welpenstunde, die wir immer regelmässig besucht haben.
Auch hat sie sich mit allen Nachbarhunden immer gut verstanden.

In der neuen Nachbarschaft gib es nun 3-4 Hunde mit denen wir von Anfang an Stress hatten, zwei Rüden die sehr rüpelhaft sind haben sie sehr hart angegangen. Einer hat sie gebissen und verletzt. Ein Jack Rusell Terrier aus der Nachbarschaft kam mal, als wir angeleint auf der Strasse vorbeigelaufen sind aus dem Grundstück herausgerannt u. hat Mira angefallen und sich in ihr festgebissen.
Ein anderes mal waren wir zur Hundespielstunde auf dem Hundeplatz, wir betreten den Platz, Mira ist noch angeleint ein kleiner Schwarzer kommt angerast und beisst in Mira's Schnautze, so dass sie genaeht werden musste.

Natürlich sind das nun alles unsere Erzfeinde, sobald Mira diese Hunde Sieht, tickt sie komplett aus und ist fast nicht mehr zu kontrollieren, springt hoch, beist in die Leine ....

Jetzt zeigt sie aber neuerdings auch agressives Verhalten bei neuen Hundebekanntschaften, vorwiegend bei klieneren Rassen, sobald irgend ein kleiner Artgenosse nur knurrt, versucht sie ihn im Genick zu packen, sie geht auch meist sofort auf alle Hunde los, die ungefähr so aussehen wie obige Erzfeinde.

Eine Dame die in der Nähe eine Hundepension betreibt riet uns zu D.O.G.S zu gehen?

Habt ihr irgendwelche Erfahrungen oder Tips wie und ob solches Veralten noch korrigierbar ist?

Danke schon mal vorab
Gruss
Gerald

GabyP
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Re: Agressives Verhalten

Beitrag von GabyP » Di 23. Aug 2011, 18:09

Hallo, Gerald,

bei den Erfahrungen, die Mira bis jetzt hat machen müssen, wundert es mich nicht, daß sie "die Schnauze voll hat" und andere Hunde lieber mal als erste angeht als wieder angegriffen zu werden.

Wenn Du verhindern kannst, daß andere freilaufende Hunde Mira nochmal angreifen/beißen, dann kannst Du vielleicht (!!!) mit zweierlei Maßnahmen eine Abschwächung des aggressiven Verhaltens erreichen:
- such und finde Spiel-/Tobeklameraden für Mira, mit denen sie gut zurecht kommt und keine Aggressionen zeigen muß bzw. erlebt
- konzentriere Mira bei Begegnungen mit anderen Hunden auf Dich, "Ablenkung" (Spieli, Leckerli o.ä.), zunächst in weitem Abstand zu begegnenden Hunden, dann immer näher. Mach ihr deutlich, daß Du Probleme löst, daß sie das nicht braucht - das setzt voraus, daß sie nicht wieder gebissen wird, daß Du Dich sozusagen vor Deinen Hund stellst ("okay, Chef hat alles im Griff, mir passiert nichts!")

Ich wünsche Mira und Dir, daß das alles wieder "neutraler" wird.

Viele Grüße

gweimer

Re: Agressives Verhalten

Beitrag von gweimer » Di 23. Aug 2011, 20:20

Danke erstmal für den Rat.

Naja mal sehen ob das nochmal besser wird.
Wir haben schon einiges versucht, Halti etc. um ihr das kläffen an der Leine abzugewöhnen, was das erste Anzeichen war nachdem sie gebissen wurde.
Nun beist sie halt seit einer Woche zurück wenn einer sie anknurrt oder die Zähne zeigt.

Auf dem Agilityplatz wollen sie jetzt dass sie einen Maulkorb trägt, nur über die Sinnhaftigkeit dessen bin ich mir nicht so ganz klar, weil man behebt damit ja nicht die Ursache.
Und sie damit im Freilauf toben lassen find ich auch nicht gerade gut.

Gruss

Uschi

Re: Agressives Verhalten

Beitrag von Uschi » Mi 24. Aug 2011, 00:39

Hallo Gerald,

unsere Wijnta war die Freundin aller Hunde, schaffte es immer wieder mit viel Geduld, ängstliche Hunde dazu zu überreden mit ihr zu spielen, bis sie eines Tages ein Ohr viertels abgebissen bekam, im Alter von 4 Jahren.

Von diesem Tag an war alles anders.

In der ersten Zeit ignorierte sie ihre Artgenossen vollkommen, wollte von keinem einzigen Hund mehr was wissen. Nur ihre Setter-Freundin blieb ihre Freundin.

14 Tage nach dem Beißvorfall packte die angeleinte Wijnta eine gut bekannte Westi-Hündin, weil diese sie anknurrte. Diese Hündin hatte auch früher schon geknurrt, doch Wijnta war das egal gewesen. Wijnta war nun äußerst misstrauisch geworden.

Ich achtete in der Folge sehr darauf, mit wem ich Kontakt zuließ, ob der andere Hund freundlich ist. Ich verlas die Kontakte wirklich mit Hand und beschränkte sie auf ein Mindestmaß, es waren vielleicht noch 2-3 Hunde, mit denen wir sie zusammen ließen, mit denen ging es auch gut. Wir gingen einsame Wege, auf denen Hundebegegnungen nicht wahrscheinlich waren. Ich wollte nicht, dass sie sich veranlasst fühlte, sich verteidigen zu müssen.

Lange Zeit hielt ich das so, bis ich den Eindruck hatte, dass es besser ging, dass sie nicht von vornherein auf Krawall gebürstet ist, dass sie schon auch mal hin und wieder wedelte, freundlich guckte, wenn sie einen fremden Hund sah.


Inzwischen, 4 Jahre später, ist es so, dass ich sicher sein kann, wenn der andere Hund freundlich ist. Zeigt der andere Hund auch nur die geringsten Anzeichen von Unfreundlichkeit oder Unbotmäßigkeit langt Wijnta hin.

Sie hat aber in der Zwischenzeit auch wieder neue Freunde und alte Freunde wiedergewonnen. Das ganz arge Misstrauen ist weitgehend verschwunden. Trotzdem lebt sie nach dem Motto: "Sieh Dich vor, bevor Du mich beißt, beiß ich Dich. " Es heißt also immer noch, Wijnta genau zu beobachten und lieber auf einen Kontakt zu verzichten, wenn mir nicht wohl dabei ist.


Sie hat ihre schlechte Erfahrung nicht mit dem Aussehen des Hundes verknüpft. Es sind GsD nicht alle Golden Retriever ihre Erzfeinde. Sie hat auch Golden-Freunde. Da bin ich froh, denn sonst könnten wir ja gar nicht mehr aus dem Haus. ;-)



gweimer hat geschrieben:zwei Rüden die sehr rüpelhaft sind haben sie sehr hart angegangen. Einer hat sie gebissen und verletzt.
Das kommt mir aber merkwürdig vor. Rüden können sehr rüpelhaft sexuell belästigen, ja, aber dass sie eine Hündin richtig beißen, halte ich für nicht normal.


Ich würde Mira erstmal Ruhe verschaffen.

Hundeplätze mit Freispiel zwischen den Übungen meide ich. Damit habe ich in der HuSchu unserer ersten Hündin schlechte Erfahrung gemacht. Es können nicht alle Hunde mit allen und der Ärger ist vorprogrammiert. Es floss auch einiges Blut dort.

Kleine Welpen können miteinander spielen, aber erwachsene oder fast erwachsene Hunde sollte man nicht zwingen dazu.





Liebe Grüße
Uschi

gweimer

Re: Agressives Verhalten

Beitrag von gweimer » Mi 24. Aug 2011, 10:58

Danke für die Tipps.

Das mit den zwei Rüden sehe ich auch als unnormal an, ich halte aber beide für agressiv denn sie fallen auch andere Hunde an nicht nur unsere Mira.
Aber jeder Hundhalter hat so seine eigene Sicht der Dinge und solche Hund dann auch noch beim Gassi gehen frei laufen zu lassen finde ich echt ....

Das mit dem frei spielen lassen werden wir denke ich erst mal sein lassen, jedenfalls mit nicht gut bekannten Hunden.
Das mit dem Freispiel war ja generell kein Problem solange die Spieler bekannt und gesittet waren.

Ich habe mir mal einen Termin bei D.O.G.S. in Kiel geholt um eine Profi Meinung zu hören, denn Mira soll eigentlich ein Familienhund sein, mit dem auch die Kids Spass und Freude haben und man nicht beim Gassi gehen Angst haben muss, dass sie auf andere Hunde losgeht.

Gruss

Freddy

Re: Agressives Verhalten

Beitrag von Freddy » Mi 24. Aug 2011, 18:50

Hallo Gerald,

erstmal ein herzliches Willkommen hier im Forum.

Wie meine Vorredner auch schon geschrieben haben ist es nach den von Dir beschriebenen traumatischen Erfahrungen mit den kleinen Kratzbürsten kein Wunder, dass Mira im Angriff die beste Verteidigung sieht.
Wenn ein kleiner Hund ernst drohend und knurrend auf sie zu läuft, finde ich es m.E. ganz normal das sie sich den Rüpel mal vornehmen möchte. Kommt natürlich darauf an wie ernst...

Ein Patentrezept für solche Fälle wird man aus der Ferne kaum geben können. Ein Fehler wäre es aber meiner Meinung nach, dauerhaft zu versuchen jede Hundebekanntschaft zu unterbinden. Natürlich sollten es nur souveräne und friedliche Hund sein die mit ihr zusammen dürfen....so wie Felix z.B. einer ist.

Mich würde dazu noch interessieren ob sich Miras Verhalten an der Leine anders darstellt, als im Freilauf.

Felix hat GsD kaum negative Erfahrungen mit anderen Hunden, er lässt sich im Normalfall eher zu viel gefallen...
Sein Vorgänger ist im Welpenalter von größeren Hunden gebissen worden. Ganz habe ich ihm seine daraus entstandene "vorrauseilende" Aggressivität gegenüber bestimmten Hunderassen nie abgewöhnen können. Allerdings war er später zu 98% gut händelbar und gegenüber kleineren Hunden immer friedlich.


LG
Freddy

gweimer

Re: Agressives Verhalten

Beitrag von gweimer » Mi 24. Aug 2011, 22:14

Hallo Freddy,

bis letztes Wochenende haette ich Miras Verhalten als reine Leinenagression bezeichnet.
Da hat sie so bei ca. 50% aller unbekannten Hundebegegnungen ausgetickt.
Im Freilauf gab es keine Probleme, ich vermute mal dass es da bessere Ausweichmoeglichkeiten gab.
Hunde die sie kennt und ok sind waren auch an der Leine nie ein Problem.

letzte Woche hat sich dann so ein freilaufender Jack Rusell vor meine angeleinte Mira gestellt und geknurrt und die Zaehne gefletscht, sie packt zu wirft ihn auf den Ruecken und will ihm an die Kehle.
Dann im Freilauf auf dem Hundeplatz kommt ein unbekannter Hund auf den Platz, der knurrt sie an, sie packt sofort ohne Warnung oder knurren zu. Ich konnte sie aber noch abrufen. Sie hat den Kleinen aber am Ohr verletzt.
Sie musste nach dem Vorfall dann an der Leine bleiben und dem treiben zuschauen, keine Probleme, kein geklaeffe etc, danach alle Uebungen sauber absolviert.
Die Kratzbuerste ging vom Platz und die Trainerin meinte jetzt koennte ich ja Mira wieder laufen lassen, gesagt getan, nur war da noch so ein Kleiner, meine 6 Jaehrige Tochter hatte sich die ganze Zeit mit ihm Beschaeftigt und der hat auch zwischendurch kraeftig rumgeklaefft.
Ich lass Mira von der Leine und die stuerzt sich sofort auf den Kleinen und will ihn im Genick packen.
ich konnte da gerade noch im letzten moment dazwischen gehen.

Das ganze Thema laesst uns jetzt natuerlich keine Ruhe mehr.

Gruss
Gerald

Uschi

Re: Agressives Verhalten

Beitrag von Uschi » Mi 24. Aug 2011, 22:43

Hallo Gerald,

mir fällt dazu wirklich nur ein, verschaff ihr Ruhe und Abstand. Ich würde den Hupla-Freilauf streichen. Es ist Angst bei diesem Verhalten dabei, Angst davor, wieder gebissen zu werden. Sie fühlt sich bedroht und sie hat ziemlich viel Grund sich so zu fühlen. Knurren und Zähnezeigen ist eine Bedrohung. Darauf reagiert Wijnta heute noch sehr schnell.


Mit Halti und Co. wirst Du es womöglich noch schlimmer machen. Erspar ihr für einige Zeit solche Begegnungen wie Du sie oben beschreibst, gib ihr die Möglichkeit, sich sicher fühlen zu können, sich zu beruhigen.



Viele Grüße
Uschi

Freddy

Re: Agressives Verhalten

Beitrag von Freddy » Mi 24. Aug 2011, 22:53

Hallo Gerald,
Uschi hat geschrieben:Es ist Angst bei diesem Verhalten dabei, Angst davor, wieder gebissen zu werden.
Das denke ich auch.

Wie bei so ziemlich allen Verhaltensproblematiken gibt es verschiedene Wege diese anzugehen.

Ich will nur mal 3 grundsätzliche Methoden bzw. Gedanken dazu nennen, vielleicht "passt" bei Euch das eine oder andere davon:

- Unterbrechen des Verhaltens bevor es ausbricht...also schon im Vorfeld ablenken, beschäftigen...

- Desensibilisierung. Den anderen Hund zunächst in weitem Abstand vorbeigehen lassen und dabei den eigenen auf sich selber fokusieren( z.B. "bei Fuß")...Großzügig das erwünschte Verhalten belohnen. Den Abstand im Laufe der Zeit langsam verringern....

- Gegenkonditionierung um die Assoziationen ins positive zu verändern. Einen ruhigen, souveränen (zunächst bekannten) Hund mit dem eigenen zusammenbringen. Ruhiges Verhalten mit Leckerchen honorieren, zuerst bei dem fremden Hund dann bei dem eigenen.

Ebenfalls immer richtig ist es, dem Hund eine gewisse Portion Grund-Gehorsam zu vermitteln und Grenzen zu setzen. Verhaltensweisen wie Sitz, Platz usw. bis zur fortgeschrittenen Stufe üben. Ein Hund der auf seinen Chef konzentriert ist, hat keine Zeit für andere Dinge :dog_sit .

LG
Freddy

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Re: Agressives Verhalten

Beitrag von Sabine14 » Mi 24. Aug 2011, 23:23

4. Verhaltensweise: Gegenden / Hundevereine meiden, wo solche asozialen Kö... freirumlaufen dürfen - kann ja wohl nicht wahr sein :nein

wie oben schon geschrieben, deeskalieren und versuchen, sie die nächste Zeit nur gute Begegnungen machen zu lassen.

Ich gehe bei sowas dazwischen, schon wenn ich den Eindruck habe, dass sich das was anbahnt und werde da SEHR energisch (einen weissen Schäferhund habe ich mal saftig mit Wanderschuhen gegen den Unterkiefer getreten: der gab dann Ruhe) und sehr unfreundlich zum zugehörigen HF - ihr seid ein Team: lass sie das nicht alleine ausfechten und Freilauf auf dem Hundeplatz halte ich persönlich für eine grobe Unsitte bei Hunden nach der Pubertät oder wenn, dann handverlesen, nicht einfach Leinen ab und sehen was passiert: ich habe das ersatzlos gestrichen, nachdem Kronos mit einem halben Jahr zweimal hintereinander von 2 zweijährigen Retrievern richtig untergebuttert worden ist (bzw die haben es versucht, aber der hat sich gewehrt und DAS wollte ich noch weniger, der ist auch so schon selbstbewusst genug).
Bei unseren Familienhunden sehe ich immer wieder Rangeleien, die teilweise nicht gar so harmlos sind. Kann gut gehen oder auch nicht.
Wenn es mit Hunden klappt ist es okay, wenn es mit anderen Hunden nicht klappt: auch Recht.. Ich mag auch nicht jeden, warum sollte ich meinen Hunden das nicht auch zugestehen (obwohl meine Beiden sehr ungänglich sind. liegt aber wahrscheinlichn auch daran, daas ich immer rechtzeitig eingeschritten bin, bevor irgendwas passieren konnte).

LG

Sabine
"Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind, wir sehen sie, wie wir sind." unbekannt

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