Auswirkungen der Kastration auf das Verhalten
Re: Verhaltensänderung nach Kastration
Hallo Michael,
ich schrieb nur vom physischen Stress, weil ich den direkt beurteilen kann (körperliche Symptome).
Da die Auswirkungen von zu viel (pathologischem) Stress natürlich immer physischer und psychischer Natur sind, ich den psychischen Stress beim Hund aber nicht direkt beurteilen kann/wage, habe ich hier kurzerhand nur den physischen Stress beschrieben.
LG Annette
ich schrieb nur vom physischen Stress, weil ich den direkt beurteilen kann (körperliche Symptome).
Da die Auswirkungen von zu viel (pathologischem) Stress natürlich immer physischer und psychischer Natur sind, ich den psychischen Stress beim Hund aber nicht direkt beurteilen kann/wage, habe ich hier kurzerhand nur den physischen Stress beschrieben.
LG Annette
Re: Verhaltensänderung nach Kastration
Hallo AT-Freunde,
wie physischer und psychischer Stress zusammenwirken und wie man dieses am Verhalten des Hundes erkennen und interpretieren kann ist sehr schön und klar von James O`Heare in seinem Buch "Trennungsangst beim Hund" beschrieben. Das ist derselbe Autor den Freddy oben anführt und der sich mit diesem Thema der Neuropsychologie anscheinend ausführlich befasst hat.
Das ist auch etwas für Hobbypsychologen die sich nicht nur etwas bruchstückhaft aus einem Text wie aus einem Steinbruch heraussuchen sollten sondern besser versuchen sollten zu erfassen was damit im Zusammenhang gemeint ist, und das kann man sehr wohl wenn man es nur möchte.
Angstaggression aus Mangel an Testosteron mit einem Überschuß am Stresshormon Cortisol bei einem kastrierten Hund ist nichts anderes als eine "Scheindominanz".
Klarer hette es im von Michael beanstandeter Textpassage von Kolibri heißen sollen: Angst und Stress werden vom Testosteron (weil es fehlt) nicht (positiv) beeinflußt.
Klar hat Testosteron einen Einfluss auf rein "sexuelle" Dominanz, oder was man darunter versteht, ist aber nicht unbedingt ausschlaggebend für die zu einem richtigen, wirklich dominanten Hund (die es auch nur mit den dafür benötigten anderen Charaktermerkmalen als "Führernatur" nur selten gibt) gehörenden anderen Eigenschaften als "Chef" über sein gesamtes Umfeld wie Terretorium, Nahrung, Artgenossen und Hundehalter nebst dessen Mitläufer. Mit dem Ausdruck "Dominanz" wird oft nur mangelnde Beziehung bzw. Erziehung durch inkompetente Hundehalter schöngeschrieben.
Nur 5% aller Hunde die von ihren Haltern als "dominant" beschrieben wurden, waren dieses in einer Untersuchung denn auch tatsächlich.
Auch ändert es nichts an der Tatsache das Eingriffe in das Hormonsystem wie eine Kastration, aus welchen Gründen auch immer geschehen, immer tiefgreifende Verletzungen der Physis und der Psyche mit den entsprechenden Folgen für unsere Hunde sind. Einer kommt besser damit klar und wird evtl. von einer schwerwiegenden Störung oder Krankheit befreit, und der andere gar nicht bzw. das was eigentlich durch die Kastration beseitigt werden sollte wird nur "verschlimmbessert".
Viele Grüße von lutz mit Joker
wie physischer und psychischer Stress zusammenwirken und wie man dieses am Verhalten des Hundes erkennen und interpretieren kann ist sehr schön und klar von James O`Heare in seinem Buch "Trennungsangst beim Hund" beschrieben. Das ist derselbe Autor den Freddy oben anführt und der sich mit diesem Thema der Neuropsychologie anscheinend ausführlich befasst hat.
Das ist auch etwas für Hobbypsychologen die sich nicht nur etwas bruchstückhaft aus einem Text wie aus einem Steinbruch heraussuchen sollten sondern besser versuchen sollten zu erfassen was damit im Zusammenhang gemeint ist, und das kann man sehr wohl wenn man es nur möchte.
Angstaggression aus Mangel an Testosteron mit einem Überschuß am Stresshormon Cortisol bei einem kastrierten Hund ist nichts anderes als eine "Scheindominanz".
Klarer hette es im von Michael beanstandeter Textpassage von Kolibri heißen sollen: Angst und Stress werden vom Testosteron (weil es fehlt) nicht (positiv) beeinflußt.
Klar hat Testosteron einen Einfluss auf rein "sexuelle" Dominanz, oder was man darunter versteht, ist aber nicht unbedingt ausschlaggebend für die zu einem richtigen, wirklich dominanten Hund (die es auch nur mit den dafür benötigten anderen Charaktermerkmalen als "Führernatur" nur selten gibt) gehörenden anderen Eigenschaften als "Chef" über sein gesamtes Umfeld wie Terretorium, Nahrung, Artgenossen und Hundehalter nebst dessen Mitläufer. Mit dem Ausdruck "Dominanz" wird oft nur mangelnde Beziehung bzw. Erziehung durch inkompetente Hundehalter schöngeschrieben.
Nur 5% aller Hunde die von ihren Haltern als "dominant" beschrieben wurden, waren dieses in einer Untersuchung denn auch tatsächlich.
Auch ändert es nichts an der Tatsache das Eingriffe in das Hormonsystem wie eine Kastration, aus welchen Gründen auch immer geschehen, immer tiefgreifende Verletzungen der Physis und der Psyche mit den entsprechenden Folgen für unsere Hunde sind. Einer kommt besser damit klar und wird evtl. von einer schwerwiegenden Störung oder Krankheit befreit, und der andere gar nicht bzw. das was eigentlich durch die Kastration beseitigt werden sollte wird nur "verschlimmbessert".
Viele Grüße von lutz mit Joker
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.
Re: Verhaltensänderung nach Kastration
Hallo,
Angst-, furcht und stressbezogenes Verhalten:
Die Kontrolle der sogenannten Selbstverteidigunsaggression steht unter dem Einfluss der Nebennierenhormone.
Adrenalin/Noradrenalin steuern das Furcht- und Kampfverhalten in Stresssituationen.
Das Angstverhalten ist abhängig von den Glucocortioiden der Nebenniere.
Es gibt Rückkopplungsschleifen zwischen Hippocampus, Amygdala, locus coeruleus und Hypothalamuss, die erlerntes Verhalten in Angstsituationen sehr schnell als „Musterlösung“ für ähnliche zukünftige Situationen abspeichert.
Dieses Verhalten hat eine indirekte Beziehung zu den Sexualhormonen. Beim Wegfall des Testosterons nach der Kastration kommt es eher zu einem Anstieg von stressbezogenem Verhalten.
Offensichtlich verschafft das Testosteron auch hier „Selbstbewusssein“.
Genau das beobachte ich bei Felix. Er ist nach der Pubertät mit „Nichtkastration“ eher ruhiger und souveräner geworden. Er ist zu einer selbstbewussten, ausgeglichen Hundepersönlichkeit ohne übertriebene Sexualität herrangereift. Allerdings wird man bei ihm vergebens nach Duckmäusertum und Kadavergehorsam suchen.
LG
Freddy
PS: Ich empfinde Dr. Udo Gansloßer als kompetenten Verhaltensbiologen. Das oben von mir genannte Buch halte ich für absolut lesenswert.
Gansloßer schreibt in der „Verhaltensbiologie für Hundehalter, 2007, S.202-203, “ sinngemäß:lutz hat geschrieben:Angst und Stress werden vom Testosteron (weil es fehlt) nicht (positiv) beeinflußt.
Angst-, furcht und stressbezogenes Verhalten:
Die Kontrolle der sogenannten Selbstverteidigunsaggression steht unter dem Einfluss der Nebennierenhormone.
Adrenalin/Noradrenalin steuern das Furcht- und Kampfverhalten in Stresssituationen.
Das Angstverhalten ist abhängig von den Glucocortioiden der Nebenniere.
Es gibt Rückkopplungsschleifen zwischen Hippocampus, Amygdala, locus coeruleus und Hypothalamuss, die erlerntes Verhalten in Angstsituationen sehr schnell als „Musterlösung“ für ähnliche zukünftige Situationen abspeichert.
Dieses Verhalten hat eine indirekte Beziehung zu den Sexualhormonen. Beim Wegfall des Testosterons nach der Kastration kommt es eher zu einem Anstieg von stressbezogenem Verhalten.
Offensichtlich verschafft das Testosteron auch hier „Selbstbewusssein“.
Genau das beobachte ich bei Felix. Er ist nach der Pubertät mit „Nichtkastration“ eher ruhiger und souveräner geworden. Er ist zu einer selbstbewussten, ausgeglichen Hundepersönlichkeit ohne übertriebene Sexualität herrangereift. Allerdings wird man bei ihm vergebens nach Duckmäusertum und Kadavergehorsam suchen.
LG
Freddy
PS: Ich empfinde Dr. Udo Gansloßer als kompetenten Verhaltensbiologen. Das oben von mir genannte Buch halte ich für absolut lesenswert.
Re: Verhaltensänderung nach Kastration
Wie sich unsere Hunde ähneln!Freddy hat geschrieben: Er ist nach der Pubertät mit „Nichtkastration“ eher ruhiger und souveräner geworden. Er ist zu einer selbstbewussten, ausgeglichen Hundepersönlichkeit ohne übertriebene Sexualität herrangereift. Allerdings wird man bei ihm vergebens nach Duckmäusertum und Kadavergehorsam suchen.
Re: Verhaltensänderung nach Kastration
Ich find es schwer, als Hundehalter zu bewerten, wie sich der Hund verändert, wenn dieser noch in der Entwicklung ( bis ca.3,5 Jahre) steht. Wie soll der Hundehalter einschätzen können, wie der Hund mit bzw. ohne Hormone sich entwickelt hätte?
Dazu kommt, dass es ca. 6-8 Monate nach der Kastration erst zum endgültigen Erliegen der Hormone kommt und es eher ein schleichender Prozess ist, bis alle Hormone im Körper aufgebraucht sind.
Im Prinzip brauchte man also zur Beurteilung Hunde im mittleren Alter die kastriert wurden und müsste dann nach 1 -2 Jahren nach Veränderungen fragen.
Michael`s Hund wurde früh kastriert, weil er sonst zum Streunen neigte, dieses Verhalten ist nun weg. lag es an der Kastration oder wäre es auch verschwunden, wenn der Hund älter und gesetzter geworden wäre? War es also hormongesteuert oder einfach nur jugendliche Unsortiertheit?
LG Bine
Dazu kommt, dass es ca. 6-8 Monate nach der Kastration erst zum endgültigen Erliegen der Hormone kommt und es eher ein schleichender Prozess ist, bis alle Hormone im Körper aufgebraucht sind.
Im Prinzip brauchte man also zur Beurteilung Hunde im mittleren Alter die kastriert wurden und müsste dann nach 1 -2 Jahren nach Veränderungen fragen.
Michael`s Hund wurde früh kastriert, weil er sonst zum Streunen neigte, dieses Verhalten ist nun weg. lag es an der Kastration oder wäre es auch verschwunden, wenn der Hund älter und gesetzter geworden wäre? War es also hormongesteuert oder einfach nur jugendliche Unsortiertheit?
LG Bine
Re: Auswirkungen der Kastration auf das Verhalten
Hallo zusammen,
heute habe ich die von Kathrin eingestellte Leseprobe „Kastration aus verhaltensbiologischer Sicht „ gelesen.
Mir ist eine Anmerkung aufgefallen.
LG Rosi
heute habe ich die von Kathrin eingestellte Leseprobe „Kastration aus verhaltensbiologischer Sicht „ gelesen.
Mir ist eine Anmerkung aufgefallen.
Hat Dr. Gansloßer hierzu ggf. in anderen Publikationen weitere, umfassendere Erklärungen abgegeben?Zitat: Von den körperlichen Auswirkungen auf Knochenwachstum, Herz-Kreislauf-System etc. wollen wir hier nicht weiter reden.
LG Rosi
Re: Auswirkungen der Kastration auf das Verhalten
Hallo Rosi,
Von Gansloßer habe ich dazu nichts gefunden, aber dafür von Dr. Iris Reichler von der Universität Zürich:
http://www.vetion.de/taspezial/detail.c ... l_id=14039
Liebe Grüße
Uschi
spät, aber doch nochArtus hat geschrieben:Zitat: Von den körperlichen Auswirkungen auf Knochenwachstum, Herz-Kreislauf-System etc. wollen wir hier nicht weiter reden.
Hat Dr. Gansloßer hierzu ggf. in anderen Publikationen weitere, umfassendere Erklärungen abgegeben?
Von Gansloßer habe ich dazu nichts gefunden, aber dafür von Dr. Iris Reichler von der Universität Zürich:
http://www.vetion.de/taspezial/detail.c ... l_id=14039
Liebe Grüße
Uschi
Re: Auswirkungen der Kastration auf das Verhalten
... die Ergebnisse decken sich mit dem, was mir meine Tä zumThema "Kastration" sagte, insbesondere zum Knochenkrebs beim Hund. Fazit für mich: Kastrationen sind nicht so harmlos und problemlos, wie gern dargestellt und kommen für mich nur bei med. Indikation in Frage.Uschi hat geschrieben:
Von Gansloßer habe ich dazu nichts gefunden, aber dafür von Dr. Iris Reichler von der Universität Zürich:
http://www.vetion.de/taspezial/detail.c ... l_id=14039
Liebe Grüße
Uschi
Danke für den Link.
Bine
Re: Auswirkungen der Kastration auf das Verhalten
Hallo zusammen,
ich denke auch, dass man ggf. spätere Erkrankungen gar nicht mehr in den Zusammenhang mit der Kastration bringt. Die Krankheiten treten ggf. nicht im zeitnahen Zusammenhang mit der Kastration auf.
Ich denke persönlich auch, dass man der Natur hinsichtlich einer Kastration nicht grundlos ins Handwerk pfuschen sollte. Da bin ich ganz bei Bine. So harmlos und problemlos wie es immer mal wieder gerne dargestellt wird, ist eine Kastration sicherlich nicht.
Daher sollte m.E. eine medizinische Indikation vorliegen.
Nach den gesetzlichen Vorschriften ist eine medizinische Indikation für eine Kastration auch vorgeschrieben.
Fragt sich dann, wie dehnbar der Begriff der medizinischen Indikation ggf. ist?
LG Rosi
ich denke auch, dass man ggf. spätere Erkrankungen gar nicht mehr in den Zusammenhang mit der Kastration bringt. Die Krankheiten treten ggf. nicht im zeitnahen Zusammenhang mit der Kastration auf.
Ich denke persönlich auch, dass man der Natur hinsichtlich einer Kastration nicht grundlos ins Handwerk pfuschen sollte. Da bin ich ganz bei Bine. So harmlos und problemlos wie es immer mal wieder gerne dargestellt wird, ist eine Kastration sicherlich nicht.
Daher sollte m.E. eine medizinische Indikation vorliegen.
Nach den gesetzlichen Vorschriften ist eine medizinische Indikation für eine Kastration auch vorgeschrieben.
Fragt sich dann, wie dehnbar der Begriff der medizinischen Indikation ggf. ist?
LG Rosi
Re: Auswirkungen der Kastration auf das Verhalten
Hallo Ihr Lieben,
jetzt muss ich hier auch mal was beisteuern, ich sehe das auch so, dass man nur aus medizinischen Gründen kastrieren sollte. Bestes Beispiel ist mein Pferd, denke man kann das schon miteinander vergleichen. Ich habe einen Hannoveraner Hengst und der wird im März 31 Jahre alt und ist top fit! Ich habe bisher noch keinen Wallach (ausgenommen Ponys) kennengelernt, der annähernd so alt geworden ist, kenne aber einige Stuten und Hengste die sich auch schon nah der 30 bewegen. Ich bin fest davon überzeugt, dass das auch mit dem Legen (also der Kastration) zusammen hängt.
Natürlich nicht nur, die heutigen Pferdezuchten (Warmblüter) sind leider nicht mehr so robust, es wird viel zu viel Wert auf Aussehen und Bewegung gelegt,leider aber nicht mehr auf die Gesundheit, die doch an erster Stelle stehen sollte.
So, jetzt Schluss mit dem Ausflug in die Pferdewelt, aber denke man kann da schon Parallelen sehen!
Teddy bleibt auf jeden Fall ein intakter Rüde, außer es muss aus gesundheitlichen Gründen irgendwann mal unbedingt sein!
Liebe Grüße
Raquel und Teddy
jetzt muss ich hier auch mal was beisteuern, ich sehe das auch so, dass man nur aus medizinischen Gründen kastrieren sollte. Bestes Beispiel ist mein Pferd, denke man kann das schon miteinander vergleichen. Ich habe einen Hannoveraner Hengst und der wird im März 31 Jahre alt und ist top fit! Ich habe bisher noch keinen Wallach (ausgenommen Ponys) kennengelernt, der annähernd so alt geworden ist, kenne aber einige Stuten und Hengste die sich auch schon nah der 30 bewegen. Ich bin fest davon überzeugt, dass das auch mit dem Legen (also der Kastration) zusammen hängt.
Natürlich nicht nur, die heutigen Pferdezuchten (Warmblüter) sind leider nicht mehr so robust, es wird viel zu viel Wert auf Aussehen und Bewegung gelegt,leider aber nicht mehr auf die Gesundheit, die doch an erster Stelle stehen sollte.
So, jetzt Schluss mit dem Ausflug in die Pferdewelt, aber denke man kann da schon Parallelen sehen!
Teddy bleibt auf jeden Fall ein intakter Rüde, außer es muss aus gesundheitlichen Gründen irgendwann mal unbedingt sein!
Liebe Grüße
Raquel und Teddy
"Ein Tierfreund zu sein, gehört zu den größten seelischen Reichtümern des Lebens."(Richard Wagner)