Weicheier

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Sparta

Weicheier

Beitrag von Sparta » Mi 28. Sep 2011, 20:54

Wie wir ja wissen, haben Tiere ein ganz ähnliches Schmerzempfinden wie wir. Allerdings sind sie leidensfähiger, was dazu führt, dass wir bei unseren Hunden Schmerzen zu spät realisieren oder Schmerzverhalten falsch interpretieren.

Was mich interessieren würde, ist die Antwort auf die Frage, ob Airedales besonders leidensfähig sind. Oder sind diesbezüglich alle Rassen gleich und es gibt lediglich individuelle Unterschiede? Vielleicht passt sich ja der Hund auch seinem Herrchen/Frauchen an und ist dementsprechend weicheiig oder weniger weicheiig.

Wie seht Ihr das?

Gruß

vanja
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Re: Weicheier

Beitrag von vanja » Mi 28. Sep 2011, 21:19

Krabbe mußte Schmerzen gehabt haben. Sie hatte einen verkleinerten Magen, der nicht mehr richtig arbeiten konnte (sich nicht zusammenzog um die Nahrung zu befördern) und sie hat es nie wirklich gezeigt. Die Bauchspeicheldrüse war angegriffen und auch der Darm und Krabbe war gut drauf und war einfach nur ein Schatz von einem Hund.

Una und Grille hatten noch nie irgendein Leiden, das sie verbergen mußten. Da habe ich auch keine Erfahrungen, ob sie es verbergen oder einfach vor sich hin leiden.

Das waren die Airedaleterrier. Und nun kommt der Whippet.

Kasi (Partellasehnenabriß) lief tapfer mit Verband und Gips, lief langsam und ruhig neben mir her als der Gips und der Verband schon längst Erinnerung waren und wurde dann zu einem furchtbar leidenden schwächlichen kleinen Whippet, wenn ihn jemand, der ihn aus der Zeit von Gips und Verband kannte, ansprach und einen etwas bedauerlichen Ton in seine Stimme legt. Dann hob er sofort von Schmerzen zermürbt seinen Vorderlauf und markierte ein ganz zerbrechliches Gelenk. Zehn Meter weiter und Kasi lief wie eh und je und zeigte sein "wahres" Gesicht :-)

Gini, bevorzugt behandeltes Nachzöglingswhippchen, schreit schon, wenn ihr ein andere Hund mal die Pfote streift oder jemand sie anfaßt und sie es nicht will. Sie quiekt in den höchsten Tönen und will Streicheleinheiten haben - natürlich bei mir :-) Ist sie aber beim Coursing, dann interessiert sie weder die aufgeschürfte Wunde an der Pfote noch sonst was, da ist sie taff und völlig Frau ihrer Selbst.

Daran kann man wohl sehen, daß Hund auch zu makieren neigt, wenn man es denn zuläßt. Kasi war bei dem Partellasehnenabriß auf der Fahrt von Volkmarsen nach Ahlen völlig neben sich. Ruhig, beherrscht, aber auch irgendwie apatisch. Bei der Untersuchung auf dem Tisch der Klinik und auch schon vorher bei den behandelnden und weiterreichenden Ärzten cool, als wenn das, was er hatte, garnicht der Rede Wert wäre.

Ich glaube, daß alle Hunde dieses Hemmnis noch in sich tragen. Nur wer sich leidend zeigt, hat verloren und das Rudel greift an und vertreibt. Ein Urinstinkt - in allen Rassen vorhanden. Mal mehr, mal weniger ausgeprägt.
Liebe Grüße Ilona und die Whippets
mit Alco, Kasi, Krabbe, Grille und Una im Herzen
________
Im Alter haben Erinnerungen denselben Stellenwert, wie in der Jugend die Träume.
Erna Behrens-Giegl
http://whippetweb.blogspot.com

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Michael
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Re: Weicheier

Beitrag von Michael » Do 29. Sep 2011, 08:25

Hallo Michael,

mein Senior ist auch ein „Weichei“ oder „Schauspieler“ – der hat schon aufgejault bevor was passiert ist.

Wenn er früher über die Wiesen geflogen ist und sich in einem Erdloch vertreten hatte fiel er um (ja er ist wirklich umgefallen!!!!!!!!!)! und schrie los (herzzerreißend!!!!!!!!!!!). Ich rannte hin und untersuchte ihn, und? nichts war, er stand auf und rannte weiter!

Hat er aber wirklich mal was Ernstes abgekommen z. B. bei einer Beißerei (was sehr häufig vorkam! Beißereien) – hörte man von ihm keinen Ton. Auch jetzt im hohen Alter mimt er den harten Burschen dem nichts was ausmacht.

Die beiden Jungstars sind ganz anders – viel härter im nehmen. Ferrari hatte sich im Wasser die Ballen aufgeschnitten – wenn ich auf der Straße kein Blut gesehen hätte wäre es mir nicht mal aufgefallen.

Ich weiss jetzt nicht ob ich auch so bin?????? happy_02

VG
Michael
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Sparta

Re: Weicheier

Beitrag von Sparta » Do 29. Sep 2011, 08:45

Morgen Ilona, morgen Michael,

@ Michael

übersiehst Du denn auch eigene Blutungen? Das würde dann Deine Frage beantworten. :dog_tongue2

@ Ilona

Als Halterin von Hunden verschiedener Rassen kannst Du das perfekt beurteilen. Ich sehe das eigentlich auch so, dass unsere Hunde eine Menge abkönnen. Aber Hunde anderer Rassen können das auch. Wie Michael anmerkt, wird das Alter auch eine Rolle spielen.

Allerdings muss man sich davor hüten, die eigene Rasse zu glorifizieren. Wie die Halter anderer Hunderassen halten sich wahrscheinlich auch hier einige für etwas Besonderes, weil sie einen Airedale haben. Bei allen Vorzügen, die die Rasse mit sich bringt, sollte man aber versuchen, objektiv zu bleiben.

Gruß

Michael

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Re: Weicheier

Beitrag von menzelova » Do 29. Sep 2011, 09:19

Hallo Michael,

zum Thema Schmerzempfinden kann Grisou auch "einen Beitrag schreiben", auch wenn es keine innerlichen sind. Er greift einen zusammengerollten Igel von oben und schleppt ihn umher, dabei sieht man, dass die Stacheln in alle Teile seiner Schnauze pieken. Er bearbeitet ihn mit den Pfoten ohne Vorsicht oder Zucken. Ich kenne andere Hunde, die "aufschreien" wenn sie die Nase zu dicht am Igel haben oder ganz wild werden aber kurz vor den Stacheln stoppen. Ich habe beim ersten Mal versucht, ihm den Igel mit bloßen Händen aus dem Maul zu nehmen (mach ich nicht nochmal). Seither beobachte ich Grisou noch genauer, weil ich ahne, dass er auch innerliche Schmerzen nicht so schnell zeigt, wenn die Motivation nur groß genug ist (und das ist sie ja oft), etwas anderes zu tun (das zeigt mir auch der tapfere Joker).

Ich könnte mir vorstellen, dass das Schmerzempfinden durch die Produktion anderer Hormone in hochmotivierten Situationen (Igelduft und bei Grisou eigentlich jede Form von Aktion) herabgesetzt ist, vielleicht ist es bei ATs auch historisch züchterisch herabgesetzt gewesen und kommt bei dem einen oder anderen Individuum noch besonders durch.

Was ich mir eher nicht vorstellen kann, dass Hunde, wenn sie Schmerzen haben, sie einfach aushalten, da vermute ich doch, dass sie Schmerzen als Alarmsignal natürlicherweise noch verstehen und irgendwie sinnvoll reagieren. Deshalb denke ich, dass Schmerzen in hochmotivierten Situationen einfach mal weg sind und was eine hochmotivierte Situation ist, das kann von Hund zu Hund ja sehr unterschiedlich sein.


Grüße von
Birgit und Grisou

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Re: Weicheier

Beitrag von Michael » Do 29. Sep 2011, 09:38

ich bin zwar der andere Michael... aber...
menzelova hat geschrieben: Er greift einen zusammengerollten Igel von oben und schleppt ihn umher, dabei sieht man, dass die Stacheln in alle Teile seiner Schnauze pieken. Er bearbeitet ihn mit den Pfoten ohne Vorsicht oder Zucken. Ich kenne andere Hunde, die "aufschreien" wenn sie die Nase zu dicht am Igel haben oder ganz wild werden aber kurz vor den Stacheln stoppen. I
geh mal mit 3 Hunden Gassi an der Flexi und dann kommt ein Igel.. keine Chance... :dog_biggrin (LEINENWIRRWAR)
menzelova hat geschrieben: ich habe beim ersten Mal versucht, ihm den Igel mit bloßen Händen aus dem Maul zu nehmen (mach ich nicht nochmal).
Hab ich auch versucht, zwar mit dem Schuh oder mit dem Knie aber geht nicht... tut weh...
menzelova hat geschrieben: ich könnte mir vorstellen, dass das Schmerzempfinden durch die Produktion anderer Hormone in hochmotivierten Situationen (Igelduft und bei Grisou eigentlich jede Form von Aktion) herabgesetzt ist
menzelova hat geschrieben:vielleicht ist es bei ATs auch historisch züchterisch herabgesetzt gewesen und kommt bei dem einen oder anderen Individuum noch besonders durch.
stimme ich Dir zu bzw. könnte ich mir gut vorstellen... man sagt nicht umsonst, dass Airedales sehr kernig sind wenn es um was geht.

VG
Michael
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redchili

Re: Weicheier

Beitrag von redchili » Do 29. Sep 2011, 09:58

Hallo Michael,

ich sehe es ähnlich wie die anderen. Tendenziell würde ich schon davon ausgehen, dass manche Rassen zu stärkerem Schmerzempfinden neigen als andere, es dazu aber natürlich große individuelle körperliche wie auch situative Unterschiede und solche durch die Sozialisierung gibt. Mit meinem TA hatte ich mich mal länger darüber unterhalten, der hat zum Beispiel mit Jagdterriern sehr viel Erfahrung und sagt ihnen eine im Normalzustand extrem hohe bis - wenn ihr Trieb durch beispielsweise die Jagd auf eine Wildsau ganz hochgefahren ist - keine erkennbare Schmerzschwelle nach. Die Airedales siedelt auch er allgemein bei einer ziemlich hohen Schmerzschwelle an.

So habe ich meine beiden Airedales auch immer erlebt, Schmerzen wurden bzw. werden erst spät angezeigt, sowohl vom alten Rüden als auch von der jungen Hündin. Der Welsh meiner Eltern dagegen sowie Luzies PRT-Lieblingsfreund sind absolute Oberpienzchen, was Verletzungen angeht :dog_ill

Viele Grüße
Antje mit Luzie

Petra

Re: Weicheier

Beitrag von Petra » Do 29. Sep 2011, 10:16

Hallo Michael,

mein Eindruck ist schon, dass Lukas (nur den AT kenne ich so genau) leidensfähiger ist als andere Hunde. Deshalb muss ich jetzt in seinem hohen Alter besonders auf ihn achten, weil er schon immer Wehwehchen oder richtige Verletzungen "tapfer" ertragen hat. Jetzt zeigt er mir fast grimmig, dass alles in bester Ordnung ist, jawohl.
Im Urlaub hatten wir wieder mal einen typischen Fall von zu spät erkannten Schmerzen. Natürlich am Wochenende war Lukas irgendwie traurig und ließ sich eine Spur hängen. Da schrillen bei mir bereits die Alarmglocken und ich versuchte erstmal selbst ihn zu inspizieren - ich fand ganz hinten im Kiefer einen abgebrochenen, schon schwarzen Zahn. Als ich das endlich beachtete, änderte Lukas sich sofort und zeigte deutlich sein Leid. Er sah mich so schrecklich flehend an, (die Kinder heulten mit), dass ich zur Schere griff und die Wurzel heraushebelte. Ich konnte ihm sagen, hör zu, sei tapfer, ich mach das, und dann war er wieder so, wie ich ihn kenne: Tapfer. Zum allgemeinen Abregen sind wir dann raus und er sprang mich an und tollte über die Wiese und war augenscheinlich schmerzfrei. Diese Sache war absolut typisch für Lukas.
(Der TA bestätigte später meine "gelungene Zahn-OP").

Meine Foxhündin war eine Mimose und mein mein junger Foxrüde jammert auch, wenn man schon zu fest kämmt ...
Daher mein Eindruck: Ja, Airedales stecken was weg, leider zu viel zu lange für meinen Geschmack.

LG, Petra und co.

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Eddis
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Re: Weicheier

Beitrag von Eddis » Do 29. Sep 2011, 16:10

Moin ihr, meine Welsh Terrier Rüden waren alle schmerzunempfindlich. Haro der Katzenfänger schien die Krallenspuren nie zu spüren. In Igel biß er rein bis die Schnauze blutete. Tobbi hatte mal ein Loch im Schädel, nach einem Verkehrsunfall. Er schlief sich 2 Tage aus, dann merkte man nicht mehr viel davon. Die Leute haben aber nachgefragt, der Kopf sah schlimm aus. Benni wurde von einem Huski in die Brust gebissen. Ich habe das nur bemerkt, weil wir zu Hause Blutflecken auf dem Boden sahen. Dann stellte sich eine tiefe Bißwunde heraus, die genäht werden mußte. Der Tierarzt nähte ohne Narkose.
Airedale Eddi ist viel empfindlicher als die Welshis und passt auf sein Fell auf. Er ist kein Draufgänger. Bei Igeln hat er den Dreh raus, sie umher zu tragen, ohne daß er sich dabei verletzt. Im Moment sind sie sehr aktiv.
Lieber Gruß Simona mit Sir Eddi

Viper&Virgil

Re: Weicheier

Beitrag von Viper&Virgil » Do 29. Sep 2011, 16:49

Hallo Ihr.
Also ich kann sagen ich hab hier zwei wachsweiche Eier!! :D :dog_biggrin
Ich brauch gar nicht weiter zu erklären.. Is einfach so.
Jammerlappen halt :D.

Also ICH bin auf jeden Fall grad auch ein Weichei. Ich bin pünktlich vorm Wochenende am krankwerden und bin ganz schön mitleidssuchend :trost1 . Bin aber auch ein Mädchen, ich darf das!! :D
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Zuletzt geändert von Viper&Virgil am Do 29. Sep 2011, 18:19, insgesamt 1-mal geändert.

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