Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

alle Fragen zur Hundeerziehung, Körpersprache, Kommunikation
Leonie

Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von Leonie » Mi 6. Jun 2012, 12:44

Hallo, guten Tag an alle Foris, die vielleicht helfen könnten,

einige kennen schon meine 21 Monate alte Rüpel- Stine ( ist ein Notfall gewesen, bei mir seit 14 Wochen in Zweithand) aus Schilderungen hier.
Sie schnappt gerne mal, schnappt nach.....

Gestern war hier eine andere Krönung der Marotten, wenn es überhaupt noch Marotten sind? :dog_angry

Ich schilder jetzt mal konkret die Situation: Stine war nachmittags mit zu meiner ehrenamtichen Tätigkeit bei Senioren. Sie benahm sich bis auf einige überschwengliche Begrüßungen mit Hochspringen auch ganz super. Ich war ganz stolz !!!

Dann kam die Aufbruchstimmung, Stine freute sich, biß vor Übermut schon mal wieder in meinen Jackenzipfel und versuchte an die Leckerli in den Taschen zu kommen( was ich ihr auch schon versucht habe abzugewöhnen, ich will keine gelochten Jacken!!!----dann schnappte sie in die Luft und biß schon mal Luftlöcher, so daß die Zähne aufeinanderknallten!! UND JETZT KOMMTS-------


Plötzlich liegt Stine auf dem Boden, knurrt, zieht die Lefzen hoch, fixiert eine über 70-jährige Frau und zeigt der kräftig ihre Zähne!!??? :dog_mad

Alle alten Damen wichen entsetzt zurück, ich schrie, wie ein Feldwebel: AUS !!! SCHLUSS !!! SPINNST DU !!!! und noch igendwas anderes.....nicht so Nettes....

Ich war mal wieder verblüfft--entsetzt--frustriert, ja genervt zog ich mit meiner Stine von dannen. Habe sie gestern Abend ignoriert, habe entnervt
Martin Rütter geschaut, entnervt den Fernseher ausgemacht. Nun habe ich auch heute die Stine völlig links liegen lassen, bin mir aber nicht sicher, ob das die richtige Methode in diesem Fall ist???? Kann sie das überhaupt mit dem Vorfall in Verbindung bringen? Mir ist auch der Auslöser für so ein Verhalten bei Stine nicht klar? Was mache ich in so einem Fall?? Ich habe dort beim DRK auch die Verantwortung für den Nachmittag!
Übrigens, auf meine Ignoranz heute hat Stine gleich mal neben mir markiert und kräftig gescharrt--nun wißt Ihr wie sie darüber denkt :dog_dry

Hilft Ignoranz überhaupt bei Fehlverhalten?

Vielleicht habt Ihr Rat? Liebe Grüße Leonie mit Stine

Benutzeravatar
Fricco
Benutzer
Beiträge: 339
Registriert: Di 25. Okt 2011, 17:42
Wohnort: Landkreis Teltow Fläming

Re: Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von Fricco » Mi 6. Jun 2012, 13:23

Hallo Leonie,

da ich selbst nicht die Erfahrenste bin, habe ich nicht wirklich einen tollen Rat für Dich. Ich kann mir aber wie Du nicht wirklich vorstellen, dass Ignorieren dabei helfen soll.

Bei meinem "bissigen Monster" wäre das auch nicht wirklich möglich, weil er schon so lange beißen würde, bis er entweder bekommt was er will oder den entsprechenden Anranzer für die Beißerei. Meine Hundeschule sagt: JEDES Fehlverhalten (außer die Sachen, die einem nicht wichtig sind) muss sofort Konsequenzen haben, aber wenn er es dann richtig macht, sofort wieder auf "lieb" umschalten. Sie sagen: "Würdest Du Dir das von Deinem 16jährigen Sohn gefallen lassen - also lass es Dir auch nicht von Deinem Hund gefallen."

L.G. Helga + Fricco
... und *Daumendrück* dass Du die Geduld behältst

Uschi

Re: Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von Uschi » Mi 6. Jun 2012, 13:50

Hallo Leonie,

ich wäre auch entsetzt gewesen, ich kann das gut verstehen.

Wie hat sie denn reagiert, als Du sie angeschrien hast? Ignorieren würde ich das auf keinen Fall.

Dass sie gestern Abend und auch heute links liegen gelassen wird, kann sie sicher nicht verstehen. Sie bringt das nicht in Zusammenhang, mit dem was gestern Nachmittag war.


Unerwünschtes Verhalten zu ignorieren verstehe ich auch anders, als den Hund mit stundenlangem Nichtbeachten zu strafen. Ich verstehe das so, dass man auf unerwünschtes Verhalten einfach nicht reagiert, das erwünschte aber sofort belohnt. Soll heißen, dass sich das Unerwünschte nicht lohnt für den Hund.

Ich selbst kann es nicht so handhaben, ich kann nichts damit anfangen, mit diesem Ratschlag, unerwünschtes Verhalten zu ignorieren. Denn ich konnte es nicht ignorieren, wenn Yarosch mir mein Essen vom Tisch klauen wollte, oder sich mit meinen guten Schuhen in eine Ecke verzog um sie genüßlich zu verspeisen.

Ich weiß deshalb auch nicht, ob das überhaupt funktioniert im Alltagsleben.


Bei der Ausbildung mach ich es so, dass wenn etwas nicht klappt, ich keinen Kommentar dazu abgebe (das Falsche also ignoriere, z.B. schräg vorsitzen) und wir es einfach nochmal machen. Beim kleinsten Anzeichen des Verstehens, wird dann belohnt. DAS funktioniert.


Beim Blecken ist das aber was anderes.


LG
Uschi

Leonie

Re: Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von Leonie » Mi 6. Jun 2012, 14:15

Liebe Uschi,
danke für Deine Antwort.
Du fragtest, wie Stine nach dem Anbrüllen reagiert hat---

sie hörte sofort auf mit dem "Quatsch" und gähnte gelangweilt vor sich hin --wahrscheinlich eher aus Verlegenheit oder Unsicherheit???

Ich möchte jedenfalls das gezeigte Verhalten bei Stine nicht dulden! Das ist auch nicht mit dem Rüpelalter zu begründen. Ich weiß ja nie, wann das wieder auftritt, das ging blitzschnell gestern.
Positive Verstärkung ist o.k. auf dem Hundeplatz und auch hier bei Übungen. Was ist "Blecken"?? Kenne ich gar nicht???

Liebe Grüße Leonie

BigApple

Re: Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von BigApple » Mi 6. Jun 2012, 15:19

Hallo,

gähnen ist da wohl eher ein Zeichen für Stress. Aus deiner Beschreibung der Situation kann ich nicht viel rauslesen. Habe eure Geschichte nicht verfolgt, aber ein Besuch im Altersheim kann für einen unsicheren Hund großer Stress sein und wenn dann die Bindung zum Besitzer noch nicht so stark ist (wie auch in 14Tagen?) sollte man damit vllt noch warten. Ihr ward ja vermutlich länger als 30Minuten dort.
Zum ignorieren. Das macht nur bei Verhalten Sinn, wenn der Hund damit aufmerksamkeit erhaschen will. Hochspringen kann (muss aber nicht) ein Beispiel sein oder bellen damit Herrchen endlich den Ball wirft. Wenn der Hund 'n Kuchen von der Anrichte klaut will er sicher keine Aufmerksamkeit. Er freut sich am Festessen und ist völlig zufrieden, da macht es ihm sicher nix wenn er ignoriert wird :dog_biggrin
Grobes Fehlverhalten: schnappen, knurren, rammeln, ... würde ich nie ignorieren.

So nun hab ich viel geschrieben, was nun der Auslöser im Altenheim war kann ich dir nicht sagen und aus deiner Beschreibung heraus wohl auch kaum einer der erfahreneren AT-halter.

Liebe Grüße
Bernd

Leonie

Re: Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von Leonie » Mi 6. Jun 2012, 15:43

Lieber Bernd,

ich habe die Stine 14 Wochen nicht 14 Tage--deshalb war ich so erschrocken, sie war dort in der Seniorenbegegnungsstätte schon öfter mit und sie kennt die Leutchen.

Ja, wir waren länger als 30 Minuten dort, so ca. 3 Stunden---vielleicht war das wirklich Streß!!! Meinem alten AT Bobby hat das nichts ausgemacht,
der fühlte sich dort verwöhnt. Also, ich bin auch nicht so ganz unerfahren mit Airedales, der Bobby wurde 14 Jahre und 7 Monate. aber solche Dinge wie schnappen, nachschnappen, Lefzen hoch, knurren usw. kenne ich von ihm nicht.

Liebe Grüße Leonie mit Stine

Benutzeravatar
Teddy01
Benutzer
Beiträge: 1145
Registriert: Mo 11. Apr 2011, 21:53

Re: Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von Teddy01 » Mi 6. Jun 2012, 17:32

Liebe Lenonie,

ohje, du Arme. Da hätte ich auch einen totalen Schreck bekommen! Vom Ignorieren des Hundes zur Strafe halte ich nichts, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass der Hund das mitteinander verknüpfen kann. Es ist ja auch erwiesen, dass die Belohnung bei gewolltem Verhalten sofort unmittelbar kommen muss, damit der Hund es noch mit dem gezeigten Verhalten verknüpfen kann.

Ich würde versuchen Stine mal ein wenig runter zu fahren. Es kann nicht sein, dass sie vor lauter Übermut in die Leine, Luft oder in deine Jacke schnappt. Ich würde jedes Mal, wenn sie so aufdreht wieder Ruhe reinbringen, z.B. durch ein Sitz. Wenn sie wieder ruhig und entspannt ist würde ich einen neuen Versuch starten. Dreht sie wieder auf, wieder Ruhe rein usw. Denn ruck zuck ist da mal deine Hand dazwischen. Und diese Ruhe würde ich deutlich einfordern, vorher geht es nicht weiter. (Ich handhabe das bei Teddy mit Katzen so, denn wenn er die sieht, flippt er förmlich aus. Seit ich ihn auf diese Weise wieder auf den Boden der Tatsachen zurückhole, ist er auch in solchen Situationen viel entspannter.)
Außerdem ist so eine Situation auch schon eine Art Stress für sie. Sie versucht ja durch dieses in die Leine oder Luft beißen ein Ventil zu finden um sich abzureagieren. Eine Ersatzhandlung sozusagen.
Das mit dem in die Jacke beißen würde ich auch auf keinen Fall dulden. Zumindest würde ich es nicht wollen, dass mein Hund meiner Kleidung ein neues Aussehen nach seinem Geschmack verleiht. :dog_tongue2 Hier würde ich schon sehr energisch durchgreifen und auch konsequent "Nein".

Das mit der alten Dame ist echt eine sch** Situation. Ich würde sie auf jeden Fall sofort in dem Moment maßregeln. Allerdings würde ich mich bei meinem Hund auf ein "Abbruchsignal" beschrenken. Und dieses dann auch konsequent durchsetzen. Ich glaube nicht, dass sie hiermit
Leonie hat geschrieben:AUS !!! SCHLUSS !!! SPINNST DU !!!!
soviel anfangen kann. Ich weiß ja nicht, für welches Verhalten bei dir diese Worte stehen. Bsp Teddy:
AUS: er hat was im Maul und soll es hergeben
SCHLUSS: ist unser Abbruhkommando, dann weiß er genau, wenn das gedonnert kommt, dann ist aber Alarmstufe rot!
SPINNST DU: hmm, das kennt er leider nicht. Er würde vllt. denken, cool, Mutti feuert mich an!! :dog_biggrin

Bei uns ist das so, zuerst donnere ich ihm in so einer Situation das Abruchkommando hin, hört er nicht auf, dann gibt es schonmal einen Rempler zur Seite oder so. Ich würde es auf jeden Fall nicht dulden, dass er ohne Grund sowas abzieht.
Bei Teddy ist es oft so, wenn ich Abends mit ihm unterwegs bin und es kommen uns merkwürdige Leute entgegen, dann knurrt und bellt er schonmal, ABER wenn ich sage SCHLUSS, dann ist auch Schluss.

Ich hoffe, mein Beitrag nützt dir ein bischen was. Viel Erfolg und lass dich nicht entmutigen. :dog_biggrin
Warn jetzt nur mal so meine Gedanken, wie ich es mit meinem Hund machen würde!

Liebe Grüße
Raquel

PS.: Mit Blecken meint Uschi glaube ich das Zähneblecken!!! :dog_biggrin
Zuletzt geändert von Teddy01 am Mi 6. Jun 2012, 17:35, insgesamt 1-mal geändert.
"Ein Tierfreund zu sein, gehört zu den größten seelischen Reichtümern des Lebens."(Richard Wagner)

GabyP
Benutzer
Beiträge: 1200
Registriert: Mo 25. Jan 2010, 20:11
Wohnort: im Unterallgäu
Kontaktdaten:

Re: Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von GabyP » Mi 6. Jun 2012, 17:34

Hallo, Leonie,

aus der Entfernung Ratschläge zu geben, ist immer nicht ganz "sauber". Trotzdem: ich denke, vielleicht war die Dauer etwas zu lang, und dann beim Freuen über den bevorstehenden Aufbruch hat sich Stine hochgeschraubt, bis ihr "die Stimmung" dann kippte.

Ich würde daher die Aufbruchsituation nicht zu lang werden lassen, und zum anderen würde ich Stine zum Aufbruch eine Aufgabe geben (nicht nach Leckerchen suchen und in die Luft beißen ...) - soll sie eine kleine Lederbeißwurst o.ä. tragen (aber nicht damit spielen oder mit Stine dann spielen!). Dabei ist natürlich wichtig, daß außer Dir keiner mehr nach ihr hinfaßt, sonst müßte sie das Ding ja verteidigen.

Und laß sie jetzt nicht mehr links liegen!

Viele Grüße

Benutzeravatar
Horst
Benutzer
Beiträge: 236
Registriert: Di 22. Dez 2009, 08:32
Wohnort: Jena / Thüringen
Kontaktdaten:

Re: Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von Horst » Mi 6. Jun 2012, 18:03

Leonie hat geschrieben: Plötzlich liegt Stine auf dem Boden, knurrt, zieht die Lefzen hoch, fixiert eine über 70-jährige Frau und zeigt der kräftig ihre Zähne!!??? :dog_mad
Kann das nicht auch eine unangenehme Erinnerung aus der Vorgeschichte sein?
Vielleicht hat Stine mit einer ähnlichen Frau etwas Unangenehmes erlebt oder sie wurde nach solch einer Verabschiedung allein gelassen.


Gruß Horst und Strolch
Es ist leichter einen Hund zu erziehen, als die Leute, die mit am Tisch sitzen und ihm nichts geben sollen.

Benutzeravatar
Hundemutti
Benutzer
Beiträge: 1524
Registriert: Mo 2. Mai 2011, 10:44
Kontaktdaten:

Re: Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von Hundemutti » Mi 6. Jun 2012, 18:16

Hallo Leonie,

vielleicht war es, wie Horst es beschrieben hat?

Konntest Du den gesamten Vorgang beobachten? Hast Du gesehen, wie die ältere Dame auf Stine zuging, bzw. wie sie sich Stine genähert hat? Ist die Dame ihr vielleicht versehentlich auf die Pfote getreten? Hatte sie vielleicht einen Hut auf oder irgend etwas, was Stine nicht kannte und Angst davor hatte?...Irgendwie muss Stine sich doch bedroht gefühlt haben?...Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie einfach so aus dem Stehgreif heraus einen Menschen ...anfletscht ?...War es dort generell sehr laut und unruhig? Manchmal wird so ein Treffen mit vielen Leutchen, die sich angeregt unterhalten, ein wenig laut...zuviel Trubel...? Es hat ja fast drei Stunden gedauert....Sicher ist es keine Entschuldigung für ihr Verhalten, aber irgendetwas muss doch der Auslöser gewesen sein?...

Versteh mich bitte nicht falsch, man kann dieses Verhalten nicht tolerieren, aber im Zweifel erstmal "für" den "Angeklagten"! :dog_wink

Liebe Grüße
Romana & Sandy
Liebe Grüße
R & R ...Romana mit Lia & Zora

...mit Sandy & Janka im Herzen...

Antworten

Zurück zu „Erziehung & Verhalten“