Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

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Kathinka
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Re: Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von Kathinka » Mi 6. Jun 2012, 23:39

Hallo Leonie,

zu wie, warum und weshalb können wir ja so in der Ferne leider nichts genau sagen - wir können nur vermuten.

Zunächst mal: Lass dich von solchen "Rückschlägen" nicht unterkriegen! Damit muss man leider rechnen, beim "Geradebiegen" von Hunden - immer schön Schritt für Schritt und manchmal geht's eben 3 Schritte vor und zwei zurück. Aber du bist auf dem richtigen Weg, hast schon vieles erreicht und von Tag zu Tag machst du aus Stine eine angesehene Airedale-Dame. Bleib am Ball.

Zur Situation selbst kann ich natürlich nur meine Meinung wiedergeben. Ignorieren des Verhaltens geht bei so etwas meiner Ansicht nach natürlich nicht. Auch den Hund danach zu ignorieren hilft der Situation nicht, weil er das nicht einordnen kann. Zurechtweisen und Einhalt gebieten halte ich für angemessen, aber danach muss man dem Hund auch wieder signalisieren, dass alles im Lot ist (dies ist auch in Hunde-/Wolfsrudeln so). Ignorierst du sie danach kann sie nicht verstehen, ob ihre Verhaltensänderung gut ist oder nicht.

Ob es jetzt eine Übersprungshandlung war oder eine negative Erinnerun - man weiß es nicht, aber dulden musst du es in beiden Fällen nicht.

Wenn das "Nein" so negativ belegt ist, dass nimm doch einfach einen anderen Begriff. Wie Helga schon vorschlug auf einer anderen Sprache oder wir haben z.B. auch ein "ähää" (schwer zu schreiben, bedeutet aber dasselbe wie "nein") oder ein "lass es" (hier kann man die Betonung auch schön auf die Ssss legen).

Du kannst Stine zu den Treffen ja vielleicht eine Decke mitnehmen, die ihr als Rückzugsort dient. Das haben wir immer im Sommerlager mit den Kindern und Jugendlichen gemacht: die Hunde hatten jeder seine Decke/Box mit dabei und die Kids mussten diesen Platz respektieren, d.h. ist der Hund dort, hat keiner ihn zu belästigen, sondern in Ruhe zu lassen. Das bot den Hunden auch immer eine gewisse Sicherheit, wenn sie genervt, müde oder unsicher waren. Als weitergehende Möglichkeit hast du dann auch, dass Stine, wenn Aufbruchstimmung herrscht an ihrem Platz zu warten hat, bis du sie mit nimmst (alternativ zu dem vorgeschlagenen sitzen lassen). Damit sie weiß, dass du sie nicht vergisst, kannst du z.B. deine Tasche an ihrem Platz abstellen und das Abholen der Tasche bedeutet dann auch, dass Stine mit darf und ihr dann beide zusammen ruhig geht.

Grüßle Kathrin
Egal wie wenig Geld und Besitz Du hast, einen Hund zu haben macht Dich reich! - (Louis Sabin)

Leonie

Re: Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von Leonie » Do 7. Jun 2012, 00:00

Danke Kathrin,
mit dem Vorschlag " Tasche und wir gehen dann!" Auf WIR!!! liegt die Betonung!! Verstehe Dich!!

Vielleicht hat die Stine auch große Verlustängste--wurde sie doch als tolle Prinzessin, erste Geige( war ja auch ein WIR- Gefühl )--plötzlich abgegeben von den Vorbesitzern??

Na da ist noch Vertauensarbeit nötig, glaube ich---ich gebe mir alle erdenkliche Mühe--und hoffe--mit Tränen in den Augen, Leonie mit Stine

Leonie

Re: Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von Leonie » Do 7. Jun 2012, 01:08

Hallo Raquel,
Danke und Stine gerade geknuddelt..liebe Grüße Leonie

kirikola
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Re: Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von kirikola » Do 7. Jun 2012, 10:35

Hallo Leonie!
sie hörte sofort auf mit dem "Quatsch" und gähnte gelangweilt vor sich hin --wahrscheinlich eher aus Verlegenheit oder Unsicherheit???
Gähnen wird heute auch als Beschwichtigungszeichen des Hundes interpretiert. Du dürftest sie ganzschon beeindruckt haben und sie wollte dir sagen "ist ja gut, brüll nicht so, ich bin schon wieder ganz brav".(Hier das Buch dazu: Calming Signals - Die Beschwichtigungssignale der Hunde von Turid Rugaas. Ich habe es selber noch nicht gelesen und sowohl positive als auch negative Meinungen darüber gehört. Die Körpersprache des Hundes bringt es uns auf jedenfall wieder ein bisschen näher)-

Wenn du Stine wieder mitnehmen willst, würde ich auch darauf schaune, dass sie irgendwo einen ruhigen Platz hat, wo sie sich wirklich entspannen kann. Vielleicht kannst du mit ihr auch das Kommando "Decke" üben. So das du, wenn du merkst sie wird unruhig oder gestresst, sie immer wieder dorthin schicken kannst.

Unsere Hunde haben auch ihre Softboxen sehr gerne. Das sind leichte, faltbare Hundeboxen. Wenn sie da reingegeben werden entspannen sie sich sofort und schlafen ein.
Hier unser Tommy auf der WDS. Um ihn herum waren hunderte Menschen und Hunde und er hat friedlich in seiner Box geschlfafen. Ich glaub er hätte gerne etwas gehabt wo er seinen Kopf abstützen konnte :dog_biggrin
Tommy Boxk.jpg
Vielleicht kannst du Stine ja auch an so eine Box gewöhnen und sie dann immer in deine Arbeit mitnehmen. Wir haben diese Box teilweise auch einfach in unser Haus mitgenommen und offen stehen lassen. Da Boxen ja was höhlenartiges ansich haben, sind unsere Hunde hin und wielder mal auch einfach so rein gegangen und haben darin geschlafen. Ein anderes mal haben wir ihnen darin ein Schweinsohr zum fressen gegeben. Sprich mal mit deinem Trainer ob für Stine sowas eine Möglichkeit wäre.

Ich wünsche Euch beiden viel Erfolg und Durchhaltekraft

Liebe Grüße

Kathie
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Jackson

Re: Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von Jackson » Do 7. Jun 2012, 16:28

Hallo Leonie,

Hunde, die in ihrer Sozialisationsphase alte- oder behinderte Menschen nicht kennen lernen durften, finden diese häufig nicht einschätzbar (unheimlich). Sie haben ein verändertes Gangbild, eine andere Mimik, phonieren anders - sind anders, auch schwach und daher dem Hund körperlich unterlegen.

Vielleicht war der Schritt, den Du gegangen bist (Therapie-Stunde) für den Hund zu groß. Du konntest ihr keine bis wenig Aufmerksamkeit schenken, oder Sicherheit in bestimmten Situationen geben, weil Du anderweitig beschäftigt warst. Ihre Signale konntest Du nicht wahrnehmen und darauf reagieren. In nächster Zeit würde ich daher nur noch Sozialisierungsgbesuche im Altenheim machen. Stine die Umgebung und die Bewohner zeigen, aber sie in keinen Konflikt geraten lassen. Auch erstmal keinen Kontakt zu den Bewohnern aufnehmen lassen. Nur durchgehen. An Rollstuhlfahrern und Demenzkranken vorbeigehen, wie bei einem Spaziergang, aber bitte noch kein Programm abspulen. Lass sie sich akklimatisieren. 10 - 15 Minuten reichen am Anfang völlig. Dann steigerst Du die Zeiten. Dann lässt Du sie Kontakte aufnehmen, Leckerchen aus den alten Händen nehmen, einen Bewohner mit verändertem Gangbild ein Stück begleiten usw., usw. All das step by step.

Da Stine momentan in ihrem Verhaltenskatalog '"schnappen" vorzuweisen hat, würde ich sie im Altenheim nicht unbeobachtet lassen, bis sie sich diese "ihre Konfliktlösung", oder Vorgehensweise, oder Reglementierungsversuche, oder, oder..... abgewöhnt hat.

Ihr seid doch schon auf dem richtigen Weg, habt schon tolle Erfolge vorzuweisen, also von daher aktuell bitte nicht zu enttäuscht von der "Schnappmotte" sein, sie weiss es im moment nicht besser. Zeig ihr weiter wie es richtig ist. Dann wirst Du einen tollen Hund bekommen, der er ja auch schon ist.

Kopf hoch und weiter so,

mit lieben Grüßen
Annette

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Re: Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von Ulan » Do 7. Jun 2012, 21:27

Hallo Leonie
Hab Deinen Beitrag gerade erst gelesen,
.
Gähen muß nicht Langeweile ausdrücken.beim Hund nennt man es auch Verlegenheitsgähnen und drückt unter anderem
auch Unsicherheit aus.Versuch das Ganze einfach langsam und in kleineren Intervallen aufzubauen, so das das Prinzesschen
sich langsam und mit Selbstsicherheit an die Situation gewöhnt.Und ob bei der Kleinen ein Negatives Kommando jetzt Nein oder Bratkartoffel
heißt ist egal,hauptsache sie reagiert darauf ohne negative Verknüpfungen

Kopfhoch ,Rückschläge gibt es immer wieder
und das nicht nur bei Gebrauchten

Edgar mit Gilmore
Ein Leben ohne Hund ist ruhiger,sauberer,
und viel langweiliger

Leonie

Re: Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von Leonie » Fr 8. Jun 2012, 00:15

Danke Kathie, Annette und Edgar ( die letzten Beiträge hier) zu meinem Thema!

Ich bin in der glücklichen Lage, daß es für mich nur ein Ehrenamt beim DRK ist. Es ist eben eine Begegnungsstätte ( kein Altenheim)in Berlin- Schöneberg, es trifft sich Alt und Jung, habe diese Sozialarbeit immer sehr gerne ausgeübt, auch eben mit HUND!!!
Kreativ- Nachmittag mit Leonie......bin völlig offen in meiner Gestaltung.

Vielleicht bin ich hier in Eurer Runde sehr zugetan...weil , in meinem Bekannten- und Freundeskreis darf ich über Stine schon nichts mehr groß berichten, dann kommen bei ganz vielen folgende Kommentare: "Ob Du das schaffst mit DER (!!!!)---"Hast Duuuuuuuuu Dich nicht übernommen"-- "Siehst Duuuuuuuuuuuuu schlecht aus!!!!" ---" Ich weiß ja nicht, wie Sie DAS hinkriegen wollen, sagte eine Nachbarin???" Upps!!! Eine Freundin, man nimmt doch nicht sooooooooooooo einen großen Hund in DEINEM ALTER!!!
Am Stammtisch beim Chor sagte ich, meint Ihr Eure destruktiven Bemerkungen helfen mir EINEN SCHRITT weiter???? Soll ich die Stine verwünschen, abgeben oder was ??? An den Baum binden, schrie ich schon fast! Es war Stille---sofort Betroffenheit, die kennen mich, wenn das Maß voll ist!
Der Trainer hat mich IMMER aufgebaut, leider ist er in Urlaub

liebe Grüße und nun geht es mir auch schon wieder etwas besser mit den ganzen Aufmunterungen, Leonie mit Stine

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Re: Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von Regine » Fr 8. Jun 2012, 00:46

Hi Leonie,
mach dir keine Sorgen!!
Deine Stine ist eine ganz normale AT-Prinzessin auf der Erbse. So ein Verhalten kommt auch bei Hunden aus erster Hand vor.
Es wird immer Situationen geben , in denen du schwimmst. Das passiert mir auch . Und ich werde weder für meinen Kinder noch für meine Hunde je die Hand ins Feuer legen. Man weiß nie was passiert!und ich kenne meine Brut gut!
Also sei etwas entspannter und lockerer, dann ist das Stine auch.Ihr macht das doch gut!Völliges Fehlverhalten von Stine wäre gewesen , wenn sie ohne Vorwarnung gepackt hätte. Und zwischen Knurren,knurren und Knurren gibt es auch noch eine Bandbreit!
Lg Regine
Den Reichtum eines Menschen kann man an den Dingen messen,
die er entbehren kann, ohne seine gute Laune zu verlieren.

Henry David Thoreau (1817 - 1862), US-amerikanischer Philosoph, Naturalist, Schriftsteller und Mystiker

Itisme

Re: Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von Itisme » Fr 15. Jun 2012, 22:38

Leonie hat geschrieben:
Hilft Ignoranz überhaupt bei Fehlverhalten?

Hi Leonie,

nochmal was zur Aufmunterung und gegen schlechtes Gewissen: ich mag meinen Hund -neben all der positiven Verstärkung bei richtigem Verhalten- bei Fehlverhalten gar nicht immer ignorieren. Ich muss mir nämlich auch mal Luft machen und unnette Sachen brüllen wenn er mich ärgert. Bin ja auch nur ein Mensch und der Hund darf dann auch ruhig merken dass ich richtig, richtig sauer bin und die Grenze absolut erreicht ist. Und mein Hund merkt das dann sehr schnell auch ganz genau. Und gähnt dann auch gerne mal ne Runde....um gemütlich und scheinbar total unbeeindruckt weiterzutraben....ich ....neee....ich hab gar nix gemacht....

Und gut isses dann auch. Weitermachen.

Viele Grüsse,
Anne

Leonie

Re: Ignoranz des Hundes bei Fehlverhalten?

Beitrag von Leonie » Mi 4. Jul 2012, 01:04

Hallo Ihr lieben AT- Freunde!
Ich weiß, mein o.g. Thema ist genau 4 Wochen her und heute war ich wieder in der Senioren- Begegnungsstätte.

Da hier so ganz viele von Euch geantwortet hatten, wollte ich noch mal Rückmeldung geben:

Ich bin ein lernfähiges Modell und habe [b]geratene Dinge von Euch heute umgesetzt bzw. beherzigt, weil sich doch ein mulmiges Gefühl in der Erinnerung von vor 4 Wochen bei mir einschlich.
1) Zeit verkürzt von 3 Stunden auf 2 Stunden Therapierunde
2) Decke als Rückzugsmöglichkeit mitgenommen
3) meine Tasche bei Stine stehen lassen
4) Ruhe reingebracht mit Sitzkommando und Stine nicht so "hochschaukeln" lassen, weder am Anfang noch bei Leutchen, die später kamen
5) Hunde- Leckerli verteilen lassen von den Senioren an Stine
6) Aufbruchstimmung gar nicht erst aufkommen lassen, habe Stine 10 Minuten vorher ins Auto verfrachtet ( ging auch von der Witterung her), dann meine
Sachen zusammengesucht und alle verabschiedet

Habe heute noch einmal die Situation versucht zu reflektieren von den Beiträgen hier vor 4 Wochen; Stine reagiert " allergisch" auf Frauen in weiß gekleidet, also wie Klinikpersonal.

Aber ALLE !!sagen, die Stine hat sich so verändert, wäre so toll geworden, von mal zu mal sehe man den Fortschritt und ich bin ganz stolz :herz :herz

sie ist eine Süße und Liebe, sie weiß es eben nicht besser

soooo---ich muß mal jetzt noch einen hier aufmuntern im Forum , er hatte auch einen Hilferuf mit einem Junghund, und das mache ich jetzt gerne auch nur als Laie

Tja---Leonie mit Stine

27. Änderung :dog_biggrin Dankeschön an ALLE hier !!!

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