Hunde sind keine Rudeltiere

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Eddis
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Re: Hunde sind keine Rudeltiere

Beitrag von Eddis » Di 25. Sep 2012, 21:10

Na was nun? Katzen sind keine Rudeltiere, sondern Einzelgänger. Kein Mensch würde auf die Idee kommen, einen Kater ins Rudel aufzunehmen.
Wieso sind Hunde keine Rudeltiere?
Lieber Gruß Simona mit Sir Eddi

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lutz
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Re: Hunde sind keine Rudeltiere

Beitrag von lutz » Di 25. Sep 2012, 22:24

Hallo Simona,

neben den Einzelgängern gibt es verschiedene Bezeichnungen für Zusammenschlüssen von Tiergruppen.
Rudel, Herde, Rotte, Meute, Schwarm usw..
Da der Hund vom Wolf abstammt der in einem Rudel lebt, aber sich im Verlauf von 14000-16000 Jahren den Menschen als Partner gewählt (nicht umgekehrt) und sich ihm zu einer Symbiose angepasst hat, kann man ihn wohl nur noch als ursprüngliches Rudeltier bezeichnen.
Verwilderte Hunde schließen sich öfter auch noch heute in südlichen Ländern zum besseren Überleben zu mehr oder weniger lockeren Gruppierungen zusammen. Auch wenn es hierbei keine echten Rudel mit Verpaarungsprivilegien und genau festgelegten Rangfolgen und abgesteckten Revieren sind, ist der ursprüngliche Instinkt der Rudelbildung also auch noch im Hund vorhanden da er z.B. mehr Jagderfolg verspricht.
Eine Mehrhundehaltung eines Hundehalters liegt m.E. irgendwo dazwischen wobei es wohl auch auf die Zusammensetzung dieser Gruppierung ankommt.
Auf jeden Fall lebt der Hund mit seinen Menschen in einer Symbiose und nicht in einem Rudel zusammen.
(wobei im Idealfall wenn er nicht gerade einen Terrier hätte der Mensch seinen Führungsanspruch behaupten kann).
Also man muss hier differenzieren.

Der Unterschied zwischen einem Rudel und einer Herde ist der dass in einem Rudel jeder jeden kennt und auch erkennt.
Das ist zum Beispiel in einer Herde (Schafherde) anders und die einzelnen Individuen erkennen sich nicht als Einzeltiere mit verschiedenen Rangstufen, die sie auch nicht haben.
Wildschweine bilden eine Rotte die auch im Prinzip einem Rudel entspricht.

Spezielle Jagdhunde (Meutehunde) wie Beagles oder Harrier usw. können eine Meute bilden und das Wild aufscheuchen und stellen.
Eine besondere Art der Rudelbildung.

( Irgendwie seltsam, viele dieser Bezeichnungen fand man sowohl beim Militär wie Waffen-SS sowie auch bei den Pfadfindern).

Viele Grüße von lutz mit Joker
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

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Regine
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Re: Hunde sind keine Rudeltiere

Beitrag von Regine » Di 25. Sep 2012, 23:55

Hi Lutz,
lutz hat geschrieben:Der Unterschied zwischen einem Rudel und einer Herde ist der dass in einem Rudel jeder jeden kennt und auch erkennt.
Das ist so nicht korrekt!Auch in einer Herde erkennen und kennen sich die Tiere untereinander . Gib mal ein fremdes Pferd, Kuh , Elefant etc in eine (jeweilige)Herde....du wirst dich wundern... und auch eine Herde kann eine Leitfigur haben , sei das der Leithammel, die Stute oder die Elefantenkuh. Herde ist eher ein vager Begriff über den Zusammenschluß einer Gruppe Tiere und sagt nichts über deren Struktur aus. Du kannst dort enge Verbindungen finden (Kuhherde, Pferdeherde...)oder auch einen losen Zusammenschluß von verschiedenen Tiergruppen -wie Zebras und Gnus bzw einen saisonalen Zusammenschluß wie bei Hirschen .
Ich würde uns - Hund- Katze - Meersau- Kaninchen - Mensch(als WG) etc als Verband bezeichnen in der es Grundstrukturen gibt, die jeder beachtet- Hund jagt weder Katze ,Meersau noch Kaninchen , Katze frißt nicht das Karnickel oder die Meersau, Katze und Hund respektieren einander, Mensch versucht alles zu koordinieren und frißt keinen ...alle anderen versuchen den Menschen zu manipulieren.
Wir haben einfach das Glück, dass wir anpassungsfähige Hausgenossen haben , vorne weg der Hund, der uns manchmal vergessen läßt , dass er einer anderen Art angehört mit eigenen Gesetzen. Schön, dass er mit uns kooperiert.
VG Regine
Den Reichtum eines Menschen kann man an den Dingen messen,
die er entbehren kann, ohne seine gute Laune zu verlieren.

Henry David Thoreau (1817 - 1862), US-amerikanischer Philosoph, Naturalist, Schriftsteller und Mystiker

Uschi

Re: Hunde sind keine Rudeltiere

Beitrag von Uschi » Mi 26. Sep 2012, 00:46

Hallo Simona,
Eddis hat geschrieben: Katzen sind keine Rudeltiere, sondern Einzelgänger.
Rudeltiere sind Katzen sicher nicht, aber auch keine unbedingten Einzelgänger. Ich hielt die Katerbanden immer für eine Erfindung des Comics, bis ich meinen eigenen Kater wiederholt und langanhaltend in so einer Katerbande sich aufhalten sah. Sie waren drei Kater, die jeden Abend zur gleichen Zeit sich zusammenfanden im immer gleichen Garten und dort in größerem Abstand voneinander still und friedlich zusammensaßen. Jeden Abend!!! Was sie in der Nacht so trieben, das bekam ich nicht mit.


Unser Kater gehörte auch zum "Rudel". Trafen wir unseren Kater unterwegs auf dem Hundespaziergang, ging er mit uns mit. Aber nur, wenn Wijnta und ich alleine waren. War ein anderer Hund und dessen Mensch dabei, blieb er fern. Wijnta jagte auch gerne Katzen, als unser Kater noch lebte. Moritz erkannte sie schon von weitem und sie begrüßte ihn mit Schwanzwedeln und Winseln, was er mit Miauen und Fragezeichenschwanz beantwortete.
Regine hat geschrieben: Hund jagt weder Katze ,Meersau noch Kaninchen , Katze frißt nicht das Karnickel oder die Meersau, Katze und Hund respektieren einander
Ich glaube, unsere Tiere sind flexibel, und was im Haus zusammenlebt, gehört zusammen, egal welcher Art es zugehört.




LG
Uschi

Bine

Re: Hunde sind keine Rudeltiere

Beitrag von Bine » Mi 26. Sep 2012, 07:26

Guten Morgen meine Lieben,

Zum Begriff des Rudels sagt Tante Wiki:
"Rudel ist die umgangssprachliche Bezeichnung:
-für eine geschlossene und individualisierte Gruppe von Säugetieren. Ein Rudel ist eine geschlossene Gruppe, weil die Mitglieder eines Rudels nicht beliebig austauschbar sind und es ist eine individualisierte Gruppe, weil die Mitglieder der Gruppe sich untereinander erkennen.
-Es gibt in Rudeln oft eine Rangordnung und eine gewisse Arbeitsteilung."

1.erkennen sich auch unsere Haushunde,und sind im Zusammenleben nicht austauschbar. ( ich denke mal, dass diesen Fakt niemand bezweifelt?)
2. das es auch im Zusammenleben eine Rangordnung gibt, sowohl im Zusammenleben mit Arteigenen, als auch mit Artfremden (Menschen, Katzen usw.) ist sicher auch klar
3. wer mehr als einen Hund hält, kennt die Arbeitsteilung unter Hunden ganz klar, auch bei Dingen, die der Hund nicht gelernt hat. Beispiel gefällig?
Vor gut einem Jahr sind wir mit Topi und 5 Schwarzen unterwegs, alle offline.
Zusammensetzung: Floh, als Leithündin ,mit Mathi und Sof als Helferhunde, Mini als Mittler und Feolein, als "unter ferner liefen" und Topi, als Nachwuchs.
Vor uns taucht ein Bordercolli ohne Herrchen in der typischen Lauerstellung auf.
Und fasziniert durfte ich dann etwas sehr interessantes beobachten, innerhalb weniger Sekunden ordnete sich meine Gruppe völlig neu: Topi wurde durch Mathi ( die sonst sehr sanft zu ihr ist) ruppig aufgefordert sich zu Floh und uns in die Mitte zu begeben, Mini trieb die behinderte Feo in die Gruppenmitte.
Topi, Feo und wir also in der Mitte flankiert von Floh, als Leithündin und Mini, während sich Sof ca.10 m vor uns in der für sie typisch abwarten Haltung dem fremden Hund nährte. Und Mathi unseren Rücken in 10m Entfernung deckte und dabei ständig kurz stehen blieb und sicherte. Der Border verdrückte sich ins Maisfeld und wart nicht mehr gesehen. Ich war aber völlig fasziniert, dass sich die Hunde untereinander so klar innerhalb von Sekunden verständigen und eine so klare Arbeitsteilung celebrieren, bei Dingen, die sie so nicht gelernt haben und die nie gefestigt wurde.

Wenn bei den Wölfen von der Fortpflanzung gesprochen wird, dann gebe ich zu bedenken, das es sich dort eher um eine Familie handelt, also ein Wolfs-Paar mit dem Nachwuchs aus maximal 2 Jahren und die Jungwölfe spätestens mit der Geschlechtsreife den Verband verlassen, und maximal ein, zwei Nachwuchshündinnen bleiben.
Ausserdem verweigern Wolfsrüden von Hause aus die Paarung mit eigenen Töchtern, Wissenschaftler machen dafür ein Verhalten verantwortlich, was wir Menschen auch noch rudimentär kennen: "Den kann ich nicht riechen!" In der Wissenschaft ist man drauf gekommen, das wir Menschen, die ein ähnliches Immunsystem haben, wie wir selbst, meist sehr unsymphatisch finden, und wir riechen das im wahrsten Sinne des Wortes. Mit diesem Trick verhindert Mutter Natur die Paarung von Individuen mit gleichem Immunsystem, um die " Fehlerquote im Immunsystem" beim Nachwuchs gering zu halten. Denn je breiter ein Immunsystem mit unterschiedlichen Genen aufgestellt ist, um so effektiver arbeitet es und kann Umwelteinflüsse besser verarbeiten.

Ich glaube also: Hunde sind Rudeltiere, mit starken sozialen Strukturen und die sind nicht auf Arteigene beschränkt, wenn der Welpe in der Sozialisierung andere Artfremde, als dazugehörig kennenlernt. Sie wissen sicher, das wir "anders sind".

Das in einer Herde alle Mitglieder anonym zusammengeschlossen sind und damit austauschbar halte ich auch für zweifelhaft. Da gebe ich Regine Recht. Wer mal ein Pferd versucht hat in eine Herde zu integrieren, kann durchaus sein "blaues Wunder" erleben.
LG Bine

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Re: Hunde sind keine Rudeltiere

Beitrag von lutz » Mi 26. Sep 2012, 10:18

Hallo AT-Freunde,

es kommt wohl auch immer auf die Tierart an, sowohl bei den Rudeln als auch bei den Herden.
Ein Rudel Rehe wird sich anders verhalten als ein Rudel Wölfe.
Eine Herde Schafe wird sich auch anders verhalten als eine Herde Pferde.
Auf jeden Fall ist eine Herde immer wesentlich größer als ein Rudel in dem die Rangordnung bei einer Größe von ich sage einmal 10 Tieren noch individuell festgelegt werden kann was bei einer Herde von 1000 Schafen oder auch schon nur 100 Rindern nicht mehr individuell möglich ist. Deswegen hat ein Rudel auch immer nur eine beschränkte Anzahl von Mitgliedern, wobei fremde Artgenossen wie bei den Wölfen nur dann aufgenommen werden wenn sie genetisch dazu passen, sich also dadrin möglichst unähnlich sind um Inzucht zu vermeiden.
(Die Eskimos züchten so ihre Hunde indem sie der Hündin die Wahl unter mehreren festgebundenen Rüden treffen lassen, weil sie sich sicher sind so die genetisch am besten zueinander passenden Hunde zu verpaaren).

Es heißt ja nicht umsonst auch umgangssprachlich "Herdentrieb" wenn alle das gleiche machen und dem "Leithammel", ohne Überlegung was sie da eigentlich tun, hinterherlaufen. Wer da aus der Reihe tanzt ist das sprichwörtliche "Schwarze Schaf".
(Im Gegensatz zum "dummerhaften" Herdentrieb gibt es aber auch bei einer großen Anzahl von Tiergruppierungen bei Insekten wie Ameisen oder Bienen, bei Vogel-und Fischschwärmen noch die "Schwarmintelligenz", was wieder auf einem anderen Blatt steht).

In einem Rudel übernimmt jemand die "Rudelführung" und jedes Mitglied des Rudels kennt dort seine Rangstufe und Aufgabe für die er am besten für das Allgemeinwohl des Rudels funktioniert und entsprechend eingesetzt wird.
Das hat Bine ja gut bei ihrem "Rudel" beschrieben.

@ Regine: Im Prinzip gebe ich Dir da mit den Pferden recht und glaube schon das da nicht jeder in der Herde als "Neuer" willkommen ist.
Aber so wie Du eure Mensch-Tieransammlung der verschiedensten Arten beschreibst, kann man diese auch (keinesfalls abwertend) als "Horde" bezeichnen, und in einem liegst Du etwas daneben: Der Mensch frisst nämlich alles und ist das größte Raubtier in der Natur, auch wenn ihr in eurer Gemeinschaft eine friedliche Koexistenz untereinander wahrt.
@ Uschi: Ja was meinst Du wohl was die Kater da getrieben haben: Sie haben auf paarungswillige Katzen gewartet und sich gegenseitig belauert das bloss keiner den Vorrang bekam. Die Konkurrenz muss im Zaum gehalten werden und man darf diese auf keinen Fall aus den Augen verlieren. Wenn denn so eine Dame aufgetaucht ist kannst Du sicher sein dass die Fetzen da aber auch untereinander fliegen. Ich hatte früher auch einen Kater und der sah oft ziemlich zerrupft aus wenn er morgens nach Hause kam.

Auf jeden Fall gilt immer noch was Albert Einstein schon festgestellt hat:
"Um ein gutes Mitglied einer Schafherde zu sein, muss man vor allem eines sein: Ein Schaf"

Viele Grüße von lutz mit Joker
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Re: Hunde sind keine Rudeltiere

Beitrag von lutz » Mi 26. Sep 2012, 18:20

Als Nachtrag ist mir zu den Katern noch ein netter Witz eingefallen:

Der junge gerade erwachsen werdende Kater sitzt vor dem Haus als zwei alte Kater vorbeilaufen. Er fragt: "Wo wollt ihr denn hin"?
Antwort: "Wir gehen bumsen". Der junge Kater: "O.K. da komm ich mit".
Die Dreiergruppe Kater trifft denn auf eine Katze die entsprechend gut duftet und drehen dann gemeinsam hintereinander unter lautem "Miau, Miau" eine Runde nach der anderen um die Katze. Nach einer Stunde wird es dem jungen Kater zuviel und er sagt zu den anderen Katern: " Eh, Jungs das wird mir einfach zu langweilig. Eine Runde bums ich noch mit und dann geh ich nach Haus".

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