Was heißt eigentlich gut sozialisiert?

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Ira
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Re: Was heißt eigentlich gut sozialisiert?

Beitrag von Ira » Do 18. Okt 2012, 21:44

Hallo liebe Fories,
interessantes Thema. Ich bin momentan mit Mann und Hummel im Wanderurlaub (ohne die Teenies) und abends gehen wir ins Restaurant, gestern haben wir auch eine Stadtbesichtigung gemacht. Ich hatte das alles in Hummels Welpenzeit geübt und auch darauf geachtet, sie nicht zu überfordern und ich muss sagen, es klappt fast alles gut.
Andere Hunde im Restaurant: ok. Kellner berührt sie versehentlich, wenn sie unterm Tisch liegt: ok. Stadtrundgang ok, bis auf die Kleinhundebesitzer, die ihre Hunde ungefragt mit der Flexi auf meine loslassen, dann wird der Kleinhund eklig und dann natürlich Hummel auch.

Und dann kommt ABER. Wenn ein kleines Kind auf unseren Hund zugeht, während sie unterm Tisch liegt, wird sie zur Furie. Da muss ich höllisch aufpassen. Kleine Kinder bei uns in Haus und Garten gehen auch gar nicht. Ist mir superpeinlich, aber üben kann man das wohl nicht mehr. Auch wenn jemand krabbelt (etwas unterm Zisch sucht, zB) rastet sie aus. Hummels Eltern waren liebe Airedales und ihre Schwester liebt kleine Kinder. Sie ist offenbar nicht sozialisiert auf Babys, meine zwei waren schon 9 und 11 als sie zu uns kam.
Ich würde beim nächsten Hund (hoffentlich dauert das noch sehr lang) versuchen, an diesem Thema zu arbeiten, es ist nämlich so wie es jetzt ist, echt z.Kxxxx

@Bine: das ist ja ein Ding, dass Du die Topi als brav ggü den Airedales bezeichnest! Mir erzählte mal eine Frau, die zwei Dobis hatte und deren Eltern Airedales züchten (die mit der Bronzestatue), dass die Dobermänner gegen Airedales Weicheier seien. Kommt wohl immer auf das Individuum an, denn Airedales sind ja kinderlieb :dog_sad
Liebe Grüße, Ira
Mit der fast gut sozialisierten Hummel

Uschi

Re: Was heißt eigentlich gut sozialisiert?

Beitrag von Uschi » Do 18. Okt 2012, 23:55

Hallo Ira,
Ira hat geschrieben: Wenn ein kleines Kind auf unseren Hund zugeht, während sie unterm Tisch liegt, wird sie zur Furie. Da muss ich höllisch aufpassen. Kleine Kinder bei uns in Haus und Garten gehen auch gar nicht.
ist Hummel mal was passiert, was im Zusammenhang mit kleinen Kindern stehen könnte?

Keiner meiner Hunde kennt/kannte Kinder vom Züchter her oder von uns zuhause. Dennoch hat/hatte keiner eine Aggression entwickelt gegen sie. Wijnta hatte schon im Erwachsenenalter erstmals näheren Kontakt zu kleinen Kindern. Sie ließ sich auch ruhig anfassen von ihnen, war kein Problem.



@Helga
Fricco hat geschrieben: manche aber vehement anbellt, hab ich mal genauer hingeschaut: meist war es so, dass diese Menschen ihn direkt angesehen haben ...
Genau, das fixieren. Und die Menschen tun das aus Angst vor dem Hund. Ich hatte vor ein paar Tagen erstmals so eine Situation. Ein Junge, vielleicht 11/12 Jahre alt kam den Gehweg herauf, auf dem ich mich mit Wijnta und Yarosch schon befand. Seine ganze Körperhaltung zeigte Furcht. Er hatte den Kopf zwischen die Schultern gezogen, drückte sich ans Gebüsch am Rande des Gehwegs und fixierte Yarosch, der ihn anscheinend besonders beunruhigte. Yarosch interessiert sich eigentlich nicht für Passanten, die gleichmütig vorbeigehen, aber der Junge verhielt sich auffällig und starrte Yarosch unentwegt an. Yarosch spannte sich an und als der Junge, Yarosch fixierend an uns vorbeiging, in seiner zusammengeduckten Haltung, fing Yarosch an zu bellen.

Ich werde also in Zukunft darauf achten, falls ein Mensch so ängstlich ist und aus Angst auch noch fixiert, dass ich Yarosch ablenke, oder ihn einfach auffordere, zügig weiterzugehen, diesen Menschen nicht weiter zu beachten.



LG
Uschi

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Re: Was heißt eigentlich gut sozialisiert?

Beitrag von Regine » Fr 19. Okt 2012, 00:07

Uschi hat geschrieben:ist Hummel mal was passiert, was im Zusammenhang mit kleinen Kindern stehen könnte?
Es muß nicht einmal was passiert sein , es reicht schon ,wenn "Frauchen oder Herrchen" leichte bis mitttelschwere Panikattacken bekommen , weil sich ein -ach so schwaches Kleinkind dem Hund nähert ... da wird schon beim geringsten auf den Hund eingewirkt um schlimmeres zu verhindern ....Erreicht wird oft das Gegenteil..........
Den Reichtum eines Menschen kann man an den Dingen messen,
die er entbehren kann, ohne seine gute Laune zu verlieren.

Henry David Thoreau (1817 - 1862), US-amerikanischer Philosoph, Naturalist, Schriftsteller und Mystiker

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Re: Was heißt eigentlich gut sozialisiert?

Beitrag von GabyP » Fr 19. Okt 2012, 00:16

.. oder das einfach unerzogene, für seine Verhältnisse brutale patschpatsch-Kleinkind, um das sich weit und breit keine Mutter kümmert ...

Ich denke, nicht alle Hunde liegen wirklich entspannt dösend unterm Gasthaustisch - die beobachten und bewachen (Herrchen/Frauchen, Futterquelle, Lagerstatt usw) und wegen des beengten Raums unterm Tisch kommt es einfach schneller zu Knurren (gut!, denn der Hund warnt!), als wenn Hundi einen Schritt beiseite gehen könnte. Gasthaustisch ist auch Höhle.

Viele Grüße

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Re: Was heißt eigentlich gut sozialisiert?

Beitrag von Regine » Fr 19. Okt 2012, 00:29

GabyP hat geschrieben:.. oder das einfach unerzogene, für seine Verhältnisse brutale patschpatsch-Kleinkind, um das sich weit und breit keine Mutter kümmert ...
Da hat man natürlich als Züchter oder Besitzer von patschpatsch-Kleinkind Glück --- denn die Welpen sind dann diesen Kummer schon gewöhnt :dog_biggrin :dog_biggrin
Den Reichtum eines Menschen kann man an den Dingen messen,
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Bine

Re: Was heißt eigentlich gut sozialisiert?

Beitrag von Bine » Fr 19. Okt 2012, 06:15

Ira hat geschrieben:
@Bine: das ist ja ein Ding, dass Du die Topi als brav ggü den Airedales bezeichnest! Mir erzählte mal eine Frau, die zwei Dobis hatte und deren Eltern Airedales züchten (die mit der Bronzestatue), dass die Dobermänner gegen Airedales Weicheier seien. Kommt wohl immer auf das Individuum an, denn Airedales sind ja kinderlieb :dog_sad
Liebe Grüße, Ira
Mit der fast gut sozialisierten Hummel
Morgen Ira,

Dobi und Airedale sind vom Charakter schon sehr unterschiedlich. Und die Frau die sagte, Dobis wären "Weicheier" hat in gewisser Weise Recht. Der Dobi ist im Kopf viel sensibler und auch viel mehr auf seinen Besitzer fixiert, der Airedale nur auf seinen Vorteil. happy_02 happy_02 happy_02
Der Dobi ist aber auch im Vergelich zum Aire ein ziemlich "angefxxxx Eichhörnchen", der weit weniger Nerven hat, als der Aire.Der Aire ist ein im Wesen sehr robuster Hund, während der Dobi, senibel, nervig, viel schneller Stimmungsschwankungen hat, dadurch kommt es zu sehr schnellen Reaktionen und man muss immer schauen,das man die Ruhe beim Dobi hält.
Anyway ich hab Topi eben wie ein "Dobi" aufgezogen, immer sehr ruhig, konsequent.... und nun isse mir eben etwas zu brav happy_02 happy_02 happy_02 , dem nächsten Aire würde ich "mehr Luft" lassen. Aberich bin nicht der Masstab ich mag knallige Hund.
LG Bine

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Ira
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Re: Was heißt eigentlich gut sozialisiert?

Beitrag von Ira » Fr 19. Okt 2012, 15:19

Hallo in die Runde,
nee, nee, Regine, so war das nicht! Erst waren die unangenehmen Vorfälle und dann kamen meine Befürchtungen. Beispiel: Konfirmation meiner jüngsten mit dem Haus voller Leute und einem 1jährigen Kind. Kaffee gab es bei uns im Haus und ich sperrte Hummel weg, weil ich wusste, dass sie keine Kinder mag, aber irgendeiner unserer lieben Gäste ließ Hummel raus und der total frustrierte Hund stürzte in die Küche, wo sich das Kind (und das Essen) befand, sofort zum Kind, knurrte und boxte mit der Schnauze. Sie hat nicht gebissen, wir hätten es aber auch nicht mehr verhindern können. Das war eine sehr unschöne Situation. Für 2 Tage war ich ganz geschockt und nachdenklich und ich denke nicht, dass ich ungerechtfertigte Bedenken habe oder die Situation durch Panik meinerseits heraufbeschworen habe. Seit der Zeit gilt für mich, ist dieses Kind mal auf einer Feier bei uns, kommt der Hund ins untere Stockwerk und es ist mir auch verdammt egal, dass Gäste, die sonst im ganzen Haus herumstöbern, vor verschlossener Tür stehen.
Die Patsche-Kinder (darf ich mal den Hund streicheln - nein - egal sie machen es trotzdem) kenne ich auch! Aber die Situation ist anders, es ist nicht zuhause und es ist kein Restauranttisch (Essen!). Draußen, wo es nichts zu verteidigen gibt, lässt sie sich viel gefallen.
Hummel ist ein Hund mit einem ausgeprägten Territorial- und Ressourcenthema und beim nächsten Hund würde ich die Anfänge besser erkennen und gegensteuern, die Anzeichen, noch harmlos zwar, kamen schon bald zum Vorschein.
Letztens ging sie einen doppelt so schweren Hovi-Rüden an, nur weil der es wagte, vor ihr zu Zossen und am selben Nachmittag wollte sie die Kunden bei F...pf anknurren, weil sie die Frechheit besaßen, dort einzukaufen.
Ich habe inzwischen eine ganz tolle Hilfe an meiner Seite und wir hoffen, dass wir einiges wegtrainieren können, aber bei den kleinen Kindern bleibt mir wohl nur Management, weil mir das echt zu gefährlich ist.
Mieser Empfang hier, aber ich musste antworten.
Viele Grüße, Ira

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Re: Was heißt eigentlich gut sozialisiert?

Beitrag von Regine » So 18. Nov 2012, 00:09

Hi Ira,
Ira hat geschrieben:nee, nee, Regine, so war das nicht! Erst waren die unangenehmen Vorfälle und dann kamen meine Befürchtungen. Beispiel: Konfirmation meiner jüngsten mit dem Haus voller Leute und einem 1jährigen Kind. Kaffee gab es bei uns im Haus und ich sperrte Hummel weg, weil ich wusste, dass sie keine Kinder mag, aber irgendeiner unserer lieben Gäste ließ Hummel raus und der total frustrierte Hund stürzte in die Küche, wo sich das Kind (und das Essen) befand, sofort zum Kind, knurrte und boxte mit der Schnauze. Sie hat nicht gebissen, wir hätten es aber auch nicht mehr verhindern können.
was für Befürchtungen??Dass dein Hund knurrt und sagt:Hee das ist mein Reich ihr seid Eindringlinge ??IOder dass sie beißt??Hat sie ja nicht , trotz Möglichkeit!
Eigentlich hat sie richtig reagiert!Sie wurde von euch werggesperrt, hatte nicht die Möglichkeit die Leute , die bei euch auftauchen zu erfassen und reagiert gegenüber einem fremden Kleinkind trotzdem so... prima. Sie hat instinktiv und richtig reagiert -leider nicht lassiemässig...Hab mal mehr Vertrauen in deinen Hund!!Hunde reagieren hundemäßig , nicht menschlich!
LG Regine
Den Reichtum eines Menschen kann man an den Dingen messen,
die er entbehren kann, ohne seine gute Laune zu verlieren.

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Ira
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Re: Was heißt eigentlich gut sozialisiert?

Beitrag von Ira » So 18. Nov 2012, 11:57

Hallo Regine,
hui, das ist hier schriftlich furchtbar schwierig zu beschreiben, ohne Missverständnisse aufkommen zu lassen. Ich habe schon oft festgestellt, dass das geschriebene Wort nicht wirklich das auszudrücken vermag, was genau man meint.
Hier bräuchte man wirklich das persönliche Gespräch, um meine "Befürchtungen" und die Situation an diesem Tag richtig zu erklären.

Hummel war erst dabei und nach einer gewissen Zeit habe ich sie in ein anderes Zimmer gesperrt, weil dieses Kind (meine Nichte) noch krabbelte und Krabbeln kann mein Hund überhaupt nicht ausstehen, schießt sofort hinterher. Sie ist sonst immer dabei, wenn Leute kommen, bleibt aber sehr angespannt.
Inzwischen ist da sicher eine gehörige Portion Stimmungsübertragung dabei, das ist mir schon klar. Bei Kleinkindern habe ich wirklich Angst und habe meiner Familie gesagt, dass ich eine Zusammenkunft von der Kleinen und meiner Hummel nicht mehr möchte, da ich besorgt bin, dass sich Hummels Verhalten verstärkt (Hum: ich hab dir doch gesagt, du sollst abhauen).
Wie gesagt, das Problem beschränkt sich hauptsächlich auf unser Heim und den Restauranttisch.
Hach, das ist ein schwieriges Thema, aber ich will nicht, dass was passiert, auch nicht wegen Hummel. Und ich bilde mir lieber ein, dass etwas passieren könnte, als dass ich dann dumm dastehe, wenn ich nicht mehr reagieren kann. Tatsächlich denke ich nicht, dass Hummi jemanden ernsthaft verletzt, denke aber, dass es meine Aufgabe ist, diese Situationen zu managen, um absolute Sicherheit zu schaffen. Verstehst Du ein wenig, was ich meine????
(Hoffe das war einigermaßen ok, was ich geschrieben habe, aber ständig "labern" :dog_wink meine Familienangehörigen mich an, bin schon in ein anderes Zimmer, aber da kommen sie nach :dog_biggrin )
Liebe Grüße, Ira und die fast liebe Hummel

Uschi

Re: Was heißt eigentlich gut sozialisiert?

Beitrag von Uschi » So 18. Nov 2012, 12:13

Hallo Ira,
Ira hat geschrieben:Krabbeln kann mein Hund überhaupt nicht ausstehen, schießt sofort hinterher.
ich würde Hummel an der Leine bei mir behalten und ihr das Krabbelkind "schön" füttern.

Dass Du Sorge hast, dass etwas passiert, verstehe ich schon. Aber deswegen auf Familientreffen zu verzichten, das würde ich nicht tun.




LG
Uschi

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