Guten Morgen,
ich hab den Artikel gestern auch mit Interesse gelesen. Die moderne Hundeausbildung hat so viele Facetten, wie es Hunde-Menschen-Teams gibt.
Da sind sie, die Hundeschulen die "gewaltfrei" und/oder ohne Zwang arbeiten ( gibt es sowas? Zwang hat mindestens genauso viel Facetten: von Runterdrücken des Hinterteils beim Welpen, über passiven Zwang durch Aufstellen eines Plastikzaunes beim Fussgehen bis zum massiven Starkzwang. Wo fängt also Zwang an?),
da sind die Trainer die ohne Motivation arbeiten, weil der Hund nicht nach Leckerlie gieren soll, sondern es für seinen HH tun soll ( haben meine nie getan, warscheinlich war ich nicht schön genug
, ich hab mich immer Ball, Beißwurst oder Leckerlie bedient ),
da sind die, die Positiv-Negativ zusammen verwenden, die, die ausschließlich über Zwang und Gehorsam arbeiten und sich wundern, daß der Hund nicht mehr freudig ist und es gibt sie die Hundemenschen, die intuitiv aus dem Bauch heraus alles richtig machen, ohne sich je damit beschäftigt zu haben.
"Viele Wege führen nach Rom", und welcher Weg nun der Richtige ist, mag jeder selber für sich und seinen Hund herausfinden, solange körperliche und/oder seelische Grausamkeit draußen bleibt und man nicht versucht "antiautoritär" als Erziehung zu verkaufen und am Allerwichtigsten: so lange keine Aussenstehenden belästigt, gefährdet und/oder verletzt werden. Wenn der Fiffi Kinder vom Fahrrad zieht, die Nachbarn im Vorbeigehen beißt, den Postboten durch den Türschlitz zieht, unerlaubt und selbständig andere Hunde frisst, hört bei mir der Spaß auf.
Wenn er den Besitzer beim Kämmen beißt, Nachbarskatze durch den Garten hetzt, alleine spazieren geht , den Besitzer nicht auf die Couch läßt oder die Küche als sein Revier markiert, die Wohnung umdekoriert, seinen Besitz nicht mit dem HF teilt.......so ist das allein eine Frage der Schmerzgrenze des Besitzers, womit er leben mag und kann und das mag dann auch jeder HH selber entscheiden.
. Ich kenne alle möglichen Konstellationen: Hunde die das Sagen haben, wo der HF sich seinem Hund anpasst und versucht in jeder Hinsicht zu vertuschen, daß er in der 2. Reihe "bellt", da zieht der HF bei einem Blick vom Hund die Hand sehr schnell zurück, der HF kann dem Hund jetzt die Pfote nicht hochnehmen, weil er da empfindlich ist usw. usw. es werden letzten Endes alle Situationen gemieden, die zur Konfrontation mit dem eigenen Hund führen können: Pflege, andere Hunde, Menschen usw. und oft kommt es irgendwann zum Beissunfall mit dem eigenen Hund und oft wird dann gesagt, daß dies "aus heiterem Himmel" gekommen ist: das hat er noch nieee gemacht ! - der Hund hatte es oft genug angekündigt und gesteigert, der Mensch hat nur gekonnt ignoriert, übersehen oder vertuscht.
Unter den Hundesportlern, gibt es einige HF, die sehr lax mit ihrem Hund umgehen und durchaus auch schon von ihrem Hund gebissen wurden, daß aber völlig i.O. finden und damit auch leben können und sich in der tatsächlichen oder eingebildeten Stärke ihres Hundes sonnen, denen gefällt das. So sei es, wenn Beide damit glücklich sind... anyway
Ich kenne unsichere Teams, wo HF einfach alles richtig machen möchten und deshalb unsicher sind und viel zu "verkopft" und das auch auf ihren Hund übertragen und den Hund in irgendwelchen Grauzonen schweben lassen und genau deshalb alles schief geht, was schief gehen kann.
Teams, die überhaupt nicht mit einander können, wo schon die Bindung zu wünschen übrigläßt, die wie zwei Fremdkörper sind, wo an den Hund Ansprüche gestellt werden, die er nicht erfüllen kann und/ oder sich ein Hund nach der "Optik" gekauft wurde, der so gar nicht von seinen rassetypischen Eigenschaften zum Leben des HF paßt. Oder der Hd den HF überhaupt nicht versteht, weil dieser ihm bestimmte Dinge einfach nicht "erklärt" hat.
Ich glaube, die Facetten in den Hd-Mensch-Teams sind unendlich und nie gleich und die Ansprüche auch immer anders. Manche HF sind schon froh, wenn ihr Hund sie nicht mehr beißt und sie normal mit ihm leben können und er die Grundkommandos halbwegs befolgt, andere wollen auf die Weltmeisterschaft, auch hier gibt es kein Richtig und kein Falsch, solange es nicht zu Lasten einer Partei oder Ausstehenden geht. Ich kenne sehr glückliche Familienhunde und sehr unglückliche Sporthunde, aber auch genau die umgedrehte Konstellation. Ich glaube, das Anstrengendste und Schlimmste was man seinem Hund an tuen kann, ist die Unsicherheiten zu erzeugen, die durch die "Graubereiche"entstehen. Den Hund, sicher aus guten Vorsätzen heraus, aus Liebe und menschlichem Demokratieverständnis in Situationen zu schicken, wo er selber entscheiden muss und die Rudelführung übernehmen soll und muss, solche Dinge erzeugen beim Hund Stress, Unsicherheit und Aggression und ich behaupte 90% aller Hunde sind damit schlichtweg überfordert.
Liebevolle Konsequenz, klare Grenzen, stabile Spielregeln ohne ewiges Gängeln, klare Ruhephasen, Rudelstrukturen und Abläufe, genau wie Auslastung und Freiheit, Motivation und auch Negative ( und da hat Simona durchaus Recht) gehören je nach der Charakter des Hunde und des HF für mich zum glücklichen Zusammenleben dazu.
Hunde, die nie Grenzen kennengelernt haben und auch nie Frustration erlernt haben, zeigen oft später Übersprungshandlungen ( die eine völlig normale hundliche Nummer sind und verhindern, daß es zu einer Reizüberflutung des Gehirns kommt ). Und auch Negative Einwirkungen sind sehr variabel, reicht bei einem Hund ein "Nein", kann ein anderer durchaus noch 3x nachfragen
und eine wirkliche Ansage brauchen. Hier spielt einfach die "Führerhärte" des Hundes eine Rolle, wirklich harte Hunde können aber durchaus wehleidig und führerweich sein
.
Ein Hund ist ein einzigartiges Wesen, daß die Summe aus seinen Genen und seiner Umwelt und den daraus resultierenden Lernerfahrungen ist, genauso wie die Menschen auch.
Ich glaube es gibt kein "Patentrezept" und gute Hundeausbildung / -erziehung ist immer individuell und hat immer mehrere Strategien für das gleiche "Problemchen" parat.
Viele Hunde sind aber einfach auch nicht ausgelastet ( 10 Minuten an der Flexi um den Block), müssen Erwartungen des Hundehalters erfüllen ( Sporthund ohne Ambitionen, ängstlicher Besuchshund, Statussymbol, Kuscheltier, Partnerersatz usw.....)- für die sie nicht geschaffen sind, dazu noch "Graubereiche" und schon kommt es zu Missverständnissen, eingefahrene Situationen und letztendlich zu einem unglücklichen Hund und einem unglücklichen Besitzer und natürlich wird das wieder vertuscht, denn in der heutigen Zeit muss eben alles perfekt sein: Kinder genau wie Hunde - beide sind es aber sehr selten. Fehler, Macken, Eigenarten machen diese Welt so bunt, ändern muss man sie aber
immer ! dann, wenn irgendwer damit unglücklich ist und dazu ist es nie zu spät. Ich habe/hatte insgesamt 21 Hunde "am Strick" und keiner war wie der Andere, jeder lernte anders, brauchte andere Motivation und reagierte unterschiedlich sensibel auf negative Erfahrungen, jeder hatte seine Eigenarten und Macken, und bei allen Hunden die schon gegangen sind habe ich am Meisten das nach ihrem Tod vermisst, was mich im Zusammenleben am meisten genervt hat. Das ist immer die Ironie an der Hundehaltung....
Für mich gibt es kein Richtig und Falsch in der Hundeausbildung, nur ein Richtig oder Falsch für das einzelne Hund-Mensch-Team.
LG Bine