Antibellhalsband....

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Bettina
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Re: Antibellhalsband....

Beitrag von Bettina » Di 13. Jul 2010, 19:26

Hallo Freddy,

mal angenommen, mein Hund bellt während der Fahrt, weil er einen anderen Hund sieht. Das ist nicht erwünscht, ich ignoriere sein Verhalten, fahre aber weiter.

Auf dem Parkplatz angekommen, bellt er in froher Erwartung, daß es nun gleich losgeht. Auch das ist nicht erwünscht, er muß sitzen, sich ruhig verhalten, erst dann erfolgt die Freigabe zum Spaziergang.

Die Freigabe erfolgt aber doch nur für das korrekte Verhalten auf dem Parkplatz, eine Verhaltenskette kann ich m.M. nach hiermit nicht erstellen, denn er kann es mit vorherigem (Nicht)-Ruhigsein doch gar nicht verknüpfen ?!

Das ist mir nicht klar - erklärst Du es mir noch einmal?

Liebe Grüße
Bettina
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Freddy

Re: Antibellhalsband....

Beitrag von Freddy » Di 13. Jul 2010, 22:29

Hallo zusammen,

manchmal tut man Dinge intuitiv und es funktioniert, aber wenn man es dann genau erklären soll....

Bettina hat geschrieben:mal angenommen, mein Hund bellt während der Fahrt, weil er einen anderen Hund sieht. Das ist nicht erwünscht, ich ignoriere sein Verhalten, fahre aber weiter.

Auf dem Parkplatz angekommen, bellt er in froher Erwartung, daß es nun gleich losgeht. Auch das ist nicht erwünscht, er muß sitzen, sich ruhig verhalten, erst dann erfolgt die Freigabe zum Spaziergang.

Das wären für mich zwei unterschiedliche Motivationen zu bellen...und ich würde sie unterschiedlich behandeln. Ich versuche das Ganze noch mal anders zu erklären:


Ich sehe bei uns z.B. die Autofahrt als Verhaltenskette.

Im Grunde beginnt sie schon zu Hause wenn ich Felix anleine und den Autoschlüssel nehme. Dann wird die Autotür geöffnet „hopp“... Felix springt hinein „sitz“... ich setze mich hinter das Lenkrad „platz“ ...ich fahre los ...am Zielort halte ich an „sitz“ ...und gehe zur Heckklappe dann öffne ich die Tür „ sitz und bleib“ ...dann gebe ich ihn frei „hopp“ ...und erst jetzt erfolgt mit dem Spaziergang die ( Jackpott-)Belohnung.

Jedes ausgeführte Verhalten bestätigt das vorhergehende. Felix hat schon gewusst als ich den Autoschlüssel genommen habe, was auf ihn zu kommt. Natürlich gibt es zur Erinnerung noch die entsprechenden Hörzeichen dazu, nötig sind sie aber meist nicht. Falls ein Teilglied der Kette nicht erfüllt wird, erfolgt breche ich so lange ab bis es erfüllt ist...
Nehmen wir an Felix ist ins Auto gesprungen aber setzt sich nicht hin...dann sage ich „sitz“ und fahre nicht eher los bis er brav sitzt. An dieser Stelle kann man anfangs auch schon mal "zwischenbelohnen". Die ersten Autofahrten sollten möglichst kurz sein und wären natürlich auch besonders (ablenkungsfrei) gut zu planen. Und es sollten nicht gerade die Touren sein, wo der Hund eh immer verrrückt spielt.

Natürlich ist es auch von Vorteil das der Hund die einzelnen Teile (hopp, sitz, platz, still) der Verhaltenskette beherrscht. Man kann anfangs auch jedes Kettenglied einzeln z.B. mit dem Clicker oder Leckerchen belohnen.

Bei uns bilden sich Verhaltensketten fast „von selber“. Die „Verhaltenskette Mantrailing“ fängt schon zu Hause mit dem Mitnehmen des Trailgeschirrs an und endet erst Stunden später beim Opfer...geht mittlerweile fast alles „automatisch“. Die Bestätigung findet erst ganz zum Schluß beim Opfer statt. Jeder kleine Zwischenschritt wird mit von den nachfolgenden Schritten belohnt.

Das wäre für mich ein Weg das fordernde Bellen (wie ich das bei Akbar sehe) zu unterbinden.


Wenn Felix im Auto bellt, weil er einen Hund gesehen hat, ist das eine andere Motivation (vielleicht Revierverteidigung?) zu bellen, als die, Herrchen „flott“ zu machen. Da wäre eine andere Handlungsweise angebracht. Ich gestehe Felix 1-2 Beller aus diesen (anderen) Gründen zu. Bei uns reicht dann schon meist ein „ist gut...“aus. Falls nicht, ein etwas schärferes „ruhig jetzt“ evt. mit „sitz“ als Alternativverhalten gekoppelt. Natürlich kommt es uns entgegen das ich das Bellen bei Felix unter Signalkontrolle gebracht habe. Ich habe ihm das Bellen beigebracht und gleichzeitig das „Ruhigsein“.

Ich denke wenn ich am Ende der Kette (auf dem Parkplatz) meinen Hund so weit bringe, das er ruhig im Sitz (Impulskontrolle) auf meine Kommandos (Sicht- und Hörzeichen), kann ich später auf während der Fahrt mit den gleichen Signalen arbeiten.
Theorie und Praxis sind immer zwei verschiedene Paar Schuhe, Patentrezepte die auf alle Mensch-Hundteams passen sind selten. Aber es gibt immer einen Weg...man muss ihn nur suchen und finden....

Hoffe das es etwas klarer wurde und
LG
Freddy

PS: Bitte nicht den Begriff "Verhaltenskette" so ganz eng sehen...er trifft es nicht ganz korrekt, aber mir fiel kein besserer ein... ;)

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Bettina
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Re: Antibellhalsband....

Beitrag von Bettina » Di 13. Jul 2010, 22:37

Hallo Freddy,

Danke Dir, daß Du es noch einmal so detailliert formuliert hast - Bellen ist eben nun mal auch die akustische Art der Kommunikation und wir sollten unsere Hunde darin auch verstehen können.

Liebe Grüße
Bettina
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Eddi

Re: Antibellhalsband....

Beitrag von Eddi » Mi 14. Jul 2010, 00:30

Hallo,

mir ginge es wie Freddy, ich könnte es nur schwer erklären, wie wann was, warum. Wenn Hund kläfft (um mal hier im Thema zu bleiben) weiß ich schon weshalb und reagiere ensprechend. Das zu erklären fällt schwer.

Aber dieser Satz
Jeder kleine Zwischenschritt wird mit von den nachfolgenden Schritten belohnt.
erscheint mir ganz wichtig und dafür hätte ich lange nachdenken müssen, aber genauso ist es. Für den Hund fällt mit grad kein so plastisches Beispiel ein, ich erlaube mit mal eines vom Pferd zu erzählen:
Beim einreiten geht man ja auch schrittweise vor, baut eines auf dem anderen auf. Aber da gibt es immer ein paar Übungen, die individuell besonders gern gemacht werden und ein paar, die fast jedes Pony toll findet. Zum Beispiel ist es exorbitant wichtig, daß Pferd jederzeit zum Stehen zu bringen ist. Ich übe das sehr früh in der Ausbildung ein und zwar ganz ohne Kraft, nur auf leichte Signale. Wenn das sitzt, ist es für ein Pony iA die größte Belohnung anhalten zu dürfen und wird zukünftig als solche verwendet. Oder eine bestimmte Übung, die die Wendigkeit und Spritzigkeit fördert; macht fast allen Ponys Spaß, aber es macht sie auch heiß. Wenn man diese Übung nun am SChluß der Trainingseinheit abruft, anschließend den Stop und sofort abspringt und das Pony lobhudelnd aus der Reitbahn führt, hat man eine Handlung mit der anderen belohnt und das Pony findet nicht nur sich ganz toll, auch die Arbeit und wartet schon auf die nächste Stunde. Erst die Drehübung als Belohnung für die artige Arbeit, dann das Stoppen als Belohnung für das Drehen ohne zu heiß zu werden, dann das abspringen und loben für das tolle Stoppen. Eines ist angenehmer als das andere und kein negatives Erlebnis trübt die Freude an der Arbeit.
Mit den Hunden mache ich alles beiläufiger, da fällt mir kein so schönes (Ketten)beispiel ein.

Ich achte aber auch sehr darauf, den Hund nicht "aus Versehen" in seinem Kläffen (oder so) zu bestärken. Dazu ist es natürlcih wichtig, den Grund des Kläffens zu erkennen, denn wie Freddy sehe ich das auch so, daß ganz verschiede Anlässe auch ganz verschiedene "Therapien"benötigen.
Falls ein Teilglied der Kette nicht erfüllt wird, erfolgt breche ich so lange ab bis es erfüllt ist...
Das klappt immer! Und zwar oft schnell und effektiv. Wüsti ist anfangs einfach durch die fast noch gedchlossene Klappe gestürmt. Ich habe die Klappe solange aufgemacht (nur den Griff geöffnet,nicht aufgezogen) und ihm "sitz" befohlen, bis er von selbst "sitz" gemacht hat, weil sonst die Klappe gar nicht weiter geöffnet wird.
Das wichtige ist, den richtigen Zeitpukt für die prompte Belohnung zu erwischen, denn genau das bringt den größten Effekt. Wenn Wüsti also nun sitzt, sofort Klappe aufmachen. Das war zuerst die Belohnung, "sitz und bleib" war damit nicht aufgehoben. Jtzt erst noch warten, bis die anderen aussteigen, dann erst Wüsti. Zwischendurch immer wieder zurück ins "bleib". Inzwischen setzt er sich automatisch, bis er "da hopp" machen darf. Wir hätten keine Terrier, wenn sie nicht hier zwischendrin auch noch Möglichkeiten zum Abkürzen suchten, aber das Prinzip funktioniert immer und wenn man sich mal selbst drauf eingeschossen hat, gelingt es auch automatisch. Dann kann man die Heckklappe gar nicht mehr öffnen, wenn Hundi dahinter noch nicht sitzt.
Genauso mit dem Bellen, wenn man den richtigen Zeitpunkt zum loben bzw auflösen einer Spannungsituation intuitiv hat, kann man die Sekundenbruchteile, in denen es bei Hundi als Belohnung für das Stillsein ankommt auch nutzen.

LG
Eddi
sucht grad Wüstis intuitiven Jiffelunterbrechungspunkt bei Katzenbeobachtung.... :dog_wacko

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