Eingreifen bei Hundebegegnungen

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Katzenfrau
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Eingreifen bei Hundebegegnungen

Beitrag von Katzenfrau » Di 20. Apr 2010, 09:25

Hallo Leute,
nach einer heftigen Diskussion mit meinem Schwager würde ich gerne mal Euere Meinung zu folgendem Thema hören:

in unserem Freundeskreis gibt es eine kleine Münsterländer-Hündin, die man fast als „hyperaktiv“ bezeichnen könnte: schon als Welpe gab sie niemals Ruhe (Lefzen lecken, anstupsen, vom Platz vertreiben, aufspringen) wenn die andern Hunde nicht mehr spielen wollten - ein richtiger kleiner Wusel, der manchmal schon etwas lästig ist. Sie kann keine 5 Minuten ruhig sitzen, ist immer blitzschnell und immer in Bewegung. Sie hört zwar auf Kommandos gut - aber das ist auch nur Sekundensache, dann springt sie wieder auf und wuselt rum. Nach der ersten Läufigkeit fing sie damit an, andere Hunde zu besteigen, und zwar nicht nur ein- zwei mal sondern immer und immer wieder.
Nun gab es letzte Woche die erste Begegnung mit unserer Kleinpudeldame Lucy Aicha und Leila kennen sich bereits) , und die lief wie folgt ab:
Wir sind mit Airedale-Hündin Aicha, Kleinpudel Lucy und Münsterländer Leila auf die große Spielwiese gegangen. Im gleichen Augenblick, wo wir alle von der Leine gelassen haben, stürzte sich Leila knurrend und fletschend auf Lucy, wirft sie um und knurrt und fletscht weiter (Lucy lag in Unterwerfungsstellung mit dem Bauch nach oben auf dem Boden). Da sich das für mich aggressiv anhörte und anzuschauen war, habe ich eingegriffen und Leila am Nackenfell hoch- und von Lucy weg gezogen und sie erst wieder runter gelassen, als Aicha (die zu dem Zeitpunkt schon ein gutes Stück weiter vorne war) wieder bei uns war. Während des Spaziergangs wiederholte sich das einige Male, da Aicha nun aber in der Nähe war und aufgepasst hat, war Leila vorsichtiger und hat Lucy immer wieder laufen lassen, um Aicha mit Lefzen lecken zu beschwichtigen. Wir sind dann in unseren Garten gegangen. Kaum drin, hat Leila alles, was sie an Spielzeug finden konnte, um sich gesammelt. Lucy hatte sich auch eins von ihren Spielzeugen geholt und lief damit durch den Garten, als Leila sich schnell wie der Blitz auf sie stürzte und unter einen Busch trieb. Was dann genau war, konnte ich nicht sehen- nur dass Lucy unter dem Busch auf dem Rücken lag und vor Angst geschrien hat (Aich war zu diesem Zeitpunkt nicht in der Nähe). Daraufhin habe ich wieder eingegriffen und Leila am Nackenfell unter dem Busch hervorgezogen – woraufhin sie mich anfletschte und knurrte und wahrscheinlich gebissen hätte, wenn ich nicht sofort den Schnauzgriff angewendet hätte.

Nun sagt mein Schwager, ich sei diejenige , die schuld sei, dass es mit den beiden nicht klappt. Ich hätte von Anfang an nicht eingreifen dürfen, da Hunde das immer unter sich selber regeln, ohne dass etwas passiert , auch wenn sich das Knurren und Unterwerfen für einen Menschen manchmal schlimm anhöre. Leila sei eine Alpha-Hündin und würde daher jeden kleineren Hund unterwerfen, auch wenn sie auf fremdem Territorium ist. Es wäre schon nichts passiert, ich hätte einfach überreagiert.

Ich bin der Auffassung, dass ich als Hundebesitzer immer dann eingreifen muss, wenn die Situation brenzlig werden könnte oder zu eskalieren droht. Ich glaube nicht, dass alle Hunde immer alles selber regeln können, auch wenn das in der Regel sicher so ist. Ich persönlich würde, wenn ich einen solch dominanten Hund hätte, dieses Verhalten soweit wie möglich unterbinden (z.B. Aufspringen bzw. Besteigen von anderen Hunden) und ggf. auch die Hilfe eines persönlichen Hundetrainers in Anspruch nehmen. Nach Auffassung meines Schwagers war aber das Verhalten von Leila völlig normal, da sie nun mal eine Alpha-Hündin sei und das ließe sich sowieso nicht ändern- die anderen (bzw. kleinere) Hunde müssten sich halt einfach nur unterwerfen.
Wie seht Ihr das? Könnte Ihr mir ggf. auch Links zu diesem Thema nennen?
Die kalte Schnauze eines Hundes ist oft erstaunlich warm gegen die Kaltschnäuzigkeit mancher Menschen!
Gruß, Gaby mit Aicha und Lucy

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Eddis
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Re: Eingreifen bei Hundebegegnungen

Beitrag von Eddis » Di 20. Apr 2010, 09:45

Moin, also ich wäre bestimmt auch dazwischen gegangen. Eigentlich sollte das der Besitzer von Leila tun. Es gibt halt Hunde die nicht richtig sozialisiert sind und einen sich ergebenden Hund trotzdem zwicken. Vielleicht wollte Leila den Pudel vertreiben und wenn er auf dem Rücken liegt, dann ist er ja noch da. Wo soll er auch hin? Also muß man als Besitzer eingreifen.

Wir hatten in der Welpenschule einen Schäfi der schon im zarten Alter immer wieder nachhakte. Der andere Hund lag schon unten und traute sich keine Bewegung mehr zu machen. Schäfi zwickte immer wieder zu. Bis der Trainer das Herrchen anraunzte. Solch ein Verhalten sollte der Besitzer unterbinden und sich nicht rausreden mit dieser Floskel: " Das machen die unter sich aus"
Lieber Gruß Simona mit Sir Eddi

Uschi

Re: Eingreifen bei Hundebegegnungen

Beitrag von Uschi » Di 20. Apr 2010, 09:58

Hallo ..........,

im Allgemeinen passiert wirklich nichts, solange sich der Hund, der auf dem Rücken liegen muss, ganz still verhält und sich nicht mehr bewegt. Es sieht wirklich ganz schrecklich aus, hört sich gefährlich an, da gebe ich Dir recht.
Nicht gut ist, wenn der unterlegene Hund schreit wie am Spieß, oder sich gar wehrt. Dann kann es schon sein, dass der andere Hund richtig zugreift.

Ich greif dann ein, wenn ich das Gefühl habe, dass die Situation eskalieren könnte, also wenn der andere Hund nicht bereit ist, sich bedingungslos zu unterwerfen, oder eben schreit. Das geht meistens nicht gut aus. :dog_blush



Viele Grüße
Uschi

Sabom

Re: Eingreifen bei Hundebegegnungen

Beitrag von Sabom » Di 20. Apr 2010, 10:06

Hallo Katzenfrau,

ich denke, Ihr habt beide Recht, Du und Dein Schwager. Hunde machen schon viel untereinander aus und es hört sich meist wilder an als es ist, doch bei Lucy und Leila ist der Gewichtsunterschied ziemlich groß und Lucy unterwirft sich brav und wird trotzdem gegängelt. Das würde ich meinem Hund auch nicht einen ganzen Nachmittag zumuten wollen, da Leila des ja immer weiterzutreiben scheint.

Bei uns auf dem Hundeplatz wird dieses Verhalten von den Trainern auch nicht geduldet, aufreiten und immerfortwährendes Unterwerfen ein und desselben Hundes wird unterbunden, weil schlecht für die Psyche.

Sprich Dich mit dem Besitzer von Leila ab, er sollte seine Hündin davon abbringen und wenn er das nicht kann oder will, triff Dich mit jemandem anderes der einen besser sozialisierten Hund hat.

LG

Sabine

Freddy

Re: Eingreifen bei Hundebegegnungen

Beitrag von Freddy » Di 20. Apr 2010, 10:33

Hallo zusammen,

ohne es selber gesehen zu haben, kann man aus der Ferne schwer was sagen...

Ich würde intuitiv aus der Situation heraus handeln, für langwierige Analysen ist ja meist keine Zeit.

Keinesfalls würde ich zulassen, das mein Hund einen anderen der sich bereits unterworfen hat weiter traktiert. Ebenso würde ich als "Ruldelchef" nicht tatenlos zusehen, wie mein Hund von einem anderen grundlos verprügelt wird. Ich bin das "Alphatier" :dog_cool und treffe alle wichtigen Entscheidungen und schütze wenn es sein muss mein "Rudel".
Bei "kleinen harmlosen Rangeleien", die ja meist sehr schnell entschieden sind, würde ich allerdings auch nicht eingreifen.

LG
Freddy mit Felix

Christine

Re: Eingreifen bei Hundebegegnungen

Beitrag von Christine » Di 20. Apr 2010, 10:36

Hallo,
also meiner Meinung nach ist die Münsterländer-Hünding einfach nicht erzogen bzw. hatte Glück, daß sie noch nicht zwischen den Zähnen eines anderen dominanten und genervten Hundes gelandet ist.
Ich bin schon auch der Meinung, daß man als Mensch nicht immer gleich eingreifen soll, aber wir (Menschen und Hunde) sind ein "Rudel" und wir Menschen versuchen die "Rudelchefs" zu sein, das bedeuted, daß wir auch eingreifen dürfen, wenn es uns zu bunt wird. Wenn man einen dominanten Hund immer machen läßt, was er will, wird er doch wahrscheinlich immer noch "dominanter" werden bzw. versuchen immer alle anderen Hunde, die ihm aus irgendeinem Grund nicht passen, sofort auf den Rücken zu legen. Was passiert, wenn er dann mal auf einen Hund trifft, der sich das nicht gefallen läßt? :dog_ill "Mein Hund ist halt dominant" ist doch meistens nur eine billige Ausrede dafür, daß Wauzi nicht vernünftig erzogen und sozialisiert ist. Dem Hundebesitzer kann es doch auch keinen Spaß machen, wenn sein Hund immer nur andere Hunde bis zum geht nicht mehr nervt. Das kann doch weder zu einem entspannten gemeinsamen Gassi noch zu einem entspannten Kaffeeklatsch im Garten führen. Okay, es gibt natürlich auch Hundehalter, denen es egal ist, was ihr Fiffi treibt, hauptsache sie selbst sind nicht gefordert. Ganz ehrlich? Die Münsterländerin käme bei mir nicht mehr in den Garten, falls Herrchen/Frauchen nicht versucht, etwas an der Situation zu ändern. 1. müssen sich meine Hunde nicht nerven lassen und 2. will ich nicht wissen, was für ein Gezeter los geht, wenn es Campino zu bunt wird und er sich wehrt.
Viele Grüße
Christine

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Katzenfrau
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Re: Eingreifen bei Hundebegegnungen

Beitrag von Katzenfrau » Di 20. Apr 2010, 11:24

Hallo,
danke für Eure Antworten. Wir hatten Leila (bevor unsere Lucy dazu kam) schon mal über eine Woche als Ferienhund hier. Aicha war damals extrem geduldig und hat leila später sogar ihre Decke überlassen, damit sie ihre Ruhe hat- sie ist aber nie böse geworden, auch wenn Leila manchmal wirklich sehr genervt hat mit ihrem ständigen Besteigen und Rumgewusele. Leila hat auch durchaus Aichas Überlegenheit anerkannt- bevor es brenzlig werden konnte, hat sie schnell Lefzen geleckt und beschwichtigt - um aber gleich danach wieder weiter zu machen.
Und Lucy hat viele Kontakte mit anderen Hunden (wir machen regelmäßig "Rudelspaziergänge mit vier bis neun Hunden). Auch da waren durchaus schon Situationen, wo sie sich mal unterwerfen musste- was aber bisher nie ein Problem war- nach ausgiebigem Beschnüffeln wurde sie vom überlegenen Hund wieder "frei " gelassen und die beiden haben weiter gespielt. Also musste ich bisher auch noch niemals eingreifen.
ich bin also nicht die oberängstliche Pudelmutter. Ich glaube aber einfach, dass es durchaus Hunde gibt, bei denen ein Eingreifen notwendig ist, und so habe ich die Sitution eingeschätzt. Ich glaube einfach nicht, dass alle Hunde immer alles alleine regeln könne. Und in meinen Augen ist Leila nun mal super dominant. Da sie bisher meistens mit größeren Hunden zusammen war und sich nicht getraut hat, diese Dominanz in Aggression zu zeigen, ist es immer gut gegangen. Aber nun ist halt mal ein kleinerer Hund dabei, und ich befürchte, dass sie da ihre Dominanz in Aggression durchsetzen wird. Und ich bin der Auffassung, dass es zur Verantwortung eines Hundehalter gehört, spätestens dann einzuschreiten. So war es bisher z.B. immer so, dass Leila, wenn sie irgendwo zu Besuch war, spätestens nach einer halben Stunde vom Besitzer in die Box gesperrt wurd, weil es ihm einfach zu stressig war, sie immer und immer wieder erneut zu ermahnen und durchzusetzen, dass sie auch einfach mal ruhig liegen bleibt. Ich bin der Meinung, dass er sich da durchsetzen muss- und nicht einfach aufgeben, weil sie halt eine "Alpha-Hündin" ist. Es geht im Prinzip um zwei Fragen:

1. laufen alle Hundebegegnungen glimpflich ab, solange der Mensch sich nicht einmischt?
2. kann und muss ich das dominante Verhalten eines Hundes durch konsequente Erziehung ändern?

Meine bisherigen Antworten auf die Fragen lauten zu 1. nein (wenn auch selten) und zu 2 Ja, auf jeden Fall. Mein Schwager behauptet nun, dass die Antwort auf 1 ja wäre, und falls das ausnahmsweise mal nicht der Fall wäre, dann sei der unterlegene Hund schuld, weil er sich eben nicht vernünftig unterworfen habe und zu 2 ich könne nur dann auf das Verhalten des Hundes Einfluss nehmen, solange ich daneben stehe - sobald ich nicht mehr da wäre, würde ein dominanter Hund doch tun, was er wolle.
Die kalte Schnauze eines Hundes ist oft erstaunlich warm gegen die Kaltschnäuzigkeit mancher Menschen!
Gruß, Gaby mit Aicha und Lucy

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Barica
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Re: Eingreifen bei Hundebegegnungen

Beitrag von Barica » Di 20. Apr 2010, 11:42

Hallo Katzenfrau,

meine Gedanken dazu: Dominanz hat erstmal wenig mit Aggression zu tun. Eine Alpha- Hündin hätte es in vielen Situationen nicht nötig, andere Hunde mal eben so zu unterwerfen.
Mir erscheint das Verhalten der Kleinen Münsterländerin eher total unausgeglichen. (Ich mag diese Hunderasse sehr.) Sie brauchen jedoch in der Regel enorm viel sinnvolle Beschäftigung / Jagdersatz.
Vielleicht liegt da eher das Problem?

LG,
Barbara mit Angel

Uschi

Re: Eingreifen bei Hundebegegnungen

Beitrag von Uschi » Di 20. Apr 2010, 11:47

Katzenfrau hat geschrieben:immer wieder erneut zu ermahnen und durchzusetzen, dass sie auch einfach mal ruhig liegen bleibt.
Da würde ich als erstes ansetzen. Nach Deiner Beschreibung scheint sie mir großen Stress zu haben in Gegenwart anderer Hunde. Womöglich ist ihre angebliche "Dominanz" eher Unsicherheit?

Ist ein "dominanter" Hund nicht eher souverän als nervös?


Viele Grüße
Uschi

Freddy

Re: Eingreifen bei Hundebegegnungen

Beitrag von Freddy » Di 20. Apr 2010, 11:50

Hallo Katzenfrau,

wie sähe denn nach Meinung Deines Schwager eine "ordentliche Unterwerfung" aus?
Reicht "auf den Rücken werfen" nicht aus?

Ich weiß nicht ob man das ruppige Verhalten Leilas nur mit Dominanz erklären kann/muss? Ein gut sozialisierter Hund ist und bleibt gut sozialisiert, ob nun sein Herrchen daneben steht oder nicht. Sonst hat man was falsch gemacht.
Es kommt natürlich auch vor das sich bestimmte Charaktereigenschaften und Ansichten von Herrchen und Frauchen auf die Hunde übertragen können...dann fühlen sich natürlich auch die Hunde im Recht. :dog_wink

LG
Freddy

PS:@ Katzenfrau:Ich fände es schön, wenn wir Dich mit deinem Vornamen ansprechen dürften... :wave:

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