Eingreifen bei Hundebegegnungen

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Eddi

Re: Eingreifen bei Hundebegegnungen

Beitrag von Eddi » Di 20. Apr 2010, 12:43

Moin,

hach wie schön wäre es, diese Leila mal zu Rough zu lassen. Da wäre sie diejenige, die nach Herrchens Meinung selber schuld wäre.....vielleicht wäre es ihre letzte Erfahrung, aber naja, sie wäre selber schuld.... :dog_wacko

Ich halte diese kleine Münsteländerin nach Deiner Beschreibung, Katzenfrau, nicht für dominant sondern für ADHS oder wie man heutzutage unausgeglichene Kinder betitelt.
Meiner Meinung nach hat hier sehr wohl der Rudelchef -also Herrchen- dafür zu sorgen, daß sie sich sozial angepasst verhält. Wenn es immer allen zu dumm ist, wird dieses Tier nie lernen, daß man sich als Rudeltier auch Rudelkonform zu verhalten hat. Und irgendwann wird es mal einem zu bunt, dann ist der kleine Münsterländer aber richtig mit Lochmuster versehen. Vielleicht die einfachste Methode, aber uU nicht heilsam genug. Wenn sie meinen Hund so drangsalieren würde, würde ich sie vermutlich nicht nur mal am Nackenfell zurücknehmen, ich befürchte, spätestens wenn sie mich angefletscht hätte, wäre ich ziemlich deutlich geworden :dog_ill
1. laufen alle Hundebegegnungen glimpflich ab, solange der Mensch sich nicht einmischt?
meiner Erfahrung nach nicht.
Selbst wenn die Hunde sich situationsgerecht verhielten, wäre schon der Größenunterschied ein Grund, warum es nicht klappt. Ich weise nur auf den vermutlich jedem bekannten friedlichen Rotti hin, der einen halben Tag die Attacken des Jackies erduldet hat und ihn bloß einmal korrekterweise ein wenig durchgeschüttelt hat, als es ihm echt gelangt hat. Jackies gehen dann gern im Bereich des Brustkorbs und Nackens ziemlich kaputt.
Und leider verhalten sich viele Hunde nicht mehr "korrekt".
Sie haben oft Erziehungs- u Sozialisierungsdefizite, glauben in absoluten Sphären zu schweben, solang nur Frau/Herrchen in der Nähe sind, die ihrem Liebling nur Gutes zutrauen, werden darin auch oft genug von anderen Hunden -denen es einfach zu blöd ist, sich mit solchen Ratten anzulegen- bestärkt.
Dazu kommt, daß das von uns vermutete Unterlegenheitsverhalten ein Welpenbeschwichtigungsverhalten ist, das schon oft genug bei fremden Hündinnen versagt, viel mehr noch bei Streitigkeiten zwischen erwachsenen Hunden. Ich jedenfalls würde nicht dvon augehen, daß die dargebotetene Kehle ddann auch tatsächlich verschont wird, selbst bei Hunden, die sozial sicher agieren.
Das ursprüngliche Rudelverhalten ist auf relativ feststehende soziale Gefüge begründet. Im wahren Leben eines Wolfsrudels begenet man sich nicht auf neutralem Gebiet zu Welpenspielen oder um gemeinsam Bäume zu bepinkeln. Man hat sein Revier, verteidigt es und achtet innerhalb der Familie auf manierliche Umgangsformen.
Für den Fall, daß mal ein Fremder um Aufnahme in den Clan ersucht, hat er sich sehr lange sehr vorsichtig am Rande des Familiengebiets aufzuhalten, sehr unterwürfig um Asyl zu bitten und viele Tage wie ein geprügelter Hund hinterher zu schleichen, ehe er mal eine Chance erhält.

Unsere Hunde hingegen treffen ständig auf Fremde, halten sich den größten teil ihrer Freizeit in fremden Revieren auf, müssen sich mit Fremden gar dieses teilen. Ihr einziger ursprünglicher Bezugspunkt ist die Familie zuhause.
Es darf eher wundern, daß diese Tiere so unglaublich flexibel sind, daß sie solche Dinge verkraften und dennoch sicher agieren, gelernt haben, mit Fremden klarzukommen, ohne das ganze "Rudel-hier-wer-bist- Du-Gedöns" ihrer Ahnen zu brauchen.
Daß dabei aqber eben doch gelegntlich nicht alles so ganz friedfertig abläuft, müssen wir wohl unter "leichte Nebenwirkungen" abhaken.
2. kann und muss ich das dominante Verhalten eines Hundes durch konsequente Erziehung ändern?
Echtes Dominanzverhalten löst iA beim weniger bestimmend gepolten Hund gleich "Kuschen" aus. Er wird es gar nicht drauf anlegen, minimale Dominanzgebärden des anderen zu ignorieren. Er wird sich ordentlich unterordnen und der ranghohe braucht seine Position gar nicht mehr permanent zu demonstrieren und mittels Aggressionen alles unter der Knute zu halten. Diese Tiere sind selbstsicher und meist auch eher freundlich aber bestimmt. So, wie man sich einen guten Boß halt vorstellt.
Diejenigen Individuen, die ständig stänkern, sind eher unsichere Modelle, brauchen dauernd Bestätigung, was sie doch für tolle Kerle sind, hauen gern Schwächere, und kennen im allegmeinen ihre GRenzen nicht. Sie sind ihnen nie gesetzt worden, sie wissen gar nicht ,daß sie anders agieren könnten. Ihnen fehlt die nötige Führung, sowohl sozial, wie auch emotional. Ich glaub beim Menschen gibts ganz viele bunte Pillchen, um diese Defizite oberflächlich gesellschaftskonform zu kaschieren. Beim Hund würde eine konsequente Erziehung völlig genügen.

Diese Münsterländerin scheint so ein Stinkstiefel zu sein.
Wenn Du weiterhin mit diesem Tier und Deinen Hunden zusammen sein willst, kannst Du das nur ändern, indem Du sie Dir bei nächster Gelegenheit (die sie ja beständig bietet) vorknöpfst. Dann habt Ihr für die gemeinsame Zeit wahrscheinlich die meiste Ruhe. Der Besitzer tu's ja nicht, also kannst Du ruhig den Boß raushängen lassen. Danach wird dieser Hund den seinen allerdings noch weniger ernst nehmen.
Meist finden allerdings einen die Besitzer solcher Hunde dann nicht mehr gut und somit ist das Problem auch gelöst :dog_wink

LG
Eddi
immer wieder erstaunt, was alles schön geredet werden kann....

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Re: Eingreifen bei Hundebegegnungen

Beitrag von Katzenfrau » Di 20. Apr 2010, 14:08

Hallo Freddy,
natürlich gerne mit Vornamen - ich habe meine Signatur schon geändert. Eigentlich dachte ich ja, dass alle Daten aus dem Vorgängerforum automatisch übernommen würden, das scheint ja aber nicht der Fall zu sein (ich kann auch kein Avatar mehr einstellen..?).
Nun, ich finde auch, dass ein Alpha-Hund keineswegs aggressiv, sondern eben souverän ist. Meine Aicha, eine Seele von Hund, ist z.B. hier im Dorf unter den 9 Hunden des "Dorfrudels" ganz eindeutig die Alpha-Hündin - obwohl sie eigentlich ganz sanft und niemals aggressiv ist . Sie steckt sogar in für sie nicht so wichtigen Dingen eher zurück , ich möchte allerdings auch nicht erleben, was passieren würde, wenn sie mal wirklich böse wird (es gab erst einmal eine Situation mit einer fränzösichen Bulldogge, die partout immer wieder angreifen wollte - da habe ich eine Ahnung davon bekommen, was es heisst, sich mit einem Airedale anzulegen ...). Ich glaube auch, dass Leila Glück hatte, dass Aicha sich zu dem Zeitpunkt, als Lucy geschrien hat, nicht in der Nähe befand. Es war immer interessant bei Rudelspaziergängen: bei den ersten Begegnungen Lucys mit anderen Hunden hat Aicha sie nicht aus dem Auge gelassen, und wenn es ihrer Meinung nach zu wild wurde, hat sie sich einfach nur dazwischen gestellt und dem anderen Hund böse Blicke zugeworfen- und schon war Ruhe!
Nun, Gott sei Dank habe ich in diesen Situationen so schnell eingegriffen, dass Lucy keinerlei Ängste davon getragen hat- sie ist nämlich, genau wie Aicha, ein ausgesprochen fröhlicher und unbeschwerter Hund und das wäre schade, wenn das verloren ginge!
Danke für Eure zahlreichen Unterstützungen- jetzt fühle ich mich wieder sicher. Eigentlich war ich ziemlich sicher, das richtige getan zu haben, aber als ich dann so massiv angegengen wurde, habe ich dann doch so meine Selbstzweifel bekommen. Aber ein Blick auf meine beiden Mädchen zeigt mir eigentlich, dass ich wohl nicht viel falsch gemacht haben kann!
Die kalte Schnauze eines Hundes ist oft erstaunlich warm gegen die Kaltschnäuzigkeit mancher Menschen!
Gruß, Gaby mit Aicha und Lucy

Freddy

Re: Eingreifen bei Hundebegegnungen

Beitrag von Freddy » Di 20. Apr 2010, 15:36

Katzenfrau hat geschrieben: Meine Aicha, eine Seele von Hund, ist z.B. hier im Dorf unter den 9 Hunden des "Dorfrudels" ganz eindeutig die Alpha-Hündin - obwohl sie eigentlich ganz sanft und niemals aggressiv ist . Sie steckt sogar in für sie nicht so wichtigen Dingen eher zurück , ich möchte allerdings auch nicht erleben, was passieren würde, wenn sie mal wirklich böse wird (es gab erst einmal eine Situation mit einer fränzösichen Bulldogge, die partout immer wieder angreifen wollte - da habe ich eine Ahnung davon bekommen, was es heisst, sich mit einem Airedale anzulegen ...)
Das scheint ein verbreiteter Wesenszug von unseren Airedales zu sein. Ich hatte zwischenzeitlich als Felix noch jung war manchmal das Gefühl er lässt sich von anderen Hunden zuviel gefallen...
Vor ein paar Wochen hat uns ein ein Schäfer-Collie-Mischling auf der Straße aus heiterem Himmel angegriffen. Ehe ich dazwischen war, hatte Felix, der an der Leine war, ihn in "Zeitraffer" auf den Rücken gedreht und den Hals des Angreifers in seiner Schnauze. Ich dachte, das war's dann wohl....aber Felix hat die Unterwerfung , ob sie nun vorschriftsmäßig war oder nicht ;) , anerkannt und augenblicklich den anderen Hund losgelassen und gehen lassen :dog_ill . Absolut beeindruckend, unsere Airedales.
Wirklich richtig böse habe ich ihn noch nie gesehen....und das ist sicher gut so.

Es ist natürlich immer wichtig Hunde gut zu sozialisieren, schaut Euch mal dieses Video an. Hier wird "unterwerfen und kämpfen" gespielt, es war kein Schmerzenslaut zu hören...
Felix als Welpe mit einer erwachsenen Boxer-Kumpeline: Zum Filmchen

LG
Freddy

Eddi

Re: Eingreifen bei Hundebegegnungen

Beitrag von Eddi » Di 20. Apr 2010, 19:52

Hallo,

@Freddy
immer wieder zu schön, solche Spielhunde. Vor allem, wenn ein "großer" sich so nett eines Welpen annimmt.

Meine Kim war auch so ein Hund, der immer freundlich war, nie aggressiv. Wurde mal einer frech, war sie höflich aber bestimmt und wenn das nicht gelangt hat, kam ein ganz leises Knurren aus einem steifen Airedale. Und dennoch gab es dann ein paar, die wirklich wissen wollten, wer der King war. Diese haben zukünftig stets Kniefälle vor Airedales gemacht. So schnell hatten die ihre Zähne gar nicht auf- und zugeklappt, wie sie auf dem Rücken lagen.
Dabei war Kim nie unfair oder extra rabiat, hat immer nur dafür gesorgt, daß der andere "danke, ich habs verstanden und will nun immer artig sein" gesagt hat.
Bei Kim brauchte ich also nie eingreifen. Als sie alt wurde, ist sie solchen Hunden aus dem WEg gegangen, obwohl ihre souveräne Autorität im Normalfall von jüngeren anerkannt wurde. Da gab es dann auch schon Rough, die nie so selbstsicher war, immer eher zum Zickentum und Hinterfotzigkeit neigt. Aber wenn Kim oder eine anderen Freundin angegangen wurde, ist sie dazwischen und hat dem Angreifer nicht nur einen Schrecken eingejagt. Rough ist heute noch ganz begeistert, wenn sie eine Klopperei inszenieren kann. Allerdings perfekt und 100%ig abrufbar. Doch das muß Nadine erzählen, denn schließlich hat sie Rough ja entführt... :dog_wink
Einmal, da war Kim noch agil, muß so ca 10, 11 Jahre gewesen sein, Rough demnach 2,3, sind wir zur Hundewiese gegangen, die noch nicht in Sicht war, aber bereits in Hörweite. Ixh höre böses Hundestreiten beginnen und denke, ach das hört sich nach Prinzessa (Rough's Busenfreundin) an, da war Rough wie ein Blitz entschwunden. Ich sah sie bloß noch in einer Staubwolke um die Ecke fliegen und ohne den Wall zu berühren diesen überspringen in die Hundewiese. Meine Freunde erzählten, sie kam angeflogen, schien den Boden gar nicht zu berühren und flog direkt in den Angreifer hinein, der tatsächlich Prinzessa (eher schüchtern und keine gute Kämpferin) bereits am Nacken hatte. Mit diesem flog sie noch weiter und hatte ihn bei der Landung berits im Würgegriff am Boden. Allen war die Luft weggeblieben, ich kam erst hinzu, als Rough den anderen gaaanz langsam losließ und darauf achtete, daß er schleunigst zu Herrchen lief.
Eingreifen war nicht nötig, aber meine Airedales seither verschrien, obwohl Rough nur ihre angegriffene Freundin in Schutz nahm. Und meine stets zurück zu rufen waren, wenn andere sie angemacht haben. Das hat Rough einige Löcher im Hinterteil beschert, weil eben andere Hunde dann nachgesetzt haben. Irgendwann war ich das leid und habe meine Hunde erst abgerufen, wenn sicher gestellt war, daß der andere am Boden lag.
Ach was bin ich froh, schon viele Jahre so ländlich zu wohnen, daß es richtige Hundewiesen gar nicht gibt. Man trifft sich hier und da, es gibt auch ein paar Leute, die "Hundewiese" machen, aber man ist nicht drauf angewiesen.

Meine Püppi hingegen war ein richtiger "Klopper" hat nichts ausgelassen, ging gern auf kleinere los und machte auch Löcher rein. Ich bekam das zwar insgesamt ganz gut in den Griff, lebt auch ländlich und damals gab es dort um so was keinen großen Ärger, aber es zeigt ganz deutlich, daß ein "Gebrauchthund" nicht in allen Dingen völlig umzustellen ist. Und daß nicht jeder AT so souverän ist und bei manchen doch gern der Terror-Terrier durchblitzt.

LG
Eddi
beneidet die Hunde manchmal um die Möglichkeit sich so direkt auszudrücken :dog_wink

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