Auslassen von Gegenständen

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Rover

Auslassen von Gegenständen

Beitrag von Rover » Sa 17. Jul 2010, 17:10

Hallo Alle,

angeregt durch Eddis tolle Erfolge mit Wüsti möchte ich hier mal die Frage in den Raum stellen:

Wie bringe ich Hund bei, etwas, was er im Maul hält, sicher auszulassen? Wir haben das nicht gut hinbekommen. Rover tauscht, aber einfach auf Kommando aufgeben - macht er nahezu nie.
Ich vermute mal, da haben wir, als er klein war, die eine oder andere Kraftprobe mit ihm veranstaltet und dann hat er gewonnen - das war der Fehler.

Man, dieses Forum hätten wir vor 9 Jahren schon lesen sollen.... gab es das da eigentlich schon? :dog_laugh

Viele Grüße, Kerstin

Sabom

Re: Auslassen von Gegenständen

Beitrag von Sabom » Sa 17. Jul 2010, 18:31

Hi Kerstin,
Rover hat geschrieben:Ich vermute mal, da haben wir, als er klein war, die eine oder andere Kraftprobe mit ihm veranstaltet und dann hat er gewonnen - das war der Fehler.
meinst Du Papas Lederschuh und so? :dog_laugh :dog_laugh
Susi ist ja erst 6 Monate alt und so kann ich noch nicht abschließend darüber berichten. Zur Zeit üben wir auslassen von Essbarem auf dem Boden z. B. eine Fritte im vorbeigehen, da kommt es aber leider darauf an, wer sie schneller sieht... :dog_ph34r und da eine Fritte weich und matschig ist, hab ich mich schon mehrfach vor ihr zum Affen gemacht mit Aus Aus Aus und schluck weg wars. Also bei Freßbarem gibt sie nur aus, was ich aus dem Maul puhlen kann, das traut sie mir zu Recht zu und spuckts dann halt widerwillig aus.

Angefangen haben wir mit Tauschen so wie Rover, Vielleicht Spielzeug was nicht gedurft war gegen ihr eigenes. Zusätzlich haben wir dann Tauschen gegen Leckerli eingeführt und das dann Aus genannt, wenn sie die Schnute öffnete und das was ich haben wollte raus fiel um das Leckerli zu futtern. Im Prinzip erwartet Susi immer nach Aus eine kleine Leckerlitauschbelohnung von uns, falls man mal ausnahmsweise nichts dabeihaben sollte, in der entsprechenden Situation geht auch Heizifeizi mit ihr zu machen mit loben.

LG

Sabine

Freddy

Re: Auslassen von Gegenständen

Beitrag von Freddy » Sa 17. Jul 2010, 19:28

Hallo zusammen, Hallo Kerstin,

ich finde sofortiges „Auslassen“ sehr wichtig, es kann dem Hund ggf. sogar das Leben retten...

Die klassische Methode sieht ja ungefähr so aus:
- Den Hund freundlich heranrufen und vorsitzen lassen
- dann den Gegenstand fassen und die Lippen gefühlvoll gegen die Zähne drücken bis der Hund den Gegenstand auslässt, dabei als Hörzeichen ein scharfes „Aus“ geben.
- Sofort nachdem der Hund den Gegenstand ausgelassen hat, tüchtig loben, mit Futter belohnen oder ihm den Gegenstand zurückgeben.
Das kann man anfangs mit Gegenständen üben, die der Hund nicht so gerne im Fang hat, z.B. ein Stück Plastikrohr...


Die Tauschmethode (vielleicht sogar mit Clickerunterstützung) finde ich viel besser:

Versuch es mal mit zwei Spielzeugen z.B. 2 Bälle, die Du Deinen Hund wechselweise fangen lässt. Wenn Dein Hund gerade den einen Ball gefangen hat zeigst du den zweiten und gibst gleichzeitig mit dem Fallenlassen des einen Balles den Befehl AUS. Lässt er den Ball fallen, wirfst Du ihm den zweiten zu und hebst den ersten wieder auf....und so weiter. Nur zu gerne wird er auf den Befehl AUS jeden Gegenstand freiwillig auslassen, hat er doch gelernt, dass er danach sofort wieder ein Spielzeug bekommt. Bei dieser Methode lässt der Hund auch auf weite Entfernungen im Fang befindliche Gegenstände sofort aus.

Ich tausche mit Felix auch immer. Das "Tauschobjekt" kann Futter sein, ein anderes Spielzeug oder aber ein neues Spiel mit den ausgelassenem Gegegenstand usw.
Heute lässt er bei „scharfem AUS" alles zuverlässig aus, was er im Maul hat, auch aufgesammelte Leckerchen...

Das Hörzeichen „Aus“ sollte nur zum Auslassen von Gegenständen aus dem Fang verwendet werden, nicht um z.B. eine Aktion des Hundes zu beenden. Dafür würde ich als Hörzeichen „Nein“, wenn der Hund etwas falsches tut, oder „Pfui“ wenn der Hund etwas tut, was er niemals soll z.B. Futter vom Boden aufnehmen o.ä. verwenden.

LG
Freddy mit Felix

Eddi

Re: Auslassen von Gegenständen

Beitrag von Eddi » Sa 17. Jul 2010, 21:45

Hallo,
sofortiges „Auslassen“ sehr wichtig, es kann dem Hund ggf. sogar das Leben retten...
Genau!
ich finde auch,es ist wichtig, daß Hundi Sachen ausläßt. Am liebsten wäre es mir, ich wäre so konsequent gewesen wie bei Kim und Rough, die fressen gar nichts draußen resp lassen immer und sofort "aus" egal, wie weit es schon Richtung Magen gerutscht ist.
Wir haben auch mehrere Befehle fürs loslassen, bzw liegen lassen:
1. "PFUIII!!" für absolutes Tabu, sofortiges fallenlassen, wird nicht angeguckt, nicht beschnüffelt, existiert nicht für Hund (soweit die Theorie) :dog_mad
2. "nein" bricht ab, was Hund gerade tut oder tun wird, weil es grad nicht erwünscht ist, soweit nicht ein anderer Befehl eine Ersatzhandlung fordert, zB "raus" wenn Zirbel in den Wald rennt, raus heißt jetzt auf den Weg zurück
3. "schluß" beendet eine Aktion zB kraulen, weil es jetzt langt aber nicht generell unerwünscht ist
4. "aus!!" für alles, was aus dem Maul fallen soll, auch wen nes erlaubterweise zuvor aufgenommen wurde
5. "bah" als unspezifischer und daher nicht wirklich ernst zu nehmender Kommentar zu bestimmten Geschmacksrichtungen, soweit diese nicht unter Punkt 1 fallen, bringt Zirbel aber tatsächlich gelegentlich dazu, meine komischen Wünsche zu beachten :dog_nowink

Das "Aus" trainiere ich von anfang an, zB beim Zergeln. Ich mache Welpis Mäulchen dazu auf und ziehe den Gegenstand heraus. Bzw, ich sage "aus", wenn Hundekind grad eh losläßt und lobe natürlich.
Das mit "pfui" ist schwieriger, denn meist kommt es unerwartet, man hupft fröhlich und unschuldig mit dem Hundekind im Wald umher und plötzlich schmatz es glücklich,...genau! :sick: Da stürze ich mich dann brüllend auf das Hundi und vor SChreck plumpst ihm dies und die drei Mahlzeiten zuvor aus dem Gesicht. Dann bin ich natürlich stolz auf das Hundi - nur wie jetzt knuddeln *ekel*....

Provozieren kann man aber das "pfui" genau wie der Rudelboß es mit den Welpen gern macht.
Man legt ganz zufällig einen besonders begehrten Gegenstand besonders auffällig unauffällig strategisch geschickt so, daß Baby ihn garantiert sofort entdeckt und unbedingt haben muß. Nun folgt, in der Intensität je nach seelischer Stärke des Babys, das zuvor beschriebene Vorgehen. Das wird sich mehrfach wiederholen, aber irgendwann ignoriert Baby den Tabuknochen. Damit hat es zwei Dinge gelernt, das Tabu-Wort und daß Boß jederzeit ein persönliches Spielzeug haben darf, das niemanden, nichts, null, nada angeht. Selbstverständlich probiert Baby das in allen Variationen immer wieder durch, aber man muß konsequent sein und darf natürlich auch nie den Tabuknochen abgeben oder für was anderes verwenden. Wenn, muß er durch etwas anderes ersetzt werden, was uns nun am wichtigsten ist.
Beim erwachsenen Hund würde das Vorgehen vermutlich einen hysterischen Kicheranfall auslösen; das ist etwas, was im Rudel mit den Welpen gemacht wird.

Das Prinzip, den Hund einfach das Maul zu öffnen und meine Sachen da raus zu nehmen, wende ich bei allen Hunden an. Je größer, umso körperlich schwieriger wird's natürlich.
Einfacher geht es über den Weg des Tauschens, der ja im Grunde genommen nichts als ein spielerischer Weg zum Maulöffnen darstellt. Maul aufmachen lassen gehört bei uns übrigens auch zum normalen Repertoire, ich muß da jederzeit soweit reingucken und greifen können, wie es mir beliebt.
Was Freddy beschreibt, gibt ja schon ein paar schöne Übungen ab. Irgendwann muß es halt auch ohne Tausch gehen. Sicher gibt man wie bei allem immer ein nettes Lob, aber der Hund muß auslassen, auch wenn ich nicht grad mit der Leberwurststulle winke.

@Kerstin
was macht Rover denn, wenn er nicht hergibt?
Ich mein, mehr als die Kiefer wie ein Krokodil zuhalten kann er ja nicht. Warum machst Du ihm da nicht einfach die Schnauze auf und schüttelst die Sache raus? So aus Prinzip. Nicht um die netteren Übungen von Freddy zu sparen, aber wenn er grad jetzt was im Maul hat, was Du haben möchtest, wird das vielleicht knapp mit dem Training. Ich finde für den Fall sollte Hundi wissen, daß ich es ihm eh abnehme. Bei Wüsti hab ich das zwei-,drei mal gemacht und jetzt spuckt er's meistens lieber aus, als es sich abnehmen zu lassen. Außer er hat Platz zum wegrennen, dann kannn ich ihm nachwackeln bis er mürbe wird, so wie gestern beschrieben. Den Napf hat er auch grade eben hergegeben, wenn auch unter Protest. Aber er traut sich eh nicht, sich zu wehren, das weiß ich inzwischen und beachte das Knurren gar nicht. Ja, ich nehme in Kauf, daß Wüsti danach enttäuscht ist. Abr er vergißt das schnell wieder. :dog_tongue2

LG
Eddi
hört sogar auf "bitte" :dog_biggrin

Rover

Re: Auslassen von Gegenständen

Beitrag von Rover » Di 20. Jul 2010, 07:54

Hallo Eddi, hallo Freddi,

bin mit der Antwort ein bisschen spät, sorry.

Also, das Tauschen klappt im Prinzip ganz gut. Das üben wir auch schon seit langer Zeit.
Es gibt aber Sachen, die tauscht er um keinen Preis der Welt: fressbares! Dann haben wir null Chance.

Eddi:
Warum machst Du ihm da nicht einfach die Schnauze auf und schüttelst die Sache raus?
Hm, tja, wenn das nur ginge.... :dog_blush
Leider bekomme ich das Maul nicht auf. Er hat echt einen Griff wie ein Krokodil. Auch mein Mann schafft es in der Regel nicht. Mit Nase zuhalten klappt es auch nicht, da er gewöhnlich irgendwo ein Eckchen findet, wo er noch Luft ziehen kann. Lippen gegen die Zähne drücken funktioniert auch nicht.

Ein hoffnungsloser Fall...

Viele Grüße, Kerstin
und der Krokodale

Freddy

Re: Auslassen von Gegenständen

Beitrag von Freddy » Di 20. Jul 2010, 10:54

Hallo Kerstin,
Rover hat geschrieben:Ein hoffnungsloser Fall...
...das glaube ich nicht :dog_nowink

Ich habe bei Felix von Welpenbeinen an, darauf geachtet, dass er nur frisst, auch aus seinem Napf, wenn ich es ihm ( mit "nimms!") erlaube.
Vielleicht klappt dieser Weg auch bei Rover. Napf mit Fressen oder Leckerchen (zunächst vielleicht etwas, das er nicht ganz so gerne mag...) vor ihm, am besten im "Sitz", hinstellen und per Handzeichen oder "Nein" signalisieren, das Fressen noch nicht erwünscht ist. Falls er dennoch zulangen möchte, wovon ich zunächst mal ausgehe, blitzschnell das Futter entfernen oder abdecken. Nachdem er wieder ruhig sitzt, das Ganze wiederholen bis er auf Deine Freigabe wartet und dann mit dem Futter belohnt wird. Später dann auf andere Aufindeorte, Bedingungen usw. generalisieren.
Felix hat auf diese Art gelernt, seine Impulse was Fressen und auch Dinge wie Katzenjagen betrifft, weitgehend unter Kontrolle zu halten. Er hat gelernt, das Warten schneller zum Ziel führt, als blindes draufstürzen...
Heute muss ich ihn "nachdrücklich" und manchmal sogar zweimal zum Essen einladen...er nimmt die Sache sehr ernst mittlerweile ;)
Sogar beim Mantrailing, wo er vom Opfer seine Bestätigung (z.B. Futter) bekommt, hat er Anfangs auf meine Zustimmung :sheep gewartet....

LG
Freddy mit Felix

pivi

Re: Auslassen von Gegenständen

Beitrag von pivi » Di 20. Jul 2010, 11:29

Hallo ,
Er hat gelernt, das Warten schneller zum Ziel führt, als blindes draufstürzen...
...gafällt mir gut, denke es ist auch eine Frage des Respekts :thumbup:

Zola wartet auch ganz brav, bis ihr Napf 'freigegeben' wird, auch kann ich ihr die tollsten Leckerchen auf die Pfoten legen, ohne dass sie dran geht. Wenn sie allerdings etwas tolles, wie z. B. Menschensch... im Wald wittert und sie ist weit genug (10m reichen schon) von mir entfernt, nimmt sie trotz AUS das auf was sie kriegen kann, kommt dann schluckend auf mich zu, oft spuckt sie mir den Rest vor die Füße, ganz frei nach dem Motto, eigentlich tue ich ja was du sagst :dog_wink
Aus erzieherischen Gründen kommt sie dann an die Leine :dog_sit - aber leider ist das nicht sehr nachhaltig....

Birgit

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