Moin,
ich denke, diese Begriffe, Dominanz, Autorität, Alpha-, sind inzwischen so häufig fehlinterpretiert, mißbraucht und falsch verstanden worden, daß es ohne klare Definition viel zu schwierig wird, sie anzuwenden.
Und dann ist die Frage, ob diese Begriffe überhaupt klar definiert werden können, nicht evtl angepasst an die jeweilige Lebens- u Sozialstruktur interpretiert werden müssen, weiterhin, ob man sie überhaupt anwenden möchte.
Ich fand Freddys Eingangsgedanken klar und einleuchtend, habe dem wenig hinzuzufügen.
Die vielzitierte "Bindung" war mir auch noch nie klar. Vielleicht meint es gelegentlich, "Vertrauen" (in die Führungskompetenz) des Besitzers. Ansonsten kommen mir viele sog. Trainer eh so vor, daß sie solche Worte schon kaum schreiben, geschweige denn mit Inhalt füllen können. Da habe ich ein längst nicht mehr nur gesundes Mißtrauen entwickelt, eher schon eine Aversion.
Vielleicht ist
die Bindung mal einen Extra-Thread wert, in dem wir versuchen eine Definition zu finden (oder auch feststellen, daß es keine gibt). Beschreiben, was wir darunter verstehen (wollen).
Die so viel gelobte Konsequenz ist bei mitr zB auch ein sich stark wandelnder Faktor. Hätt mir jemand vor wenigen Jahren noch gesagt, ich würde mal einen Hund im Bett schlafen lassen, bei Tisch den dunkelbraunen feuchten Augen nachgeben, ich hätte einen Arzt gebraucht, der meine Bauchmuskulatur nach Lachkrämpfen repariert.
Es hat sich einfach auch ergeben, daß ich nach so vielen Hunden nicht mehr auf alles wert lege, was mal wichtig schien. Heute empfinde ich die Zeit, die man mit seinem Hund verbringen kann als so wertvoll und kurz, daß ich eben solche "Kuschelfaktoren" gern mitnehme, zu bald vermisse ich diese wieder.
Ich finde schon, daß meine vorhergehenden Hunde "besser erzogen" waren. Ganz klar, da gab's kein Betteln, "Chefallüren" wurden exakt von mir eingehalten, die Hunde hatten manche Dinge gar nicht nachzufragen, ob es sich dabei bereits um "Dominanzanfragen" gehandelt hätte, war völlig egal.
Heute sehe ich das viel gelassener.
Ich bin eh Chef, das stellt mE gar keiner in Frage, auch Zirbel nicht, die im Bett und auf dem Sofa kuschelt. Jago hat in seiner Anfangszeit bei mir das Sofa einfach benutzt und gemault, als ich runter geschickt habe. D.h. geschickt ging nicht, ich musste ihn schubsen und da hat er gegrummelt. Damit war das Thema durch, kein Sofa für Jago (Silvester ist Ausnahme, da braucht er es evtl). Zirbel fragt immer, ob sie dazu kommen darf. Allein hat sie da nichts verloren und daran hält sie sich. Ich gehe an alles, Näpfe, Knochen, Spielzeug, wie es mir beliebt. Jago gibt ungern ab, hat er als junger Hund definitiv nicht gelernt, aber dann muß es halt ungern gehen, das ist nicht mein Problem. Ich dulde nettes Nachfragen, aber keine Unhöflichkeiten. Inzwischen sehe ich sogar meine "Dominanz" nicht mehr gefährdet, wenn ich Essen abgebe. Ich kann's mir schließlich leisten! Meine Rolle ist als Ressourcen-Verwalter klar festgelegt, wie ich sie ausspiele, ist ja meine Sache.
Ich denke, am Verhalten des Hundes, ob fordernd, recht habend, rückversichernd etc kann man schon oft ablesen, wie es um die "Machtverhältnisse" bestellt ist. Inzwischen glaube ich nicht mehr, daß meine Stellung nur unangefochten bleibt, wenn ich bei jeder Gelegenheit den Big-Boß raushängen lasse. Bestimmte SChlüsselszenen gibt es da in der Teenagerzeit des Hundes, da prüft er einen sicher. Aber es dient ja auch seiner Sicherheit, wenn er in dem Zeitraum lernt, daß Mensch ein zuverlässiger Boß ist.
Und diese Zuverlässigkeit fehlt oft. Ich sehe das häufig, weil die Hunde definitiv ihrem Besitzer nicht zutrauen, für ihre Sicherheit zu sorgen und sie dann etnweder völlig panisch oder defensiv-aggressiv zu händeln sind. Sie gucken ihre Leute gar nicht an, fragen so nicht nach gut oder nicht gut.
von Freddy
....hineinzuversetzen, ihre Gefühle zu ergründen und ihre zukünftigen Handlungen vorherzusagen.
Natürlich können wir mit unseren Einschätzungen mal falsch liegen...aber wir liegen ganz oft auch richtig...und wir lernen ständig dazu.
Genau das scheint manchen Menschen nicht gegeben. Was da an Interpretationen kommt, wie schlecht viele Besitzer ihren Hund kennen, ist manchmal eher entsetzlich, denn nur unglaublich.
Was halt ich denn davon, wenn ein Hund nach der (unangenehmen) Behandlung, bei der es zB passiert, daß ich den Hund in den Senkel stellen muß, anschließend auf meinem Fuß sitzt und sein Herrchen gar nicht ansieht?
Die Menschen haben nicht gelernt, bei richtiger Reaktion des Hundes zu loben, falsche nicht aus Versehen zu belohnen. Sie merken oft gar nicht, was sie tun.
Der Grat ist schmal zwischen hineinversetzen und unzulässig menschliche Gefühle hineien zu interpretieren. Dies wäre ein Feld für "Hunde"trainer, aber das wird kaum beackert. Und es braucht Zeit, das zu lernen, manche Menschen "haben es drauf", sind Naturtalente, denen fällt es leichter, andere müssen sich ihrer eigenen Handlungen, Gesten und ausstrahlung erstmal bewusst werden. Aber es ist lernbar, vorausgesetzt der Wille ist da.
LG
Eddi
die jetzt erstmal dominanterweise die Hunde rauslasen geht....