Tagebuch eines Wüstlings

aktuelle Meldungen - endlich zuhause angekommen....
Eddi

Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von Eddi » Di 22. Jun 2010, 20:44

Hallo,

so nachdem ich mich nun im Ursprungssthread ausreichend geziert habe :dog_wink versuche ich mal hier ein bißchen den Werdegang von Gust, zur Zeit Wüsti gerufen, zu dokumentieren.
Erwartet bitte keine Dog-Flüster-Aktionen. Ich habe nie Hundeausbildung oä gemacht, versuche bloß aus meinen Hunden anständige Mithunde für den Alltag zu machen. Und erliege regelmäßig den großen Augen :dog_blink

Sonntag 20. Juni
Gust wird samt Körbchen und diversen Utensilien am späten Nachmittag von seinem Herrchen,Frauchen und Sohnemann angeliefert.
Erste Amtshandlung: Herrchen zum Blumenkübel zerren und :pinkeln
Dadurch leider keine Zeit zum kennenlernen, da Eddi erstmal die Hortensie beschützen muß und Gust einfach am Fell packt und wegrupft. Entsetztes Gesicht bei diesem, sowas hat noch keiner gewagt. Zum Frustabbau Jago niederringen. Erneute Konfrontation mit der blöden Tussi, hier darf man nix, wir gehen.... :dogs_run
Beim Gespräch mit der Familie lassen wir Gust frei laufen.
Null Interesse an mir, meine Hunde werden angegrummelt und dominant angehüpft (lieber mal in Sicherheit bringen). Er hört nur sporadisch auf seine Leute, ist an der neuen Umgebung so interessiert, daß er alles andere ausblendet. Sowas hab ich ja gefressen! Hunde, die Menschen ignorieren nach dem Motto, komm, wenn Du was willst.
Hält man ihn fest oder macht was an ihm, wird geknurrt. Zwar ohne Drohmimik (würde bei dem Pelz eh nicht zu erkennen sein) aber mit sehr angespannter Haltung. Zur Not auch scheingeschnappt. Die einzige erzieherische Konsequenz, die die Leute erkennen lassen, ist ihn in Ruhe zu lassen, wenn er das macht, ochja, dann willer haltnet :dog_wacko.....
Sohnemann versucht ihn ins Platz zu legen (auf flämisch heißt das aber anders :dog_wink ), Gust liegt, Sohn greift in Richtugn Pfoten, "schanapp!", zur Belohnung gibts ein Zergelseil, das er auch gleich gewinnt.
Mich springt er mehrfach an. Beim Knurrbellen mit den Vorderpfoten auf meine Hüfte gestützt (gut, is genug zum Stützen da, aber haben muß ich das jetzt nicht unbedingt).
Aber ja, auf die Frage, ob ich mir den zutraue, logo, kein Problem (schluck).
Ein paar Minuten später steh ich allein mit einem Hund da, der grad seine an ihm hängende Leine vor mir verteidigt.

Wird er erstmal ins Wartezimmer gesperrt, kein eigenes Körbchen, nur fremde Decke und Wasser.
Wenn ich die Tür aufmachen will, geht dahinter schon das Drohkläffen los. Auch putzig, der SChwanz bleibt oben, die Ohren vorn. Hilft ja nix, muß ja irgendwie an das Tier dran, also "sit!" (flämisch für "sitz"). Nach ein paar Versuchen kann ich ihn soweit bringen, daß er das Tür öffnen abwartet und ich die Leine mit dem Fuß angeln kann, um ihn zu halten. Bücken will ich mich erstmal vielleicht besser nicht.
Erste Zweifel, ob ich keine bessere Freizeitgestaltung finde.... :dog_wacko
Alle Stunde gehts nun nach diesen "Vorübungen" zum Pipimachen in den Garten. Extreme Machoposen, alles muß nen Tropfen abkriegen und dann scharren, daß der Garten in Teilen bei Nachbars landet. Na gut, also wird jetzt auch noch geübt, pieseln an dafür freigegebenen Bäumen, Kratzen brauchen wir hier nicht. Und natürlich beim rein- u rausgehen immer schön als letztes durch die Türen. Und SChultern werden nicht ausgerenkt, wir können ohne ziehen an der Leine gehen.
Für Sonnntag abend fand ich das Programm damit ausreichend.

Fortsetzung folgt....

LG
Eddi

GabyP
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Re: Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von GabyP » Di 22. Jun 2010, 23:17

Hey, Eddi,

das könnte Teil Deines Buches werden!

Alles Gute Dir und dem Wüstling - viele Grüße

Eddi

Re: Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von Eddi » Mi 23. Jun 2010, 00:14

Guten Abend,

@Gabi
nene, ich glaub das wird nix mit dem Buch. Aber man kann ja alles ausdrucken :dog_biggrin

weiter geht's

Montag 21.Juni

So langsam fürchte ich mich weniger die Tür aufzumachen. Gust droht inzwischen eher unsicher, weiß noch nicht so genau, was ihn erwartet.
Aber er freut sich dann auch ein bisschen mich zu sehen.
Ist schon irgendwie gemein, da mach ich mir doch das Stockholm-Syndrom zunutze. Naja, wer hat denn behauptet, das Leben sei fair?
Heute nacht habe ich noch etwas füttern wollen und mich entschieden, ihm den Napf zu halten. So nach dem Motto, von meiner Gnade. Da geht der Sack doch glatt auf mich los.
Hm, demnach kann der Hunger nicht groß sein.
Er frisst überhaupt kaum aus der Hand, gestern hat er mich dabei auch böse angegrummelt, als ich ihm tolle Kekse vorgehalten hab. Doof, wo ich doch so gerne gierige Köter besteche.
Doch das Knäckebrot heut morgen war schon klasse.

Gleiches Programm wie gestern, Türen als zweiter, Pieseln nur geduldet, scharren gar nicht. Nachmittags zum ersten Mal Zirbel dazu gelassen, fand er gut und war nett. Jago geht an ihm vorbei und er muß stehen bleiben. Klappt immer besser.
Abends kann ich ihn bereits öfter anfassen. Einmal im Garten kurz losgemacht, leider eine Katze übersehen, also ich, Wüsti nicht. Statt sich zu verdrücken wehrt die sich. Ich konnte ihn grad noch wegscheuchen, damit ihr die Flucht nach oben gelang. Ich glaub aber, er würde ihr nichts ernsthaft tun. Schätze meine Nachbarn fänden einen Versuch in der Richtung ziemlich doof. Leine bleibt auch diese Nacht noch dran und Einzelhaft. Abendessen zwar ohne knurren aber dafür bloß drei Bröckchen, wer nicht will, der hat schon. Und zum Abschluß dann doch noch ein Grummeln. So langsam kann ich das besser einschätzen. Er hat auch nach Provokation als er sein Leinenende ins Maul nehmen wollte und ich den Fuß drüber gestellt hab, nicht zugepackt. Wir standen bestimmt eine Minute so bis Wüsti langsam umgedreht hat.
Da werd ich doch auch sicherer.

Fortsetzung folgt.....

LG
Eddi

Eddi

Re: Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von Eddi » Mi 23. Jun 2010, 10:30

Dienstag 22. Juni

Heute morgen freut Wüsti sich als ich ihn rauslasse. Er steht schon in Warteposition für sein „sit“ und darf jetzt rauskommen, muß sich nicht holen lassen.
Aber an den Türen muß er sich an die Leine nehmen lassen. Inzwischen habe ich genug Traute und das schreckliche Kettenhalsbandwürgding abgemacht und durch ein meiner Vorstelllung entsprechendes zugbegrenztes Nylonband ersetzt.
Sonst wie gestern, aber er wird zugänglich. Kaum noch knurren, kann ihn an vielen - auch intimen - Körperstellen berühren.
Der gestern begonnene Augenkontakt wird immer öfter genutzt. Er fordert weniger, bittet mehr. Läßt sich aber ohne maulen wegschicken. Darf zwischendurch frei rum laufen, mit Zirbel klappts prima.

Nun gewinne ich Zutrauen zu meinem Konzept, ihn erst mal ganz klein zu machen. Keine Privilegien, keine Aktion geht mehr vom Hund aus. Natürlich Lob, wenn Wüsti brav ist.
Rücksprache mit befreundeter Pferdefrau, die Hunde ausbildet und Problemhunde kennt. Cool, sie bestätigt mich. Hach, da kann ich doch gleich nachfühlen, wie ein Hundi sich bei Keksgabe fühlt...

Inzwischen faß ich ihn schon recht sicher an, er lässt auch fast alles zu. Ehe er richtig steif wird merkt man ein zögern, dann ist Zeit, die Hand unauffällig an anderer Stelle zu positionieren. Lege ihm immer wieder die Hand auf den Rücken statt streicheln. Er fühlt sich nicht provoziert, wartet auf’s Kraulen.Paar Pickel aufgepopelt, scheint er gut zu finden.Schnauze kann ich auch umgreifen. Kommt drinnen auch auf Zuruf.
Heute abend darf Wüsti dann mal mit Zirbel im Garten frei laufen.

Abend; Wüsti im Garten.
Völlig aufgeregt, endlich alles beschnuppern und –pinkeln nach Herzenslust. Katzen anmachen (hihi, sitzen im „Zwinger“ und lassen ihn abprallen) Kaninchen schocken (das ist schlimmeres gewohnt). Spielt mit Zirbel, gebärdet sich aber sehr machomäßig, ständig eine Hand in der Hosentasche. Das wird Zirbel zu blöd, sie schickt ihn zurück und macht richtige Spielaufforderung. Nee, erst bisschen Sex. Zirbel will rein, wir lassen den Dödel im Garten stehen. Da beschäftigt er sich noch über eine Stunde (Zeit, am Tagebuch zu feilen) und kommt zwar angelaufen aber will nicht rein oder sich fangen lassen. Muß ja nicht, irgendwann bettelt er schon drum.
Nach mehreren Anfragen seinerseits kommt er mit Zirbel zusammen rein.
Jetzt kommt ein wichtiger Augenblick: habe ihm etwas Rohfutter mit Pü zubereitet. Er ist ganz gierig und freut sich über den Napf, kein Knurren aber er will sofort dran. Nö, erst „sit“. Auch das klappt, obwohl Zirbel um die Tür linst.
Er darf an den Napf und ich schließe die Tür hinter ihm. Das war für heute klasse, da wollen wir keinen Streß vom Zaun brechen.
Nach 10 Minuten lasse ich ihn raus und er interessiert sich gar nicht dafür, dass ich den leeren Napf an mich nehme. Dackelt mir nach beim Wegräumen. Als ich aus dem Hunderaum komme geht er mich anblickend rückwärts aus dem Weg, ganz selbstverständlich.

Zum wieder einsperren muß ich das Halsband greifen. Großer Eingriff in die Intimsphäre, weil er nicht rein mag und gezogen werden muß (mit der anderen Hand telefoniere ich grad mit besagter Hundetante :dog_wacko ). Käpft etwas, aber nur mit strampelnden Pfoten. An seine Zähne denkt er gar nicht. Und lässt sich dann brav führen.
Danach eine kleine Streicheleinheit mit anbuckendem, lächelndem Hund.
Schönes Ende für heute.

Fortsetzung folgt........

LG
Eddi
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Bettina
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Re: Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von Bettina » Mi 23. Jun 2010, 11:08

Hallo Eddi,

das sind ja schon tolle Fortschritte und sieht ganz nach airedaltypischer Lernfähigkeit aus - klasse! :clap:

Ich finde es toll, daß Du uns an Deinen Erfahrungen teilhaben lässt.....

Auf den Fotos wirkt er klein, nach den ersten Schilderungen hatte ich einen großen "Bären" vor meinem geistigen Auge.

Liebe Grüße und weiterhin viel Glück
Bettina
Das Beste am Norden....ist wieder komplett!

Carlotta und Curtis

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Für immer in unseren Herzen: Conrad und Amanda

Sabom

Re: Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von Sabom » Mi 23. Jun 2010, 12:26

Hi Eddi,

hatte ihn mir auch eher wie ein Monster vorgestellt, wie Bettina schon sagte, er wirkt recht klein und eher unsportlich (so weit weg von seinen vermutlich prächtig entwickelten Zähnchen läßt sich leicht reden :dog_biggrin ), die Frisur ist echt affig! Da hat sich lang keiner mehr rangetraut!
Eddi hat geschrieben:Er hat auch nach Provokation als er sein Leinenende ins Maul nehmen wollte und ich den Fuß drüber gestellt hab, nicht zugepackt. Wir standen bestimmt eine Minute so bis Wüsti langsam umgedreht hat.
Boah ist das mutig! :dog_blink , ich seh schon, Du bist echt die richtige Frau für sowas. Ich müsste bei jeder Aktion Wüstis erst einen neuen Thread eröffnen und Meinungen einholen, bevor ich reagieren könnte :dog_laugh , tja ja Spontanität will gut überlegt sein.
Dein Tagebuch ist besser als Fernsehen, könnte ein Bestseller werden.

LG

Sabine

Eddi

Re: Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von Eddi » Mi 23. Jun 2010, 12:43

Hallo

nö, Bärchen :dog_biggrin
Hab ihn noch nicht gewogen, aber das könnt ich ja mal eben....
.....
boah :dog_mad 26 kg
Jetzt stellt sich die Frage, Wachstumshormone oder Futter sparen :dog_laugh ??
Groß ist der Kerl nicht, ein zwei Fingerbreit höher als Zirbel, aber recht lang. Mal gespannt, wie er nächste Woche mit stylischer Frisur aussieht. Das Fell ist jedenfalls ganz gut, drahtig und hat viel Farbe. Der Rücken ist angetrimmt, an den Rest kam man (frau?) wohl nicht so dran. Nächste Woche kommt Mann und Frau aber dran. Ganz sicher. Im Notfall mit Maulkorb und Ferrarisschnippschnapp. Als Kontrast zu Zirbel find ich es aber ganz gut, so wirkt sie wenigstens gepflegt :dog_cool
Die Zähne sind gut entwickelt, soweit ich sehen kann. Für ihn hoffe ich, daß ich es nicht fühlen muß. :dog_tongue2

LG
Eddi
froh, daß wiegen nicht nur für mich ein Schock ist :shh:

Christine

Re: Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von Christine » Mi 23. Jun 2010, 12:58

Hallo Eddi,
100 Punkte für Deine Berichterstattung und Hut ab für Deine Methode. Hat Gust (noch keinen gescheiten Namen gefunden???) doch verdammt Glück gehabt, daß er bei Dir gelandet ist.
Viele Grüße
Christine

Rover

Re: Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von Rover » Mi 23. Jun 2010, 14:22

Hallo Eddi,

ganz toll, wie Du das machst. Für uns liest sich das jetzt so einfach...wie oben schon erwähnt in sicherer Entfernung von den Zähnen. :dog_biggrin

Auf dem Foto mit Zirbel sieht er nicht größer aus als sie, da scheint es eher, wenn der Pelz ab ist, bleibt nicht viel Hund übrig!
Wieso waren denn 26 kg ein Schock - so viel oder so wenig?
Meiner wiegt 30, da fand ich das eigentlich ganz passend.

Viele Grüße von
Kerstin und Rover

Eddi

Re: Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von Eddi » Mi 23. Jun 2010, 16:08

Hallo,
Wieso waren denn 26 kg ein Schock - so viel oder so wenig?
Ich hätte ihn auf weniger geschätzt. Er fühlt sich auch nicht so schwer an, wenn er in der Leine hängt (was immer weniger vorkommt) aber er hat scheints auch nicht so viel Kraft. Bin von meinen "Arbeitshunden" da wohl mehr gewöhnt. Nicht Zugkraft, das dürfen die nicht, sondern Körperkraft allgemein.
Er ist nicht fett aber schon etwas speckig. Insofern ein Schock, als 26 kg bei der Größe ohne gescheite Muskulatur schon viel erscheinen, ist Fett doch deutlich leichter als Muckis.
Zirbel hat 21,5 und ist eher schlank. Ich mag gern Hunde mit strammen Muskeln und kaum Fett. Wüsti ist ja noch jung. Da kann außer einem richtigen Namen ja auch noch mehr draus werden. Wenn er erstmal am Pony mitläuft.... :dogs_run

LG
Eddi

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