Fährten

Unterordnung, Fährte, Schutzdienst
Uschi

Fährten

Beitrag von Uschi » Mo 1. Nov 2010, 23:22

Hallo,

nach den im Spessart gezeigten Leistungen von Felix, Meiko und Zirbel bin ich nun mehr denn je davon überzeugt, dass die VPG-Fährte und die FH-Fährte dem Hund ganz und gar nicht gemäß ist. Er wird gezwungen in einer Art und Weise zu suchen, wie er es natürlicherweise niemals tun würde. Und vor allem habe ich gesehen, dass in den o.a. Sparten die Hunde wirklich skandalös unterschätzt werden.

Für die Mantrailer reicht ein kurz übers Gesicht gestrichenes Tuch, um diesen Menschen in Windeseile zu finden. Der Flächensucher stöbert sich durch unwegsames Gelände um Menschen zu finden. Einfach Menschen, er weiß wie sie riechen, er braucht nur die Aufforderung zu suchen und zu helfen.

Und wir kommen mit albernen Würstchen daher, und glauben unseren Hund so auf unserer Spur halten zu müssen. :dog_wacko Und das muss er auch noch mit immer tiefer Nase tun.

Weder Felix, noch Zirbel, noch Meiko suchten dauernd auf der Erde. Sie taten das auch, aber meistens witterten sie mit hoher Nase.

Wir brauchen die Würstchen wohl, um dem Hund die unnatürliche Suchweise schmackhaft zu machen?


Nachdenkliche Grüße
Uschi

Freddy

Re: Fährten

Beitrag von Freddy » Di 2. Nov 2010, 10:56

Hallo zusammen, hallo Uschi,

ich denke bei der von Dir genannten VPG-Fährte und FH-Fährte liegt die Schwierigkeit für die Hunde nicht so sehr im Ausarbeiten der Fährte sondern im Einhalten der von Menschen gemachten Regeln. Ich denke diese Vorschriften werden den natürlichen Fähigkeiten der Hunde nicht umfassend gerecht und müssen für sie teilweise unverständlich bleiben.
Der von uns gezeigte Trail im Spessart war bis auf eine Schwierigkeit für Felix eine leichte Übung. Die einzige „wirkliche Herausforderung“ blieb von den meisten Anwesenden unerkannt: Der Ansatz am Parkplatz. Eine Ansammlung von vielen frischen Menschengerüchen - ein sogenannter Geruchspool - und vom Opfer Spuren in beide Richtungen (in zwei Richtungen „gehend“, von einer Richtung „kommend“) mit relativ kleinem zeitlichen Abstand. Ich habe Felix ja ganz bewusst im 90 Grad Winkel angesetzt um ihm keine Richtung vorzugeben. Ich hätte ebenso ein verschwundenes Kind, das Stunden auf dem Spielplatz gespielt hat, suchen können. Felix hätte auch dann die frischeste (nicht stärkste!) Spur in der richigen Gehrichtung verfolgt....
Bei der DRK - Prüfung übrigens hat der Hund bei nur einer gehenden Fährte, d.h. die Person ist am Parklatz ausgestiegen und es gibt nur eine Fährte von ihr in der richtigen Geh-Richtung, zwanzig Minuten Zeit die Abgangsrichtung zu orten....da waren wir trotz der höheren Schwierigkeit schon mit dem Opfer wieder am Parklatz...Der eigentliche Trail mit dem kleinen Widergang war mehr ein Motivationstrail der einfachen Art.

Beim Sportfährten geht es, berichtigt mich wenn ich was Falsches schreibe, unter anderem darum Gegenstände die auf der Fährte liegen, zu finden, anzuzeigen oder zu apportieren. Eine ähnliche Aufgabenstellung gibt es auch beim Mantrailing. Dort werden die Gegenstände angezeigt, sofern man das trainiert hat, die mit dem Scent (Geruch des Duftgegenstandes) übereinstimmen. Das könnte z.B. in der Polizeiarbeit besonders wichtig sein um Beweismittel zu sichern.

Würstchenwasserfährten, sofern sie relativ frisch sind, sind für Hunde die reinsten "Datenautobahnen". Für unsere Mantrailer wären sie eine Unterforderung "pur"...

LG
Freddy

Eddi

Re: Fährten

Beitrag von Eddi » Di 2. Nov 2010, 10:59

Moin Uschi,

ja, so ähnliche Gedaken gingen mir auch durch den Kopf.
Ich habe ja mehrfach berichtet, daß Zirbel bereits im zarten Alter von noch nicht mal 5 Monaten von der Gruppe weg jagen ging und perfekt auf ihrer Spur zurück gelaufen kam.
Bis dato hatte ich Hunde, die nicht jagten und glaubte auch stets an eine Erziehungsdefizit. Kann ja meine zunehmende persönliche Unfähigkeit sein, was Erziehung angeht, man wird im Alter scheints milder :dog_rolleyes , aber ich musste nachdenken, wie ich diesen Hund reitkompatibel bekomme und seine Nasenaktivität zulassen kann. Denn Zirbel's Höchstes ist nun mal schnuffeln. Eigentlich jagen, aber unser Outback ist zu klein dafür.
So habe ich angefangen, mir Spiele auszudenken, die die Nasenfähigkeiten nutzen und mal so rumgehorcht, was man da tun soll. So wurde mir das Fährten nahegelegt. Zirbel fand das nun alles andere als prickelnd. Entweder hat sie gleich das komplette Gelände nach allen vermeintlich versteckten Keksen abgesucht oder sie hat eiskalt zielorientiert abgekürzt und meine mühsam unter Bandscheibenopferung gelegte Fährte einfach ignoriert.
So gings alos nicht. Zum Glück ga's dann hier im Forum genügend Anregung (v.a. danke an Freddy!!) mit dem Mantrailen und irgendwann hab ich mich getraut, einfach mal zu so einer Gruppe zu gehen.

Und genau wie Du sagst, die Hunde können hier ihr Potential voll nutzen. Keiner verlangt irgendwas, was sie nicht können, sie brauchen "bloß" das "Opfer" finden. Wie, ist grob gesagt egal. Nase hoch, unten, sonstwie.
Bei Zirbel sieht man zB ganz deutlich, daß sie fast immer die Nase oben behält, die Luft v.a. mit dem Jacobsonschen Organ checkt. Hunde können uns völlig unzugängliche Informationen scheints auswerten, wie unsereins die Schlagzeilen der Zeitung.
Mich verblüfft, daß die Hunde im "Sport" so und nicht anders zu arbeiten haben. Naja, mag ja ein Aspekt dessen sein, was man seinem Hund beibringen kann. Ähnlich wie ich meinem Pony beibringen kann, diverse Figuren im Reitbahnsand zu laufen. Zwar für das Pony ohne Sinn (daß es eine gymnastische Komponente hat, erschließt sich den Tier ja nicht) aber es tut's. Vielleicht hin und wieder mit Freude, weil es 90% der Zeit selber im Wald bestimmen kann, wo genau die Hufe hin gehören, um im Unterholz und unwegsamen Gelände nicht umzukippen.
Aber in mancher Hinsicht ist es nichts weiter, als Gehorsam in diversen Varianten demonstrieren. Ob die Hunde nicht auch denken, wir hätten nicht mehr alle Latten am Zaun, wenn sie stets alle Verstecke abzuklappern haben, wo der Figurant doch stets im letzten hockt? Oder sie sollen jedes Trittsiegelchen betont beschnuffeln. Das ist ja so, als würden wir nicht Zeitung lesen dürfen, sondern müssten jeden Buchstaben einzeln bestimmen.

Ich finde auch, damit werden die Hunde einerseits ziemlich unterfordert, andererseits demotiviert, weil sie ja mehr und besser könnten, zumindest nach ihrer Ansicht und statt flüssig ein Ergebnis zu erzielen sollen sie permanent weiter "buchstabieren".

Das war dann auch der Grund, weshalb wir uns für das Trailen entschieden haben. Ich finde, daß Zirbels Jagdambitionen deutlich gebessert sind, der Rückruf scheint leichter. Vielleicht zieht meine Argumentation, daß sie ja zweimal pro Woche schon gute Nasenauslastung hat und darum nicht soviel selber jagen muß :dog_wink
Und wie am am Unterschied zwischen Zirbel und Felix sehen konnte, sind Steigerungen und Verfeinerungen in unglaubliche Bereiche machbar.

LG
Eddi

Freddy

Re: Fährten

Beitrag von Freddy » Di 2. Nov 2010, 11:15

Hallo,
Eddi hat geschrieben:Das ist ja so, als würden wir nicht Zeitung lesen dürfen, sondern müssten jeden Buchstaben einzeln bestimmen.

Ich finde auch, damit werden die Hunde einerseits ziemlich unterfordert, andererseits demotiviert, weil sie ja mehr und besser könnten, zumindest nach ihrer Ansicht und statt flüssig ein Ergebnis zu erzielen sollen sie permanent weiter "buchstabieren".
Das ist der perfekte Vergleich...

LG
Freddy

Uschi

Re: Fährten

Beitrag von Uschi » Di 2. Nov 2010, 11:29

Hallo Ihr beiden,
Freddy hat geschrieben:Die einzige „wirkliche Herausforderung“ blieb von den meisten Anwesenden unerkannt:
Nein, Freddy, das blieb nicht unerkannt, das war das Verblüffendste.
Freddy hat geschrieben:Für unsere Mantrailer wären sie eine Unterforderung "pur"...
Ich glaube inzwischen, das ist es für alle Hunde. Das tollste daran wird wohl sein, dass da Würstchen in der Gegend rum liegen, das ist schon ein Spaß.
Freddy hat geschrieben:sind für Hunde die reinsten "Datenautobahnen"
Wie meinst Du das?
Eddi hat geschrieben:sie hat eiskalt zielorientiert abgekürzt
Ja, das macht Wijnta auch und sie findet den Gegenstand immer, auch wenn ich die unmöglichsten Winkel und Kurven laufe, die sie aber nicht ausarbeitet.

Eddi hat geschrieben:Mich verblüfft, daß die Hunde im "Sport" so und nicht anders zu arbeiten haben.
Mich verblüfft das inzwischen nicht mehr, sondern es ärgert mich direkt, denn die Hunde können sehr viel mehr. Wir brauchen uns doch nicht so aufspielen und glauben, wir müssten unsere Hunde mit Würstchen darauf hinweisen, dass er seine Nase benutzen soll. Und warum muss er auf einer ganz bestimmten Spur laufen, um zu finden, auch noch in einer Art und Weise, die er nie von sich aus zeigen würde?
Eddi hat geschrieben:Aber in mancher Hinsicht ist es nichts weiter, als Gehorsam in diversen Varianten demonstrieren.
Das ist womöglich das Hauptmotiv?
Eddi hat geschrieben:sollen sie permanent weiter "buchstabieren".
Wijnta hat sich das letzte halbe Jahr permanent geweigert. Sie fängt an zu suchen, bzw. sie freut sich über die Würstchen, die da rumliegen, weiß auch, dass sie da jetzt was finden soll, aber sie tut es mehr und mehr auf ihre eigene Art. Ich lass sie machen. Nachdem, was ich inzwischen weiß und sah, muss sie nicht mehr nach "Vorschrift" suchen.
MT oder ähnliches anfangen können wir ja nicht mehr. Sie ist schon 7.


Liebe Grüße
Uschi

Eddi

Re: Fährten

Beitrag von Eddi » Di 2. Nov 2010, 12:00

MT oder ähnliches anfangen können wir ja nicht mehr. Sie ist schon 7.
:sheep
muß Meiko dann aufhören und sich berenten lassen? :dog_laugh
Quaaak!
Genau wie wir kann auch ein Hund in jedem Lebensalter was neues lernen. Vielleicht kann Wijnta nicht mehr Bundesjugendsieger im Vermisste-Omi-suchen werden, aber just for fun kann sie natürlich noch Mantrailen! Ich habe auch nicht vor, in Kirstens Sphären aufzusteigen. Zirbel hat ihre Freude daran, trifft Kumpels, mit denen sie sich über ihr Hobby austauschen kann und ich freu mich an meinem eifrigen motivierten Hundchen; das langt uns völlig.

Vielleicht bilde ich mich doch noch ein wenig fort und falls es mich dann packt, wird der nächste junge Hund früher und intensiver "gearbeitet" aber wer weiß, welche Talente oder Nichttalente sich da dann auftun....

"Datenautobahn" meint Freddy so, daß die Hunde diese Spur so einfach und klar verfolgen können, als ob eine 4spurige Autobahn geradeaus und ohne Geschwindigkeitsbeschränkung den neuen Maserati lockt.... :fahren

Was haltet Ihr von der Idee, mal einen "forumsworkshop" zum Trailen abzuhalten?

LG
Eddi

Uschi

Re: Fährten

Beitrag von Uschi » Di 2. Nov 2010, 12:15

Eddi hat geschrieben:muß Meiko dann aufhören und sich berenten lassen? :dog_laugh
Meiko macht das ja schon immer, nein, nein. Es geht ja nicht, ums nicht mehr erlernen können, das kann sie bestimmt. Aber wer würde uns nehmen, mit einem 7-jährigen Anfänger-Hund?

*malsuchengeh*

Eddi hat geschrieben:Was haltet Ihr von der Idee, mal einen "forumsworkshop" zum Trailen abzuhalten?
Viel.



Liebe Grüße
Uschi

Kathrin

Re: Fährten

Beitrag von Kathrin » Di 2. Nov 2010, 12:44

Hi Eddi,

eion Forumsworkshop Trailen??????? :sign_dafuer :clap: :clap: :clap: :clap:
Das würd ich richtig klasse finden. Da bin ich mit Maya sofort dabei. Ich beschäftige sie nämlich daheim mit Spielzeug aufstöbern und im Wald stöbern wir die versteckten Bälle auf. Das macht ihr Riesenspaß.

LG
Kathrin

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Kirsten
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Re: Fährten

Beitrag von Kirsten » Di 2. Nov 2010, 13:09

Hallo!
Ein VPG-Hund oder Fährtenhund soll bei der Prüfung die Gegenstände auf der Fährte entweder anzeigen: durch Hinlegen: dann soll der Gegenstand möglichst genau zwischen den Vorderpfoten liegen und der Hund gerade auf der Fährte liegen - Pfote auf Gegenstand legen, Gegenstand unterm Bauch oder vor den Pfoten und oder schräg liegen = Punktabzug! - oder den Gegenstand apportieren - aber in den 30 Jahren aktiven Hundesport sah ich noch nie einen Hund, der die Gegenstände apportiert hat.
Ich bin auch der Meinung, daß die Fährtenarbeit gegenüber dem Mantrailen, und hier besonders in der Stadt eine Leichtigkeit ist. Oh, das sage ich jetzt einige Tage vor der KFSP :dog_biggrin
Tschüß Kirsten

Freddy

Re: Fährten

Beitrag von Freddy » Di 2. Nov 2010, 13:12

Hallo,
Freddy hat geschrieben:
Würstchenwasserfährten, sofern sie relativ frisch sind, sind für Hunde die reinsten "Datenautobahnen".
Uschi hat geschrieben:Wie meinst Du das?
Ich stelle mir vor, ich würde Dich an einem wolkenlosen Sommermorgen fragen, aus welcher Richtung die Sonne gerade scheint...sicher keine Herausforderung für Dich...
Uschi hat geschrieben:MT oder ähnliches anfangen können wir ja nicht mehr. Sie ist schon 7.
Wer sagt das denn???? Eddi hats schon gesagt, natürlich können begabte Hunde, Wijnta gehört ganz sicher dazu, auch mit 7 Jahren noch Mantrailing lernen. Menschen können mit 60,70 oder 80 Jahren auch noch ewas ganz neues lernen...
Manche Hilfsorganisationen schreiben zwar ein "Höchstalter"( weil die Ausbildung bis zum einsatzfähigen Hund min. 2 Jahre dauert) für das Erlernen einer neuen Suchdisziplin vor...aber die Hunde kennen diese Vorschriften nicht und lernen es trotzdem noch ;)

Es gibt MT-Gruppen die "jeden" Hund ausbilden. Auch bei uns in der Gruppe gibt es bei Eignung keine Beschränkungen, man muss ja nicht in Einsätze gehen. Es gibt übrigens einen schönen Test um eine gewisse Eignung für MT festzustellen: Das "Bubblen"...da muss ich aber was zu zeichnen...

Mich fasziniert am MT, das mein Hund nach seiner Art frei arbeiten kann. Ich kann ihn zwar unterstützen aber die "Verantwortung" trägt er. Er kann besser als ich riechen, ich muss ihm vertrauen, das macht MT, ob sportlich, für den Realeinsatz berieben oder einfach "just for fun", so spannend. Kein Trail ist wie der andere, es gibt immer wieder neue Herrausforderungen für Hund und Mensch und das macht einfach Spaß....

Hmm... MT-Workshop...würde ich auch mitmachen. Ich wollte demnächst allerdings noch ein Seminar für MT-Ausbilder besuchen. Termin steht noch nicht fest. Mal sehen....


LG
Freddy mit Felix

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