Mantrailing, die Suche klappt nicht, was tun?

Mantrailing, Rettungshunde, Jagd-, Polizei-, Therapie- und Begleithunde
Kolibri

Re: die Suche klappt nicht, was tun?

Beitrag von Kolibri » Di 5. Apr 2011, 14:19

Hallo Freddy, hallo alle anderen Interessierten:

uiuiui! Das Zitieren wird jetzt, glaube ich, bald unübersichtlich, na schauen wir ob´s klappt....
Freddy hat geschrieben: Einbrüche und Stagnation kennen viele Mantrailer, das ist zunächst mal gar nichts Ungewöhnliches oder Schlimmes. Nichts, das man nicht beheben könnte...
Das ist ja schon einmal was positives. Ich möchte ja gerne mit Bosco weitermachen, denn er soll ja auch etwas Abwechslung zum normalen Alltag bekommen und da finde ich gerade Mantrailing so gut, denn es passt meiner Meinung nach perfekt zu den Anlagen unserer Terrier.
Freddy hat geschrieben: Ohne eine hohe innere Motivation ist die Ausbildung zu einem guten Mantrailer nicht möglich. Das gilt sowohl für den Hund als auch für den Hundeführer.
Ich glaube, die Motivation ist bei mir zur Zeit größer als bei Bosco. Geduld und Ausdauer habe ich.... uns es gibt sicher einige Punkt, die ich als Hundeführer verbessern muss.
Freddy hat geschrieben: Die Belohnung am Ende des Trails durch ein paar Leckerchen halte ich bei den meisten Hunden für nicht ausreichend.
Ich halte es für sehr wichtig das Hundeführer ihre Hunde motivieren und mit ihnen lustvoll spielen können. Falls man da Defizite hat, kann man sich Informationen (Fachliteratur, Tips von erf. HF) dazu besorgen und täglich mit dem Hund üben.
Ich habe mir auch schon gedacht, dass es wahrscheinlich daran liegen könnte. In meinem Fred "Endlich im nächsten Level" habe ich ja beschrieben, dass ich beobachtet habe, dass Bosco nun sucht, weil er finden will und die Leckerlis auf einmal zur angenehmen Nebensache wurden. Damals war es ja so, dass sich die erste Person so wahnsinnig mit ihm gefreut hat, dass er ganz beglückt war und danach alle Personen am liebsten im ganzen Gesicht abschlecken wollte. (was bei ihm ja total untypisch ist, denn fremde Menschen lässt er normalerweise links liegen - die interessieren ihn gar nicht)

Bei den letzten Malen, waren die Personen, die er gefunden hat (ob zufällig oder nicht) immer sehr zurückhaltend. Die meisten Hunde bei uns im Kurs kommen aus dem Tierschutz und sind oft eher ängstliche, zurückhaltende Hunde, denen man nicht zu überschwenglich kommen sollte. Ich freue mich immer einen Haxen aus, wenn Bosco am Ziel ist, streichle ihn, lobe ihn, springe im Kreis.... aber Bosco will die Anerkennung der Person, die er gefunden hat. Mich schaut er dann kaum an. Boscos Lieblingsspiel ist es mit mir an seinem Seil herumzuzerren.... vielleicht sollte ich das einmal ausprobieren...
Freddy hat geschrieben: Von heißen Hündinen allerdings schon...aber da arbeiten wir dran...
Da sag ich nur: Viel Glück und wäre sehr über einen Trainingsbericht interessiert.
Freddy hat geschrieben: Zur Motivation, die gar nicht hoch genug sein kann, kommt noch die Stimmungslage (auch Emotion) hinzu. Diese beiden Dinge werden oft verwechselt. Die Emotion verhält sich zur Leistung parabelförmig. Also vom schlafenden Hund bis hin zum überdrehten Hund der vor lauter "Stress" gar nicht in der Lage ist, etwas aufzunehmen. Wir wollen beim MT eine mittlere Stimmungslage erreichen, die sich optimal zur Leistung (Lernleistung) verhält. Das fängt schon vor dem Start mit dem richtigen "Einstimmen" bzw. "Erden" des Hundes an. Der Hund wird ruhig auf seine Arbeit fokussiert. Weiter geht es mit dem "Anfeuern"(Loben ist damit nicht gemeint!) während des Trails z.B. mit entsprechender Tonlage "wo isser hin..." usw.
Bosco schwankt zwischen schlafenden Hund und mittlere Stimmungslage. Überdreht ist er nur wenn er Enten verfolgen kann - und nur dann.
Ich habe auch immer wieder versucht, ihn vor dem Trail darauf vorzubereiten. War mir aber nie sehr sicher, wie weit man hier gehen darf. Ich habe beobachtet, wenn ich ihm vorher die Dose zeige, in denen ich immer die Leckerlis habe (ich verwende diese nur fürs Trailen), dann weiss er, dass es jetzt losgeht. Die Leckerlis habe ich bei mir... sie sind nicht (mehr) bei der Person, die er suchen muss.
Freddy hat geschrieben: Auf die zweiten Baustelle “ungefestigte Verküpfung GA und Fährte“ gehe ich bei Bedarf später noch ein.

Das wäre auch noch einmal interessant. Vielleicht ist ja in den vergangenen Trails etwas in dieser Beziehung vorgefallen, dass die Motivation bei ihm gedrückt hat.... Hierfür werde ich beim Mantrailing_Teil ein neues Kapitel eröffnen, sonst sprengt es nun den Rahmen.
Freddy hat geschrieben:Nun meine „kritische“ Fragen und Bemerkungen:
Kolibri hat geschrieben:Bosco hat nun eine "3-4 monatige Mantrailing-Sperre" bekommen.


Warum das???


Sie hat gemeint, dass wir ihn nicht überfordern sollen. Wenn er so gar keine Lust hat, soll ich ihn nicht zwingen. Nach ein paar Monaten können wir wieder schauen, wie es läuft und vielleicht hat er dann wieder mehr Spass daran.
Freddy hat geschrieben:
Kolibri hat geschrieben:Die letzten beiden Male, als wir beim Mantrailling waren, hat er schlichtweg verweigert.
Ein Hund der seine Aufgabe verstanden hat und liebt ...verweigert nicht. Ihm fehlen möglicherweise wichtige Grundbausteine um seine Aufgabe zu erfüllen. Siehe oben.
Ich habe mir auch schon gedacht, vielleicht liebt er diese Aufgabe gar nicht. Andere Hunde stürmen immer sofort los und er geht konstant aber gemächlich drauf los. Dafür schießt er halt selten übers Ziel hinaus.
Freddy hat geschrieben:
Kolibri hat geschrieben:..und ich glaube das Erfolgserlebnis war immer eher zufällig... trotzdem haben wir gesagt: na gut, er hat doch Erfolg gehabt
Mit dieser Grundeinstellung wirst Du immer Probleme haben, Deinen Hund wirklich zu motivieren.
Ob zufällig oder nicht, immer wird der Hund gefeiert. Hunde erspüren unsere innere Stimmungslage genau.
Zufällig...trotzdem...na gut...hört sich für mich nicht nach echter Freude und Anerkennung an. Der Hund sieht es vermutlich ähnlich...
Stimmt, das klingt etwas komisch...Dennoch: Ich lobe ihn immer! .... aber ich glaube er will mehr Engagement von der Person, die er gefunden hat.
Freddy hat geschrieben:
Kolibri hat geschrieben:wir wissen er kann sehr, sehr, sehr bockig sein...
Das ist sehr menschlich gesehen und meist unzutreffend. Was verstehst Du genau unter „bockig“?
Wenn Bosco nur das machen will, wozu er gerade Lust hat und ich es ihm nicht erlaube.... dann verhält er sich bockig - wie ein Ziegenbock oder ein sturer Esel der einfach nicht mehr weitergeht und stehen bleibt. z.b: ich will abbiegen, er will geradeaus einen anderen Weg gehen; er will nach Mäusen buddeln, ich rufe ihn ab; er will Pferdeäpfel jausnen, ich sage Pfui. ich will nach Hause, er will nicht ins Auto einsteigen.... ach das kann ich ewig lang weiterführen.

Doris hat es auch schon perfekt beschrieben. Er schlurft hinter mir her. Setzt ganz langsam ein Bein vors andere (ich habe noch nie so intensiv einen Hund gehen sehen - werde es beizeiten einmal filmen und auf YouTube einstellen, damit Du Dir ein Bild machen kannst). Bleibt stehen, lässt den Kopf hängen und schaut mich mit einem Blick an, den ein Dackel nicht besser könnte.

Ich glaube schon, dass Airedale-Terrier gelegentlich als bockig bezeichnet werden können - in Hinsicht auf "bockig" als Charaktereigenschaft - ich nenne es auch Sturheit. Wir haben Hunde, die oft selbständig Entscheidungen treffen (dafür schätzen wir sie ja auch so) - hast Du auch schon einmal beobachtet und hier geschrieben. Und wenn Hundchen sich denkt, Frauchen/Herrchen macht nicht so wie ich will, dann tu ich halt auch nicht... dann ist das für mich ein bockiges Verhalten. Die einen haben es ausgeprägter, die anderen weniger.
Freddy hat geschrieben: Ich würde an Deiner Stelle in den nächsten Wochen nur kurze Basis Trails mit „Verabschiedung“ machen. Trails die kurz sind und schnellen Erfolg versprechen. Obwohl sie einfach sind, werden sie bombastisch belohnt.
Vielleicht versuchst Du es mal mit der Küchen- bzw. Toilettenpapiermethode. Das Opfer hinterlässt ca. alle 10-20m ein nur von ihm geruchskontaminiertes Blatt Papier. Manche Hunde werden auf der Fährte von verlorenen Gegenständen (so ähnlich wie „Schweiß“ beim Wild) des Opfer zum Weitersuchen motiviert. Zudem hat man die Möglichkeit, ganz gezielt das Verfolgen und Beschnüffeln des Individualgeruchs verbal und paraverbal zeitnah zu belohnen.


Gut ich werde das versuchen, aber was meinst Du mit paraverbal?... und ich werde die Personen bitten, dass sie sich mit meinem Hund intensiv mitfreuen sollen.
doris hat geschrieben:Allerdings hat er trotzdem auch noch das Sommer(warm)problem
... und das ist sicher auch ein Grund, der nicht unterschätzt werden soll.

pivi

Re: die Suche klappt nicht, was tun?

Beitrag von pivi » Di 5. Apr 2011, 14:43

Hallo zusammen,

meiner Meinung nach hängt die Motivation des Hundes für ETWAS,  fast ausschließlich mit dem zusammen, was er von seinem Naturell so mit bringt und was am Ende für ihn dabei 'rausspringt'. Hört sich  negativ  an, meine ich aber nicht so. Will sagen, dass man das ausbauen sollte, was der Hund von selber anbietet und damit belohnt was er am Liebsten mag!

Ich kann Zola z. B. nur kurzfristig zum Ballspiel motivieren. Sie läuft ihm 3-4x begeistert hinterher und dann ist aber genug, auch wenn ich sie mit Leckerli (findet sie schon super toll) belohne, hat Zola dazu keine Lust. Könnte ihr aber stundenlang den Futterbeutel verstecken  und ihn suchen lassen und jedesmal würde sie sich über ein noch so winziges Leckerli freuen. Auch wenn sie nicht jedesmal was bekommt, läuft sie freudig los und kommt noch freudiger wieder zurück.  Beim Mantrailing verhält sie sich genauso, mit der Einschränkung, dass sie am Start oft übermotiviert ist und sich selbst aufdreht.
Wenn einem der Job Freude macht und man dafür auch noch bezahlt wird, ist das doch die allerbeste Kombination , oder?
Und was dem einen Hund sein Leckerli, ist dem anderen sein Frisbee, Ball oder  Zergelspiel etc. (Wobei zergeln für mich gar nicht mehr in Frage kommt, bin da vielleicht auch hundeplatzgeschädigt).

Habe schon Hunde in der Gruppe gesehen, die einfach keinen Spaß am Suchen hatten. Denke da an einen Schäferhund, den konnte man aber so für gar nichts begeistern, fressen und spielen waren nicht wichtig, 'schnüffeln' schon überhaupt nicht. Eigentlich war er nur damit beschäftigt sein Herrchen zu beobachten, oder war es doch eher bewachen...???
Auf einem Fährtenseminar durfte ich mit ansehen, wie man versucht hat einem Hund mit allen Tricks das Schnüffeln über der Grasnarbe bei zu bringen, ich fand' s grauenvoll.
Will damit nur zum Ausdruck bringen, dass der Hund eine Aufgabe bekommen soll die ihm liegt und diese so ausgeübt werden sollte, dass die Randbedingungen für alle Beteiligen, also Hund und Herrchen, weitgehend optimal sind. Dann ist wahrscheinlich der Motivationsaufwand für beide sehr gering, wie Doris ja schon ausführlich zum Besten gegeben hat.

LG
Birgit

Freddy

Re: Mantrailing, die Suche klappt nicht, was tun?

Beitrag von Freddy » Di 5. Apr 2011, 19:27

Hallo,
Kolibri hat geschrieben: Gut ich werde das versuchen, aber was meinst Du mit paraverbal?... und ich werde die Personen bitten, dass sie sich mit meinem Hund intensiv mitfreuen sollen.

Paraverbal ist das, was "über" der Sprache liegt, das was Deine Stimmungslage widerspiegelt: Ausdruck, Betonung, Tonfall, Sprechgeschwindigkeit, Lautstärke usw.
Wo wir einmal dabei sind ;) , neben paraverbaler und verbaler Kommunikation gibt es noch die nonverbale (Körperhaltung, Mimik, Gestik usw.) und die extraverbale (Aussehen, Kleidung, Frisur, Auto, Gerüche usw.)Verständigung.
Die Kommunikation bei Menschen läuft über verschiedenen Kanäle: Über den nonverbalen zu 50%, den paraverbalen zu 30%, den verbalen zu 10% und extraverbalen zu 10% (alles ca.Werte). Erstaunlich, oder? Aus dem Grunde gibt es trotz sogfältiger Formuliereung auch immer wieder Mißverständnisse bei ausschließlich schriftlicher Kommunikation...und deshalb haben wir hier im Forum Smilies ;) .
Bei Hunden wird sich das Verhältniss noch mehr zu ungunsten des gesprochenen Wortes verschieben. Ich will damit sagen, das Kommunikation mit unseren Hunden ein ganzheitlicher Prozess ist, der ganz wesendlich von der "Befindlichkeit des Hundeführers" ( z.B. über Tonlage und Körpersprache) beeinflusst wird.

Schlechte Laune oder Frustrationen übertragen sich oft auf den Hund, das Team schöpft sein Potential an solchen Tagen nicht aus. Topleistungen sind nur möglich wenn alles im Mensch-Hunde-Team "stimmt".

LG
Freddy

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