Mantrailing

Mantrailing, Rettungshunde, Jagd-, Polizei-, Therapie- und Begleithunde
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Rudy
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Re: Mantrailing

Beitrag von Rudy » Fr 11. Mai 2012, 14:35

Uschi hat geschrieben: Nur in der Rettungshundestaffel ist es möglich,
Liebe Grüße
Uschi
Hallo Uschi,

was ist, wenn sich ein paar Interessierte als Gruppe außerhalb der Rettungshundestaffel zusammenschließen und gemeinsam trainieren, oder macht das keinen Sinn?

Tschüß Jürgen

Jackson

Re: Mantrailing

Beitrag von Jackson » Fr 11. Mai 2012, 15:53

Hallo Jürgen,

ich möchte Uschi nichts vorweg nehmen, aber es macht wenig Sinn zu trailen, wenn man keinen Coach hat. Die meisten Ausbilder bilden entweder voller Idealismus in den Hundestaffeln aus oder geben Kurse in Hundeschulen. Will oder kann man da nicht einsteigen, ist es echt schwierig in diesem Bereich privat etwas zu finden. Bei uns im Rhein-Main-Gebiet nehmen manche Hundeschulen 20-30 Euro für eine Übungseinheit je nach Ausbildungsstand. Meist sind die Gruppen viel zu groß und die Einsätze der Hunde viel zu klein. Aber ohne Anleitung zu trailen ist schwierig, weil das Feld sehr vielseitig und umfangreich ist, da gehört schon jede Menge Wissen dazu. Eine Gruppe mit 4 Hunden und 1-2 Helfern stellt für mich die ideale Größe dar.

Am Anfang arbeitet man, wie auch in der klass. Fährte, ein Ritual aus, damit der Hund eingestimmt wird und den Geruchsartikel, den er präsentiert bekommt, als wichtigsten Baustein, um ans Ziel der Versteckperson (im Realeinsatz wäre das die vermisste, in Not geratene Person) zu gelangen, anzunehmen. Wenn er das verstanden hat, wird er den Geruchsartikel lieben und sich schon selbst trieblich auf Suche einstellen. Der Hund sollte eine satte Nase voll aus der Tüte, in der sich der Geruchsträger befindet, nehmen, tief einatmen und die Suche beginnen. Nach längerer Suchzeit oder einer Ablenkung wird sich der Hund vielleicht schütteln. Das ist dann nicht als Übersprungshandlung anzusehen, nein, er schüttelt damit Geruchsmoleküle, die sich im hinteren Nasenabschnitt befinden wieder nach vorne, um sich zu "erinnern" bzw. aufzufrischen, wonach er suchen möchte. Das war jetzt nur mal ein Beispiel dafür, dass Anfänger, so wie wir, Anleitung von Fachleuten benötigen, um den Hund lesen zu lernen, deuten zu können, in die Materie einzutauchen, sich Wissen anzueignen, keine Fehler einzuarbeiten usw., usw. Wenn ich nämlich in diesem Anfangsstadium Fehler einbaue, das Ritual nicht ausreichend gefestigt wird, werde ich später möglicherweise Schwierigkeiten bekommen, die dem Hund als Motivationsproblem zugeordnet werden könnten. Das war jetzt nur mal ein ganz kleines Beispiel dafür, wie wichtig gute Anleitung beim Maintrailing ist.

Liebe Grüße
Annette

Jackson

Re: Mantrailing

Beitrag von Jackson » Mi 16. Mai 2012, 08:44

Hallo und guten Morgen,

gestern waren wir wieder trailen und heute möchte ich den Interessierten berichten.

Folgendes ergab sich:

Unsere Treffen sehen folgendermaßen aus. Für jeden Hund gibt es drei Trails.
Einen zur Einstimmung, einen Arbeitstrail und einen Fun-Trail am Ende.

Über Porters Arbeitstrail möchte ich schreiben.

Wir trafen uns in einem ländlichen Bereich, asphaltierte Wege waren zu finden und viele kleine Parkbuchten vor Schrebergärten waren vorhanden. Kreuzungen gab es und Feldwege gingen zusätzlich von den Kreuzungen ab.

Porter wurde auf einem asphaltierten Weg angesetzt, der auf eine kleine Kreuzung zulief. Links ging es zu Schrebergärten, geradeaus ging die Straße weiter und rechts gab es einen begrünten Parkplatz von dem aus ein kleiner Weg auf ein mit frischer Gülle versehenes Feld führte.

Die Versteckperson lief an der Kreuzung links, passierte einen kleinen Parkplatz, der von einem Maschendrahtzaun nach hinten hin begrenzt war, links gab es eine Hecke und rechts einen kleinen Graben. Die Versteckperson ging an dem Parkplatz vorbei und platzierte sich hinter der Hecke. Sie saß also direkt hinter der linken Heckenbegrenzung des Parkplatzes, für uns nicht sichtbar. Ich kannte das Versteck nicht, auch nicht ungefähr den Weg dorthin.

Als ich Porter zum Trail ansetzen wollte, kam uns ein riesen Teil von Gülletrecker in hohem Tempo entgegen und verwirbelte wahrscheinlich alle Geruchsmoleküle, die sich einmal von der Versteckperson dort befanden, in alles Himmelsrichtungen. Mir war bewusst, dass das nun ein Trail werden sollte, der dem Leistungsstand von Porter noch nicht entsprach. Da Porter aber ein Hund mit hoher Eigenmotivation, enormen Durchsetzungsvermögen und Finderwillen ist und so schnell nicht aufgibt, ließ ich mich auf den Trail ein.

Porter bog an der Kreuzung zunächst rechts ab. Durch den Wind waren an der Kreuzung die Geruchspartikel dorthin geweht worden. Porter suchte dort den Parkplatz ab und ließ sich von dem Gülleduft, der ja ohnehin in der Luft lag, und zusätzlich noch von der frisch auf dem Trecker befindlichen Gülle, die den Weg mit ihrem stechenden Geruch schwängerte, verführen und wollte gerne auf das Feld. Hier hielt ich ihn jedoch fest, weil ich mir zu 100 % sicher war, dass sich die Versteckperson dort nicht befand. Porter korrigierte sich sofort, ich machte mich „neutral“ und gab ihm den Weg frei. Er lief auf die Kreuzung zurück und schlug den richtigen Weg ein. Kam zu dem kleinen vorbeschriebenen Parkplatz, der von einer Kette zur Straße hin begrenzt war, sprang über die Kette (jeder der Porter kennt, kann sich vorstellen in welchem Affenzahn das passierte, natürlich ohne Rücksichtnahme mir gegenüber), in letzter Kraft schaffte ich den Sprung auch, blieb aber beinahe hängen und konnte mich gerade noch vor einem Sturz retten. Porter suchte den Parkplatz ab, zeigte an, dass die Versteckperson hier sein müsse (ich konnte ihn deutlich lesen), wollte unbedingt durch den Maschendrahtzaun, ließ sich aber nach rechts ableiten (Windrichtung) kam an den Graben, dort ging es auch nicht weiter, lief aus dem Parkplatz wieder heraus und wieder in Richtung Güllefeld. Jetzt aber konnte ich an meinem Hund deutlich erkennen, dass er nun darauf ausgerichtet war, Wege auszuschließen. Er nahm kurze Fährten auf, roch den Weg nach vorne ab, den begrünten Parkplatz rechts, von hinten kamen wir ja, da hielt er sich gar nicht auf, bog wieder in den richtigen Weg ab und von da an sah man dem Hund an, dass er wusste, dass er nun richtig war und fand auch direkt die Versteckperson hinter der Hecke sitzend. Porter arbeitete einen Four-Corner ab. Eigentlich eine Aufgabe für einen fortgeschrittenen Hund, der an diese Schwierigkeitsstufe langsam herangeführt werden sollte.

Porter schloss glücklicherweise mit diesem tollen Erfolgserlebnis ab (ansonsten hätten wir helfend eingreifen müssen, um den Hund nicht zu demotivieren und einen Erfolgstrail - kurze Strecke, kleine Schwierigkeit - anschließen lassen müssen) und ließ sich seine Belohnung schmecken.

Zugute kam ihm natürlich, dass er sich schon immer, auch auf der klassischen Fährte, gegen mich durchgesetzt hat und auch da schon immer die Führung übernahm – sehr oft zurecht – weil Frauchen schon immer weniger wusste als ihr Hund und er zwangsläufig die Führung übernehmen musste. Porter darf beim Trailen sein wie er ist und Frauchen freut sich darüber sehr, sehr, sehr.

Liebe Grüße
Annette

Uschi

Re: Mantrailing

Beitrag von Uschi » Mi 16. Mai 2012, 10:53

Hallo Annette,

Jackson hat geschrieben:kam uns ein riesen Teil von Gülletrecker in hohem Tempo entgegen und verwirbelte wahrscheinlich alle Geruchsmoleküle, die sich einmal von der Versteckperson dort befanden, in alles Himmelsrichtungen.
das ist eine Gemeinheit.


Ich könnte mir vorstellen, dass nicht so sehr die Verwirbelungen ein Problem wären, sondern der alles überdeckende Güllegeruch, der auch noch eine magische Anziehungskraft auf die Hunde ausübt.



LG
Uschi

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Teddy01
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Re: Mantrailing

Beitrag von Teddy01 » Mi 16. Mai 2012, 12:36

Hallo Annette,

danke für den ausführlichen Bericht! Ich bin wirklich begeistert. Man kann in jeder Zeile lesen, wie stolz du auf Porter bist und wieviel Spaß ihr bei dieser neuen Arbeit habt!
Total klasse, dass er diesen schwierigen Trail so super ausgearbeitet hat und dass du auch schon so gut erkennst, wann er wirklich sucht und wann er sich gerne vom "leckeren" Güllegeruch ablenken lassen wollte.
Ich musste so lachen, bei der Beschreibung von Porters Hechtsprung über die Kette! :dog_biggrin :dog_biggrin :dog_biggrin

Freue mich über weitere Berichte und bin sehr gespannt!

Wie ist das, habt ihr jetzt einen kleinen Vorteil da Porter ja vorher schon viel auf der normalen Fährte war und du ja auch sonst schon viele Übungen für seine Nasenleistung mit ihm gemacht hast (Pilzsuche, Geruchsdosen usw.) oder ist das eher eine Umstellung??? Ich finde das sooooooooooooo interessant. Und ich bin immer so fasziniert, was unsere Hunde mit ihrer Nase alles leisten und das noch mit Spaß!!!!

Liebe Grüße
Raquel
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Re: Mantrailing

Beitrag von Kirsten » Mi 16. Mai 2012, 13:22

Hallo Annette!
Danke für den aufschlußreichen Bericht und ich würde mich sehr über weitere Berichte freuen.
Das hat Porter ja super gemacht :brav :clap: :thumbup:
Tschüß Kirsten + Meiko :wave:

Jackson

Re: Mantrailing

Beitrag von Jackson » Mi 16. Mai 2012, 16:00

Hallo Uschi,
Uschi hat geschrieben:Ich könnte mir vorstellen, dass nicht so sehr die Verwirbelungen ein Problem wären, sondern der alles überdeckende Güllegeruch, der auch noch eine magische Anziehungskraft auf die Hunde ausübt.
Danach habe ich unsere Trainerin auch gefragt. Ob die Hunde denn in der Lage seien, neben diesem stechenden Geruch, die eigentliche Spur zu halten? Sie ermunterte mich jedoch, meinem Hund zu vertrauen. Das tat ich dann auch, denke aber, dass Porter durch den vorherrschenden Geruch zunächst abgelenkt, vielleicht verwirrt war, sich aber seiner Aufgabe im weiteren Verlauf erinnerte und dann doch sehr gut arbeitete.

@ Raquel,
Teddy01 hat geschrieben:Wie ist das, habt ihr jetzt einen kleinen Vorteil da Porter ja vorher schon viel auf der normalen Fährte war und du ja auch sonst schon viele Übungen für seine Nasenleistung mit ihm gemacht hast (Pilzsuche, Geruchsdosen usw.) oder ist das eher eine Umstellung???
In der Mantrailing-Ausbildung wird davon ausgegangen, dass ein Hund, der auf der klass. Fährte ausgebildet wurde, sich schwert tut, zu trailen. Er wäre zu sehr in seinem Muster gefangen, Fußtritt für Fußtritt unter gewissen Vorgaben akribisch abzusuchen. Nicht rechts oder links zu schauen und sich auf seinen Führer zu verlassen. Unsere Ausbilderin ist aber, seit sie Porter kennt, vom Gegenteil überzeugt. Porter ist ihr bestes Beispiel dafür, dass das sehr wohl möglich ist.

Alle anderen Nasensuchspiele sind eher förderlich fürs Mantrailing, ganz besonders die Spiele, wo es um Geruchsidentifikation geht.

@ Kirsten,
Kirsten hat geschrieben:ich würde mich sehr über weitere Berichte freuen.
Gerne.

Liebe Grüße
Annette

Jackson

Re: Mantrailing

Beitrag von Jackson » Mi 30. Mai 2012, 07:09

Guten Morgen,

wir haben Neues zu berichten. Am Pfingstmontag wurden wir zu einem Interessentennachmittag eines Rettungshundezuges eingeladen, mit dem ich schon vor drei Monaten in Kontakt getreten war. Nun war es endlich so weit. Aufgeregt und gut gerüstet starteten wir an dem heißen Pfingstmontag zu unserer Verabredung. Wir kamen pünktlich an, waren aber die letzten in der Runde. Unser Auto mit Porter bekam einen etwas abgelegeneren Platz. Von daher schimpfte er zunächst fürchterlich, als wir uns ein Stück vom Auto entfernten. "Na das kann ja heiter werden," dachte ich um des ersten Eindruck willens. Aber er beruhigte sich ganz schnell. Und Frauchen wurde auch ruhiger. Als unser Leistungsstand abgerufen werden sollte, war ich natürlich aufgeregt. Porter zeigte sich aber wie immer arbeitsfreudig, druckvoll, zielstrebig und erledigte die ihm gestellte Aufgabe mit Bravour. Er zeigte, dass er verstanden hatte worum sich hier alles dreht. Als wir uns abends trennten bekamen wir leider keine Rückmeldung (es war sehr spät geworden!). Nach einer überschlafenen Nacht sollten wir von uns aus Kontakt zu den Trailern aufnehmen. Das tat ich auch und wurde Willkommen geheißen. Schon am Freitag beginnt unsere erste Trainingsstunde in dem Mantrailing-Rettungshundezug. Zunächst zur Probe für ein halbes Jahr. Wir sind gespannt wie es weiter geht und freuen uns sehr.

Liebe Grüße
Annette

Uschi

Re: Mantrailing

Beitrag von Uschi » Mi 30. Mai 2012, 08:05

Guten Morgen Annette,

das heißt, Porter wird jetzt ernsthafter Rettungshund?

Deine Freude darüber und die Freude über die Ausbildung dort kann ich gut verstehen.



Liebe Grüße
Uschi

Jackson

Re: Mantrailing

Beitrag von Jackson » Mi 30. Mai 2012, 08:16

Uschi hat geschrieben:das heißt, Porter wird jetzt ernsthafter Rettungshund?
erstmal zur Probe (wir halten den Ball flach :dog_biggrin ), dann sehen wir weiter.

Dir liebe Grüße
Annette

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