Gerlinde & Gundi hat geschrieben:Was für mich persönlich zum Teil dagegen spricht, sind folgende Punkte.
- Die Ausbildung ist oft nicht sauber und erfolgt in sehr vielen Vereinen mit Zwang wie Stachel und Würger (in allen Vereinen, die ich persönlich kenne)
- Es wird jede Rasse und jeder Hund zur Ausbildung übernommen
- Viele dieser Hunde haben keinen kontinuierlichen Familienanschluss, sondern werden im Zwinger gehalten
Hallo Gerlinde, bei Punkt 1) und 3) gebe ich dir Recht. Leider gibt es Hundeführer, die ihren Hund als Sportgerät betrachten und versuchen, ihn mit allen Mitteln gefügig zu machen, oftmals auch mit Teletakt-Halsbändern. Finde ich auch nicht gut, ich bilde meinen Hund lieber ohne Folterinsturmente aus
man merkt es einem Hund aber auch an, wie er ausgebildet wurde und wird. Hunde, die zB viel mit Stachelhalsband laufen, bewegen sich bei weitem nicht so frei und locker wie einer, der einfach Hund sein darf und der nicht sofort gegrillt wird, wenn er beim Rankommen etwas langsamer wird (selbst erlebt, die Leute wurden des Platzes verwiesen). und es gibt tatsächlich Leute, die sagen, ein Hund stellt sich im Sport besser an, wenn er im Zwinger gehalten wird
total bescheuert. Mein Hund ist in erster Linie ein Familienmitglied, und ich mache IPO, um ihn auszulasten und ihm was zu bieten (und selbst was zu lernen), und nicht, um meinen persönlichen Ehrgeiz zu befriedigen. Wenn er sich als so talentiert erweist, dass wir an einem Wettbewerb teilnehmen können - schön, wenn nicht, auch nicht schlimm. Das ist unser Freizeitvergnügen. Ein gewisser Zwang muss manchmal sein, aber das kann auch anders erfolgen - durch ein deutliches "Nein" zum Beispiel. ansonsten nur über positive Bestätigung, dauert manchmal zwar länger, bis er was kapiert, aber dafür sitzt es dann auch.
Bei Punkt 2 muss ich dir widersprechen, in einem vernünftigen Verein wird längst nicht jeder Hund übernommen, und erst recht nicht jeder Hundeführer
ich habe schon erlebt, dass ein Helfer sagte: "Nein, mit dem Hund arbeite ich nicht, der ist nicht sauber im Kopf", oder zu einem Hundeführer: "Nein, mit deinem Hund arbeite ich nicht, ist zwar schade um den Hund, aber deine Einstellung passt nicht zu uns."
Gerlinde & Gundi hat geschrieben: Dabei gibt es Hunde mit ausgesprochen hohem Triebverhalten, die, wie Gansloßer beschreibt, sich aus diesem Verhalten nicht mehr lösen können. Appenzeller zählen beispielsweise zu diesen Rassen und es wird von vernünftiger Seite abgeraten, mit einem hoch triebigen Appenzeller Schutzdienst zu machen.
Da frage ich mich, wäre es dann nicht erst recht wichtig und richtig, mit diesen Hunden zu arbeiten? Damit der Hund LERNT, sich aus dem Verhalten zu lösen, bzw. Herrchen/Frauchen lernt, dem Hund zu helfen, sich daraus zu lösen, wodurch der Hund besser kontrollierbar wird? Natürlich unter kontrollierten Bedingungen und nur mit erfahrenen Ausbildern. Man muss ja dabei nicht gleich direkt mit dem Ärmel anfangen, sondern erst mal kleine Brötchen backen, mit Beißkissen, Spielzeug oder so. Welchen Trieb meinst du denn bei Appenzellern konkret, haben die einen hohen Beute- oder Wehrtrieb? Ich kenne mich mit der Rasse gar nicht aus
. Also wenn ich einen sehr wehrhaften Hund hätte, wäre es mir immer noch lieber, er kann seinen Trieb KONTROLLIERT auf dem Platz ausleben und lernt, sich an mir zu orientieren und auf "Aus" zu hören, und lässt daheim Postboten, Kinder & Co in Ruhe. Sonst hätte ich die ganze Zeit das Gefühl, mit einer tickenden Zeitbombe an der Leine Gassi zu gehen
Ich selbst habe hier einen Kandidaten mit einem extrem hohen Beutetrieb, der Spielzeug nur ungern wieder hergib. Das war natürlich mein Erziehungsfehler. Hätte ich auf die Ausbildung verzichten sollen? Ich finde nicht. Im Gegenteil, durch das Training ist es inzwischen viel besser geworden. Am Anfang hat er auf "Aus" gar nicht gehört, mittlerweile klappt es prima, und zwar ausschließlich durch Beutetausch, Bestätigung usw. Durch die Unerordnung habe ich ihn auch im Alltag viel besser im Griff und kann mir seinen Beutetrieb zunutze machen. Ich muss gestehen: wenn ich mit meinem Hund nicht auf den Hundeplatz gehen würde, wäre er mir inzwischen längst über den Kopf gewachsen, und ich würde mit ihm gar nicht klarkommen