Warum ist der Airedale kein "Anfängerhund"?

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Sabom

Warum ist der Airedale kein "Anfängerhund"?

Beitrag von Sabom » Mo 12. Apr 2010, 09:39

Hallo Leute,

Susi ist ja jetzt 17 1/2 Wochen alt und unser erster Airedale. Wir haben überall gelesen, Airedales seien keine Anfägerhunde. Was ist damit gemeint?

Die Airedales die ich kenne, einschließlich der Hündinnen meiner Züchterin waren stets freundlich und wohlerzogen, während ich schon Dackel und so mach anderen Zwergenhund giftig, unerzogen und agressiv erlebt habe.

Was macht den Airedale zum "Fortgeschrittenen Hund"?

LG

Sabine

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Bettina
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Re: Warum ist der Airedale kein "Anfängerhund"?

Beitrag von Bettina » Mo 12. Apr 2010, 10:36

Hallo Sabine,

es wird gesagt, daß der Airedale-Terrier zu einem "Fortgeschrittenen"-Hund würde, weil er nun mal einen ausgeprägten Terrierdickschädel hat, zusätzlich viel Temperament besitzt, das intelligent in die richtigen Bahnen gelenkt werden will, und man glaubt, daß jemand, der vorher noch keinen Hund hatte, mit diesem Temperamentsbolzen überfordert wäre.

Dies bestätigt sich dann oftmals in den Aussagen derer, die sich völlig entnervt von ihrem AT-Junghund wieder getrennt haben, weil sie ja mit dieser besonderen "Eigensinnigkeit" vorher nicht rechnen konnten.

Nun allerdings zu behaupten, daß ein Airedale-Terrier grundsätzlich nicht in Anfängerhände gehört, halte ich für genauso falsch, wie die Ansage, daß ein Airedale schwer zu handeln sei. Denn wer will bestimmen, daß ein "Anfänger" grundsätzlich nicht in der Lage sein soll, einen Airedale durch liebevolle Konsequenz bei der Erziehung zu einem tollen Teampartner zu machen?

Die Anschaffung eines Hundes sollte niemals eine spontan gefällte Entscheidung sein, jeder sollte sich darüber im klaren sein, daß er für ca. 15 Jahre die Verantwortung für ein bestimmtes Wesen übernimmt und für diese Entscheidung ist nun mal eine gewisse Vorab-Information unerlässlich. Wenn dort nun verankert ist, daß Airedales nicht in Anfängerhände gehören und sich jemand davon abhalten lässt, weil er für sich und seine Familie einen Hund suchte, der eben einfach im Familienalltag so nebenher "mittrottet", dann soll diese These gerne so weiterverbreitet werden.

Pauschalieren sollte man solche Sätze nun allerdings nicht! Aber man kann den zukünftigen Besitzern halt auch nicht hinter die Stirn gucken!

Liebe Grüße
Bettina
Das Beste am Norden....ist wieder komplett!

Carlotta und Curtis

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Für immer in unseren Herzen: Conrad und Amanda

Sabom

Re: Warum ist der Airedale kein "Anfängerhund"?

Beitrag von Sabom » Mo 12. Apr 2010, 12:49

Hi Bettina,
Bettina hat geschrieben:die sich völlig entnervt von ihrem AT-Junghund wieder getrennt haben, weil sie ja mit dieser besonderen "Eigensinnigkeit" vorher nicht rechnen konnten.
das empfinde ich dann schon als Frechheit und Respektlosigkeit gegenüber dem Hund :dog_angry

Terrier haben doch im allgemeinen viel Eigensinn, das ist ja nicht Airedalespezifisch.
Bettina hat geschrieben:liebevolle Konsequenz bei der Erziehung


das ist glaube ich, bei jedem Hund das Ah und Oh. Bei uns auf dem Hundeplatz sind die "schlimmsten", also die die Ohren auf Durchzug schalten und nach dem freien Spiel immer als letztes eingefangen werden und mit Freuden ihre Herrchen über den Platz zerren, die 4 Labbiewelpen. Dabei gelten die doch als so leichtführig.

LG

Sabine

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lutz
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Re: Warum ist der Airedale kein "Anfängerhund"?

Beitrag von lutz » Mo 12. Apr 2010, 13:09

Hallo Sabine,

ja warum ist der Airedaleterrier kein Anfängerhund?
Ich beantworte diese Frage immer damit:
Der Airedaleterrier ist nicht einfach ein Hund sondern ein Hund mit ausgeprägtem eigenen Charakter. Der Airedale ist kein Befehlsempfänger sondern muß überzeugt werden, und dieses mit Hundeverstand und ohne jegliche psychische und physische Gewaltanwendung. Der Airedaleterrier ist eine Persönlichkeit. Der König der Terrier.

Wer dieses nicht kapiert oder von anderen Hunden die dem Besitzer führerweich jeden Wunsch von den Augen abgelesen haben vorher verwöhnt ist, hat auch als schon erfahrener Hundehalter bei einem AT die Pappnase auf. Wer sich aber schon im Vorfeld vor der Anschaffung eines AT darüber informiert welche Ansprüche ein Airedale stellt und sich darauf einstellt wird auch als Anfänger mit dem AT klar kommen wenn er sich in die Hundeseele mit Hundeverstand hineinversetzen kann und ihn körperlich und im Kopf auslastet, und so m.E. den besten Universalhund der Welt (Jack of all trades,Master of none) bekommen, wenn er nicht ein spießiger Perfektionist und Erbsenzähler ist. Wer allerdings versucht einen AT mit Gewalt zu erziehen bekommt nur einen gebrochenen und für alle Zeiten versauten Hund und nichts anderes damit.

Ich muß immer in mich hineingrinsen wenn ich die Beurteilung des in den angloamerikanischen Staaten sehr bekannten TA und Kynologen Dr. Bruce Fogle in seinem kleinen Rasselexikon "Hunde" über den Airedaleterrier lese:

"Obwohl der Airedale viel zu groß ist, um die Bedeutung des französischen "Terrier" (Erdhund) gerecht zu werden, ist er in jeder anderen Beziehung der Inbegriff des Terriers. Der Airedale ist ein geborener Wachhund, vollführt aber nur zu gern "Straßenkämpfe" mit anderen Hunden. Dieser widerstandsfähige, mutige und treue Hund wurde als Polizei-, Schutz-, und Meldehund eingesetzt.
Besäße er nicht seine angeborene Sturheit, wäre er ein beliebter und erfolgreicher Gebrauchshund".

An dieser Beschreibung ist bestimmt einiges dran aber den letzten Satz möchte ich allerdings mit der Einschränkung verbunden wissen dass Dr.Fogle als Besitzer eines braven Golden Retrievers es wahrscheinlich, genau so wie vielen Hundetrainern die vom "unerziehbarem Terrier" sprechen, nicht gelungen ist sich mit der Persönlichkeit in einen Terrierdickkopf hinein-, und auseinanderzusetzen. Dann heißt es beim AT nämlich völlig zu unrecht "Terrier=Terror".

Es ist aber nicht zuletzt dieser Charakter des Airedaleterriers der mir diesen Hund mit seinem Persönlichkeitsprofil so symphatisch macht.
Von "Ja-Sagern" halte ich auch im menschlichen Bereich nämlich nicht viel und deswegen komme ich auch mit Joker gut klar
.
Es gibt bei mir im Prinzip zwei Arten von Kommandos. Die erste Art ist mehr ein Wunsch von mir, wenn Joker etwas anderes möchte als ich bin ich auch zu Kompromissen bereit und gehe auf ihn ein wenn nichts dagegen spricht. (Z.B. welchen Abbiegung wir beim Gassigehen nehmen).
Die zweite Art Kommandos gebe ich als Chef und Rudelführer und Joker weiß sehr wohl diese von der ersten Art zu unterscheiden, die behalte ich mir nämlich für im Alltagsleben überlebenswichtigen Gehorsam wie z.B. im Straßenverkehrer vor. Das klappt problemlos und Joker und ich haben ein sehr entspanntes verhältnis miteinander da wir uns ja inzwischen schon fast 7 Jahre in-, und auswendig kennen.

Viele Grüße von lutz mit Joker
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

josiejo

Re: Warum ist der Airedale kein "Anfängerhund"?

Beitrag von josiejo » Mo 12. Apr 2010, 15:40

Also ich weiss es leider nicht...

unsere Josie ist unser erster Hund und das schon seit drei Jahren, und mindestens noch 12 Jahre :dog_biggrin
Wenn man sich so ein besonderes Tier anschafft, und einigermassen "Grips" in der Birne hat, macht man sich vorher Gedanken und informiert sich über dieses.
Dann erfährt man eben auch über die Vorteile und "Nachteile" einiger Rassen.

Ein Goldi wäre für uns persönlich nichts (ich sag nur Schlaftablette) und alles was kleiner ist wie das Knie ist für mich ein Hackenbeisser...
Muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich würde immer wieder einen AT zu uns nach Hause holen. :thumbup:

Eddi

Re: Warum ist der Airedale kein "Anfängerhund"?

Beitrag von Eddi » Mo 12. Apr 2010, 16:57

Hallo,

Tja, irgendwann muß man ja mal den ersten Hund haben.
Und ich wüsste nicht, warum irgendeine andere Rasse besser sein soll.

Ich sehe genügend "leichter zu führende" Rassen, die auch auch keine adäquate Erziehung und Behandlung bekommen. Schon allein, wenn ich sehe, wie wenig Gedanken sich jemand über die Bedürfnisse eines Hunde überhaupt und seiner bevorzugten Rasse im Besonderen zu machen in der Lage ist.....*heul, kopfandiewandhau*

Ich denke, in erster LInie ist es eine intellektuelle Frage, ob man einem Hund gewachsen ist oder nicht. Nicht so sehr die Bildung des einzelnen Menschen, obwohl ich ab einer gewissen Nichtbildung... aber lassen wir das...
Man sollte voraussetzen, daß Mensch sich vor Anschaffung eines Hundes -immerhin hält ein Hund heutzutage länger als eine durchschnittliche Ehe! - Gedanken macht. Manchmal hilfts auch hinterher noch.
Hat man dies halbwegs erfolgreich getan, so stellt man bereits in Literatur und Gesprächen mit echten Besitzern fest, daß es solche und solche gibt. Rassen ,die allgemein "leichter" zu führen sind und Rassen, die eher als "schwierig" gelten. Und daß es innerhalb dieser exorbitante individuelle Schwankungen gibt.

Nun hat man sich nach reiflichem Überlegen also für einen AT entschieden. Ja, dann und genau dann ist er halt auch ein Anfängerhund.
Wer nicht nachgedacht hat, findet auch im devotesten DSH keinen Anfängerhund. Der Labbi und seine Verwandschaft zählt vermutlich nur deshalb (noch?) dazu, weil diese Hunde irgendwie so eine ochjo-naja-Haltung haben, daß sie relativ wenig anficht, sie machen halt mal, sind dabei meist eher friedlich und so passiert weniger. Aber das ändert sich mit zunehmender Massenproduktion auch immer deutlicher.
Wer nachgedacht hat, weiß bereits, wenn der kleine Monsterhund einzieht, daß er eben nachfragt, ob man das auch ernst meint mit dem NEIN!, ob's auch bei Neumond gilt, aber dann doch wenigstens nicht bei Vollmond..... Es gibt Rassen, die wurden ursprünglich für Aufgaben gezüchtet, bei denen sie auch selbständige Entscheidungen (zB Terrier) treffen mussten. Kommt ja auch blöd, wenn man grad nen Fuchs im Bau gestellt hat und nun rausrennen muß und fragen, was weiter passiert. Und es gibt Rassen, die wurden ganz besonders zur Teamarbeit mit ihren Menschen gebraucht (zB Schafszusammenhaltehunde). Da brauchts nen Hund, der nicht erst Mäuse ausbuddelt und anschließend schaut, ob die Schafe brav gewartet haben. Wer einen metallischglänzenden Weimaraner kauft, bekommt oft einen Jagdhund (komisch, dabei passt er sooo gut zum neuen Bodenbelag) und wer einen Herdenschutzhund kauft, der kann nicht erwarten, daß dieser mit behüten der DesignerFußmatte im Appartement zufrieden ist, wenn ich mir nen Pekinesen nehme, darf ich nicht enttäuscht sein, wenn der mein Triathlon-Training nicht schafft.

Der Anfängerhund bemißt sich in meinen Augen danach, ob man als Anfänger eben mit oder ohne Grips an die Sache herangeht. Aber Grips und Tierhaltung scheinen in vielen Fällen unvereinbar, oder,nee...vermutlich sehe ich halt bloß immer die negativen Fälle. :dog_ph34r

Sabine, wenn Du und Deine Familie sich mitein ganz bißchen Gedanken und Mühe an die Erziehung macht, wird das kleine Susitier sicher ein ganz toller und wohlerzogener Hund, so wie Du die Rasse bereits kennen gelernt hast. Kein Hexenwerk, bloß ganz normales Er- und großziehen.

LG
Eddi
war auch mal ein "Anfänger-Kind", schließlich bekommt jeder mal das erste..... :dog_wink

Sabom

Re: Warum ist der Airedale kein "Anfängerhund"?

Beitrag von Sabom » Di 13. Apr 2010, 10:01

Danke für Eure Antworten!

Ich finde Airedales, insbesondere natürlich Susi :dog_smile , klasse! Fand ich schon immer, früher gab es die ja öfter mal! Obwohl ich keine hier in Gütersloh kenne, bin ich wöchentlich freudestrahlend angesprochen worden, von Airedalebesitzern die selber auch einen haben oder hatten, manche schon den dritten hintereinander. Einer hätte fast geweint, weil seiner letztes Jahr gestorben war. Diese Hunderasse begeistert scheinbar.

Wenns "nur" der Dickschädel ist, der den Airedale "schwierig" macht, das mag ich ja an ihm. Susi ist auch nicht sturer als meine Kinder :dog_biggrin , die hinterfragen auch ständig :dog_rolleyes . Das was neu für mich ist: Ich kann nicht sowas sagen wie "Wenn Du jetzt nicht Dein Zimmer aufräumst, hast Du später keine Zeit mehr im Garten zu spielen" oder "wer nicht alles vom Essen probiert bekommt keinen Nachtisch" und das empfinde ich als spannende Herausforderung.

So ganz unerfahren sind mein Mann und ich auch nicht, es ist nur schon sooo lange her (er als Kind Pudel, ich als Kind Mischlingsbuschhund), ich wollte nur gerne mal von Airedalebesitzern erfahren, was dieses kein Anfängerhund gerede bedeutet.

LG

Sabine

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