"Ich habe ein Recht am eigenen Bild"

Digitalfotografie im Detail - Tips und Anregungen
vanja
Benutzer
Beiträge: 755
Registriert: Mo 25. Jan 2010, 21:11
Wohnort: NRW, Kreis Unna

"Ich habe ein Recht am eigenen Bild"

Beitrag von vanja » So 22. Aug 2010, 15:32

rief er aus, stieg vom Trecker/Traktor und kam auf mich zu gerannt. "Und das Fahrzeug vorhin gehört auch mir" tönte er weiter "das wird auch gelöscht, sofort!"

Ganze fünf Minuten habe ich gebraucht, bis ich den Mann dazu bekam, mit mir in einem ordentlichen Tonfall zu sprechen.

Bauern/Landwirte/Heueinfahrer gibts, das gibts garnicht.

Nachdem ich dann seinem Wunsch nachgekommen war, das Bild von seinem Traktor, der hoffnungslos überladen war, zu löschen, hatte ich dann Ruhe.

Ich denke, daß das der Hauptgrund war, warum das Männlein so ausgerastet ist. Ich fand es lustig, so ein Fuchsteufelswildesbäuerlein zu erleben. Meine Hunde standen verdattert daneben und dachten sich wahrscheinlich auch ihr Teil.

Jetzt meine Frage an die Foto- und Recht am Bild-Kundigen. Daß ich niemanden ablichten darf, der es nicht möchte, ist klar!
Darum frage ich immer nach, wenn ich jemanden bildlich auf meiner HP einstellen will.
Aber ein landwirtschaftliches Fahrzeug zu fotografieren, wo noch nicht einmal das Kennzeichen zu erkennen ist, ist doch erlaubt? oder doch nicht?
Bin mir eigentlich meiner Sache sicher - aber ein Restzweifel bleibt immer.

Ich muß immer noch grinsen, wenn ich an den tobenden Bauern denke. Ich glaube persönlich, daß er sein überladenes Fahrzeug nicht abgelichtet haben wollte. Um nichts anderes - glaube ich - ging es wirklich. Die Berufsgenossenschaft läßt grüßen?

Übrigens habe ich nun auch gelernt, daß man bei einem Trecker/Traktor mit der Tür knallen kann :-)

Kann mir da jemand etwas zu sagen? Nein, nicht zu dem Türenknallen, nur zu dem Rechtlichen.
Liebe Grüße Ilona und die Whippets
mit Alco, Kasi, Krabbe, Grille und Una im Herzen
________
Im Alter haben Erinnerungen denselben Stellenwert, wie in der Jugend die Träume.
Erna Behrens-Giegl
http://whippetweb.blogspot.com

Sparta

Re: "Ich habe ein Recht am eigenen Bild"

Beitrag von Sparta » So 22. Aug 2010, 16:41

Du verstößt gegen kein Recht, wenn es sich um einen öffentliche Raum handelt. Befindet sich der Bauer auf seinem Privatgelände, so kann er Dir das Fotografieren verbieten.

Alles andere wäre gar nicht praktikabel. Es werden häufig noch ander Personen im Hintergrund abgelichtet, die man ja nicht alle fragen kann. Selbst die Veröffentlichung ist häufig nicht zu vermeiden. Wenn Du auf einem Float der Loveparade stehst, musst Du nicht nur damit rechnen, fotografiert oder gefilmt zu werden, sondern Dich auch im Fernsehen oder Internet wiederzufinden. Die Aufnahmen bei Youtube bezüglich der letzten Loveparade machen aber auch die Grenzen deutlich, wo Persönlichkeitsrechte verletzt werden (derartige Videos werden dann auch entfernt) und wo die Veröffentlichung (und damit auch das Ablichten) rechtlich unproblematisch ist.

Wenn man mich in Großaufnahme ablichten will, lege ich schon Wert darauf, dass ich einwillige, insbesondere dann, wenn mich wildfremde Menschen fotografieren wollen. Ob man das immer getan hat, weiß ich nicht, da man es häufig nicht mitbekommt. Ich würde es aber als äußerst unhöflich empfinden, wenn sich vor mir jemand aufbaut und auf den Auslöser drückt, ohne mich vorher gefragt zu haben. Aber das habe ich nicht einmal in dem ruppigen Berlin erlebt.

Rechtlich ist es also egal, ob Du den Bauer oder den Traktor fotografierst. Erlaubt ist beides. Sind sie nicht nur Beiwerk (in dem Fall könntest Du das Foto sogar veröffentlichen), sondern formatausfüllend abgebildet, sollte man aber vorher fragen.

Michael

Olaf

Re: "Ich habe ein Recht am eigenen Bild"

Beitrag von Olaf » So 22. Aug 2010, 21:42

Hallo Vanja,

Also den Traktor darfst du auf jeden Fall ablichten und den Hund des Bauern hättest du auch festhalten dürfen ...
Recht am Bild von eigenen Gegenständen?

Eine dazu verwandte Frage: Gibt es denn ein Recht am Bild von eigenen Sachen beziehungsweise Gegenständen? Die Frage klingt in diesem Zusammenhang etwas merkwürdig, tatsächlich wird sie häufig gestellt.

Der Besitzer einer Sache geht nämlich davon aus, dass er mit der Sache machen darf was er möchte. Das stimmt in Grenzen auch. Allerdings steht ihm allein aus seiner Inhaberschaft heraus kein Verbotsrecht zu, was das Fotografieren seiner Sachen angeht. Wer also sein neues Auto am Straßenrand parkt, kann dessen Fotografie nicht ohne weiteres verhindern, auch nicht der Besitzer eines Tieres. Tiere sind zwar keine Sachen, §90a BGB, gleichzeitig aber - noch - keine Träger von Persönlichkeitsrechten im Sinne des KUG.
Den Bauern selbst aber nicht ubedingt, wenn er auf dem Bild klar erkennbar ist und explizit was dagegen hat. Es gibt zwar Ausnahmen wie schon von Michael angesprochen und man muss immer den Einzelfall betrachten, aber in diesem Fall glaube ich das der Bauer das zu Recht untersagen kann.

LG,

Olaf

Sparta

Re: "Ich habe ein Recht am eigenen Bild"

Beitrag von Sparta » So 22. Aug 2010, 22:36

Olaf hat geschrieben:
Den Bauern selbst aber nicht ubedingt, wenn er auf dem Bild klar erkennbar ist und explizit was dagegen hat. Es gibt zwar Ausnahmen wie schon von Michael angesprochen und man muss immer den Einzelfall betrachten, aber in diesem Fall glaube ich das der Bauer das zu Recht untersagen kann.
Das glaube ich aber nicht. Das wäre ja gar nicht praktikabel. Wie oft macht man Fotos, auf denen sich auch fremde Personen befinden. Die heute mögliche Auflösung von Fotos macht es möglich, selbst Personen zu erkennen (nicht zu verwechseln mit "identifizieren"), die sich weit im Hintergrund befinden. Entscheidend ist nicht, ob man sie erkennen kann, sondern ob sie Beiwerk sind oder nicht. Ob die abgebildete Person Beiwerk ist, richtet sich danach, ob die Bildwirkung ohne die abgebildete Person eine andere wäre. Wenn Ilona z. B. Vanja fortografiert hat und im Hintergrund befand sich der Bauer mit seinem Traktor, dann stellt sich die Frage, welche Raum er einnimmt. Steht der Hund im Mittelpunkt, kann der Bauer die Erstellung des Fotos sicherlich nicht verhindern, sofern es sich um ein öffentliches Gelände handelt (s. Urheberrecht).Der genannte Paragraph bezieht sich zwar auf die Verbreitung, wenn aber die Veröffentlichung eines Fotos erlaubt ist, dann selbstverständlich auch dessen Erstellung.

Interessant wäre die Frage, ob jeder aufgrund des Fotos den Bauern identifizieren könnte. Dies wäre z. B. der Fall, wenn das Kfz-Zeichen zu erkennen ist. Hier würde man sicherlich die Einwilligung benötigen.

Vielleicht zeigt und Ilona ja mal das Foto. :dog_tongue2

Michael
Zuletzt geändert von Sparta am So 22. Aug 2010, 23:03, insgesamt 1-mal geändert.

vanja
Benutzer
Beiträge: 755
Registriert: Mo 25. Jan 2010, 21:11
Wohnort: NRW, Kreis Unna

Re: "Ich habe ein Recht am eigenen Bild"

Beitrag von vanja » So 22. Aug 2010, 22:45

Danke schon mal für eure Antworten.

Den Bauern hatte ich nur leibhaftig vor mir stehen. Fotografiert habe ich nur seinen Trecker mit der unbeschreiblichen Beladung.
Es gab viel Bäume, den Trecker mit der Überlast und sonst nichts. Selbst den Fahrer des Treckers, den ich aufgenommen habe war nicht zu sehen und wenn , dann nur von hinten. Aber die Last des Anhängers hat den wohl eher verdeckt.

Kein Mensch war dort abgelichtet. Nur der Trecker mit seiner Last.

Je länger ich darüber nachdenke um so sicherer bin ich mir, daß sich der "liebe" Bauer noch Gedanken macht, ob er sich wohl nicht doch ertappt fühlen muß. Sein eigenes Gefährt hatte zwei Achsen und war ganz anders beladen als das Fahrzeug, was ich vorher fotografiert hatte. Das war ein Einachser und völlig überladen. Ich denke, der ist nur ausgerastet, weil er Angst hatte mit dem Foto den Beweis einer Überladung nicht unter seiner Kontrolle zu haben.

Seinen Zweiachsanhänger und den Trecker habe ich danach noch aufgenommen. Ich konnte es nicht lassen.

Ich habe noch so einige Bauern beim Einbringen ihrer Ernte fotografiert und bisher kam mir keiner "komisch".
Zuletzt geändert von vanja am So 22. Aug 2010, 23:00, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße Ilona und die Whippets
mit Alco, Kasi, Krabbe, Grille und Una im Herzen
________
Im Alter haben Erinnerungen denselben Stellenwert, wie in der Jugend die Träume.
Erna Behrens-Giegl
http://whippetweb.blogspot.com

Olaf

Re: "Ich habe ein Recht am eigenen Bild"

Beitrag von Olaf » So 22. Aug 2010, 22:47

Hallo

@Vanja: So wie du es beschreibts hättest du das Bild nach meiner Meninung nicht löschen müssen ... Aber mit aufgebrachten Bauern, will man vielleicht auch nicht unbedingt wegen einem schöden Treckerbild streiten :dog_nowink

@Michael,

wenn der Hund fotografiert werden sollte und der Bauer nur im Hintergrund zu sehen ist, also nicht der eigentliche Zweck des Fotos ist, hast du recht. Den Fall hatten wir ja schon hier im Forum, der Airedale auf dem Banhof, wo im Hintergrund ein Schaffner zusehen war.

Aber den Bauern selbst direkt ablichten, darfst du nach meiner Meinung nicht ohne seine Einwilligung.

Wer will kann das ja hier noch mal genauer nachlesen.

LG,

Olaf

vanja
Benutzer
Beiträge: 755
Registriert: Mo 25. Jan 2010, 21:11
Wohnort: NRW, Kreis Unna

Re: "Ich habe ein Recht am eigenen Bild"

Beitrag von vanja » So 22. Aug 2010, 23:10

Hallo Olaf,

ne, mit dem habe ich mich ja schon "angelegt", als ich ihm sagte, er solle mal seine Stimme senken. Vorher würde ich garnicht mit ihm reden.

Der war mir irgendwie zu sehr auf 180 :dog_wub

Gestern bei der Windhundausstellung in Gelsenkirchen war eine junge Dame zur Behandlung einer Patientin vor Ort. Sie ist Tierphysiotherapeutin und bei der Unterhaltung einigten wir uns dann, daß ich einen Link von ihr auf meine HP setze.
Da ich zwischenzeitlich mal wieder rumgeknipst hatte, hatte ich auch sie abgelichtet und selbstverständlich gefragt, ob ich sie (ihr Bild) mit auf die HP setzen dürfe.
Ohne ihre Einwilligung würde ich das nicht machen.
Sämtliche Hundebilder auf meiner HP sind mit Genehmigung der Besitzer dort eingestellt. Die meisten erlauben es, manche sagen, daß sie wohl das Foto erlauben, aber keine Internetveröffentlichung möchten.
Da frage ich jedes Mal nach.

Ich möchte ja auch nicht irgendwann ein Foto von mir auf einer mir fremden Homepage sehen - wobei ich mir da garnicht sicher bin, wie oft ich schon abgelichtet wurde (ob mit oder ohne Hund, bei Ausstellungen allemal) und dadurch auf HPs landete.

Werde mir morgen den Link mal in aller Ruhe zu Gemüte führen.

Im Zweifelsfalle ziehe ich löschen Haue kriegen vor :dog_tongue2
Liebe Grüße Ilona und die Whippets
mit Alco, Kasi, Krabbe, Grille und Una im Herzen
________
Im Alter haben Erinnerungen denselben Stellenwert, wie in der Jugend die Träume.
Erna Behrens-Giegl
http://whippetweb.blogspot.com

Sparta

Re: "Ich habe ein Recht am eigenen Bild"

Beitrag von Sparta » Mo 23. Aug 2010, 00:17

Olaf hat geschrieben: @Michael,

Aber den Bauern selbst direkt ablichten, darfst du nach meiner Meinung nicht ohne seine Einwilligung.
Sehe ich auch so. Allerdings ist bei der heutigen Technik die Unterscheidung bezüglich der Erstellung (nicht Verbreitung) nicht ganz nachvollziehbar. Selbst wenn sich der Bauer mit seinem Traktor in der hintersten Ecke des Fotos verbirgt, kann ich ihn bei entsprechender Auflösung und Bildbearbeitung ins Zentrum des Geschehens rücken.

Michael

Benutzeravatar
Horst
Benutzer
Beiträge: 236
Registriert: Di 22. Dez 2009, 08:32
Wohnort: Jena / Thüringen
Kontaktdaten:

Re: "Ich habe ein Recht am eigenen Bild"

Beitrag von Horst » Mo 23. Aug 2010, 06:03

Hilfe,

wo leben wir denn?
Nach meiner Einstellung kann ich im freien öffentlichen Raum fotografieren wen und was ich will.
Sollte es verboten sein Personen ohne Zustimmung zu fotografieren, dann würden viele Pressefotografen keinen Job mehr haben. Da würden einige gutbetuchte Prominente schon längst die Fotografen verklagt haben.
Und was ich nur für meine private Sammlung aufnehme, kann doch jedem egal sein.

Was ist denn dann eigentlich mit dem Blitzerfoto? Das wird mit Sicherheit ohne meine Zustimmung aufgenommen. ;)


Gruß Horst
Es ist leichter einen Hund zu erziehen, als die Leute, die mit am Tisch sitzen und ihm nichts geben sollen.

Benutzeravatar
Bettina
Administrator
Beiträge: 4229
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 11:15
Wohnort: Lübeck

Re: "Ich habe ein Recht am eigenen Bild"

Beitrag von Bettina » Mo 23. Aug 2010, 09:18

Guten Morgen,

@ Vanja: ich kann den Bauern insofern verstehen, daß er ja nicht weiß, was der Fotograf da aufnimmt, wenn er nur jemanden dort stehen sieht, mit der "Kiste" vor den Augen. Dass er etwas beherrschter hätte auftreten können, steht ausser Frage und sicherlich wärt Ihr dann sehr viel schneller zu einer gütlichen Einigung gekommen.

@ Horst:
Horst hat geschrieben:Nach meiner Einstellung kann ich im freien öffentlichen Raum fotografieren wen und was ich will.
was unter gewissen Umständen ja, wen schon mal nicht pauschal und immer! Gib in der Suchmaschine nur mal Urheberrecht am Bild ein......es macht einen "Riesenspaß", sich durch den §-Dschungel durchzuarbeiten.
Horst hat geschrieben:Und was ich nur für meine private Sammlung aufnehme, kann doch jedem egal sein.
Privat nur insofern, daß Du das Foto auf Deiner eigenen Festplatte hast, es aber z.B. nicht auf Deiner eigenen, privaten HP veröffentlichst.
Horst hat geschrieben:Was ist denn dann eigentlich mit dem Blitzerfoto?


...und dem leidigen Thema Google Streetview? Darüber brauchen wir uns, glaube ich, erst gar nicht zu unterhalten.

Liebe Grüße
Bettina
Das Beste am Norden....ist wieder komplett!

Carlotta und Curtis

_____________________________________________________________________________________

Für immer in unseren Herzen: Conrad und Amanda

Antworten

Zurück zu „Fotoforum“