Hundestress untereinander

rb_Stripey
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Hundestress untereinander

Beitrag von rb_Stripey » Sa 5. Mär 2005, 19:24


Hallo alle zusammen,
mich interessiert, was ihr von der im folgenden geschilderten Hundebegegnung haltet. Leider konnte ich den Bericht nicht groß kürzen, ohne wesentliche Informationen zurückzuhalten, sorry für die Länge schon mal vorweg.

Unsere Nachbarin, tägliche Spazierpartnerin mit ihrem alten Golden Retriever für unsere beiden Airedale Terrier (Teddy, 9 Jahre, Loulou, 3 Jahre), hat sich einen zweiten Hund (den Bordercollie-Schäferhund-Retriever-Mix Lilli) über die Tierhilfe geholt. Die Hündin ist mit 5 Wochen (!) an den Erstbesitzer vermittelt worden, der sie 2 Wochen später bei der Tierhilfe abgegeben hat. Sehr wild, quirlig und knabberig drauf.

Während unsere Hündin keine Probleme mit diesem Wildwusel hat, zeigte der alte Rüde von vornherein absolutes Desinteresse. Er ging Lilli aus dem Weg. Die Kleine kam ihm mehrmals sehr nahe, dann knurrte er sie weg. Nach dem 4. oder 5. Mal hatte Teddy wohl die Schnauze voll und sprang schnappend auf sie zu. Die Kleine jaulte, als ob sie sterben müsste (obwohl die Beiden definitiv keinen Körperkontakt hatten). Das war im Dezember.

In den folgenden Wochen entwickelte sich eine Art lass-mich-in-Ruhe-und dann-ist-gut-Kompromiss zwischen den beiden Hunden, und wir konnten sowohl in der Feldmark spazieren gehen als auch uns im Garten der Nachbarin (2000 qm) zum Hundespiel treffen. Während Lilli immer spielen möchte und aufdringlich-rabiat Loulou an Ohren und Bart zieht und beißt, ignoriert Teddy sie nach wie vor vollständig.

Ende Februar dann passiert es. Es war schon dunkel, während wir im Garten eine Schneeballschlacht machten. Auf die Hunde hat keiner mehr geachtet. Auf einmal lautestes Gejaule, und wir sehen, wie Teddy nach dem mittlerweile 4 1/2 Monate alten Mix schnappt. Er hat sie an der Schnauze erwischt, zwei Bisswunden, wovon eine von mir verarztet werden musste.

Was ist passiert? Ohne meinen Hund in Schutz nehmen zu wollen, ist meine Vermutung, dass Lilli im Dunkeln in Teddy reingerannt ist und er zugeschnappt hat. Meiner Meinung nach ist sie ihm so nahe gekommen, wie er sie nicht neben sich nicht duldet. Blöde Situation, ganz klar. Leider ist meine Nachbarin sehr verunsichert. Sie hat sowohl mit einer Tierpsychologin telefoniert als auch den Vorfall in ihrer Hundeschule durchgesprochen. Obwohl keiner von denen den Vorfall geschweige denn die beiden Hunde zusammen gesehen hat, kommen solche Äußerungen wie „Das ist kein normales Verhalten von dem Rüden, der ist nicht astrein“. (Wohlgemerkt: Die Wunde bedurfte keiner tierärztlichen Behandlung, ich habe sie lediglich mit Calendula gespült und Globuli gegeben.)

Derzeit gehen wir (auf neutralem Grund) durch die Feldmark, und ich habe meine beiden Hunde angeleint (Loulou ist läufig, Teddy aus Rücksicht wegen Lilli bzw. unserer Nachbarin). Lilli läuft Teddy nach wie vor respektlos quer vor die Schnauze, während er sie nach wie vor ignoriert und sich nicht anders als vorher verhält .

Lange Schilderung, kurze Frage: Liege ich mit der Einschätzung von meinem Hund wirklich so daneben, dass ich eine etwaige „nicht astreine“ asoziale Prägung nicht sehen will? Ich persönlich finde, dass eine o.g. Schilderung nicht ausreicht, um solch ein Urteil zu bilden.




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rb_dogmama
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Beitrag von rb_dogmama » Sa 5. Mär 2005, 20:48


Hallo Stripey,

sehr richtig stellen Sie fest:

"Obwohl keiner von denen den Vorfall geschweige denn die beiden Hunde zusammen gesehen hatcolor="#FF0000">, kommen solche Äußerungen wie „Das ist kein normales Verhalten von dem Rüden, der ist nicht astrein“."

Mir ist jetzt nicht ganz klar, welche Erwartungshaltung Sie nun haben ... Es war auch von hier niemand dabei - von daher kann man nur spekulieren.

Gehen wir mal davon aus, der Rüde fühlte sich von dem jungen Hüpfer ganz einfach nur genervt, hat nach ihr geschnappt und sie unglücklicherweise dabei verletzt.
Würde ich aus dieser Sicht heraus kein Drama machen - ist nicht schön, kann aber passieren.

Hätte es die kleine Hündin anders "aufgefaßt", würde sie, wie Sie schreiben, nicht respektlos vor dem Rüden herumtanzen. Dann wäre Angst angesagt und sie würde den Rüden meiden, und das mit einem Riesenabstand.

Natürlich ist ein Rüde "nicht ganz sauber im Kopf", wenn er sich an einem Welpen vergreift.
Müßte man Ihren Hund jetzt in dieser Kategorie einstufen, hätte er es meines Erachtens nach bei passender Gelegenheit noch einmal versucht - und dann aber richtig.

Nun sind Welpen in diesem Alter wirklich kleine Quälgeister. Wenn Sie jetzt aber für Ihren Rüden den Radius zum Ausweichen auf eine Leinenlänge reduzieren, könnte ich mir gut vorstellen, daß er, wenn ihn die junge Dame wieder einmal arg bedrängt, noch einmal zuschnappt - einfach, weil er seine Ruhe möchte. - Ich würde ihn frei laufen lassen.

Können Sie Ihrer Bekannten nicht die angeleinte läufige Hündin in die Hand drücken, um ggf. sofort eingreifen zu können, falls Ihr Rüde wider Erwarten doch hinlangt?

Gruß
dogmama




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Wo immer der Begriff Ethik benutzt wird, ist er untrennbar mit dem Respekt vor jeglichem Leben verbunden.

rb_Stripey
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Beitrag von rb_Stripey » Sa 5. Mär 2005, 22:48


Hi dogmama,
vielen Dank für die Antwort. Mir ist von vornherein klar gewesen, dass auch aus dem KfT-Forum keiner dabei war, so dass ich gar keine bestimmte Erwartungshaltung habe.

Vielmehr geht es mir in erster Linie um die Breite des Verhaltensspektrum, d.h. um Klärung der Frage: In welchem Rahmen kann so etwas passieren? Ist das "normal"? Ich erwähnte ja, wie ich das Verhalten interpretierte und fand diese absoluten Aussagen der nicht dabei gewesenen Hundepsychologin und Hundeerzieherin ehrlich gesagt nicht in Ordnung. Allerdings halte ich mich auch nicht für unfehlbar , daher meine Frage, ob so etwas einem "normalen" Rüden passieren kann/darf, ohne gleich als "nicht astrein" eingestuft zu werden.

Die Begründung für den Vorschlag, den Rüden wieder von der Leine zu nehmen, finde ich plausibel und sehr gut, vielen Dank!



Groovy greetings and have a nice day Stripey

rb_dogmama
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Beitrag von rb_dogmama » Sa 5. Mär 2005, 23:05


Hallo Stripey,

es ist immer äußerst schwierig, eine Meinung (von einer Beurteilung ganz zu schweigen) abzugeben, wenn man nicht dabei war.

Aber davon einmal abgesehen, ist ja die Frage auch:
Wie hat es die andere Hundehalterin wiedergegeben? Vielleicht ist die Aussage, der Rüde sei nicht "astrein", das Ergebnis einer anderen Darstellungsweise?

Rüden, die nicht ganz dicht sind, verhalten sich wirklich anders.

Gruß
dogmama

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rb_Stripey
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Beitrag von rb_Stripey » Sa 5. Mär 2005, 23:18


Hallo dogmama,
die Frage, wie das Ereignis durch meine Nachbarin geschildert worden ist, stellt sich in der Tat. Dazu kann ich nichts sagen. Ich für mich (bzw. für euch) habe ganz bewusst die objektive Schilderung von der subjektiven Meinung in meinem ersten Beitrag getrennt.

Themenwechsel: Ich finde das Forum fantastisch, wie es so direkt und zeitnah den Austausch ermöglicht - ich bin begeistert!! An dieser Stelle ein großes Lob+Dank an die Organisatoren und alle, die mit ihren Beiträgen das Forum beleben.





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rb_Susan
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Hundestress untereinander

Beitrag von rb_Susan » So 6. Mär 2005, 01:33


Hi Stripey,

mir ist zu deinem kleinen Unfall mit Teddy noch was eingefallen.
Mein erster Rüde "Buster" war ein Hund, der absolut sicher im Umgang mit seinen Artgenossen war. Auch geprägt von Langmut Welpen gegenüber, sie waren lästig, aber er ist eher geflüchtet - wenn auch manchmal brummend.
Eines Tages war in der spielenden, gemischten Hundetruppe auf dem Hundeplatz ein 5 Monate alter Schäferhund dabei. Der bestieg dauernd die anderen Welpen, und meiner mochte das nicht zulassen. Er hat ihn also bei so einer Gelegenheit auf den Rücken gedreht und wollte ihn nur runterdrücken. Der Schäferhund hat sich aber gewehrt und hysterisch um sich gebissen. Daraufhin hat meiner auch fester zugepackt und der Schäfer hatte einen richtigen, blutenden Schmiß am Fang.
Mein Rüde hat sonst niemals kleine oder junge Hunde verletzt, aber dieser, der sich für mich offen erkennbar widersetzt und sich gewehrt hat, den hat er gebissen.
Ich denke mal, Teddy hat seinen ewigen Drohungen einfach nur mal Nachdruck verliehen.

Ich würde mir nicht zuviele Gedanken machen - der Teddy ist sicher völlig normal.

Liebe Grüße, Susan



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Beitrag von rb_mtilkov » So 6. Mär 2005, 12:09


Hallo!
Ich möchte noch kurz anmerken, dass ein 4 1/2 Monate alter Hund an der Grenze zum Junghund steht und somit kann von älteren Hunden kein Welpenschutz verlangt werden.Sind sie nett, kommt es nur zu Umschmissen, Anremplern oder in der Hektik zu kleineren Schmissen.... nichts Wildes also.
Man sollte sich gut überlegen, wann man einen Hund "nicht astrein" nennt,hätte ihr Hund das Alter des Junghundes NICHT geachtet, wäre der Lütte jetzt tot, oder schwer verletzt, insofern hat sich ihr Rüde artspezifisch duldsam verhalten, nachdem der Junghund wochenlang trotz impertinentem Verhalten verwarnt wurde und nicht darauf reagierte.
Sehen sie sich mal Filme von wildlebenden Hunden oder Wölfen an.... da fliegen freche Jungspunde schonmal tief.... und danach ist alles wieder gut, bis der Junghund/wolf weiter nervt....
Man sollte sich hüten, zu sehr zu vermenschlichen..... das Verhalten ihres Hundes war adäquat.... und lassen Sie sich bloss nichts anderes einreden!
MfG
M. Tilkov



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rb_yggdrasil
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Beitrag von rb_yggdrasil » So 6. Mär 2005, 13:12


hallo!
mtilkov hat geschrieben:Ich möchte noch kurz anmerken, dass ein 4 1/2 Monate alter Hund an der Grenze zum Junghund steht und somit kann von älteren Hunden kein Welpenschutz verlangt werden.
dazu von mir auch noch eine kurze bemerkung: welpenschutz gibt es nur innerhalb eines rudels, fremde hunde können welpen durchaus beißen ohne das sie unnormal sind.
dabei sind rüden aber normalerweile wesentlich geduldiger als hündinnen.

liebe grüße
anja



a little birdy in the sky
dropped me some whitewash in my eye
I did not laugh, I did not cry,
just thanked the lord, that cows don´t fly

rb_dogmama
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Beitrag von rb_dogmama » So 6. Mär 2005, 15:37


Hierzu noch einige interessante Beiträge:


Wie reagieren erwachsene Hunde auf Welpen?
Rüden ignorieren Welpen meist oder weichen ihnen aus. Selbstbewusste Welpen, die stürmisch heranlaufen, greifen sie kurz mit ihrer Schnauze über den Fang, oder sie schnappen sich den gesamten Kopf des Welpen. Hündinnen sind manchmal etwas unfreundlicher und können recht grob werden. Ein Hund, der einen Welpen beißt, ist nicht automatisch verhaltensgestört. Der vielzitierte Welpenschutz bezieht sich meist nur auf den Nachwuchs des eigenen Rudels, manchmal aber auch auf rudelfremde Welpen.
Quelle: http://www.diplom-tierpsychologin.de
(leider ist die Seite noch im Aufbau)



Ach, das ist ein Welpe, da passiert schon nix, der hat Welpenschutz!

Welpenschutz bedeutet, dass ein erwachsener Hund einem Welpen keine Verletzungen zufügt. In dieser allgemeingültigen Form existiert der Welpenschutz aber nur im Verwandtenrudel von Hunden oder Wölfen und dient dazu, den Nachwuchs zu schützen, der die Hundesprache erst lernen muss.

Zwischen unbekannten Hunden gibt es keinen Welpenschutz! Im Gegenteil werden die meisten (noch sehr frechen und ungelenken) Welpen ziemlich rüde von erwachsenen Hündinnen angepackt. In vielen Fällen passiert nicht wirklich etwas, außer dass der Welpe einen großen Schrecken bekommt. Einen generellen Welpenschutz gibt es jedoch nicht und Hunde, die sich nicht alles gefallen lassen sind durchaus im Recht!

Nebenbei bemerkt gilt der Welpenstatus maximal bis zur ca. 15. Woche. Darüber gilt der junge Hunde als Junghund bzw. Teenager und muss sich schon viel mehr gefallen lassen!

Achten Sie deshalb auf Ihren Welpen und lassen Sie ihn nicht unbedarft zu jedem Hund hinlaufen. Erstens wissen Sie nicht, wie sich der fremde Hund benimmt und zu viele schlechte Erfahrungen können Probleme bei Ihrem Hund hervorrufen. Und zweitens ist es sinnvoller, wenn Ihr Hund lernt, sich erst nach Erlaubnis von Ihnen zu entfernen. Viele Hunde sind schon durch solche Unachtsamkeiten unter die Räder geraten. Und das Training dazu ist nicht schwer!.







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rb_Kerstin
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Beitrag von rb_Kerstin » So 6. Mär 2005, 18:31


Hallo Stripey,
ich denke auch-da wirds Teddy wohl mal endgültig gereicht haben!Und das, so finde ich, ist wohl verständlich und aus "hundesicht" völlig in Ordnung!Aber so schlimm kann es ja dann wohl doch nicht gewesen sein, denn sonst würde ja die Kleine nicht immer wieder ständig ankommen, sondern endlich mal "Sicherheitsabstand" halten!
Oder mal andersherum betrachtet:Jede "astreine, im Kopf saubere" Welpe versteht die Sprache bzw. Hinweise der erwachsenen Hunde und verhält sich dementsprechend!Kann ich immer wieder auf dem Hundeplatz beobachten, die Hunde regeln vieles untereinander.
Auch würde ich Teddy wegen des Welpen nicht anleinen, denn das könnte die Abwehr noch verstärken und er könnte es als Strafe auffassen!Ich denke er verknüpft das Anleinen mit der Gegenwart des Welpen, denn die Kleine darf frei rumlaufen und er muß an die Leine, ist somit auch den "Attacken" ziemlich hilflos ausgesetzt.
Wäre Teddy nicht astrein, hätte er bestimmt ordentlich zugebissen, denn die Kraft dazu hat er ja.Also sehe ich die ganze Sache als Verwarnung an, und die muß sich so ein Welpe schon mal gefallen lassen!
Drück die Daumen, daß es wieder besser wird
Liebe Grüße von Kerstin & Cosma!












"Die kalte Schnauze eines Hundes ist erfreulich warm gegen die Kaltschnäuzigkeit mancher Menschen" Ernst R. Hauschka

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