Charly ist nicht mehr da

Antworten
rb_Jaily1990
Kürzlich registrierter Benutzer
Beiträge: 1
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Charly ist nicht mehr da

Beitrag von rb_Jaily1990 » Sa 2. Jan 2010, 05:35


Nach langem Suchen von Mitleidenden, bin ich auf diese Seite gestoßen und hatte sofort das Bedürfnis die Geschichte von meinem Hund zu erzählen.


Es tut mir Leid, die Geschichte ist sehr lang...


Es handelt sich um ein 9 Jahre alten Golden Retriever, er wäre jetzt bald schon 10 geworden. Man sollte zu anfang wissen, das er, wie viele andere seiner Rasse, immer sehr großen Apetitt hatten, was natürlich dazu führte das er auch gerne mal was von der Straße essen musste. Wie auch an dem einen Morgen, meine Mutter ging mit den beiden Hunden raus (der andere ist ein Collie, eigentlich das totale Gegenteil) und unser Charly verschwand dann halt mal wieder fix im Busch und kam schmatzend raus. Das gemecker war natürlich wieder groß, doch es interessierte ihn nicht *g*, wie er halt so war hatte man das Gefühl er würde einen noch frech angrinsen. Naja, von dem Tag an ging es dann los, er trank weniger, er fraß auch immer seltener und unregelmäßiger, er hatte akuten Durchfall der dann auch öfters mal ziemlich blutig war. Wir fuhren daraufhin zum Tierarzt, dieser dröhnte ihn nur mit Medikamenten voll und meinte wir soll dann in ein paar Tagen nochmal kommen.

Die Tage vergingen und es wurde nicht besser. Der Hund suchte aufeinmal ziemlich auffällig meine Nähe, er wollte nachts bei mir schlafen, er hörte ganz plötzlich aufs Wort wenn ich ihn rief, er nahm ein paar Happen wenn ich sie ihm hinhielt und er war einfach immer da wo ich war. Ich stand auf, der Hund war sofort wach und kam hinterher. Das machte mir um erlich zu sein sogar schon teilweise Angst, denn er hatte eigentlich nie wirklich eine besondere Bindung zu mir, er war da eher an meine Mutter gebunden. Natürlich freute ich mich auch darüber das ich ihm aufeinmal so wichtig war, aber ich hatte schon ein komisches Gefühl.

Die Medizin war alle und wir fuhren wieder zum Tierarzt, es gab keine Besserung - er bekam wieder eine Spritze nach der anderen, Stuhlgangproben wurden abgegeben und es wurde ein Ultraschall gemacht. Der Tierarzt sah sich die Ergebnisse an und meinte nur, es gäbe 2 Möglichkeiten, Vergiftet oder Veränderungen an der Milz(Tumor) - der wäre aber ausgeschloßen. So wurde er munter auf Vergiftung hin behandelt und es wurde teurer und teurer, dem Hund ging es aber schlechter und schlechter. Irgendwann stellte der Tierarzt dann auch mal fest das er schon ziemlich ausgetrocknet war, seine Augen waren schon weiter in den Augenhöhlen und die Haut sprang nicht mehr so schnell zurück. So wurde er dann 2 mal in der Woche an den Tropf gelegt für eine Stunde. Zeitgleich guckte ich schon immer im Internet und verglich die Symptome, es passte perfekt mit Rattengift zusammen, es schien auch, dass es ihm nachdem 2 Tropf schon wieder ein bisschen besser ging, er bellte schon wieder im Wartezimmer. Aber das war leider nicht der Fall, er kam wieder an den Tropf und am Wochenende hatte unser Tierarzt Notdienst, wir sollten uns melden, wenn was ist, allerdings sollte die Behandlung dann auch langsam angeschlagen sein. Ich drängte meine Mutter immer wieder in eine Tierklinik zu fahren, weil es ihm nicht besser ging, er war einfach nur ein Häufchen Elend. Sie überlegte und überlegt, es vergingen wieder ein paar Tage und ich bat sie immer öfter darum.

An dem Sonntag rief sie dann bei unserem Tierarzt an und erzählte ihm das es dem Hund wieder viel schlechter ging, er ist kaum noch aufgestanden, er wollte nicht einmal spazieren gehen. Der meinte nur, er hätte jetzt keine Zeit er würde später zurückrufen. Sie sah dann endlich ein, dass es besser wäre in eine Klinik zu fahren, ihr Freund fuhr mit und ich sollte bei unserem Collie bleiben. Um 15 Uhr fuhr sie dann ungefähr los und um 16 Uhr rief dann unser Tierarzt an (meine Mutter hatte morgens um 10 angerufen!!!) und meinte er hätte jetzt Zeit und als ich ihm dann sagte das meine Mutter mit ihm in eine Tierklinik ist, schien er auch irgendwie beleidigt.

Naja um 18.30 Uhr kamen sie dann wieder und ich rief Charly schon ganz freudig, - doch er war nicht da. Meine Mutter meinte, sie hätten ihn da behalten. Das bereitete mir schon die erste Schlaflose Nacht! Am nächsten Tag, als ich in der Schule war, rief der Terarzt an und meinte, sie hätte ihn Not operieren müssen, er war in einem so schlechten Zustand, er hätte den Sonntag nicht mehr überlebt wenn er nicht in die Klinik gekommen wäre. Sein Zustand war und ist auch kritisch gewesen, da er eben halt extrem ausgetrocknet war und seine Muskeln durch die mangelden Bewegung und das wenige Fressen nachgelassen haben, es war einfach eine Risiko-OP, die Tage vergingen, wir fuhren in der 1. Woche fast jeden Tag in die Klinik, durften ihn aber nicht sehen, da sie meinten, er würde dann gleich mitwollen, konnte ich irgendwo verstehen, fands aber auch gut deutsch gesagt "sch****", denn ich wollte mein Hund in den Arm nehmen. Naja, uns wurden dann nur Videos gezeigt, wie es ihm geht, wie er sich macht usw. Es ging ihm nach und nach besser, er fing an den ganzen Tag zu bellen, bis einer kam und nachsah, dann freute er sich wieder (hat ja sein Willen bekommen) und wollte aus dem Zwinger raus und hat sich dann mitten in den Weg gelegt (ja, und er stand auch zu Hause nie auf, wenn man über ihn gefallen ist, hebt er nur den Kopf und guckt ein an, mit einem Blick "Wie doof bist du denn, kannst du nicht aufpassen" :D). 2 ganze Wochen blieb er da, der Tierarzt in der Klinik stellte fest, das er damals schon oft falsch behandelt wurde, also immer rein mit den Medikamenten, sodass er gegen fast alle resitent war. In der 2. Woche stellte der Tierarzt dann noch etwas fest, irgendwas das durch Zecken übertragen wird, das war der Grund warum er so träge war. Auch das wurde behandelt, allerdings wollte er da nicht fressen, er hatte jetzt ganz 3 1/2 wochen schon ncihts mehr angerührt und sie wollten ihm wirklich das beste vom Besten andrehen. Ich schwänzte die Schule um mit zur Klinik zu fahren, weil ich hoffte ihn zu sehen. Meine Noten wurden leider auch immer schlechter, das ich mich nicht konzentrieren konnte, das haben selbst meine Lehrer gemerkt!

Dann waren endlich Ferien, 2 Wochen waren rum, die 3. fing an, in der ich Ihn nicht gesehen hab. Am 1. Ferientag, also am Montag, anfang der 3. Woche rief dann der Tierarzt an und sagte wir sollen kommen, er mache sich Sorgen, vielleicht würde er ja unter Famielienanschluss wieder fressen. Also fuhren meine Mutter und ich los. Wir kamen an und mussten noch warten, ich hoffte das er Tierarzt gleich mit ihm durch die Tür kommt, aber Fehlanzeige. Naja, er bat uns dann ins Behandlungszimmer und besprach dann mit uns die weitere Vorgehensweise, da er immernoch Medikamente bekommen musste, sollten wir jeden morgen wiederkommen. Naja, nach 10 Minuten, wo dann alles besprochen war nahm er dann unsere Leine und ging nach hinten, ich war schon ziemlich nervös. Doch dann kam er plötzlich alleine wieder, ich wusste sofort was Sache war, wollte es aber nicht wahr haben. Er guckte mich nur an und nahm meine Mutter mit ins Behandlungszimmer, ich konnte duch die Tür hören das sie weinte, die Tierarzthelferin guckte auch schon ziemlich beunruhigt.

Dann kam meine Mutter raus und wischte sich die letzten Tränen weg und sagte dann nur "Charly ist nicht mehr", ich guckte sich völlig perplex an und die Tierarzthelferin fragte dann nur "Wie? Im Ernst? Warum das denn?" (Der Tierarzt legte die Leine an, Charly kam aus der Box und kippte Tod um). Ich sah dann wie der Tierarzt nochmal zurück ins Zimmer ging, wo mein Charly war. Er kam dann wieder und fragt ob wir ihn nochmal sehen wollen, wir stimmten natürlich zu und er holte den abgemagerten Körper rein und legte ihn auf den Tisch. Ich stand nur ziemlich weit abseits und guckte ihm in die Augen, er dachte mir, er würde gleich aufstehen oder zumindest blinzeln, das war doch nur ein Scherz. Ich konnte und wollte es nicht glauben, ich starrte ihn einfach nur an, ich konnte nicht mal weinen weil ich es nicht wahrhaben wollte. Der Tierarzt brachte ihn dann später wieder weg. Es war eine Tür die uns von dem Hund trennte, er hätte uns einfach nicht solange warten lassen, dann wäre es vielleicht anders gelaufen und er hätte uns nochmal gesehen und hätte gewusst das wir immer bei ihm waren, ihn nicht abgeschoben haben und ihn wieder holen wollten.

Wir klärten dann, dass wir den Hund morgen holen werden und bestatten lassen. Der Tierarzt meinte es wäre kein Problem (es gibt 2 in der Klinik). Am nächsten Tag rief der Freund von meiner Mutter bei einer Tierbestatterin an, die schon losfuhr um unseren Charly zu holen. Gleichzeitig rief er dann schnell in der Klinik an um bescheid zu geben, doch was bekamen wir dann von dem anderen Tierarzt zu hören? "Sie brauchen nicht kommen, der ist schon weg." Er hat unseren Hund wie ein Stück Müll einfach weggeschmissen :/ ...


Er hatte einen Milztumor, die Milz wurde entfernt, aber er schien den Willen zu leben auch verloren zu haben, der Glanz in den Augen war auf den Videos schon lange nicht mehr zu sehen.

Den Tierarzt haben wir auch gewechselt, da er unseren Hund falsch behandelt hat, den Tumor ausgeschloßen und keine weiteren Untersuchungen diesbezüglich durchgeführt...


Das ganze ist Ende Juni gewesen, es ist jetzt ein halbes Jahr her und ich komme immernoch nicht damit klar. Ich kann Nachts immernoch schlecht schlafen, ich habe riesen Schuldgefühle das ich nicht für ihn da war, in der schlimmsten Zeit seines Lebens, wo er doch immer für mich da war, wenn es mir schlecht ging. Ich denke immernoch das er bald wiederkommt, ich bilde mir ein ihn draußen bellen zu hören...


Unser Collie hat das ganze auch irgendwie ziemlich zugesetzt, er ist ganz anders seiddem. Er verhält sich irgendwie ein wenig wie unser verstorbener Charly... Ich hab Angst vor dem Tag, wenn auch er nicht mehr ist, aber ich hoffe, dass wir sowas nicht nocheinmal mitmachen müssen und der Collie ein schöneren Tod haben wird.




Ich will nochmal sagen, es tut mir wirklich Leid, dass der Text solang ist, aber ich wollte es mir einfach von der Seele schreiben...

[Dieser Beitrag wurde am 02.01.2010 - 04:47 von Jaily1990 aktualisiert]


rb_THSFan
Benutzer
Beiträge: 312
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Charly ist nicht mehr da

Beitrag von rb_THSFan » Sa 2. Jan 2010, 11:35


Hallo Jaily,


.....ich kann Dich soooo gut verstehen.


Mein Jackson ist auch in der Tierklinik verstorben, wir haben ihn nicht mehr sehen können und ich fühle genauso wie Du.


Ich bin tief betroffen und tief traurig, weil es Hunden immer wieder so ergehen muss und mein Jackson kein Einzelfall war.


Ich weiss auch, dass Dich niemand wirklich trösten kann und dass wir einen Weg suchen müssen, damit klar zu kommen. Der Schmerz ist riesengroß, überwältigt einen fast und es ist keine Versöhnung in Sicht, so denkt man lange, lange Zeit. Aber der körperliche Schmerz wird irgendwann weniger, glaube mir und Du wirst auch wieder lachen können und die Sonne wird auch wieder für Dich scheinen. Du wirst einen Weg finden, Deinem geliebten Hund weiterhin einen ganz, ganz wichtigen Platz in Deinem Herzen zu sichern und ihn dort für immer zu behalten, komme was wolle. Eure Liebe verbindet Euch ewiglich.

Und wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, dann weiss Dein Hund um Dein Leid und dass Du ihn niemals im Stich gelassen hast und dass Du nur sein Bestes wolltest, damit er wieder gesund nach Hause kommt. Ihr habt versucht alles möglich zu machen, habt keine Kosten und nichts gescheut. Ihr könnt Euch keinen Vorwurf machen - und dennoch tut man das, ich weiss.


Ich glaube an ein Leben nach dem Tod und an die Regenbogenbrücke - es gibt so viel zwischen Himmel und Erde - und eines Tages werdet Ihr wieder zusammen sein.


Fühle Dich von mir umarmt, ich fühle von ganzem Herzen mit Dir


Annette



mit hundesportlichen Grüßen Annette mit Porter und Jackson im Herzen; www.jackson-rode.de

rb_Karin
Benutzer
Beiträge: 187
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Charly ist nicht mehr da

Beitrag von rb_Karin » Sa 2. Jan 2010, 19:01


Hallo Jaily,


tief bewegt habe ich gerade gelesen, was du hier geschrieben hast. Es ist immer furchbar, wenn ein geliebter Hund gehen muss, aber das er in der Klinik sterben musste, ist bestimmt sehr schwer für dich.

Ich finde es gut, dass du uns hier alles aufgeschrieben hast, vielleicht hilft es dir bei der Verarbeitung des Erlebten.

Ich fühle mit dir


Karin


rb_TierFreundin
Benutzer
Beiträge: 17
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Charly ist nicht mehr da

Beitrag von rb_TierFreundin » Di 19. Jan 2010, 16:33


Hallo Jaily,

es ist ja nicht gerade schön wenn der eigene Hund stirbt...:

Aufrichtiges Beileid!!


LG

TierFreundin



Mit Tieren ist alles viel schöner!!

Antworten

Zurück zu „Regenbogenbrücke“