Morgen Regine,
Kampfhundeverordnungen waren noch nie zeitgemäß, eher ein Schnellschuß aufgescheuchter Bürokraten, die sich in der nächsten Buchhandlung ein Hundebuch besorgten.
Aggressionen gehören nun mal zu allen Lebewesen und falls ein Tier, die nicht gehabt haben sollte, ist es leider im Zuge der Evolution ausgestorben. Also ist Aggression erst einmal nichts Schlechtes, sondern gehört zum Leben, wie Fresstrieb und Fortpflanzungstrieb.
"Der Hase liegt wie immer am oberen Ende der Leine im Pfeffer ", in unserer heutigen Gesellschaft ist man sich selten bewußt, dass wir ein Laufraubtier mit 42 Zähnen daheim haben, das so ganz anders tickt, als Menschen.
Es ist schick, daß Hunde zum lebenden Plüschtier gemacht werden und sich bitte bis zur Selbstaufgabe an den Besitzer anpassen sollen, dabei bleiben ihre eigenen Bedürfnisse auf der Strecke. Frustration, Stress, Angst sind für unsere heutigen Hunde ständig präsent. Ich habe kein Problem damit, daß der Hund Kindersatz, Sozialpartner, Kumpel, Joggingpartner oder was weiß ich nicht noch alles heute gesehen wird, solange seine eigenen arteigenen Bedürfnisse befriedigt werden, kann der meinetwegen auch im rosa Schlafanzug schlafen.
Aber Hunde brauchen Führung, Regeln, Auslastung und feste soziale Strukturen, biete ich diese dem Hund nicht, kommt es, je nach charakterlichen Veranlagung zu mehr oder weniger großen Problemen. 90 % der Leute, die sich erstmals einen Hund anschaffen, suchen den nach der Optik aus! Ein Beagle nimmt dann trotzdem jede Spur, ein Retriever die nächste Pfütze und der Dobi wrackt, allein gelassen die Bude ab. Völlig normal, darauf sind sie teilweise seit Jahrhunderten selektiert.
Da werden Rassen nach der Optik kreiert, die wesensmässig von vornherein zum Scheitern verurteilt sein müßten, aber die Vermarktungsstrategie paßt. Ich hab am WE auf einem Seminar über Aggression einen Klein-Elo gesehen, der wegen seiner beschriebenen standradgerechten Nettigkeit für eine Familie angeschafft wurde. Ich habe selten im Leben einen so unberechenbar unsicheren aggressiven Hund gesehen...
Heute müssen alle Hunde lieb sein, Kindern wird nicht verdeutlicht, daß Hunde eben auch Zähne haben, die einzige Möglichkeit sich zu wehren. Kinder werden entweder in dem Sinn erzogen, daß der Hund alles mit sich machen lassen muß oder aber in hysterischer Angst " Paß auf der beisst!"
Und die Hundehalter? aus der Schiene " der tut nix", laufen mit rosa Geschirr in die "wir werfen mit rosa Wattebausch Hundeschule", in der die Hundehalter immer ordentlich gelobt werden und der Kaffee so gut schmeckt, außerdem toben die Hunde so schön miteinander, dafür wird ja auch gezahlt. Die Hundehalter lernen zwar nichts, dafür die Hunde umso mehr: je nach Veranlagung erziehe ich mir den optimalen Raufer oder den kaum zu schlagenden Angstbeisser. Aber der Besitzer hatte seinen Spaß!
Die andere Sparte erzieht besser verzieht ihre Hunde mit eklatanter Härte, haben meine Eltern schon so gemacht.... isoliert aufgewachsen, polieren sie das Ego der Besitzer, sind aber im Grunde ihrer Seele völlig verkümmert . Mit Hund hat das nicht viel zu tun.
Erziehung, feste Regeln, stabile Sozialgefüge, liebevolle Konsequenz gibt's nicht mal mehr im zwischenmenschlichen Bereich, geschweige denn in den Beziehungen zu unseren Hunden. Schau doch mal, wie die Menschen heute miteinander umgehen?! Stabile Beziehungen sind so selten geworden, wie der Regen in der Wüste. Warum? Ganz einfach, wir leben eben in einer egoistischen Welt, wo ständig danach gefragt wird, in welcher Beziehung mir mein Gegenüber nützt und wenn der nicht macht, was ich will, dann schick ich ihn eben in die Wüste. That`s live! und Fehler machen nur die Anderen. Und genau diese Denkstrukturen setzen sich auch im Bereich Hundehaltung durch. Manche wollen genau die Rasse, weil der Nachbar auch so einen hat, der soooo lieb ist. Hunde haben kein Anrecht mehr auf Einzigartigkeit und auf Charakter. Ich hab in meinem Leben einige Hunde gehabt und jeder war unersetzbar und einzigartig, und jeder hatte seine eigenen Macken und jeder! mußte anders behandelt werden. Für mich ein Grundrecht des Hundes und ich nehme es eben so, wie es kommt und ehrlich gesagt sind es gerade die Macken, die mich zu Lebzeiten des Hundes genervt haben, die ich am meisten nach deren Tod vermisse.
Aber in 90% der Fälle wird verhätschelt oder mit brutaler Härte versucht dem Hund was "einzutrichtern", die Launenhaftigkeit und dem Wankelmut der Besitzer sind dabei minütlich keine Grenzen gesetzt. Zurück bleibt ein Hund der eigentlich einen "Mehrfrontenkrieg" gegen seine Umwelt führt und leider kann man das eben nicht mit Gesprächstherapien beheben. In meinen Augen sind nicht die Rassen schuld, sondern der Mensch, der durch Egoismus Hunde erst gefährlich macht, weil wie soll sich der Hund denn gegen diese nicht artgerechte Behandlung wehren? Er hat nur die Zähne..., daß es meistens dann die Falschen trifft ist die Ironie und wenn`s Kinder trifft ist es eigentlich unentschuldbar, aber normalerweise sollten die Hundehalter gesteinigt werden, nicht die Hunde, die sind sowieso schon die Leidtragenden.
LG Bine