Wieso ist man gleich kaltherzig und oberflächlich, wenn man berechtigte Kritik an der Vorgehensweise einiger (nicht aller) Organisationen und der Einstellung mancher Hundehalter, die solche Hunde aufnehmen, äußert? Ganz ehrlich, ich würde an der Stelle der ausländischen Tierschützer wahrscheinlich genauso handeln wollen - möglichst viele Hunde vor dem sicheren Tod retten, das will wohl jeder. Aber es kann einfach nicht die Lösung sein, alle Hunde wahllos nach Deutschland zu importieren! Der Tierschutz in den jeweiligen Ländern muss erheblich verbessert werden. Mit gezielten Kastrations-/Sterilisationsaktionen würde verhindert werden, dass sich die Tiere immer weiter vermehren, und wenn es irgendwann keine Riesenrudel mehr sind, sondern nur vereinzelte Hunde oder kleine Gruppen, würde vielleicht sogar die Akzeptanz in der Bevölkerung steigen, und die Hunde würden nicht mehr gejagt werden. Aber so, wie es im Moment ist, kommen für jeden geretteten Hund 5 neue (oder noch mehr) nach, und die Hundefänger haben längst erkannt, dass sie bei den Tierschutzorganisationen mehr Geld verdienen können als bei den Tötungsstationen. Davon abgesehen hat die Vermittlung für mich einen faden Nachgeschmack nach "Kataloghund" - man sucht sich einen hübschen Mischling auf einer Internetseite aus, klickt ihn an und ein paar Wochen später wird er bequem vor die Haustür geliefert oder man holt ihn an einem Treffpunkt ab. Man hat den Hund noch nie vorher gesehen, kennt ihn nur von Bildern und muss sich auf die Beschreibung der Organisation verlassen, die vielleicht das eine oder andere Manko unterschlägt. Daraus kann man den Leuten nicht mal einen Vorwurf machen, sie wollen ja möglichst viele Hunde retten und hoffen, dass der Hund sich in seinem neuen Zuhause schon benehmen bzw. keine Krankheitszeichen äußern wird. Und manche Macken sind im Tierheim auch gar nicht erkennbar, sondern manifestieren sich erst, wenn der Hund seinen Sofaplatz in Deutschland eingenommen hat. Wenn ich einen Hund aus dem Ausland retten will, sollte er mir zumindest wert sein, dass ich selbst dorthin fahre, den Hund vor Ort kennenlerne, mich mit ihm anfreunde und ihn, wenn alles gut läuft, selbst mit nach Hause nehme, am besten im Auto (nicht Flugzeug). Stattdessen lese ich immer wieder von Hunden, die bei ihrer Ankunft, beim Aus-der-Flugbox-lassen (wie
Kisses) oder beim Ins-Auto-verladen, nicht richtig gesichert wurden und sofort getürmt sind, die tage-, woche-, monatelang umherirren und letzten Endes überfahren oder von der Polzei angeschossen werden (wie
Bruce). Wenn der Hund sicher ankommt, landet er - nicht immer, aber immer öfter - bei Leuten, die noch nie einen Hund hatten, die sich nicht ausreichend darüber informiert haben, was es bedeutet, einen Straßenhund aufzunehmen, die vielleicht mit dem Hund nicht klarkommen und ihn nach ein paar Wochen oder Monaten zurück zur Pflegestelle oder ins nächste Tierheim geben. Natürlich sind nicht alle so, aber einige, und etlichen von diesen Leuten begegne ich jeden Tag im Park oder Stadtwald. Die Hunde sind lieb, verträglich und so weiter, keine Frage, aber viele von ihnen machen ihr eigenes Ding, gehen stiften, sobald sie eine Maus erblicken und müssen die ganze Zeit an der Leine bleiben. Was mir außerdem Angst macht, ist, dass durch diese eingeführten Hunde wieder Hundekrankheiten auf dem Vormarsch sind, die in Deutschland eigentlich ausgerottet waren, und geimpft sind die Hunde auch nicht alle, auch wenn die Organisationen das gerne behaupten. Dazu kommen zahlreiche neue Krankheiten, die es hier sonst gar nicht gab, wie diese ganzen Mittelmeerkrankheiten. Dise Erkrankungen zeigen sich oft erst nach langer Zeit, werden von den hiesigen TÄ nicht erkannt und falsch oder gar nicht behandelt, der kranke Hund aus dem Ausland leidet und steckt Artgenossen an. Und es macht mich traurig, dass in deutschen Tierheimen vor allem ältere Hunde jahrelang hinter Gittern sitzen und versauern, weil sich keiner für sie interessiert, weil die Leute lieber einen Hund aus dem Ausland holen.
Sicher gibt es etliche Organisationen, die sich alle Mühe geben, aber es gibt auch einige, bei denen Nachholbedarf besteht, was Aufklärung und Informationen angeht. Von den schwarzen Schafen, die Hunde aus Massenproduktionen als "Straßenhunde aus der Tötung" verkaufen, will ich gar nicht erst anfangen.