nach Luzies Unfall ging es in der Plauderecke zunächst ja darum, dass sie die akuten Verletzungen übersteht. Nochmal Danke für Euren lieben Beistand dort in dieser aufreibenden Zeit

Jetzt, wo soweit alles wieder in Butter zu kommen scheint, fange ich hier einen neuen Info-Thread an, um über die Symptome, Rekonvaleszenz und Folgen der Organverluste zu berichten, denn gerade Milzentfernungen sind ja nicht gar so selten. Ich werde chronologisch vorgehen, die Zeit vom Unfall bis heute zusammenfassen und später an wichtigen Punkten entsprechende Beiträge einstellen.
27. Juni
Luzie wird abends bei einem Autounfall vermutlich überrollt. Sie kann stehen und laufen, will aber nicht, ist benommen. Thoraxröntgen zeigt keine Verletzungen von Lunge, Herz und Knochen. Sie krampft beim Atmen gelegentlich etwas, meinem Eindruck nach ist der Bauch leicht verhärtet. Die Blutwerte sind normal, keine neurologischen Ausfälle, die auf eine Hirnverletzung hinweisen. Sie bleibt am Tropf beim Tierarzt.
28. Juni
Die Blutwerte beginnen morgens, auf eine mögliche Organverletzung hinzudeuten, Ultraschall bestätigt eine geringe Menge Blut im Bauchraum. Bei der OP mittags werden eine in zwei frei herumfliegende Hälften gespaltene Milz und eine aufgeplatzte Niere entfernt. Ein großes Hämatom nahe der Wirbelsäule kann nicht abgesaugt werden, weil ein großes Blutgefäß hindurchführt. Der TA vermutet darin noch kleinere Löcher, die der Hund selbst zuheilen lassen muss. Dass Luzie diese Verletzungen so lange überlebt hat, schätzt der TA als höchst erstaunlich ein.
29. Juni
Weiterhin keine neurologischen Probleme, das Hirn wird also endgültig als "In Ordnung" befunden. Luzie frisst schon wieder. In den nächsten Wochen wird sie proteinlastig gefüttert (Fleisch, Hüttenkäse), das hilft bei der Blutbildung.
30. Juni
Die roten Blutkörperchen sind inzwischen so niedrig (Hämatokrit 20, normal wären ca. 44), dass der TA eine Bluttransfunsion durchführt, sie bekommt 250 ml.
1. Juli
Luzie darf nach Hause kommen. Sie zieht noch etwas den Rücken hoch, die 18 cm lange Naht spannt sicherlich, das Hämatom drückt, die inneren Verletzungen dürften sie schon etwas schmerzen. Sie bekommt noch ein Antibiotikum und Schmerzmittel. Die Werte der einen Niere sind im Normbereich, die Blutwerte akzeptabel (Hämatokrit 30). Der TA kann allerdings durch den doppelten Organverlust die mögliche weitere Entwicklung kaum einschätzen: Die Nieren regen das Knochenmark zur Bildung von roten Blutkörperchen an, die Milz wiederum speichert diese. Der Speicher fehlt nun, und der Körper muss sich erst darauf einstellen, dass die Order zur Blutbildung von nur noch einer Niere kommt. Bis zur alten Leistungsfähigkeit werden vermutlich Monate vergehen.
4. Juli (eine Woche nach dem Unfall)
Sie kann wieder auf dem Rücken liegen und braucht meiner Vermutung nach eigentlich kein Schmerzmittel mehr, sie bekommt es zur Sicherheit aber noch weitere zwei Tage. Auf absehbare Zeit darf sie nur kurze, regelmäßige Spaziergänge an der Leine machen (regt auch die Blutbildung an), kein Toben, schon gar nicht mit anderen Hunden.
6. Juli
Die Blutwerte sinken, was der TA nicht erklären kann (Hämatokrit 26). Er ist beunruhigt, dass die Blutproduktion so gar nicht anzuspringen scheint, Luzie geht es aber offensichtlich gut. Sie ist schon seit Tagen wieder ganz die Alte, wenn da nicht die Ringel im Fell von den Infusionen wären, die einen daran erinnern, was passiert ist. Auch, dass es noch lange dauern wird, bis sie den großen Blutverlust ausgeglichen haben wird, lässt sie nicht mehr erahnen, sie steckt die Gassirunden locker weg.
8. Juli
Die Blutwerte sind stabil schlecht, die Fäden werden gezogen. Der Wundheilungsverlauf hätte besser nicht sein können, und Luzie ist ja auch eine echt brave Patientin, die keinen Kragen braucht. Jetzt dürfte sie schon wieder schwimmen gehen. Mit einer Thrombose müssen Hunde, die ein so großes Hämatom abbauen müssen, wohl übrigens nicht rechnen. Laut TA tritt das bei Hunden - im Gegensatz zum Menschen - praktisch nicht auf.
12. Juli (zwei Wochen und einen Tag nach dem Unfall)
Die Werte der roten Blutkörperchen sind erstmals aus eigener Kraft gestiegen, was ich als Durchbruch empfinde. Auch der TA ist nach Rücksprache mit den Ärzten vom Blutlabor beruhigter, was die langsame Entwicklung dieses Werts angeht. Inzwischen laufen wir wieder die normalen Gassistrecken, aber weiterhin ohne Belastungsspitzen (wie Ballspielen, Hundekumpeltoben oder Rehe aufscheuchen) und deshalb zur Sicherheit an der Schleppleine.
13. Juli
Luzie wird pünktlich läufig. Einerseits könnte sie auf den zusätzlichen Blutverlust momentan ja gut und gerne verzichten, andererseits finde ich es auch beruhigend, dass ihr Organismus die Gesamtsituation wohl als so wenig störend verbucht, dass er sein ganz normales Programm abspulen kann.
18. Juli (drei Wochen nach dem Unfall)
Ein zwischenzeitlich aufgetretener Durchfall mit Erbrechen wird akut und zur Sicherheit auch antibiotisch behandelt, Luzies Organismus ist ja momentan noch sehr mit Heilen beschäftigt, und sie hatte innerhalb weniger Tage gleich mal 10% ihres Gewichts verloren. Ihrer Laune tut es keinen Abbruch, auch die heutigen Blutwerte zeigen trotz Läufigkeit alle weiter in die richtige Richtung (Hämatokrit 33).
24. Juli
Der Durchfall und seine Behandlung sind inzwischen ausgestanden, und Luzie hat schon wieder ein bisschen was auf den Rippen. Und wedelt natürlich überall mit ihrem geschwollenen Hinterteil rum - Stehtage sind angesagt. Morgen, genau vier Wochen nach dem Unfall, geht's zum ersten ernsthaften Stresstest: ein Abend bei ihrem Kumpel Toby (kastriert), wo sie zum ersten Mal wieder mit einem anderen Hund frei wird laufen dürfen und es zu den bisher vermiedenen Spitzenbelastungen kommt.
Hier abschließend zwei vergleichende Bilder von der Naht im Heilungsverlauf.
Viele Grüße
Antje mit Luzie