Jaja,
bis Zirbel ins Haus kam, konnt ich immer schön überheblich grinsen, meine Hunde jagen nicht.
Ich habe einmal eine Gebrauchthündin bekommen, der ich das nie abgewöhnt bekam. Ist ja auch gar so einfach nicht, denn meine Hunde laufen am Pony mit und da sind sie iA ohne Leine. Nach "Püppi", der erfolgreichen (!) Hasenjägerin war ich mir bei Kim ganz sicher, daß ich das nie mehr wieder haben möchte und habe von Beginn an konsequent alles Spurenschnuffeln verboten, jedes Reh mit einem Riesenpfui belegt und Kims Jagdtrieb auf Mäuse umgelenkt. So konnte es passieren, daß ein Rudel Rehe meinen Hund beim Mäuselsprung fast plattgewalzt hat, sie aber ganz auf Mäuschen fixiert war. Später als Rough dazu kam, hat diese alles von Kim gelernt. Ich konnt mit zwei Hunden durch Rehrudel, zwischen Hasenversammlungen einher reiten, die blieben 100% bei Huf. Sie hatten auch nie ein Halsband, geschweige denn Leine an. Lediglich zum eigenen Schutz, wenn es auf Hauptverkehrsstraßen ging.
Zirbel hatte nun nicht diese guten Vorbilder, Rough lebte inzwischen bei Nadine, der gebrauchte Jago tut sich selbst nicht immer ganz leicht mit Umsetzen meiner Wünsche. Und Zirbels Jagdtrieb ist exorbitant. Das erstemal "erfolgreich" war sie mit 4 (!!) Monaten hinter Rehen her. Weg vom gesamten Rudel, ganz allein und völlig locker auch auf der Spur zurück. Der Traum eines Fährten-/Trailing-Fans....
Tja und nun haben wir es in 3 Jahren soweit geschafft, daß Zirbel meist(!) abrufbar ist. Mehrmals war ich nun sehr zufrieden mit mir und dem kleinen Hund, daß sie auf der Spur anhielt, traurig und gierig hinter dem Reh herschaute und nach kurzem Zögern tatsächlich zurück kam. Gestern war sie unglaublich heiß, ist auch momentan ganz schlimm im Wald, Karnickel, Eichhörner alles rüstet sich für den Sommer, rennt rum und sucht Paarungspartner, da kann das der Hundenase direkt angeschlossene Riechhirn schon mal durchdrehen. Und so bleib sie tapfer bei Huf im Fastsitz, Spurlaut quiekend und schaute den beiden strammen Rehmamas nach, die vor Ponys Nase aufsprangen, tja, dann drehte eines davon um und versuchte an uns vorbei zu fliehen. Da ging ES mit Zirbel durch und sie mir auch, drehte aber auf Sichtweite (sofern man im Wald von Sicht sprechen kann) um.
Für mich kämen solche Sachen wie Schleppleine nicht in Frage, ich möchte auch nicht mit angeleintem Hund rumlaufen, selbst wenn es theoretisch sogar am Pferd ginge. Also muß der Hund eben lernen, daß jagen nicht geht.
Wenn ich sehe, wie verrückt Zirbel mit jagen ist, bin ich aus etwas Abstand betrachtet gar nicht so unzufrieden mit dem jetzigen Zustand. Je mehr bei Fuß, umso sicherer der Zurück- oder bleib-Befehl.
Aber ich muß zugeben, ich greif auch schon mal zu "unlauteren" Mitteln. Momentan ist ein Knüppelchen hinterherwerfen und gern (mit Bande) treffen recht wirkungsvoll. Gestern hats nur für halbstundenweisen Gehorsam gelangt, normalerweise genügt ein- zweimal pro Woche.
Ich verspreche mir ebenfalls was davon, wenn Zirbel ein Ersatzobjekt bekommt, darum war ich ja trotz Skepsis so an der Critter-Geschichte interessiert. Heute werde ich den normalen Futterdummy mitnehmen, mal sehen, wie das klappt. Vielleicht probiere ich auch mal aus, ob Zirbel das nicht zu albern findet, wenn ich das im Galopp hinterher ziehe und sie es fangen darf. Alles erlaubt, solange es Hundi vom Reh ablenkt.
Das schlimme am Jagen gehen ist halt, dass es kaum etwas gibt, was den Hund direkter und intensiver (selbst)belohnt. Umlenken scheint mir bei so triebigen Hunden das einzig mögliche. Denn selbst die sensibleren Modelle sind auch unter Einsatz von Elektrohalsbändern nicht davon zu „kurieren“. Entweder geben sie einfach auf, weil sie der Strom fertig macht und sind dann aber gleich seelische (Halb)Wracks, oder sie warten tapfer auf das kommende Ende der Batterieleistung und schwupps....
LG
Eddi