Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

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Mischka

Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von Mischka » Fr 21. Jan 2011, 18:38

Für Uschi habe ich mal ein Bild rausgekramt auf dem die Reizangel in Aktion zu sehen ist.
2010_0418-(14).jpg
Für längere Spiele am Stück halte ich die Reizangel für ungeeignet. Das ist schon ein mächtiges Tempo, in dem sich der AT im Kreis oder beim "Hin und Her"bewegt. Da habe ich einfach Angst um die Knochen und Gelenke. Trotz kurzer Übungssequenzen lernte mein hibbeliger Mischka schnell sich zu beherrschen, auch wenn das Ziel seiner Begierde vor seiner Nase rumtanzte.

Grundsätzlich bin ich für positive Verstärkung in der Erziehung. Aber es gibt ein paar Regeln und Grenzen in unserem Zusammenleben, da spare ich mir eine lange "Diskussion" :dog_wink
Z.B. hat der verfressene Hoover absolut nichts am Futterplatz vom ebenfalls verfressenen Mischka zu suchen oder zu schnüffeln. Mischka hat mich erstaunt, dass er es duldete, sogar ohne knurren. Aber ich dulde dies nicht. Zum Schutz beider Hunde später.
Ich habe Mischka bei seinen früheren Jagdausflügen nie belohnt. Beim ersten Mal war ich nervlich fast ein Wrack vor Angst. Aber ich habe mich bei seinem Zurückkommen beherrscht, kein Wort- ihn angeleint und ziemlich resolut kehrt gemacht- nach Hause.

Hoover ist ein ganz anderes Kaliber als Mischka. Ich glaube, er ist ruhiger und auf jeden Fall leichter zu lenken. Ich hoffe, er schaut sich nicht zuviel vom großen, oft noch sehr hibbeligen und eigenwilligen Bruder ab :dog_biggrin

Freddy

Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von Freddy » Fr 21. Jan 2011, 19:38

Hallo zusammen,

das ich seid langer Zeit gegen starke aversive Reize und Starkzwang in der Hundeerziehung bin, dürfte sicher im Forum bekannt bekannt sein. Sie sind für mich keine Option, auch nicht im „Antijagdeinsatz“. Ich kenne Herrn F. und seine Methoden nicht, aber falls er solche oder ähnliche Mittel anwenden sollte, fände ich das sehr bedenklich.

Auch wenn man Starkzwang ablehnt, muss man nicht antiautoritär erziehen. Ein drohendes Wort oder ein kleines Anrempeln im richtigen Moment wirkt bei den meisten Hunden sicher vollkommen ausreichend. Aber es geht in diesem Thread ja um den Einsatz der Reizangel als Motivations- und Erziehungsmittel, als eine Methode die vielleicht bei dem einen Hund gut funktioniert und bei einem anderen eben weniger gut...jeder muss sich halt die "passenden" Erziehungsbausteine für seinen Hund und seine eigene Situation aussuchen.
Olaf hat geschrieben:und es ist mit Sicherheit förderlich wenn man solche Situationen und den Gehorsam spielerisch versucht einzuüben.
Genau diesen Aspekt finde ich an der "Reizangelmethode" so interessant. Zudem kann man auf diese Art im Auftreten dem Hund gegenüber sicherer werden, das wiederum wirkt sich rückkoppelnd positiv auf den Gehorsam aus.

Ich meine mit dem Vergleich mit freilebenden Wölfen sollten wir vorsichtig umgehen. Es soll durchaus in wenigen Fällen vorgekommen sein, das freilebende Wölfe nach längerer Abwesenheit von ihren Rudelkameraden (aus dem mittleren Rangbereich, ganz selten von den Eltern!) verprügelt wurden. Warum sie verprügelt wurden ( Rangordnung?), können wir nur vermuten. Ich denke aber, es ist sicher nicht generell als Strafe für das Weglaufen zu verstehen.

Zudem müssten wir noch bedenken das diese Wölfe, aus welchen Grüden auch immer, den Rudelverband verlassen wollten. Wenn sie nur mal für ein Stündchen hinter einem Hasen her waren, werden sie sicher nicht von ihren Geschwistern bzw. Eltern beim Heimkommen bestraft.

Unsere Hunde wollen uns in der Regel nicht verlassen, nur ihrem überlebenswichtigen und mächtigem Beutetrieb nachkommen. Für sich selber und auch für das Rudel...das ist, aus Sicht des Hundes, nichts Verwerfliches.

Beim Zurückkommen gibt es nun auch wieder verschiedene Fälle. Wenn Felix z.B. ein Reh 50-80m verfolgt und dann auf meinen Pfiff , nach vielleicht weiteren 20 Metern abdreht und zu mir kommt, wird er von mir je nach Situation mäßig gelobt oder belohnt. Er hat ja schließlich das Reh für meinen Rückruf sausen lassen....
In den allermeisten Fällen hört er schon auf mein Meidesignal oder meinen ersten Abruf. Dann wird er natürlich überschwänglich belohnt. Vielleicht mit einem schönen Jagdspiel mit Reizangel...und/oder Critter.

Sollte er sich aber sehr viel Zeit mit dem zurückkommen gelassen haben, vielleicht weil das Wild eh schon nicht mehr erreichbar war, belohne ich ihn nicht. Aber ich fände es auch in diesem Fall falsch, ihn zu bestrafen. Mag sein, das manchmal Hunde noch einen Zusammenhang von „Abhauen“ und der Strafe erkennen können. Mir wäre aber das Risiko zu groß, das mein Hund in Zukunft aus Angst vor mir noch später eintrudelt und vielleicht sogar generell das Vertrauen in mich verliert. Strafen beziehen unsere Hunde oft auf die gerade ausgeführte Handlung....es wäre fatal, wenn wir das Zurückkommen oder die Nähe zu uns negativ belegen würden.

Uschi hat geschrieben:@Freddy
Du schreibst, die üblichen Reizangeln sind nicht terriertauglich? Wenn ich den Artikel richtig verstanden habe, soll der Hund nicht zerren, darf erst drauf los, wenn er vorsteht. Und dann soll er bringen, nicht schütteln etc.
Das müsste doch auch ein leichtes Ding aushalten?
Meiner traue ich nicht über den Weg, sieht ziemlich lüttich aus.... deshalb hatte ich an echte Angel-Ruten gedacht. Allerdings sind mir die für unterwegs mit 58 cm immer noch etwas zu groß...

Olaf hat geschrieben:
...dann schau noch mal Artikelnummer: 22171 300 (3m lang, Transportmass 65cm), oder 22171 240 (2,40m lang, Transportmass 58cm), haben nur 140g Wurfgewicht und kosten dann etwas über €30. Sollten aber auch für das reizangelspiel noch gut geeignet sein.

In dem Artikel wurde ja eine Länge der Angel von ca. 3m Empfohlen, das wären bei einem Packmass von 30-40cm 8-10 Teile die man ineinanderschieben müsste.
Ich vermute, dann sagt das Wurfgewicht etwas über die Stabilität der Rute aus? Als „Immerdabei“ würde vermutlich auch eine Rutenlänge von ca. 2m ausreichen. Vielleicht kommen wir bei ausreichender Stabilität, dann doch noch auf ein kleineres Packmaß...

Du könntest als Angel- und Rutenexperte ja mal eine Testreihe mit Manni durchführen...und uns dann berichten ;) .

LG
Freddy mit Felix

Eddi

Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von Eddi » Fr 21. Jan 2011, 19:58

Hallöle,

da habe ich vorhin die letzen schrägen Sonnenstrählchen auf der Weide genutzt und mit Zirbel gereizangelt. Also am meisten hat's die Ponys gereizt. Die sahen mich mit ihrer Peitsche hantieren und den Hund hetzen, Neugier pur, standen am Zaun wie bei Formel 1, römmmm, römmrömm, :dog_blush Spaß hat es Zirbel gemacht, aber übermäßig reinsteigern will sie sich auch nicht. Sie hat ganz schnell versucht, ihren Dummy nicht direkt zu packen, sondern die Angel zu fangen.
Wir haben dann "Impulskontrolle" gespielt: sie musste abliegen und zugucken, wie ich den Dummy schwindlig schleuderte, erst wenn er lag auf Befehl holen. Ihr wurde das recht schnell langweilig, mehr als 10 mal inkl diverser Abwechslungen und einmal leicht zergeln war im "Kurzprogramm" nicht drin. Wenn sie wieder fit ist, werde ich das mit ein paar mehr Varianten und dem - pädagogisch sicher geschickteren - speziell für diesen Einsatz vorzusehendfen (felligen?) Dummy machen.

Hauptsächlich wollte ich heute ja von der Zergelstabilität Kenntnis erlangen. Jep, leichte Zergeleinheiten gehen gut. Aber man achte peinlich darauf, daß die SChnur in möglichst gerader LInie von der Peitsche weg gezogen wird. Die Peitsche dabei in Winkeln zu halten, belastet bei 25 kg Springterrier das Material definitiv zu sehr.

LG
Eddi

Uschi

Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von Uschi » Fr 21. Jan 2011, 21:31

Hallo Viola,

danke für das Bild. Ich fand jetzt auch Videos, aber die Hunde darauf scheinen eher ruhigere Gesellen zu sein.
Mischka hat geschrieben:Aber ich habe mich bei seinem Zurückkommen beherrscht, kein Wort- ihn angeleint und ziemlich resolut kehrt gemacht- nach Hause.
So habe ich es auch gemacht, als Wijnta mir auskam, weil die Schlepp riss (Leder!!!!). :dog_angry
Ich leinte sie wortlos an und wir sind streng bei Fuß über Stock und Stein und Ackerschollen sehr zügig zum Auto zurück, obwohl wir noch keine viertel Stunde unterwegs gewesen waren. Sie hatte ja wohl auch genug Auslauf :crazy:
Ich glaube, sie verstand auch. Denn ihre Ohren waren angelegt, es brauchte keine einzige Erinnerung "bei Fuß". Sehr folgsam und aufmerksam konnte sie plötzlich sein.


Vielleicht probiere ich auch mal eine Angel aus einem Besenstiel zu basteln wie Doris. Oder muss das Ding zwingend biegsam sein? Ich hätte da noch eine uralte Reitgerte, aber die ist womöglich zu kurz?


Mit Yarosch habe ich bereits angefangen, Selbstbeherrschung zu üben. Er bleibt brav vor mir sitzen, auch wenn ich die geliebte Beißwurst über meinem Kopf hin und her wedle, wartet, bis ich sie ihm mit lautem, spitzen "jaaaaaa" überlasse und wir dann raufen.
Anfangs sprang er noch wie wild an mir hoch, aber er hats bald kapiert.

Momentan findet das noch im Wohnzimmer statt.



LG
Uschi

Sabom

Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von Sabom » Sa 22. Jan 2011, 09:43

Hi Eddi,
Eddi hat geschrieben: Also am meisten hat's die Ponys gereizt. Die sahen mich mit ihrer Peitsche hantieren und den Hund hetzen, Neugier pur, standen am Zaun wie bei Formel 1, römmmm, römmrömm,
happy_02
das ist sooo witzig, ich kanns mir bildlich vorstellen, zum schießen!

Hi Uschi,
Uschi hat geschrieben:Ich hätte da noch eine uralte Reitgerte, aber die ist womöglich zu kurz?
glaub ich schon. Bevor wir eine Longierpeitsche als Reizangel umfunktioniert haben hatten wir Quitsche-Gummi-Hühnchen am Strick, den kann man für den Anfang auch wild vorm Hundi schleudern und mit mehr eigenem Körpereinsatz gut als Reizangel nehmen, das mit dem hoch ziehen klappt dann halt nicht so gut, aber zu ausprobieren obs Wintja Spaß macht (für Yarosch leg ich meine Hand ins Feuer) und es angenommen wird reichts. Je kürzer der Strick oder die Angel, um so mehr belasten die Gelenke, da Du so einen winzigen Radius um Dich ziehst, wenn Du Dich drehst und wendest, dass Wintja den Dummi nicht kriegt.
Die lange Reizangel ist besser für des Menschen Rücken :dog_wink

LG

Sabine

Pheoby

Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von Pheoby » Mo 20. Jun 2011, 11:02

Hallo Ihr lieben,

mit freude hab ich gelesen dass Ihr oder ein paar wenige von Euch den Anton Fichtlmeier kennt.

Ich habe Ihn schon mehrmals bei seinen Themenabende erlebt. Und auch schon We Seminare von und mit ihm besucht. Er ist ein eher "ruppiger Typ" und sagt dir kanns klar was er von dir und deinem Hund hält. Er sagt dir dann aber auch wie man es besser machen kann. Er ist ein verfächter von jeglicher Gewalteinwirkum bei der Hundeerziehung, aber er sagt auch ganz klar man muss bereit sein, wenn es erforderlich ist, seinen Hund zu "töten" wenn z.b. dieser ein Kind angreift. (die tollen hundeattaken wo Herrchen o. Frauchen geschockt daneben stehen- hmm dass hat er noch nie gemacht).

Er arbeitet praktisch nur im binärsystem: Ja und Nein und über die Körpersprache.

Ich war beim Welpenseminar mit Pheoby dabei. Meine kleine Maus grad voll in Pupertärerphase und wollte nicht ganz so wie ich: bleib am gegenstand??? Ja das konnte sie bis vor kurzem super gut aber seit ein paar Tagen stellte sie dass in Frage...

Anton hat sich Pheoby geschnappt und nur über die Körpersprache/Signale (null Gewalteinwirkung) in 2 Minuten das Stop aus der Bewegung mit Ihr gemacht und es sitzt bis heute super gut. Dass was er macht, sagt, arbeitet ist einfach klasse.


Meiner Meinung nach ist er ein super Kompetenter Mensch der die Hunde versteht bzw. Lesen kann. Er ist bestimmt nicht für jederman geeignet, da er kein Blatt vor dem Mund nimmt. Ich kann dazu nur raten sich persönlich eine Meinung von ihm zubilden, denn wenn man ihn mit den Hunden sieht, es funktioniert einfach bei ihm. (Ist für den Hundehalter (auch für mich) frustrierend zusehen, wie einfach dass sein kann).

Viele Grüße

Susi und Pheoby

smartopen

Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von smartopen » Mi 22. Jun 2011, 16:21

ja so ist es wir überschätzen uns oft hunde kennen eigentlich nur schwarz und weiß dazwischen ist nicht viel :sheep


eine Reizangel halte ich persönlich für nicht geeignet bei größeren rassen ,die belastung ist einfach zu hoch :think:

Pheoby

Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von Pheoby » Mi 22. Jun 2011, 16:37

smartopen hat geschrieben:ja so ist es wir überschätzen uns oft hunde kennen eigentlich nur schwarz und weiß dazwischen ist nicht viel :sheep


eine Reizangel halte ich persönlich für nicht geeignet bei größeren rassen ,die belastung ist einfach zu hoch :think:
Hallo, ich bin's schon wieder...

Reizangel ein paar wenige Minuten sind zu belastend??? Stromstöße nicht???

Das training soll man weder täglich noch länger wie 5 - 10 Minuten machen und wärenddessen sollen die Hunde ja nicht nur hinterher jagen sondern größtenteils aus der Bewegung heraus stoppen bzw. ins Sitz oder Down. Der allseits so geliebte Verhaltensabbruch!

Bei den 2 mal wo ich mit meiner Maus geübt habe, hat sie super gut reagiert. Demnächst werde ich mal ein Schweineohr oder pansen dranhängen der Reiz soll ja steigen und der Abbruch soll ja auch unter schwierigen Situationen noch klappen.

Ist bestimmt noch ein langer Weg...

Gruß
Susi und Pheoby

smartopen

Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von smartopen » Mi 22. Jun 2011, 19:35

hoffentlich verwechselt dann der hund zb bei einem laternen-umzug das nicht ,hätte ich so meine bedenken , und bitte unterstelle anderen methoden auch wenn du sie nicht magst immer gleich was negatives " Stromstöße " warum mehrzahl, einmal zur richtigen zeit und es ist ok , und es ist allemahl besser als den hund von der straße zu holen nachdem er angefahren wurde ,ist einem mir bekannten züchter leider so passiert

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Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von Eddis » Mi 22. Jun 2011, 21:41

Moin zu euch, also ich wäre ja niemals auf die Idee gekommen, etwas anderes als einen Angelhaken an meine Ruten zu tüdeln. Was ich nicht aus euren Berichten herauslesen konnte, ist das nun ein Spielzeug zum Auspowern, oder wird Gehorsam trainiert? Ist der Hund an der Leine oder frei? Beim Spielen frei, beim Training an der Leine? Egal wofür, ist es nicht eine enorme Belastung für die Gelenke vom Hund? Der Kreis ist doch viel zu lütt.
Ich bin da skeptisch.

Wer eine Rute sucht, kann sich bei Pilkruten umsehen. Die halten hohe Belastungen aus, sind lang genug und federn wenig der Spitze. Eine Telerute ist schwabblig, die besteht doch nur aus lauter kleinen Stückchen die ineinander geschoben werden. Eine Pilkrute hat auch weniger und größere Ringe. Da passt ein Seil durch.
Lieber Gruß Simona mit Sir Eddi

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