Guten Morgen,
beim Eingangsthread hab ich schon geschmunzelt.
Wenn`s nicht so traurig wäre, wäre es glatt zum Lachen.
Die nächsten Postings, insbesondere die von Bernd hab ich mit Interesse gelesen.
Das TV Problem ist m.A. nach nur sekundär. Das primäre Problem liegt in den Basics.
Es ist Euer 1. Hund, der natürlich heiss ersehnt, dann endlich in Eure Familie kommt und schwuuuuuups dreht sich die ganze Welt nur um ihn.
Da lernt er schon mal was..., dann kommt das "Zwangsbespielen", jeder möchte mit dem Hund was machen, mit ihm spielen, ihn füttern, mit ihm was unternehmen.
Ist auch erst super schön, aber irgendwann wächst der Hund und mit ihm seine "Batterie", da ist der nicht nach einer Stunde "bratfertig", wie zu Welpenzeiten, da werden überflüssige Energien abreagiert. Dann wird getestet. die Schwachpunkte seiner Besitzer findet der Hund innerhalb kurzer Zeit und nutzt diese schamlos. Typisch Hund!
Und dann legt der Hund relativ schnell fest, ob er die Besitzer für voll nimmt, oder ob die in der "2. Reihe" bellen. Dazu kommt das Bestreben der Besitzer: " ja nix falsch zu machen! " - ist ja eigentlich auch richtig, aber kopfgesteuert wie wir sind, legt uns das der Hund leider ganz anders aus, nämlich als Unsicherheit, Unzuverlässigkeit, Mangel an Führungsqualität und Autorität.
Ich will mal eine Lanze für Uli brechen, als "Althundebesitzer" sagen wir: liebevolle Konsequenz und dann gibts keine Probleme. Das stimmt so auch, ist doch auch ganz simpel, jedenfalls in unseren Augen.
Leider vergessen wir oft, dass wir über viele Sachen gar nicht mehr nachdenken, sondern einfach aus "dem Bauch" regeln. Uns ist in Jahren in Fleisch und Blut übergegangen, was für die meisten Neulinge ein "Buch mit sieben Siegeln" ist. Mir geht es oft so auf dem Hundeplatz, dass ich erst nachdenken muss, wie ich was mache, wenn ich danach gefragt werde, es ist einfach automatisiertes Verhalten. Was der Hund auch so regisitriert und instinktiv weiss, das eine Diskussion darüber unnötig ist, denn der am anderen Ende weiss was er will.
Der Neuhundebesitzer macht sich meist einen riesigen Kopf um Dinge, die der Hund ihm als Unsicherheit/Unfähigkeit auslegt und dementsprechend antestet...ganz normal.
Hundeerziehung ist wie Kindererziehung, am Besten aus dem Bauch und mit liebevoller Konsequenz, aber das ist wie mit dem Autofahren: zu Anfang ein riesiges Problem: Kuppeln, Schalten, in den Rückspiegelschauen, Bremsen....... und nach tausenden von Kilometern wird im Auto nebenbei geratscht, gegessen, Kaffee getrunken ohne das man ans Kuppeln, Schalten auch nur denkt, dass läuft automatisch.
Insoweit seid nett zueinander, ihr habt ja alle Recht, jeder aus seiner Sichtweise.
Bernd, ich empfehle:
- 1. in der Wohnung nicht mehr zu spielen, zu Hause gibt es kein Programm! Da wird geschlafen, sich ausgeruht. Las den Hund zu Hause nur "mitlaufen".
Ich würde den Fernseher 24h am Tag laufen lassen, u.U. auch mit einem Video in Schleife mit immer den selben Tiergeräuschen, bis es ihm zu blöde ist. ( Fernseher natürlich vorher sichern). Führt er sich auf, ruhig in den Korb schicken und weiter gehts oder absolut ignorieren.
Kein Einsteigen auf Pöbeleien ect mehr. Ruhe und Autorität Deinerseits, ich weiss das fällt manchmal sehr schwer. Ein Wort für Dinge die man nicht tut. Negativsignal.
Bei uns "NEIN!", wird es ignoriert setz ich konsequent und kommentarlos mein Ding durch.
2. halte ich Agility zur Zeit nicht unbedingt für die ideale Beschäftigung für Euch, ich weiss es macht Spass und powert ihn, aber genau das ist bei Euch zur Zeit kontraproduktiv
Ihr dreht den Hund nur noch höher.
3. Ich empfehle Unterordnungstraining, Fährtenarbeit, Konzentrationsübungen: wo der Hund runterfahren muss / soll, lernt sich auf Dich zu konzentrieren und Dich als Chef zu akzeptieren und Du mehr Sicherheit / autom. Verhalten im Handling üben kannst.
4. lange ausgedehnte Spaziergänge, da geb ich den anderen Recht: ein ausgepowerter Hund dreht nicht mehr so auf. Auf Spaziergängen wird er ausgiebig beschäftigt, da wird getobt, gespielt, gemacht....diese Zeit soll Dir und ihm Spass machen. Ihr brecht zusammen zur "Jagd auf"
5. zu Beginn: klare Zeiten zwischen Ruhe / Aktivität, der Hund soll lernen sich zu entspannen und zu relaxen und nicht ständig in den " Startlöchern" stehen.
z.B. 6:00 Uhr grosse Runde, Freilaufen, Ballspielen ect..., 7:30 Uhr Futter , 7:45 Leckerchen dann Ruhe bis...., der Hund darf mitlaufen, aber er steht nicht im Mittelpunkt, er wird nicht zu Spässchen animiert und nicht wirklich beachtet.....
Abends genau das selbe in umgekehrter Reihenfolge und nach der "Kopfhaut" gibt es bei uns kein Programm mehr! Dann gehen wir noch einmal "Pippi- machen" und dann ins
Bett. Da gibts kein Spiel mehr, kein Kümmern, kein Blödeln.
Gerade bei Eurem "Problem" sollten Rituale Euch erstmal helfen, den Racker runterzuholen.
( ich seh`s jetzt bei Topi wieder, für die wir wieder verstärkt die alten Rituale eingeführt haben, die hat sie nach 8 Wochen drauf, nach dem Frühstück haut sie sich ins Körbchen und schläft 2 Stunden ...kommentarlos. Sie weiss mittlerweile sehr genau, wann Programm geboten wird, wann gekämmt wird, wann es Futter gibt und wann Leckerchen und wann nix los ist und sie schlafen kann, ohne das sie was verpasst, sie kann entspannen und tut das dann auch freiwillig)..
Mein Vater hat immer gesagt: "Zucht und Ordnung"

, also liebevolle Konsequenz mit klaren Spielregeln und als "Krückstock" zu Anfang Ritualen. Hunde sind Langweiler, sie lieben den ewig gleichen Trott...
Viel Glück.
LG Bine