Hallo zusammen, hallo Kerstin,
Ich finde diese Beispiel sehr interessant weil es zeigt, wie schnell von Hunden bestimmte Verknüpfungen (oder auch Fehlverküpfungen) ohne unser bewusstes Zutun erlernt werden können. Wenn das schon mit mit unbewussten Belohnungen so gut klappt, wie schnell kann der Hund falsche Verhaltensweisen durch eine unzeitgerechte Bestrafung erlernen?
Rover hat geschrieben: Hund denkt und reagiert einfach mit anderer Logik als wir.
Willkommen im Club...
Ja, unsere Terrier sind scheinbar besonders clever darin, uns in ihrem Sinne zu manipulieren.
Sie erfinden Spiele und bringen sie uns bei...man könnte fast meinen, sie erziehen uns...
Meiner Meinung nach handelt es bei Rogers Spiel, um eine in rasanter Geschwindigkeit erlernte Verhaltenskette:
Zum Fenster laufen, bellen, den Abruf abwarten und die Belohnung einstreichen...
Wie sie sich gebildet hat, wird man kaum nachvollziehen können. Möglicherweise so oder so ähnlich:
Ein zunächst ein selbstbelohnendes Verhalten (das Bellen am Fenster) löst bei Euch Aufmerksamkeit aus, vielleicht auch ein anerkennendes (unbewustes) Lob für seine Wachsamkeit...
Das kann für ihn schon Belohnung sein.
Später wurde von Euch noch das Abrufen und Kommen hinzugefügt und anschließend die gesamte Verhaltenskette mit Leckerchen belohnt...
Auslösendes Signal für eine solche Kette ist in diesem Fall nicht ein Kommando, sondern eine ganz bestimmte Auslösesituation. Ihr sitzt am Kaffeetisch...es wird mit Geschirr geklappert... bestimmte Personen sind anwesend usw. Die gesamte Situation ist für Roger ein Signal, das es Erfolg haben wird, wenn er nun am Fenster anfängt zu bellen... Er bekommt Aufmerksamkeit und danach auch noch Leckerchen...was will ein Cleverdale mehr

...
Ich hatte es schon mal geschrieben, Felix hat mich auch ganz gut angelernt:
Felix spielt mit mir zuweilen ein etwas merkwürdiges, skuriles Spiel. Er hat es erfunden...und mir beigebracht. Das es für ihn ein Spiel ist habe ich jetzt erst richtig erkannt...
Wir haben zwei Bereiche im Garten die ich von Beginn an tabuisiert habe. Den Gemüsegartenbereich und den Gartenteich. Trinken und Pfoten kühlen ist im Teich erlaubt, baden nicht.
Mag sein, das es Zufall war, dass Felix ein Spielzeug in den Teich gefallen ist. Ich habe mich dann im Laufe der Zeit schon mal gewundert dass der Ball mal im Teich schwamm, mal in den Gemüsegarten gerollt war. Felix fixiert leise fiepend zuerst mich und anschließend das Objekt seiner Begierde.
Viel habe ich mir bisher dabei nicht gedacht, das Spielgerät herrausgeangelt und in seine Richtung geworfen.
Gestern hat sich das Prozedere im Laufe des Abends dreimal wiederholt, ich konnte von der Terrasse aus sehen wie Felix ganz unauffällig und bedächtig, Stück für Stück, den Ball in den Teich gerollt hat, mit voller Absicht, wie ich nun weiß.
Er darf ja nicht in den Teich, also marschiere ich los und hole ihm den Ball. Felix ist begeistert was man Menschen so alles beibringen kann ... wedelt mit dem Schwanz dazu, und ich kann mir nicht helfen, aber ich denke er hat einen "schelmischen" Gesichtsausdruck dabei...
Zu den Gegenmaßnahmen wurde schon einiges gesagt ich versuche mal kurz zusammenzufassen:
Unerwünschte Verhalten verschwinden unter anderem, wenn sie:
-
nicht mehr belohnt werden (bei selbstbelohnenden Verhaltensweisen, schwierig)
-
bestraft werden ( meiner Meinung nach meist nicht empfehlenswert)
- es kann sinnvoll sein die
Auslösesituation zu
vermeiden
Um unerwünschte Verhaltenweisen dauerhaft abzustellen, ist es oft ratsam dem Hund
Ersatzhandlungen anzubieten ( z.b. sich auf seine Decke legen) die man dann fördert und belohnt.
Aber aufpassen das sich keine neuen Verhaltensketten dabei bilden...
Ebenfalls möchte ich hier nur ganz kurz anfügen das man auch unerwünschte
Verhalten unter Signalkontrolle ( ein Hörzeichen zuordnen) bringen kann. Dann hat man meist auch die Möglichkeit das Verhalten mit einem Abbruchsignal zu beenden.
LG
Freddy, mit dem hellen Felix