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von Freddy » Mi 28. Jul 2010, 20:12
Hallo zusammen,
ich bin etwas "gespalten" was den Artikel oben angeht. Einerseits steckt viel Wahres darin, einiges davon würde ich sogar unterschreiben.
Andererseits wird aber stark pauschaliert, übertrieben und es werden auch einige Vorurteile, wie sie z.B. an Stammtischen zu hören sind, bedient.
Beispielsweise schreibt der Autor:Viel gravierender aber ist, dass sich Hund und Halter einander bedenklich entfremdet haben....das ist vielleicht der subjektive Eindruck des Autors, ich könnte mit dem gleichen Recht das Gegenteil behaupten...
Ein übergroßer Teil der Halter ist aber weder bereit noch in der Lage, seine Hunde sachgerecht und erfolgreich zu erziehen....auch das finde ich auch etwas überzogen...
Die weitaus meisten dienen als Kinderspielzeug, Partner- oder Kinderersatz, als Statussymbol, modisches Accessoire oder Sportgerät, oder sind aus einer Laune heraus angeschafft und längst lästig geworden.
Natürlich gibt es solche Fälle und das ist schlimm, aber das kann man meiner Meinung nach nicht verallgemeinern. Oder daraus ableiten, das früher alles besser war, auch die Zukunft...um mit K.Valentin zu sprechen..
Bei unsere Kyrillwanderung waren 14 Airedales (soweit ich weiß durchweg "Familienhunde") mit uns im Biergarten, nicht einer hat sich so benommen, wie sich in dem Artikel 6 von 7 Hunden benommen haben...womit ich nicht sagen möchte, das es so etwas nicht gibt. Aber in der Häufung (?)... ungezogene Hunde gab es vor 30 oder 40 Jahren auch schon.
Es wimmelt in der Szene von wohlmeinenden, aber konzeptlosen Autodidakten, selbsternannten Gurus und „Hundeflüsterern“, die sich am liebsten mit dem Etikett „gewaltfrei“ schmücken. Sie versprechen grenzenlose Harmonie in der „Partnerschaft von Mensch und Tier“, rasche Wunderheilungen von Verhaltensstörungen und verteufeln jede Strafeinwirkung als Tierquälerei....
...auch hier wird sehr dick aufgetragen...Vielleicht bin ich auch einfach mit den falschen Hundefreunden zusammen, jedenfalls kenne ich solche Hundehalter oder Ausbilder nicht.....
Natürlich kann man seinen Hund althergebracht mit "Lob und (positiver)Strafe" erziehen und ausbilden. Man kann aber auch neue Erkenntnisse nutzen und seinen Hund weitgehend motivational mit Futterbelohnung, über Spielzeug oder mit dem Clicker ausbilden. Das hat mit "antiautoritärer Erziehung" überhaupt nichts zu tun. Viele Hundetrainer, Ausbilder und erfolgreiche Hundesportler arbeiten zum Wohl ihrer Hunde mit diesen Methoden. Ich verstehe nicht, was daran schlecht ist, wenn man gelernt hat seinen Hund weitgehend gewaltfrei auszubilden?
Ich habe meinen Hund weitgehend ohne Strafe, aber durchaus mit Grenzen und autoritär erzogen. Er hört im allgemeinen „auf's Wort“, obwohl er nicht wie ein Roboter funktioniert (und auch nicht soll!). Er wäre, um bei der oben erzählten "Geschichte" zu bleiben, der Hund fünf, der artig unterm Tisch liegt.
Felix erkennt mich gerne als „Leitwolf“ an, gehorcht freudig, nicht aus Angst vor Strafe oder noch schlimmer aus Angst vor mir.
Damit haben sie natürlich mehr Glanz und Zulauf als bodenständige Ausbilder, die ganz herkömmlich mit Lob und Strafe arbeiten, auf konsequenter Unterordnung bestehen und den Haltern einen langen, steinigen Weg und einen lebenslangen Lernprozess prophezeien.... Er(der Hund) ist ein Rudel- und damit Rangordnungstier... Er folgt seinen angeborenen Impulsen (Hetz-, Beute-, Sexualtrieb), wenn sie nicht von Anfang an schon in kleinsten Ansätzen konsequent gebremst werden - das lässt sich nicht ausschließlich mit Lob und Leckerchen erreichen.
Ich könnte ihm das Gegenteil beweisen.....und frage mich natürlich, wie er den Sexualtrieb konsequent bremsen will. Beim Beutetrieb kann ich es mir allerdings vorstellen, wenn man dort Strafe zeitnah als Erziehnugsmittel einsetzen will, geht das meist nur per "Knopfdruck". Nicht zeitnahe und angepasste Strafen sind komplett sinnlos!
Im übrigen denke ich, man kann die Erziehung von Kleinkindern und Hunden, ich habe beide mit Erfolg erzogen, m.E. durchaus vergleichen. Die Grundlagen gleichen sich...
LG
Freddy mit Felix
PS: Zudem möchte ich noch anfügen das "antiautoritäre Erziehung", für die ich hier nicht plädieren möchte, oft verwechselt wird mit "gar keine Erziehung".