Omerta, das Gesetz des Schweigens

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terriertussi

Re: Omerta, das Gesetz des Schweigens

Beitrag von terriertussi » Fr 11. Feb 2011, 22:28

Hallo Gaby,

das sehe ich auch so. Dazu kommt, dass nach meinen Erfahrungen die "richtigen" schweren Krankheiten erst bei den alten Hunden ab 9 Jahre auftreten. wenn das damals die durchschnittliche Lebenserwartung war, waren die Tiere eben "gesund"...

Benita

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kenzo
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Re: Omerta, das Gesetz des Schweigens

Beitrag von kenzo » Fr 11. Feb 2011, 22:53

Hallo zusammen: Gaby, Lutz, Freddy, Rosi, Nicole, Benita und die anderen Schreiber in diesem Thread,
Nicole schrieb: Ich hoffe, dass es in 10, 20 Jahren noch die Möglichkeit gibt einen gesunden Airedale zu kaufen.
Meiko hat mich mit seiner Vitalität im Spessart begeistert. Er war schon 13 Jahre alt.
Kenzos Vater wurde letzten Herbst bei guter Gesundheit 13 Jahre alt und ist laut Tina immer noch gut dabei.
Kenzos Mutter wird nächste Woche 11 Jahre alt und hat über 50 Airedales das Leben geschenkt.
Kiwis Mutter ist mittlerweile 10 Jahre alt und es geht ihr laut Lena sehr gut.
Kiwis Vater ist fast 4 Jahre jünger als Kenzo, aber das tut hier nichts zur Sache.
Meine erste Hündin Georgette wurde 14, meine zweite Hündin Espe 11, aber da war ich selbst Schuld.

Was will ich damit sagen: Wir haben hier, zumindest in vielen Linien, noch eine verdammt gesunde, zähe und langlebige Rasse!

Wenn wir weiterhin züchterisch richtig selektieren, sehe ich hier kein Problem auf uns zukommen!
Ansonsten gibt es dann in zwanzig Jahren, sicher noch die Möglichkeit mit Tiefkühlsperma von gesunden Rüden zurück zu züchten.
Ich werde demnächst etwas von Kenzo einfrieren lassen.

Einen schönen Abend noch wünschen
Uli mit K&K
Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird!

Eddi

Re: Omerta, das Gesetz des Schweigens

Beitrag von Eddi » Sa 12. Feb 2011, 00:52

Hallo,

zu dem Gerücht, früher wurden die Hunde älter und hatten nicht soviel Krebs-und-so, noch mal ein paar Gedankengänge:
- früher war eh alles besser
- früher starben auch weniger Menschen an Krebs-und-so, sie starben an banalen Infektionen (Antibiotika wollten auch erst entdeckt, erkannt und entwickelt werden)oä, meist viel früher als heute, da hatte kaum einer die Gelegenheit an den sog. "Alterskrankheiten" zu sterben
- früher konnte man viele Erkrankungen nicht dignostizieren, bei Mensch und Hund, später lernte man dann die "neuen" Krankheiten erkennen, inzwischen ist man sogar dabei für viele, die vor wenigen Jahren noch tödlich verliefen, Therapien zu erarbeiten
- aber wenn zB dem Hundebesitzer für seinen Hund eine "Chemo" empfohlen wird, lehnt er ab, warum?
- je älter wir werden, umso eher bekommen wir auch "Alterserkrankungen"
- je weiter wir uns von der Natur entfernen, umso eher werden wir an Zivlisationnskrankheiten sterben; früher wurden wir halt vom Säbelzahntiger gegessen, heute vom selbstangeräucherten Lungenkrebs
Warum soll es unseren Hunden da anders gehen?

Die statistische Lebenserwartung ist wieder so ein Faktor, da gehen alle Todesfälle ein und je höher die Produktion von "Ausschuß" ist, umso mehr drcükt der die Statistik nach unten. Lutz zB ist gern bereit hier der Statistik Glauben zu schenken. Zeigt man ihm eine, wo kastrietrte Hunde älter werden, hält es sie für manipuliert. Ts, also entweder glaube ich nun an Statistiken oder nur an die, die ich selber gefälscht habe, um bei dem berühmten Zitat zu bleiben, das Churchill unterstellt wird.
Wer zählt die Mischlinge und ihre Jahre? Wenn die soviel gesünder wären, wäre es in der Tat ein Indiz für genetische Probleme, aber ich sehe in mienem Patientengut keinen Unterschied in der Erkrankungshäufigkeit. Bestimmte Rassen mögen bestimmte Erberkrankungen haben (ein grusliges Beispiel sind die genannten DCM-Dobis) und ja Zivilisationskrankheiten nehmen in der Tat zu. Diabetes mellitus, Herzinsuffizienzen, Arthrosen. Und möglicherweise ist der einzelne Hund heute nicht kränker, sondern einfach seine Lustlosigkeit besser mit lateinischen Namen versehen?

Meine Gedanken heißen nicht, daß ich mir keine Sorgen um die ATs mache und gern hätte, daß solche Erkrankungen wie ED gar nicht erst zu echten Problemen in Bezug auf die ganze Zucht werden.
Ich freue mich ,hier Engagement vor zu finden. (Auch wenn ich skeptisch bleibe, daß das GRos der Züchter und "Verbraucher" mitmachen oder es wenigstens honorieren würde).
GabyP hat geschrieben:aber der Florida-Puma, der Köngsgepard und andere wären nicht mehr vorhanden, wenn nicht aus ganz wenigen Tieren wieder eine Population gezüchtet worden wäre. Przewalsky-Pferd, Wisent, Auerochs, Bison - von Genvielfalt können die aber auch nur träumen. Mir ist nicht bekannt, daß die enge Zucht/Rückzüchtung die heutige Population "krank gemacht" hätte.
Hmja, teils-teils.
Auch in diesen Zuchten kommt es zu Problemen und sei es "nur" die nachlassende FRuchtbarkeit. Ich hab da aber nix konkretes zur Hand, nur dumpf im Hinterkopf, daß ich da bereits vor längerem zu den Przewalskys entsprechendes gelesen hab.
Und die haben knallharte Programme, wer mit wem und so, damit sie möglichst genetisch gemischt bleiben und fliegen ihre paar Viecher rund um die Erdkugel, um ihre Zuchtprogramme zu schaffen.
Und bei vielen Arten hat es ja nicht geklappt. In freier Wildbahn schaffen es anscheinend manche Arten kurz vor der Ausrottung mit ein paar wenigen Individuen eine neue Population aufzubauen, andere sterben halt dennoch aus.
Aber es ist schon richtig, daß viele Rassen/Arten ( meist wilde) mit einem Genpoolauskommen müssen, der eher ein Tröpfchen als ein Pool ist. Oder denkt mal an den Goldhamster: ein einziges Weibchen war für über 40 Jahre die "Stammutter" aller Haus- und Laborhamster, ehe wieder wenige Wildfänge in die Zucht genommen wurden.

Vielleicht wäre ein Baustein zur Lösung unseres Problems, wenn man heraus bekäme, weshalb der Flaschenhals bei diesen Arten weniger Beschränkung ist, als zB in der Rassehundezucht. Und vor allem, ob man nochmal auf dieses Ausgangsniveau zurück kommen könnte, von dem aus die anderen Arten so scheinbar problemlos in ihre neue Zukunft gestartet sind.

Aber solange jeder sein eigenes Süppchen kochen will und keiner Verantwortung übernimmt, solange wird das wohl nix.

LG
Eddi
würde ja gern Mäuschen auf der ZV spielen

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Re: Omerta, das Gesetz des Schweigens

Beitrag von lutz » Sa 12. Feb 2011, 14:02

Hallo AT-Freunde,

eines ist für mich aber auch klar. Ich habe als Züchter sehr wohl die Möglichkeit auf Gesundheit und der damit verbundenen Langlebigkeit Einfluss zu nehmen da dieses hauptsächlich eine Sache der Gene ist.
Ich muß hier nur die entsprechenden Tiere für die Langlebigkeit selektieren indem ich mir die Vorfahren derZuchttiere genau ansehe.
Inzucht jetzt mal hin oder her, es ist nicht nur seit (dem Statistikfan) Sarrazin bekannt das in entsprechenden Dörfern in Hinteranatolien durch Cousin und Cousinenheirat über Generationen bestimmte körperliche und geistige Gebrechen sehr häufig weitervererbt werden (was es früher auch bei uns in ähnlicher Form auf Inseln oder abgelegenen Dörfern gab), sondern es gibt wissentschaftlich belegt auch das sogenannte "Altersgen" das man heute noch in den sogenannten, meist abgelegenen Gebirgstälern, "Dörfern der Hundertjährigen" findet. Diese Langlebigkeit hat sich hier eben nur durch Inzucht in seiner positiven Form gezeigt.
Wenn ein Züchter wirklich als Zuchtziel Nummer 1 die Langlebigkeit ins Auge gefasst hat wird er aber zwangsweise Abstriche am Formwert und Wesen im Zuchtstandard machen müssen.
Ob uns aber dann noch die Hunde so gefallen, dass der Züchter diese auch verkaufen kann steht auf einem anderen Blatt, aber diese Zuchtmöglichkeit besteht.

Ich selbst habe einmal ein Airedale-Geschwisterpärchen kennengelernt das ganz ordentlich aussah und aus einem Tierheim von der damaligen Besitzerin geholt wurde. Ursprünglich hatte dieses AT-Pärchen wohl einem ahnungslosem Juppie gehört der Rüde und Hündin zusammen gekauft hatte und sich denn gewundert hatte , wie mir die neue Besizerin erzählte, "dass Geschwister so etwas tun" und die Hündin schwanger wurde.
Der Mann gab beide Hunde wohl aus Hilflosigkeit im Tierheim ab. Die dort geborenen Welpen konnte man dort recht schnell vermitteln aber die Elterntiere nicht bis die Frau sich deren annahm.
Der Rüde wurde 17 und die Hündin sogar knapp 18 Jahre alt. Die Hunde wurden in den letzten Jahren taub, so gut wie blind und ganz zuletzt auch noch inkontinent so dass die Frau die ganze zu ebener Erde liegende Wohnung auch noch mit Folie auslegen mußte. Das ist natürlich so eine Sache aber deren Tierärztin wollte die Hunde nicht einschläfern sonder sagte die Hunde wären in keiner Weise krank sondern nur ganz natürlich altersschwach.
Als der Rüde mit 17 Jahren dann an Altersschwäche starb habe ich die Frau einige Tage später zufällig getroffen und sie weinte noch bittere Tränen weil es dem AT doch am Abend vorher noch recht gut ging.

Ich hätte nur zu gern gewußt wie alt die Welpen dieses Geschwisterpaares wohl geworden sind.

Eddi@: dass früher alles besser war ist ja nun nichts Neues und dass wir Menschen je mehr in Krebsstatistiken auftauchen je älter wir werden auch nicht weil man den Krebs heute eher als das erkennt was er ist.
Früher vor CT und MRT hat man das gar nicht so genau wissen wollen. Auch ist es bekannt das früher mehr Menschen früh an Krankheiten starben die man heute gut behandekn kann und wir deswegen älter werden. Frage: warum eigentlich nur die Menschen und nicht die Hunde? Diese Frage müßte doch die Tiermedizin eigentlich konkret beantworten können. Da müßte sich m.E. doch eigentlich beim Privatpatienten Hund schon mehr getan haben wo es doch heute so viele neue Erkenntnisse und Diagnosemöglichkeiten gibt.
Aber dass mehrere Berner Sennhunde aus verschiedenen Zuchten, die ich hier kannte, alle im Alter von 5-7 Jahren an Krebs gestorben sind, gibt mir schon zu denken und zu rätseln was hier wohl im Argen liegt. Im Endeffekt hilft es nämlich auch nur sehr selten wenn ich einen an Krebs erkrankten Hund vor seinem Tod noch ein paarmal operieren lasse und mit Chemo traktiere und damit nur die Lebensqualität für sein Restleben einschränke.

Das intakte, unkastrierte Airedaleterrier oft wesentlich mehr Lebensfreude an den Tag legen hat mir gerade heute morgen mein Joker wieder bewiesen als er mit jugendlichem Elan und Temperament links und rechts des Weges und vorauslaufend die Kilometer abriss, so dass ich auf Schusters Rappen kaum mithalten konnte, weil er die Spur einer gut duftenden Hündin aufgenommen hatte.
Es gibt auch keine wissentschaftlich beründete Statistik dass das langweilige Hundeleben eines Kastraten länger dauert als das naturgemäße Leben eines intakten Hundes. Und wenn was hat der arme Hund als Eunuch eigentlich von so einem Leben ohne etwas was ihn so toll in Schwung hält und interessiert wie das andere Geschlecht?
Der kann doch unter Artgenossen gar nicht über das Thema Nummer 1 mitreden.


Viele Grüße von lutz mit Joker
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

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