Wie passt der Rüde zur Hündin?

Themen rund um das Zuchtwesen
Bine

Re: Wie passt der Rüde zur Hündin?

Beitrag von Bine » Di 22. Nov 2011, 10:03

Puhhh, dass ist immer schwer. Viele Deckrüdenbesitzer verlangen, das der Hündinnenbesitzer die Hündin hält, damit sie den Deckrüden nicht verletzt.
Manche Damen sind da gescheit zickig. happy_02
Andere sind nymphoman und der Deckrüde kann sich kaum in Sicherheit bringen. Auffällig ist, dass Hündinnen mit viel Artgenossenkontakt oder Rudelhaltung weniger Probleme beim Decken haben, als die einzeln gehaltene Hündin.
Wie entscheidet man, was Instinktlosigkeit ( was einen Zuchtausschluss mit sich bringen sollte ) und was nur mangelnde Prägung auf den Artgenossen Hund ist ( was ja nicht vererbt wird..) ??? Ich denke, dass sollte jeder Züchter selber entscheiden.
Grundsätzlich ist es so, dass ja 70 % der Welpen in Familienhände gehen, die nie mit ihnen züchten. Ist ein "normales Deckverhalten" da so wichtig ? Keine Ahnung, dass ist eine Diskussion, die man endlos führen könnte. Für den Züchter ist es schön, für den Familienhundehalter wahrscheinlich völlig egal, zumal ja viele so wieso kastriert werden und ein normales Fortpflanzungsverhalten gar nicht gewünscht ist. Und nun?
LG Bine

airenois
Benutzer
Beiträge: 985
Registriert: Fr 4. Jun 2010, 13:48
Wohnort: in Ostwestfalen

Re: Wie passt der Rüde zur Hündin?

Beitrag von airenois » Di 22. Nov 2011, 10:08

Bine hat geschrieben: Viele Deckrüdenbesitzer verlangen, das der Hündinnenbesitzer die Hündin hält, damit sie den Deckrüden nicht verletzt.
Als ehemalige Deckrüdenbesitzerin musste ich gerade schmunzeln. Hackel stieg auf "plazierte" Hündinnen nicht auf, für ihn gehörte es dazu
mit der Hündin zu laufen.....

LG
Nicole
Lieben Gruß Nicole & Ennox und Erle

Uschi

Re: Wie passt der Rüde zur Hündin?

Beitrag von Uschi » Di 22. Nov 2011, 12:24

Hallo Bine,
Bine hat geschrieben:und was nur mangelnde Prägung auf den Artgenossen Hund ist ( was ja nicht vererbt wird..)
gibt die Hündin ihr erlerntes Verhalten nicht an ihre Kinder weiter? Ich kannte eine Mischlings-Hündin, die sich nicht von fremden Menschen anfassen ließ. Sie hatte einen Wurf. Ihre Kinder waren ebenso misstrauisch wie sie selbst, obwohl sie im Wohnzimmer der Familie aufwuchsen. Ich denke, sie haben das gelernt von ihrer Mutter?

Genauso könnte es ja auch mit dem Umgang der Mutterhündin mit Artgenossen sein?

LG
Uschi

Benutzeravatar
menzelova
Benutzer
Beiträge: 237
Registriert: Mi 20. Okt 2010, 20:27
Wohnort: Potsdam

Re: Wie passt der Rüde zur Hündin?

Beitrag von menzelova » Di 22. Nov 2011, 12:40

Tja, Bine,
da hast Du eigentlich meine Frage beantwortet, indem Du viele Fragen hinzugefügt hast und ich denke, ich verstehe, was Du meinst. Es ist eben schwer zu entscheiden, was normal, gesund usw. ist, wenn der (Haus)Wolf nicht mehr in seiner eigentlich normalen Umwelt lebt. Wenn man als Mensch "A" sagt und in das natürliche Leben eingreift, dann muss man auch "B" sagen und die auftretenden Fragen beantworten auf die eine oder eben auf eine andere Weise... und es gibt wieder mal keine Patentrezepte, wie immer im Leben. :dog_wub

Für mich als Nichtzüchter ist es ganz spannend, was für Verhaltensfragen auch noch mit dem eigentlichen Deckakt auftreten können, abgesehen vom "passen".

Grüße und Danke
Birgit und Grisou

terriertussi

Re: Wie passt der Rüde zur Hündin?

Beitrag von terriertussi » Di 22. Nov 2011, 22:08

Hallo Ihr Lieben,

interessantes Thema. Und das, was GabyP sagt, kann ich tiefsten Herzens bekräftigen. Alle Bücher zu diesem Thema ziehen das Fazit: wenn Rüde und Hündin körperlich und geistig gesund sind und der richtige Zeitpunkt da ist, wird ein normaler Deckakt freiwillig vollzogen. In jedem anderen Fall sollte man sich fragen woran es liegt. Ist es der falsche Zeitpunkt? Dann ist es natürlich und klar, dass es nicht freiwillig funktioniert. Ist es 100%ig die richtige Zeit, dann sollte man sich m.E. darüber Gedanken machen, ob diese zwei „zueinander passen“ (Sympathie siehe vorige Beiträge) oder ob es nicht besser wäre, mit diesem Hund nicht zu züchten. Will sie /er nicht, würden sich diese Hunde höchstwahrscheinlich auch in der freien Natur nicht fortpflanzen. Sei es, weil sie die Instinkte dazu nicht haben, oder weil sie in der Rangfolge nicht „dran“ sind, oder weil mit ihnen irgendwas nicht stimmt….

Ich erzähl euch dazu mal was aus meinen Erfahrungen:
Meine erste Hündin „musste“. Warum? Weil ich in meinen Anfängen auf einen langjährig erfahrenen DSH-Züchter gehört habe, der sagte: Du musst am 11. Und am 13. Blutungstag zum Decken fahren. Also: gezählt, die Hündin eingepackt, beim Rüden die Unwillige festgehalten, den Akt unter Protest vollzogen. Und das so drei Mal. Es kamen immer Welpen; aber ich hab mich gefragt, ob das so das Richtige ist, war selbst sehr unglücklich. Beim dritten Mal war ich bei einem erfahrenen Züchter beim Decken, der mir erklärte, dass es noch zu früh sei!!!! Aber meine „Zeitplanung“ ließ mir keine Wahl. Und noch etwas Interessantes wurde mir gesagt: Hündinnen aus Familienhaltung als „Einzelkinder“ wie meine lassen sich lieber vom Besitzer decken als von einem Rüden. Dass sind verwöhnte Zicken… (wie Bines Statement) OHO!!

Ich behielt aus dem ersten Wurf eine Hündin. Die benahm sich beim Decken „ganz normal“: wir fuhren zum Rüden ( am 15.!!! Tag), ich hielt sie leicht, weil der Deckrüdenbesitzer das immer so macht, dass kam-sah- siegte- dran war, ohne Firlefanz - Ohne Protest wurde gedeckt,….
Nur ich fragte mich wieder: wo bleibt da der Spaß? Als ich das den Rüdenbesitzer fragte, lachte er mich aus: Tierische Natur hat keinen Spaß vorgesehen, sondern das Sichern des Fortbestandes der Art….

Mittlerweile habe ich schon einige Hündinnen in der Zucht (gehabt), wo es der Deckrüdenbesitzer wollte oder erlaubte, haben wir grundsätzlich die Hunde zusammen laufen lassen, und alles ist friedlich und freiwillig passiert. Deckzeitraum war immer zwischen 15. Und 21. Tag der Blutung….Die Zeiten der Vergewaltigung sind Gott sei Dank lange, lange vorbei….

Neulich war ich allerdings wieder Zeuge einer „Zicke“ , die leicht festgehalten werden musste - wieder ein „verwöhntes Einzelkind“ …

Um zu Jennys Ausgangsfrage zurück zu kommen: Ich würde mir schon sehr Gedanken darüber machen, warum das nicht „natürlich“ klappt… gerade, wenn es auch immer derselbe Rüde ist - den sollte die Hündin dann doch wohl langsam kennen…
Wobei ich hier auch vielen meiner Vorredner beipflichte: Man kann sich bei solcher Praxis darüber streiten, ob das Sinn und Zweck der „Zucht“ ist, Tiere zu verpaaren, die natürlich nicht können und dann immer wieder denselben Partner zu wählen…. Und noch eine Bemerkung nebenbei: Wenn eine Hündin mit 15 Monaten die ZZL erhält und mit 2 Jahren jährlich zur Zucht benutzt wird, kann sie theoretisch 7 Würfe großziehen. Bei vielen Züchtern werfen Hündinnen maximal 3- 4 Mal…., bei einigen Namhaften sogar nur 1 bis 2 Mal….
Nachdenkliche Grüße
Benita

Uschi

Re: Wie passt der Rüde zur Hündin?

Beitrag von Uschi » Mi 23. Nov 2011, 11:35

Hallo,
Bine hat geschrieben:Grundsätzlich ist es so, dass ja 70 % der Welpen in Familienhände gehen, die nie mit ihnen züchten. Ist ein "normales Deckverhalten" da so wichtig ?
ich würde mir wünschen, dass alles am Hund "normal" ist. Freilich will der größte Teil nicht züchten. Aber mit dem Verlust des normalen Deckverhaltens kann doch auch anderes womöglicherweise nicht mehr stimmen.

Wo setzt man die Grenze, bis zu der man noch tolerant ist, was alles "nicht zu stimmen" braucht?


LG
Uschi

Benutzeravatar
lutz
Benutzer
Beiträge: 2317
Registriert: Mo 25. Jan 2010, 20:14
Wohnort: Bremen

Re: Wie passt der Rüde zur Hündin?

Beitrag von lutz » Mi 23. Nov 2011, 12:32

Hallo AT-Freunde,

das sehe ich genau wie Uschi und dass ein Großteil der Hunde sowieso kastriert wird ist nun wirklich kein Grund für mich auf einen auch sexuell normal reagierenden Hund zu verzichten.
Im Gegenteil bin ich der Meinung wenn alle gezüchteten Hunde auch mit einem normalen Sexualverhalten erzüchtet würden, könnte man auf den überwiegenden Teil der Kastrationen verzichten.
Dies gilt selbstverständlich auch für Hunde die nicht in die Zucht gehen.

Viele Grüße von lutz mit Joker
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

Jenny

Re: Wie passt der Rüde zur Hündin?

Beitrag von Jenny » Mi 23. Nov 2011, 15:01

Ich frag mich jetzt wirklich, was bei der Hündin nicht stimmen soll. Bei Frauen, die sich künstlich befruchten lassen,
redet man ja auch nicht davon, das hier was nicht stimmt. Also ich zumindest nicht. :dog_wink

Benutzeravatar
lutz
Benutzer
Beiträge: 2317
Registriert: Mo 25. Jan 2010, 20:14
Wohnort: Bremen

Re: Wie passt der Rüde zur Hündin?

Beitrag von lutz » Mi 23. Nov 2011, 15:20

Hallo Heike,

na die Antwort ist doch wohl einfach.
Frauen die sich künstlich befruchten lassen haben einen Kinderwunsch aber können auf normalem Weg aus verschiedensten Gründen, meist organischen, keine bekommen.
Eine Hündin die den Deckakt instinktiv nicht zulassen will, hat sicher keinen.
Zumindest möchte sie keine Welpen mit dem vorgesehenen Deckrüden haben.
(Die paar Lesben die zwar gerne ein Kind möchten dafür aber keinen Mann in ihre Nähe lassen wollen, lassen wir mal außen vor).
Ich glaube auch nicht dass diese Sachen sich direkt miteinander vergleichen lassen.
Das ist etwas unglücklich gewählt.

Viele Grüße von lutz mit Joker
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

Jenny

Re: Wie passt der Rüde zur Hündin?

Beitrag von Jenny » Mi 23. Nov 2011, 20:22

Hallo Lutz,

so einfach ist die Antwort dann wohl doch nicht. Ich könnte Dir sofort hier etliche Gründe für eine künstliche Befruchtung nennen.
Geht aber dann doch etwas weit am eigentlichen Thema vorbei. Du sprichst sehr viel in deinen Beiträgen von Normalität, sprich
du setzt viele für andere "normale" Sachen in den Grenzbereich, weil es nicht deiner Normalität entspricht. Was ist nun normal ?
Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Gott sei Dank.

Ich konnte mir allerdings für meine Entscheidung sehr viel aus allen Beiträgen rausnehmen. Vielen Dank. Wichtig für mich: meine ausgewählte Hündin ist
1. ein bildschöner Hund, 2. lebt gut sozialisiert in einen Hunderudel in der Familie, 3.ED-HD-PRA-frei, 4. Menschen und Kindern freundlich gegenüber,
5. keine Massenzucht. Für mich ist die Entscheidung damit gefallen. Eine Frage stellt sich allerdings noch, nehme ich einen oder
zwei Welpen von dieser "Sorte". Züchten nicht vorgesehen :dog_wink Ich werde Euch auf jeden Fall nächstes Jahr den oder die kleinen dann mal vorstellen.
Freuen uns auf jeden Fall schon riesig.

Werfe hier noch eine vielleicht interessante Frage auf zum Thema Blutauffrischung. Was haltet ihr von Hunden und Zuchtlinien
ohne KfT-Papiere ?

Freu mich auf die Antworten.

LG Heike und Marko (übrigens ein Mann, nämlich meiner :dog_wink )

Antworten

Zurück zu „Zucht“