JRD - Betrachtung züchterischer Aspekte

Themen rund um das Zuchtwesen
Bine

Re: JRD -Juvenile Nephropathien (Thema aufgesplittet)

Beitrag von Bine » So 29. Apr 2012, 15:23

Jackson hat geschrieben:Hallo Raquel,

wir hätten, falls der Test valide ist, ein Elternpaar, das homozygot mutant ist (Chromosom 17, das für die JRD verantwortlich ist). Das wäre doch der Beweis für die JRD und dass wir nicht mehr betroffene Welpen haben, würde an der geringen Penetranz liegen.
nein, sie könnten auch an:

XLAS (X Linked Alport Syndrom) - X chromosal dominant vererbt!!! Genort Chromosom X
Alport Syndrom (AS /hereditäre Nephritis/HN)- familiäre Vererbung, wahrscheinlich polygen: genetisch-metaphylaktische Massnahmen= Ausschluss ganzer Familien aus der Zucht; Genort nicht lokalisiert
ADAS (Autosomal Dominant Alport Syndrom) - autosomal dominant : kein Gentest verfügbar
ARHN (Autosomal Recessive Hereditary Nephropathy)- autosomal rezessiv vererbt ; Genort Chromosom 25

oder an einem angeborenen Defekt leiden.
Die beiden Welpen sind Rüden, dass würde doch theoretisch eher für XLAS sprechen? Es könnte aber auch ARHN sein, würde auch eher erklären, warum die Welpen scheinbar auch nach dem Absetzen gesund erschienen? Für AS würde die Häufung in bestimmten Linien und das spätere Erkrankungsalter sprechen!?
Was ist es denn nun? JRD oder AS oder XLAS oder oder oder?
LG Bine

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Re: JRD -Juvenile Nephropathien (Thema aufgesplittet)

Beitrag von Regine » So 29. Apr 2012, 16:52

Hallo Benita,
wurde denn je eine Differenzialdiagnose gestellt oder wurde nur auf JRD untersucht?
VG Regine
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Jackson

Re: JRD -Juvenile Nephropathien (Thema aufgesplittet)

Beitrag von Jackson » So 29. Apr 2012, 18:29

Hallo zusammen,

@ Gaby,

der Sachverhalt ist mir schon klar.

@ Bine,

hilf mir mal bitte. Wenn ich den derzeitig angebotenen Gentest durchführen lasse, und diese Chromosomenabberation, welche auf dem 17. Chromosom sitzt und für die genotypische JRD zuständig ist, können doch die anderen von Dir genannten Erkrankungen (AS XLAS, ADAS,ARHN) ausgeschlossen werden. Oder verstehe ich da was falsch? Kann mir jemand derzeit versichern und belegen, dass der Test quasi nicht zu verwenden ist, weil falsch positive od. negative Ergebnisse herauskommen?

@ Regine,

natürlich muss die Erkrankung auch noch bewiesen/bestätigt werden, da bin ich ganz bei Dir. Aber auch im Fall der Dame, die an Brustkrebs erkrankt ist, auch wenn erstmal noch nicht bewiesen, aber die genetische Disposition besteht, geht man doch mit dem Knoten in der Brust ganz anders um, oder? In dem Fall würde man sogar zuraten, die Brust abzunehmen bevor überhaupt ein Krebs entstehen kann.
Bei der Pankreatitis haben wir, was die Entstehung durch den Alkohol betrifft, GsD keine gen. Disposition zu fürchten :dog_wink .

@ all,

ich bin halt der Auffassung, dass wir alle noch lange nicht aufgeklärt sind. Panik in beide Richtungen ist sicher nicht angebracht. Hinterfragen ist gut und richtig. Wenn der Test nun aber in fehlerfreier Version zur Verfügung steht, dann ist das doch ein Anfang. Es kann doch nicht sein, dass die homozygot mutant getesteten Hunde abgetan werden. Ich bin dafür Infos zu sammeln, die natürlich auch eine Sinnhaftigkeit ergeben müssen.
Ich wäre dafür, dass dort wo Welpen sterben, die Elterntiere auf JRD untersucht werden und bei den verstorbenen Welpen eine Nierenbiopsie durchgeführt wird. Panik ist nicht angesagt, dafür ist die Penetranz viel zu gering. Aber durch das momentane Wissen um homozygot mutant getestete Hunde, tragen wir auch Verantwortung. Verantwortung für jeden einzeln erkrankten Hund und deren Besitzer. Ähnlich dem:

Ein kleiner Junge lief am Strand entlang, nahm behutsam Seestern für Seestern in die Hand und warf sie zurück ins Meer.
Da kam ein Mann vorbei. Er ging zu dem Jungen und sagte:
“Du dummer Junge! Was du da machst ist vollkommen sinnlos. Siehst du nicht, dass der ganze Strand voll von Seesternen ist? Die kannst du nie alle zurück ins Meer werfen! Was du da tust, ändert nicht das Geringste!”
Der Junge schaute den Mann einen Moment lang an. Dann ging er zu dem nächsten Seestern, hob ihn behutsam vom Boden auf und warf ihn ins Meer.
Zu dem Mann sagte er: “Für diesen Seestern ändert sich was!”

In unserem Fall vielleicht für zukünftige Einzelfälle.

Liebe Grüße
Annette

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Re: JRD -Juvenile Nephropathien (Thema aufgesplittet)

Beitrag von Regine » So 29. Apr 2012, 20:56

Hi Annette,
ich denke, dass wir eigentlich nicht soweit von einander entfernt sind. Es gäbe sicher nicht diese Diskussion um die JRD in diesen beiden Fällen, wenn die betroffenen Züchter belegen könnten , dass die Hunde an JRD erkrankt sind. Das bekommt man aber nur über eine Biopsie raus. Der Großteil aller homo und heterozygoten Anlageträger erkrankt nicht.
Desweiteren bin ich beim Gentest einfach ein wenig vorsichtig, wenn er für soviele verschiedene Rassen gilt und nicht verizifiert ist. Ein Bsp aus der Pferdewelt:
der KM1-Gentest -ermöglichte die Unterscheidung von reinerbigen und mischerbigen tobiano-gescheckten Pferden . Der Test wurde 2002 in Amerika entwickelt.
Er arbeitet sehr zuverlässig beim Tinkerpferd , Paints und Pintos, nicht aber beim Lewitzer(Ponyrasse aus Mecklenburg -Vorpommern überwiegend Tobianoschecken).
LG Regine
Zuletzt geändert von Regine am So 29. Apr 2012, 21:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: JRD -Juvenile Nephropathien (Thema aufgesplittet)

Beitrag von lutz » So 29. Apr 2012, 21:19

Hallo AT-Freunde,

nur mal so am Rande zu den Gentests. Da gibt es nicht nur immer die reine Freude über neue medizinische Möglichkeiten, sondern das Ding hat auch eine Kehrseite.
Seitdem die Gentechnologie so auf allen möglichen (und auch unmöglichen) Gebieten auf dem Vormarsch ist, werden weltweit immer mehr Versuchstiere speziell dafür benötigt. Allein für Deutschland werden jährlich insgesamt ca. 2 Millionen Versuchstiere benötigt.
Und das sind nicht nur alles Mäuse und Ratten sondern auch jede Menge Laborhunde die für die Forschung auf diesem relativ neuem Gebiet ihr Leben lassen müssen.
Denn selbst wenn man auf anderen Gebieten heute keine Versuchstiere mehr benötigt weil es andere Möglichkeiten in der Forschung gibt, in der Gentechnologie geht dieser Weg eher in die entgegengesetzte Richtung.

Viele Grüße von lutz mit Joker
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Re: JRD -Juvenile Nephropathien (Thema aufgesplittet)

Beitrag von Teddy01 » So 29. Apr 2012, 21:37

Hallo Lutz,

da bin ich voll und ganz deiner Meinung. Und mir läuft es eiskalt den Rücken runter, wenn ich daran denke. Finde es super, dass du hier drauf aufmerksam machst. Vor allem ist das irgendwie auch abartig, es müssen Tiere ihr Leben lassen, dass dann vllt. andere gesund auf die Welt kommen. Was mich an den ganzen Tierversuchen zusätzlich noch ärgert ist, dass es sehr oft auch ohne geht. Nur einfach teurer und aufwendiger ist.

Liebe Grüße
Raquel
"Ein Tierfreund zu sein, gehört zu den größten seelischen Reichtümern des Lebens."(Richard Wagner)

terriertussi

Re: JRD -Juvenile Nephropathien (Thema aufgesplittet)

Beitrag von terriertussi » So 29. Apr 2012, 22:01

Hallo Regine,

bei beiden Hunden wurden von mehreren verschiedenen TÄ die Diagnosen unabhängig voneinander gestellt; es wurde bei beiden mehrfach Ultraschall durchgeführt und auch mehrfach Blut gezogen. Die Besitzer waren in verschiedenen Kliniken. Nur eine Biopsie wurde nicht durchgeführt, ansonsten wurden viele Werte, auch Urin, erhoben.
Die Diagnosen waren unabhängig voneinander gestellt und liefen immer auf angeborene Nierenerkrankungen heraus.

Benita

Uschi

Re: JRD -Juvenile Nephropathien (Thema aufgesplittet)

Beitrag von Uschi » So 29. Apr 2012, 22:02

Hallo Benita,

aber "angeborene Nierenerkrankung" heißt doch nicht, dass es JRD ist.


LG
Uschi

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Re: JRD - Betrachtung züchterischer Aspekte

Beitrag von Regine » So 29. Apr 2012, 22:19

Hi Benita,
Also ich sehe das anders. Wir sprechen gerade von einer Biopsie am lebenden Tier. Und das, mit Verlaub gesagt, würde auch ich, egal welche Krankheit, ums Verrecken nicht machen lassen(Benita)
In puncto Biopsie möchte ich doch noch einmal kurz was einwerfen .
Eine Biopsie ist immer eine Entnahme von Material am lebenden Organismus.
Es gibt verschiedene Formen der Biopsie. Je nach Instrument spricht man von Feinnadel, Nadel, Stanz-biopsie Kürettage.....
Es ist meist ein minimalinvasiver Eingriff .
Menschen , die sich als Knochenmarkspender zur Verfügung stellen stimmen einer Stanzbiopsie zu-sprich es wird Knochenmark aus den Plattenknochen gestanzt(Becken oder Sternum)Gehst du zu Endoskopie oder Rektoskopie werden dir oft Zellen entnommen..... Jede Punktion ist eigentlich eine Art von Biopsie , auch die Fruchtwasserpunktion oder die Kniegelenkspunktion...
Lässt du das alles niemals machen???
Jede Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt wo Zellen entnommen werden ..... ,Magenspiegelung....alles Biopsien.
Würdest du das alles nicht machen???
Oder bei dir schon , beim Hund nicht???
Eine OP bei Magendrehung ist ein weit größerer Eingriff, jede Kastration ist ein größerer Eingriff als eine Biopsie und würdest du das am lebenden Tier machen lassen?
LG Regine
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Re: JRD - Betrachtung züchterischer Aspekte

Beitrag von Teddy01 » So 29. Apr 2012, 22:31

Hallo Benita,

so langsam finde ich die ganze Geschichte immer merkwürdiger und widersprüchlicher:
terriertussi hat geschrieben: bei beiden Hunden wurden von mehreren verschiedenen TÄ die Diagnosen unabhängig voneinander gestellt; es wurde bei beiden mehrfach Ultraschall durchgeführt und auch mehrfach Blut gezogen. Die Besitzer waren in verschiedenen Kliniken. Nur eine Biopsie wurde nicht durchgeführt, ansonsten wurden viele Werte, auch Urin, erhoben.
Die Diagnosen waren unabhängig voneinander gestellt und liefen immer auf angeborene Nierenerkrankungen heraus.
in Kathrins Artikel klingt das ein bischen anders:
Kathrin auf kft Seite hat geschrieben:Im Laufe der Zeit standen mehrere Diagnosen im Raum, angefangen von Zystenniere bis hin zur Diagnose gar keine Nieren, war so ziemlich alles dabei [...]
Während all dieser Zeit verbrachte ich viele Stunden vor dem Computer, versuchte eine Diagnose zu finden. Aber nichts war greifbar.Viele Stunden habe ich mit Tierärzten gesprochen. Alle kamen zum gleichen Ergebnis: „Das kommt immer mal wieder vor. Das ist die Natur.” [...]
Die weitere Recherchen im Internet deuteten auf eine Erbkrankheit namens Juvenile Nierendysplasie JRD hin. Ich studierte tagelang alle möglichen Seiten zur JRD, las Berichte von Betroffenen, verglich Blutwerte Krankheitsverläufe, und und und.....alles passte. Hinzu kam eine Dissertation von 1994 von einer Tierärztin aus Norddeutschland, Frau Dr. Dagmar Meyer-Ziehm, Juvenile Nephropathien des Hundes, die feststellte, dass neben anderen Hunderassen auch der Airedale von JRD betroffen sei.
Wie Bine so schön schrieb: "Eine ergoogelte Erbkrankheit. "
Und noch dazu von keiner Tierärztin.
So und nun?? Langsam komme ich mir hier echt ein bisschen verar***t vor. Tschuldigung, aber ihr solltet euch echt mal auf eine Geschichte einigen.
Und jetzt kommst du!

Raquel
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