JRD - Betrachtung züchterischer Aspekte

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Regine
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JRD - Betrachtung züchterischer Aspekte

Beitrag von Regine » Di 17. Apr 2012, 17:57

Hi ihr,
ich möchte einen Teil des Themas JRD mal hier rüberziehen um es mal unter dem Aspekt der Zucht zu diskutieren.
Kurze Zusammenfassung:
JRD ist eine autosomal dominate Erbkrankheit mit einer Penetranz von 5% also einem geringen Ausbruch der Krankheit.Umzu erkranken bedarf es also eines Allels und nicht wie bei rezessiven Erkrankungen 2(der Träger muß nicht homozygot sein wie bei Nox oder Maya, es reicht schon heterozygot aus).
Es gibt recht wenige Studien zu dieser Krankheit ,aber bisher geht man davon aus, dass eine Erkrankung im Alter bis zu 2 Jahren , gehäuft eher im Welpenalter auftritt.Andere sprechen vom Auftritt bis zum 5 .oder 6.Lebensjahr .Ist ein Tier Träger ,egal ob heterozygot oder homozygot, gibt es, wenn es in die Zucht geht ,ein Allel weiter . Es gibt 5 Möglichkeiten :Beide heterozygote Anlagenträger(ein krankes ein gesundes)haben wir folgende Nachkommen 25% Träger, 25% freie 50%
homozygote Träger(2kranke Gene)
Einer homozygoter Anlagenträger einer heterozygoter Anlagenträger:50% homozygote Anlagenträger(beide krankengene)50%heterozygote Anlagenträger (ein krankes Gen)
Beide homozygote Anlagenträger: 100% homozygote Nachkommen
Ein homozygoter Anlagenträger ein freier Anlagenträger:100% heterozygote Anlagenträger
Ein heterozygoter Anlagenträger ein freier:50%heterozygote Anlagenträger, 50% freie Anlagenträger

Bisher wissen wir nicht, wie hoch der Anteil an homozygoten und heterozygoten Anlageträger ist.
Nehmen wir nun aber heterozygote Anlagenträger und verpaaren wir die mit freien produzieren wir 50% Welpen , die Anlageträger sind und erkranken können.

Bine sagt
Ja, da hast Du natürlich Recht.
Seh ich genauso, wenn die Züchter auf freiwilliger Basis, dieses Problem angehen,dann muss man nicht einen Hund aus der Zucht nehmen und trotzdem erledigt sich das Problem durch Selektion innerhalb von 3 Generationen ohne das "Flaschenhalssyndrom" der Zucht.
Wenn also Züchter A eine homozygote Hündin hat und diese mit einem freien Partner belegt, ist zwar die Nachzucht noch hetrozygot, aber schon in der nächsten Generation kann ich mir eine freie Hündin behalten ohne die genetische Bandbreite einengen zu müssen. Und durch die (hier GSD) geringe Penetranz ist auch ein homo- oder hetrozygoter Hund keine Katastrophe.


Das sehe ich ein kleines bisschen anders. Wie mache ich einem Welpenbesitzer, dessen Hund an JRD erkrankt klar, dass ich dachte durch die (hier GSD) geringe Penetranz ist auch ein homo- oder hetrozygoter Hund keine Katastrophe, obwohl ich wußte dass einer der Eltertiere Anlageträger ist???
Oder muß ich meine Welpen bis zum 6Monat behalten um auszuschließen einen erkrankten Welpen abzugeben?? Was ist mit den erkrankten Welpen, die ich bewußt produziert habe?
Auf jeder HP der Züchter steht was über Gesundheit und Verantwortungsbewußtsein ...

Das sind meine jetzigen Gedanken dazu.....
Ist der Anteil der heterozygoten Anlageträger oder schlimmer der homozygoten Anlageträger unter den AT´s hoch muß ich deinen aufgezeigten Weg gehen Bine ,um den Genpool nicht unnötig zuverengen... ist er es aber nicht , kann ich auch nur mit freien züchten.
Deshalb wäre dieser Gentest wichtig .

LG Regine
Den Reichtum eines Menschen kann man an den Dingen messen,
die er entbehren kann, ohne seine gute Laune zu verlieren.

Henry David Thoreau (1817 - 1862), US-amerikanischer Philosoph, Naturalist, Schriftsteller und Mystiker

Bine

Re: JRD

Beitrag von Bine » Di 17. Apr 2012, 18:28

:dog_biggrin , Regine
ich finds gut, jetzt hier weiter zu diskutieren. Danke dafür

Regine hat geschrieben:
Das sind meine jetzigen Gedanken dazu.....
Ist der Anteil der heterozygoten Anlageträger oder schlimmer der homozygoten Anlageträger unter den AT´s hoch muß ich deinen aufgezeigten Weg gehen Bine ,um den Genpool nicht unnötig zuverengen... ist er es aber nicht , kann ich auch nur mit freien züchten.
Deshalb wäre dieser Gentest wichtig .

LG Regine
Der Gentest ist wichtig, egal wie der Bestand im Allgemeinen aussieht....
Ziel muss und soll es ja sein genetisch "saubere" Hunde zu züchten, der ideal Fall wäre: kaum hetro/homozygote Hunde, sondern nur mit clear zu züchten, aber das ist mit Sicherheit nur "Wunschdenken", also heisst es die Züchter wach zu machen, denn es liegt ja in ihrem ureigensten Interesse, JRD einzudämmen, ich sag da mal "Gewährleistungspflicht". Ich halte es aber auch für falsch "Panik" zu machen, und den Otto-Normal-Hundehalter zu verunsichern, schau mal wie viele in dem Thread vieles missverstanden haben und nun Angst haben das ihr alter Hund an JRD leiden könnte.
Fazit für mich persönlich: würde ich mit meiner Hündin züchten wollen, dann würde ich vorher testen und ggbfl. einen Test vom nächsten Deckrüden verlangen. Um in spätestens 3 Generationen das Problem für mich beseitigt zu haben.
( Ich bin ja ganz bei Dir happy_02)
LG Bine

Artus

Re: JRD

Beitrag von Artus » Di 17. Apr 2012, 20:52

Hallo zusammen,

hier noch eine Meinung aus dem Internet.

http://www.engel-duke.de/jrd1.html

Gentests sind so konzipiert, dass Störungen gegebenenfalls beseitigt werden können, ohne die Vielfalt im Genpool zu gefährden.
Frau Dr. Whiteley schreibt weiter:
Auch wenn sie gerade den Befund bekommen haben, dass ihr Hund JRD in sich trägt, besteht noch kein Grund zur Panik. Jetzt haben sie als Züchter die Möglichkeit mit der Krankheit fertig zu werden.
Das als Träger mit einer Kopie der Mutation identifizierte Tier ( heterozygot- Carrier ) sollte dann möglichst mit einem genetisch freien Partner verpaart werden. Die Jungen werden dann schon zu 50% frei von dieser Mutation sein.
Bei der Verpaarung eines homozygoten Tieres, das zwei Kopien des mutierten Gens besitzt, mit einem JRD- freien Zuchtpartner, entstehen ausschließlich Träger. In nachfolgenden Generationen können die Träger dann mit freien Exemplaren verpaart werden. Dies ist der einzige Weg, die Mutation ggf. zu beseitigen. Natürlich wäre die Verpaarung von genetisch freien Tieren untereinander die ideale Methode, aber für die Rasse ist es wichtig, die genetische Vielfalt zu erhalten! Sie schreibt abschließend:
Nutzen sie ihr Wissen weise; schützen sie ihren Genpool und erhalten sie die genetische Vielfalt ihrer Rasse !!!!

Eine groß angelegte Beseitigung der Träger aus dem Genpool wäre die schlechteste Entscheidung!

LG Rosi

terriertussi

Re: JRD

Beitrag von terriertussi » Di 17. Apr 2012, 21:33

Hallo Bine,
ich weiß, jetzt driften wir wirklich in den Bereich "Zucht" ab... und dahin hab ich auch gerade meinen Beitrag verlegt - aber Bine, ich hab einfach nur eine Scheißangst, dass so etwas nun noch öfter vorkommt. Und dafür verantwortlich wären wir Züchter, wenn wir die homozygoten in der Zucht lassen.
Weißt du, wenn die Welpen, die krank werden, alle noch im Wochenbett erkranken würden, wäre das vielleicht noch was anderes... abwer ich persönlich möchte niemals das Leid von Kathrin erfahren müssen, wenn Welpenkäufer da sind, sich wochenlang auf ihren Hund freuen und du dann mit ansehen musst, wie dieser Hund elendiglich verreckt und die armen, armen Welpenkäufer!!! Du kannst wenn du nur ein bisschen Gewissen hast nicht mehr mit einem ruhigen ins Bett gehen...
Theoretisch könnte man alle Welpen eines Wurfes nach 4 Wochen testen, dann selektive Maßnahmen ergreifen und nur den behalten, der das bestmögliche Ergebnis hat... ist schon richtig. Aber jetzt stell ich mir schon jede einzelne Nacht die Frage, was mache ich, wenn es all meine Tiere betrifft...
Verzweifelte Grüße
Benita

und noch was geht mir durch den Kopf: würdest du mit deiner freien Hündin zum Decken zu einem homozygoten Rüden gehen???? Egal, was er sonst für Vorzüge hat: dass bricht jedem Zuchtgedanken den Hals....
denn du würdest lieber auf ED-frei und HD-ZW 76 verzichten als dir eine Krankheit reinzuholen, die du bis dato nicht hast...

Und wie sollen wir Züchter denn den Welpenkäufern gegenübertreten und argumentieren? "Wir wissen, dass wir Anlagen tragen, aber wir wollen das rauszüchten und hoffen mal, dass Ihr Welpe gesund ist" ?!?
Zuletzt geändert von terriertussi am Di 17. Apr 2012, 21:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: JRD

Beitrag von Regine » Di 17. Apr 2012, 21:36

Bine hat geschrieben:Ich halte es aber auch für falsch "Panik" zu machen, und den Otto-Normal-Hundehalter zu verunsichern, schau mal wie viele in dem Thread vieles missverstanden haben und nun Angst haben das ihr alter Hund an JRD leiden könnte.
Bine, wie oft haben wir in dem thread geschrieben, dass die JRD in jungen Jahren auftritt?
Wir hatten doch auch schon differenziert zwischen Niereninsuffizienz akut oder chronisch und JRD. Wollten den Thread ja schon teilen. Klarer kann man das nicht machen.
Artus hat geschrieben:Das als Träger mit einer Kopie der Mutation identifizierte Tier ( heterozygot- Carrier ) sollte dann möglichst mit einem genetisch freien Partner verpaart werden. Die Jungen werden dann schon zu 50% frei von dieser Mutation sein.
Und was mach ich mit den anderen 50% ????Es reicht heterozygot um zu erkranken. Was sag ich dann dem Welpenverkäufer????
"Nu haben sie halt Pech gehabt, wir haben das Problem im Moment in der Rasse und versuchen es gerade züchterisch auszumerzen und da gibts halt auch mal kranke Tiere drunter, dann geben sie mir mal den Fridolin zurück und nehmen halt den Franz."
Artus hat geschrieben:Eine groß angelegte Beseitigung der Träger aus dem Genpool wäre die schlechteste Entscheidung!(Frau Dr. Whiteley)
Das kommt darauf an , wie weit das Gen beim AT verbreitet ist und nu beißt sich die Katze in den Schwanz.... das wissen wir nur , wenn viele den Gentest machen, vorzugsweise Züchter und Deckrüdenbesitzer und die Zahlen bei der Rassebeauftragten zusammenlaufen bzw dem KFT.
Deshalb müßte man die Speichelprobe auch beim TA nehmen lassen ,der müßte den Hund zweifelsfrei identifizieren und den Test verschicken , wie beim DNA-Profil.
Aber ich habe da so die Akzeptanz und die Untersuchungsbereitschaft bei PRA und ED im Hinterkopf... und da JRD eine Penetranz von 5% hat, also momentan "relativ" selten auftritt....
LG Regine
Ich hoffe ihr stört euch nicht an meinen offenen Worten
Zuletzt geändert von Regine am Di 17. Apr 2012, 22:05, insgesamt 1-mal geändert.
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terriertussi

Re: JRD

Beitrag von terriertussi » Di 17. Apr 2012, 21:42

Regine, du sprichst mir aus der Seele..
Benita

Artus

Re: JRD

Beitrag von Artus » Di 17. Apr 2012, 22:03

Ich möchte hier nur kurz klarstellen, dass Regine nicht meine persönliche Meinung zitiert hat, sondern die von
Frau Dr. Whiteley.

Ich verstehe schon die große Not von Benita. Vom menschlichen kann ich Benitas und Regines Argumente zum weiteren Vorgehen mit JRD sehr gut nachvollziehen.

LG Rosi

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Re: JRD

Beitrag von Regine » Di 17. Apr 2012, 22:07

Hallo Rosi,
ich hab es oben im Beitrag geändert. Es war nicht meine Absicht etwas falsch zu zitieren.
Ich hoffe es ist so in Ordnung
LG Regine
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Artus

Re: JRD

Beitrag von Artus » Di 17. Apr 2012, 22:10

Hallo Regine,

berhaupt kein Problem, ich wollte es nur gerne richtigstellen.

LG Rosi

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Re: JRD

Beitrag von Regine » Di 17. Apr 2012, 22:12

terriertussi hat geschrieben:und noch was geht mir durch den Kopf: würdest du mit deiner freien Hündin zum Decken zu einem homozygoten Rüden gehen???? Egal, was er sonst für Vorzüge hat: dass bricht jedem Zuchtgedanken den Hals....denn du würdest lieber auf ED-frei und HD-ZW 76 verzichten als dir eine Krankheit reinzuholen, die du bis dato nicht hast...
oder auch einem heterozygoten , denn da hast du 50% Anlagenträger....
Bisher ist nicht bekannt , wie hoch die Anzahl der Anlagenträger, sei es homo oder heterozygot . Hoffen wir, dass nicht alle beliebten Deckrüden das Gen haben /hatten...

Was mir noch etwas Sorgen macht: wie oft stirbt ein Welpe im Wurf , ist ein wenig murkelig und geht dann ein, oder zwei , die gesund scheinen ....
Oft schiebt man das auf die Natur, den großen Wurf, Herpes... selten läßt man nachschauen....
VG Regine
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