Tagebuch eines Wüstlings

aktuelle Meldungen - endlich zuhause angekommen....
Anneliese

Re: Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von Anneliese » Di 29. Jun 2010, 11:33

Moin, Eddi! :dog_biggrin
Wenn der olle Sack schick vom Frisör wieder kommt und sich immer noch keiner „von uns“ meldet –
hüpfst Du doch in deinen Schläppchen des Nachts um deine Hütte und freust Dich weil Du ihn ärgerlicherweise behalten musst.

Aber Vorsicht! :dog_angry Nachher will ihn noch jemand! :dog_ohmy

Liebe Grüße
Anneliese mit Bente

Eddi

Re: Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von Eddi » Di 29. Jun 2010, 11:54

Hallo,

nee!
So gern ich ihn habe und so sehr er vermutlich gern bliebe, es geht nicht. Ich habe mich um den jetzt alt werdenden Jago zu kümmern. Kann sein, daß er nur noch wenige Wochen oder Monate durchhält, da soll er sich nicht in den Hintergrund drängen lassen. Ein "schwererziehbarer" auf Zeit, das ist etwas, was bei uns immer mal wieder vorkommt, aber eben nicht auf Dauer.
Und wenn Jago mal nicht mehr sein wird, möchte ich für mich wieder einen jungen Hund, so wie Zirbel. Selbst aussuchen, selbst großziehen. So ein intaktes Mensch-Hund-Rudel kann dann auch solche Burschen verkraften und ihnen zu einem Neustart verhelfen.
Wüsti hat diese Chance mehr als nur genutzt. Er hat sich schneller gewandelt, als ich mir das jemals erwartet habe. Und wenn Wüsti "normal" ist, gibt es keinen Grund mehr, daß er bleibt.

Ich möchte diese Gelegenheit auch nicht für andere Hunde blockieren, denen es wie Wüsti geht. Die eigentlich ganz normal sind, bloß erstmal die Chance brauchen, es zu zeigen und jemanden, der mit Ruhe und Sorgfalt die neue Familie aussuchen kann. Solche Hunde gehen im Heim unter, weil sie ihr Verhalten nicht ablegen können und immer wieder zurück kommen, das Verhalten festigt sich usw. Und dann sind sie so schlimm, wie Bungee, der niemals wieder ganz "ent-bissigt" werden konnte. Daß er mit Nadine eine Heimat bis zum Lebensende hatte, wäre aus dem TH heraus nie gelungen. Bei uns im Rudel ist ein "Familientherapieplatz" vorhanden, der nicht für den Dauereinsatz gedacht ist. Mir fällt es jedesmal schwer, so einen Kerl wieder weg zu geben. Aber wenn er dann endgültig in einer Familie angekommen ist, dann macht mich das schon glücklich.
Wüsti ist jetzt normal zu händeln und genau das war mein Wunsch. Ein guter Neustart ohne das Rückfallrisiko.

Bitte! Trommelt für ihn, überlegt Euch, wer einen jungen Hund haben möchte. Er wird ein prima Kumpel werden, kann mit anderen Hunden und ist sicher flexibel genug, wenn er konsequent behandelt wird, um noch viele Jahre einer Familie Freude zu machen.

LG
Eddi
die ihn natürlich nicht aus den Augen verlieren will!

Uschi

Re: Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von Uschi » Di 29. Jun 2010, 12:01

Hallo Eddi,


so schön es gewesen wäre, aber wenn Du damit immer einen Therapieplatz für so eine arme Seele hast, ist das genauso wunderbar.

Wie man gesehen hat, ist der Wüstling (wahrscheinlich alle Wüstlinge??) nur aus Versehen so geworden und will eigentlich gar nicht so sein, ist froh, nicht mehr wüst sein zu müssen.


Vielen Dank Dir für Deine Arbeit mit ihm.



Liebe Grüße
Uschi

Anneliese

Re: Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von Anneliese » Di 29. Jun 2010, 14:18

Moin!

Nun habe ich es verstanden - hast ja recht - und Uschi hat schon alles dazu gesagt.

Liebe Grüße - Anneliese - und weiterhin viel Erfolg - ihr seit ja schon beinahe beim Feinschliff. :dog_biggrin

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Stefan K.
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Re: Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von Stefan K. » Di 29. Jun 2010, 16:25

Eddi, Du hast eine PM!

Gruß, Stefan & Benny
"Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie dann ihren Standpunkt." (Albert Einstein)

dogkiki

Re: Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von dogkiki » Di 29. Jun 2010, 17:01

Wie Stefan? Doch ein Kumpel für Benny und keine Kumpeline? :dog_blush

Ich finde es wie die anderen großartig welch toller Hund dank Eddi unter der erst rauhen Schale hervorkam ! Danke Eddi, dass Du so bist wie Du bist !!!!

Liebe Grüße,
Kirsten mit Lotte

NADINE01

Re: Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von NADINE01 » Di 29. Jun 2010, 19:44

Hallo an Eddi und alle Eddi-und Wüsti-Fans,

ich muss nun auch noch mal schreiben wie großartig ich es finde, dass Du Dich Wüsti angenommen hast. :thumbup: :clap: Da ich selbst vor vielen Jahren einen Problem-Airedale, der von Eddi aufgenommen wurde übernommen habe weiß ich wie viel Zeit und Herzblut von Deiner Seite hinter einer solchen Aktion stecken. Jeder Hund, der die Chance bekommt, in ein intaktes Rudel unter Eddi´s Führung wieder neu sozialisiert zu werden kann sich glücklich schätzen. Ich bin immer wieder verblüfft, wie diese Tiere Eddi schon nach kurzer Zeit an himmeln und gefallen möchten. :brav Du hast eine besondere Gabe, - von der ich auch gerne ein Fünckchen hätte!!! ;) Trotzdem ich es auch schön fände, wenn Wüstis Märchen bei Dir endet, - bin ich mir sehr sicher, dass Du die richtigen Menschen für ihn finden wirst die er glücklich machen kann und bei denen er glücklich ist. So hat es ja damals auch ein schönes Happyend für Bungee bei uns gegeben. Eddi war auch nach der Vermittlung immer für Bungee und uns da, - das wird ja sicher auch in Wüstis Fall so sein. Da mein Bungee der tollste Hund der Welt war und ich froh war, dass er einen Lebensabschnitt bei mir sein durfte, - hoffe ich, dass sich viele Forianer umhören um für Wüsti passende Menschen zu finden…
Liebe Grüße,

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Stefan K.
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Re: Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von Stefan K. » Di 29. Jun 2010, 21:49

Hallo Kirsten!

Nee, nicht für uns, aber eine Bekannte von mir hat Interesse. Benny mag eine Maggy! Lotte will ja nich :dog_tongue
Mal sehen, was daraus wird. Wenn Wüsti nach Leverkusen kommen sollte, würde ich natürlich mit Benny weiter Hilfestellung geben...

Gruß, Stefan und Benny(der noch von dem Picknick-Überfall in Wuppertal mit Lotte-Motte träumt und zehrt)
"Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie dann ihren Standpunkt." (Albert Einstein)

Eddi

Re: Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von Eddi » Di 29. Jun 2010, 23:54

Hallo,

@Nadine :oops: *rotwerd*

naja, vielleicht klappts bei mir mit der Intuition bei Hunds besser aber es ist ja nicht gleich was ungewöhnliches. Ich versteh manchmal gar nicht, wie man manche Dinge nicht erkennt, drum tu ich mich auch oft mit Erklären so schwer, muß nachdenken, was ich da tu und erwarte von anderen, daß sie spätestens nach Erklärung das umsetzen können.
Aber es ist nix, was man nicht lernen könnte. Wie mit Fremdsprachen, einer muß Vokabeln büffeln, der andere lernt vom zuhören. Bei Hunds hör ich nur hin (besser schau hin) bei Sprachen musste ich büffeln (oder auch nicht, also nicht gebüffelt, müssen hätts schon gemusst :dog_biggrin ).
Und irgendwann ist man einfach selbstsicher (arrogant?) genug, um daran zu glauben, daß man Erfolg hat, daß der Hund schon spuren wird. Und ab da ist's ein Selbstläufer. Selbst wenn man mal etwas unsicher ist, so wie bei Wüsti am ersten Abend, garät man nicht ins grübeln und blockiert sich. Da läßt man sich halt mal "extern" beraten und wenn man das gleiche denkt, ist man wieder bestätigt und kann locker bleiben.
Ist kein Geheimnis, aber viel Erfahrung, die man eben im Laufe so vieler Jahre Viechzeugs hat. Und oft, daß ich Dinge für selbstverständlich halte, zB daß der Hund sich mir gegenüber respektvoll zu verhalten hat (mach ich ja auch), so daß ich nicht lange den Umweg über's denken brauche; einfach machen. Für mich ist der Hund schlicht ein Teil des Alltags. Er muß sich in diesen einpassen und dabei auch wohl fühlen. Der Hund soll da sein, alles mitmachen. Ich mache nichts wegen dem Hund, nur um es zu machen, sondern ich gehe da Kompromisse ein, wo es für den Hund nötig ist und sonst soll er einfach dabei sein dürfen. Lerning by doing.
Solche Burschen wie Wüsti bekommen natürlich schon mal "Einzel-Nachhilfe" aber das meiste kommt einfach dadurch, daß er sich anpassen muß.

Dienstag 29. Juni

Wüsti ist jetzt nur noch nachts unten, Tags bleibt er mit den anderen zusammen.
So langsam versucht er aber zu testen, wie weit er gehen kann. Bei Zirbel läuft er ins Leere, die ist ja nicht für Konfrontation. Nur bei sexueller Belästigung kennt sie keinen Spaß.
Dafür aber umso mehr beim kameradschaftlichen Toben. Wüsti ist schon ganz schön flink geworden und nimmt jetzt Kurven in einem Tempo, das ihm letzte Woche noch die Pfoten weggerissen hätte.
Jago nervt das anmachen und so wird er schon mal laut, was einen wüsten Typen nicht schreckt. Noch bleibt er zurückhaltend, aber er wird auf Dauer sicher Jagos Position anfechten. Ich halte genau Wache, dass Jago Sieger bei diesen Psycho-Duellen bleibt. Körperlich könnte er dem Jungspund nichts entgegen setzen.

Wüsti komt jetzt meistens, wenn ich zum reingehen aus dem Garten rufe. Klar, das Karnickel wird langsam langweilig und drin findet was statt. Ich glaube, wir fangen dann mal an, das gezielt mit Keksen zu verfeinern. Fressen hat er übrigens auch gelernt, jedenfalls ist er fast so schnell wie Zirbel geworden (das heißt was!) und sehr gierig.
Scheinbar ist das in der Küche abwartend rum sitzen beim AT genetisch. Das hat er genauso gut drauf, wie die anderen. Nur wird’s jetzt für mich schwieriger, die Füße zu setzen. Da hat er also das deutsche „raussss“ auch schon gelernt.

An den Weidezaun geht er nicht mehr, aber er hat auch nicht verstanden, dass Weidezaun generell gefährlich ist. Momentan glaubt Wüsti nur die eine Seite könnte beißen. Damit hat er nicht ganz unrecht, denn es steht nur unter Strom, was die Pferde benötigen. So eine Starterbatterie ist schwer und ich hab keine Lust sie oft zu schleppen und geize drum mit dem Strom. Aber er muß grundsätzlich den Draht respektieren lernen. Es ist nämlich praktisch, die Hunde quasi mit eingezäunt zu haben, wenn man sie auf der Weide warten lässt, vor allem wenn sie nicht einfach zu den Ponys laufen, denn ich hab besonders um das alte Jagole Angst, aber Fuxi pirscht sich auch schon mal an Zirbel ran und dann wird’s eng.

Heute habe ich Wüsti beim Füttern etwas provoziert. Da schau, grummeln kann er noch. Das üben wir dann mal ab morgen. Oh der Arme, das wird ja morgen anstrengend. Erst die Haare schön machen lassen und dann Napf wegnehmen üben. Tja, das Leben ist nun mal nicht fair.
Wüsti braucht demnächst auch mehr Auslastung. Er hat jetzt nicht mehr so viel STreß, das merkt man und er sucht nun Beschäftigung. Mal sehen, was er gern macht. Zur Zeit gehts ja noch nicht mit dem reiten, zumindest wohl für's erste nicht mit Freilauf und dann machts keinem Spaß. Das ist nur was zum anlernen, danach muß er hören. Aber er giobt erstaunlicherweise gern was her. Vorhin ist ein Becher runter gefallen und er hat ihn mir in die Hand gegeben, als ich ihn aufgefordert hab, ihn fallen zu lassen. Goldig. :brav
Im Garten hat er was gemopst und ist damit zwar davon gelaufen, aber er hats liegen lassen und nicht verteidigt. Geht doch!

Fortsetzung folgt....

LG
Eddi

sijuto

Re: Tagebuch eines Wüstlings

Beitrag von sijuto » Mi 30. Jun 2010, 07:05

Eddi hat geschrieben:Und oft, daß ich Dinge für selbstverständlich halte, zB daß der Hund sich mir gegenüber respektvoll zu verhalten hat (mach ich ja auch), so daß ich nicht lange den Umweg über's denken brauche; einfach machen. Für mich ist der Hund schlicht ein Teil des Alltags. Er muß sich in diesen einpassen und dabei auch wohl fühlen. Der Hund soll da sein, alles mitmachen. Ich mache nichts wegen dem Hund, nur um es zu machen, sondern ich gehe da Kompromisse ein, wo es für den Hund nötig ist und sonst soll er einfach dabei sein dürfen. Lerning by doing.
Solche Burschen wie Wüsti bekommen natürlich schon mal "Einzel-Nachhilfe" aber das meiste kommt einfach dadurch, daß er sich anpassen muß.
Hi Eddi,
da muss ich einfach mal was zu schreiben! Eddi, ich finde Du triffst es auf den Punkt. Jule ist, war und bleibt mein absoluter Seelenhund, mein erster Hund, mein ein und alles - wir haben uns so intensiv um sie gekümmert, alles "wegen dem Hund" gemacht. Es ist gut gegangen - sie war toll. Aber: Oftmals fehlte das letzte bisschen Selbstverständlichkeit. Tom macht uns oft Schwierigkeiten. Wegen dieses Hundes ständig Kopfzerbrechen, was tue ich nicht ständig nur wegen ihm bzw. was tue ich alles nicht - wegen ihm. Jetzt war der Druck ganz groß - ich wollte nicht nur mit ihm leben und da haben wir ihm ganz selbstverständlich die Monka ins Haus geholt. Und alles geht - ganz selbstverständlich.
Monka ist wohl ein Hund, der genau so gelebt hat, wie Du das beschreibst und irgendwie sind wir wohl auch gerade in einer Phase, wo wir uns dahin entwickeln, es endlich auch mal so zu machen, alles für selbstverständlich zu halten.
Sie kennt keinen Kennel, in meinem Auto muss sie in einem sitzen zum mitfahren. Na dann sag ich, dass sie da rein gehen soll, und sie tuts und fährt mit. Diese Treppengeschichte (offene Metallgittertreppe), die ich Dir erzählt hatte: Ich gehe einfach und sie auch nach kurzem Zögern ...
Bisher habe ich solche Sachen "kleinschrittig mit den Hunden erarbeitet" - sie damit wohl unendlich kompliziert und teilweise versaut.
Also bitte nicht falsch verstehen, ich wollte da jetzt nicht andeuten, dass ich es jetzt "auch drauf hätte" (hab ich nicht!) - ich wollte nur berichten, dass ich gerade anfange ähnliche "Erfahrungen" zu machen. Und die tun gut diese Erfahrungen, es ist irgendwie richtig befreiend.
Liebe Grüße und vielen Dank für Deine Berichte - sie helfen sehr, das eigene "Hundeerziehungskonstrukt im Kopf" zu sortieren und zu überdenken!
Silke

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