Sich in die Schuhe des Anderen stellen - oder: alte Hunde -
Verfasst: Sa 12. Mär 2011, 23:25
Hallo,
oft lese ich Wertungen bzw. Bewertungen der Züchter bezüglich des Verhaltens gegenüber ihren alten Hunden. Das macht mich nachdenklich und traurig. Nicht umsonst heißt diese Rubrik auch „Airedale im Glück“ - Hier mal ein paar „Züchtergeschichten“ – zum Nachdenken…
Züchtertyp I
Familie A kauft sich einen AT. Mir der Zeit verlieben sie sich immer mehr in ihren Hund. Und kommen zu dem Schluss: Von diesem tollen Hund muss es Nachzucht geben!! Sie machen alle erforderlichen Untersuchungen, die zwei Ausstellungen und die ZZL und beginnen nach Zwingeranmeldung zu züchten. Sie lieben ihren Hund abgöttisch, machen jährlich einen Wurf bis die Hündin acht ist, behalten sich vom letzten Wurf einen Welpen und lassen ihren ersten Hund bei sich alt werden. Nun bekommt ihr Nachwuchs Welpen, die alte Hündin ist zehn, von der Nachwuchshündin wird ein Welpe behalten, wenn die „Alte“ nicht mehr ist… Familie A findet die eigenen Hunde so toll, dass sie vermehrt werden müssen. Jeweils aus fast dem letzten Wurf der Hündin behalten sie einen neuen. Sie machen, um zu züchten, mit jedem Hund zwei Ausstellungen und die ZZL. Haben sie Pech, weil die Gesundheitsuntersuchungen keine Zucht mit dem neuen Hund erlauben, hören sie mit dem Züchten auf oder kaufen sich einen neuen Welpen, wenn die „Alte“ nicht mehr ist. Sie verpaaren, was ihnen gefällt, und haben nur den eigenen Hund im Auge.
Züchtertyp II
Herr B kauft sich einen AT, weil er diese Rasse schon immer toll findet. Er denkt, dass es seiner Meinung nach keinen andere Rasse gibt, die für ihn den „idealen Hund“ verkörpert. Er beginnt mit der Zucht, weil er die Rasse erhalten und verbessern will. Für ihn steht der Standard an erster Stelle; er hat eine bestimmte Vorstellung, wie er zur Verbesserung der Rasse beitragen will. Er möchte, dass alle seine Hunde Champions werden, fährt dementsprechend oft zu Ausstellungen. Um schnell seine eigenen Hunde im Standard zu verbessern, lässt er seine Hündinnen ab 2 Jahre zu, sucht sich bei jeder Verpaarung einen seiner Meinung nach idealen Zuchtpartner und behält sich von jedem Wurf, der seinen Erwartungen entspricht, einen Welpen, um schnell vorwärts zu kommen. So baut er seine Linienzucht auf. Nach einem Jahr jeweils weiß er, ob die Tochter die ZZL erhalten wird und besser ist als die Mutter. Ist sie schlechter, wird sie verkauft, ist sie besser, bleibt sie. Jede Zuchthündin macht deshalb maximal drei Würfe, weil dann schon sicher bessere Nachzucht da ist. Auch bei einer einzigen „Ausgangshündin“ hätte dieser Züchter nach 10 Jahren mindestens 5 Hündinnen auf dem Hof. Da er aber schon nach jeweils 2 bis 3 Würfen zuchtfähige „bessere“ Nachzucht hat, verkauf er seine 4-jährigen Champion – Zuchthündinnen in Familie, um Platz für den Nachwuchs zu haben.
Züchtertyp III
Frau C kauft sich einen AT. Sie beginnt mit dem Hund Sport zu machen. Sie wird bestätigt, dass der Hund gut ist. Sie geht zur Ausstellung und bekommt für ihren Hund ein „V“. Ihre Begeisterung für den eigenen Hund wächst genauso wie ihrer Begeisterung für die Rasse. Sie beschließt, zu züchten. Regelmäßig übt sie mit ihrem Hund auf dem Hundeplatz und fährt zu Ausstellungen, um mindestens 5x „V“ zu bekommen. Sie züchtet, behält irgendwann wieder einen Welpen, der besser ist als die Mama. Durch den Sport und weil die Hunde bei ihr in der Familie leben, entwickelt sich eine besondere Bindung zum Hund. Durch die Kooperation mit Züchtern wie Herrn A könnte sie auch aus jedem Wurf einen Hund behalten. Sie macht grundsätzlich drei Würfe mit ihrer Zuchthündin und behält vom zweiten Wurf jeweils einen Hund. . Gesundheit und Wesen sind für sie die Auswahlkriterien. Nach sechs Jahren ist ihre „alte“ Hündin in „Rente“; sie hat eine gute Nachzuchthündin. Auch diese geht nach sechs Jahren „in Rente“; die alte ist 8 und noch fit. Nun ist schon die dritte Generation dran; die dritte Hündin geht wiederum mit sechs „in Rente“… Spätestens jetzt wird es für die Züchterin, die berufstätig ist, ein Haus mit kleinem Garten hat und wo Platz und Finanzen wenig sind, wirklich eng im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Hündin in der Zucht und schon zwei „Rentnerinnen“, die vielleicht jede 14 Jahre alt werden… Sie steht vor einen sehr, sehr schweren Entscheidung: mit der Zucht aussetzen oder gar aufhören oder sich regelmäßig von Hunden zu trennen, die nicht mehr in der Zucht sind… Durch den gemeinsamen Hundesport und das Leben in der Familie sind Hunde und Frauchen ein Herz und eine Seele, also ist es doppelt schwer, so eine Entscheidung zu fällen… vielleicht ist dieses Beispiel nun besonders tragisch, wenn z.B. die erste Hündin unbedingt bleiben sollte, weil sie für die Züchterin die liebste war, und nun aber so dominante Nachzucht da ist, dass die alter nur noch leiden muss und bei Abwesenheit der Züchterin von der / den Jüngeren zusammengebissen wird… - also bleibt nichts anderes, als diese der Züchterin liebste Hündin abzugeben, um das Leben der Hündin zu schützen… Also wird, wenn zugunsten der Zucht entschieden wird, genauestens gesucht und „Bewerbungen“ entgegen genommen, um dem geliebten Hund möglichst die perfektesten neuen Lebensumstände zu bieten, wie es nur irgend möglich ist… und da wird lange gesucht, bis ein Käufer gefunden wird, der diesen Hund auch wirklich WERT ist… und die Trennung fällt wahnsinnig schwer…
Züchtertyp IV
Herr D kauft sich einen AT. Er bemerkt, dass der Hund kostet. Er sieht den Welpenpreis, den er gezahlt hat und denkt, „dass hole ich mir zurück – ich züchte auch“… Er macht die ZZL und kauft sich noch einen Rüden dazu. Er will schließlich so wenig wie möglich aufwenden und größtmöglichen Nutzen ziehen. Er lässt seine Hündin mit deinem Rüden jährlich zu und behält sich aus dem vorvorletzten, vorletzten und letzten Wurf eine neue Hündin. Wird die erste zuchtfähig, gut, wenn nein, wird es die zweite oder eben die dritte. Die erste, die zuchtfähig wird, bleibt; die anderen beiden Junghunde und die alte mindestens 8-Jährige wird verkauft….
Sicher gibt es noch mehr und andere Züchtertypen – aber nun frage ich euch….
Welcher Züchter ist der „ideale“ Züchter?? Kann man nur A toll finden, weil der Hund dort alt wird??? Muss man B und C für ihre Ansichten und Art des Zuchtmanagements verdammen und schlecht machen? Ist es nicht besser, man stellt sich erst in die Schuhe des Anderen, ehe man über denjenigen urteilt???
Haben es die Hunde von B und C in ihrem „neuen Leben“ vielleicht sogar besser als im „alten“??
Ist ein Züchter ein schlechter Mensch, wenn er „ausgediente“ Hunde abgibt??? Ist nicht das Wichtigste, dass es den Hunden gut geht?????????
Ich finde es traurig und bin bestürzt, wenn ich solche Beiträge lese, die die Züchter an den Pranger stellen. Es gibt genügend vernünftige und / oder nachvollziehbare Gründe, warum Hunde abgegeben werden müssen. Und es ist demütigend und schlimm, wenn dann geurteilt wird, obwohl der Urteilende die Umstände und / oder den Züchter und seine Philosophie und Hunde vielleicht nicht einmal kennt…
Liebe Grüße
Benita
oft lese ich Wertungen bzw. Bewertungen der Züchter bezüglich des Verhaltens gegenüber ihren alten Hunden. Das macht mich nachdenklich und traurig. Nicht umsonst heißt diese Rubrik auch „Airedale im Glück“ - Hier mal ein paar „Züchtergeschichten“ – zum Nachdenken…
Züchtertyp I
Familie A kauft sich einen AT. Mir der Zeit verlieben sie sich immer mehr in ihren Hund. Und kommen zu dem Schluss: Von diesem tollen Hund muss es Nachzucht geben!! Sie machen alle erforderlichen Untersuchungen, die zwei Ausstellungen und die ZZL und beginnen nach Zwingeranmeldung zu züchten. Sie lieben ihren Hund abgöttisch, machen jährlich einen Wurf bis die Hündin acht ist, behalten sich vom letzten Wurf einen Welpen und lassen ihren ersten Hund bei sich alt werden. Nun bekommt ihr Nachwuchs Welpen, die alte Hündin ist zehn, von der Nachwuchshündin wird ein Welpe behalten, wenn die „Alte“ nicht mehr ist… Familie A findet die eigenen Hunde so toll, dass sie vermehrt werden müssen. Jeweils aus fast dem letzten Wurf der Hündin behalten sie einen neuen. Sie machen, um zu züchten, mit jedem Hund zwei Ausstellungen und die ZZL. Haben sie Pech, weil die Gesundheitsuntersuchungen keine Zucht mit dem neuen Hund erlauben, hören sie mit dem Züchten auf oder kaufen sich einen neuen Welpen, wenn die „Alte“ nicht mehr ist. Sie verpaaren, was ihnen gefällt, und haben nur den eigenen Hund im Auge.
Züchtertyp II
Herr B kauft sich einen AT, weil er diese Rasse schon immer toll findet. Er denkt, dass es seiner Meinung nach keinen andere Rasse gibt, die für ihn den „idealen Hund“ verkörpert. Er beginnt mit der Zucht, weil er die Rasse erhalten und verbessern will. Für ihn steht der Standard an erster Stelle; er hat eine bestimmte Vorstellung, wie er zur Verbesserung der Rasse beitragen will. Er möchte, dass alle seine Hunde Champions werden, fährt dementsprechend oft zu Ausstellungen. Um schnell seine eigenen Hunde im Standard zu verbessern, lässt er seine Hündinnen ab 2 Jahre zu, sucht sich bei jeder Verpaarung einen seiner Meinung nach idealen Zuchtpartner und behält sich von jedem Wurf, der seinen Erwartungen entspricht, einen Welpen, um schnell vorwärts zu kommen. So baut er seine Linienzucht auf. Nach einem Jahr jeweils weiß er, ob die Tochter die ZZL erhalten wird und besser ist als die Mutter. Ist sie schlechter, wird sie verkauft, ist sie besser, bleibt sie. Jede Zuchthündin macht deshalb maximal drei Würfe, weil dann schon sicher bessere Nachzucht da ist. Auch bei einer einzigen „Ausgangshündin“ hätte dieser Züchter nach 10 Jahren mindestens 5 Hündinnen auf dem Hof. Da er aber schon nach jeweils 2 bis 3 Würfen zuchtfähige „bessere“ Nachzucht hat, verkauf er seine 4-jährigen Champion – Zuchthündinnen in Familie, um Platz für den Nachwuchs zu haben.
Züchtertyp III
Frau C kauft sich einen AT. Sie beginnt mit dem Hund Sport zu machen. Sie wird bestätigt, dass der Hund gut ist. Sie geht zur Ausstellung und bekommt für ihren Hund ein „V“. Ihre Begeisterung für den eigenen Hund wächst genauso wie ihrer Begeisterung für die Rasse. Sie beschließt, zu züchten. Regelmäßig übt sie mit ihrem Hund auf dem Hundeplatz und fährt zu Ausstellungen, um mindestens 5x „V“ zu bekommen. Sie züchtet, behält irgendwann wieder einen Welpen, der besser ist als die Mama. Durch den Sport und weil die Hunde bei ihr in der Familie leben, entwickelt sich eine besondere Bindung zum Hund. Durch die Kooperation mit Züchtern wie Herrn A könnte sie auch aus jedem Wurf einen Hund behalten. Sie macht grundsätzlich drei Würfe mit ihrer Zuchthündin und behält vom zweiten Wurf jeweils einen Hund. . Gesundheit und Wesen sind für sie die Auswahlkriterien. Nach sechs Jahren ist ihre „alte“ Hündin in „Rente“; sie hat eine gute Nachzuchthündin. Auch diese geht nach sechs Jahren „in Rente“; die alte ist 8 und noch fit. Nun ist schon die dritte Generation dran; die dritte Hündin geht wiederum mit sechs „in Rente“… Spätestens jetzt wird es für die Züchterin, die berufstätig ist, ein Haus mit kleinem Garten hat und wo Platz und Finanzen wenig sind, wirklich eng im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Hündin in der Zucht und schon zwei „Rentnerinnen“, die vielleicht jede 14 Jahre alt werden… Sie steht vor einen sehr, sehr schweren Entscheidung: mit der Zucht aussetzen oder gar aufhören oder sich regelmäßig von Hunden zu trennen, die nicht mehr in der Zucht sind… Durch den gemeinsamen Hundesport und das Leben in der Familie sind Hunde und Frauchen ein Herz und eine Seele, also ist es doppelt schwer, so eine Entscheidung zu fällen… vielleicht ist dieses Beispiel nun besonders tragisch, wenn z.B. die erste Hündin unbedingt bleiben sollte, weil sie für die Züchterin die liebste war, und nun aber so dominante Nachzucht da ist, dass die alter nur noch leiden muss und bei Abwesenheit der Züchterin von der / den Jüngeren zusammengebissen wird… - also bleibt nichts anderes, als diese der Züchterin liebste Hündin abzugeben, um das Leben der Hündin zu schützen… Also wird, wenn zugunsten der Zucht entschieden wird, genauestens gesucht und „Bewerbungen“ entgegen genommen, um dem geliebten Hund möglichst die perfektesten neuen Lebensumstände zu bieten, wie es nur irgend möglich ist… und da wird lange gesucht, bis ein Käufer gefunden wird, der diesen Hund auch wirklich WERT ist… und die Trennung fällt wahnsinnig schwer…
Züchtertyp IV
Herr D kauft sich einen AT. Er bemerkt, dass der Hund kostet. Er sieht den Welpenpreis, den er gezahlt hat und denkt, „dass hole ich mir zurück – ich züchte auch“… Er macht die ZZL und kauft sich noch einen Rüden dazu. Er will schließlich so wenig wie möglich aufwenden und größtmöglichen Nutzen ziehen. Er lässt seine Hündin mit deinem Rüden jährlich zu und behält sich aus dem vorvorletzten, vorletzten und letzten Wurf eine neue Hündin. Wird die erste zuchtfähig, gut, wenn nein, wird es die zweite oder eben die dritte. Die erste, die zuchtfähig wird, bleibt; die anderen beiden Junghunde und die alte mindestens 8-Jährige wird verkauft….
Sicher gibt es noch mehr und andere Züchtertypen – aber nun frage ich euch….
Welcher Züchter ist der „ideale“ Züchter?? Kann man nur A toll finden, weil der Hund dort alt wird??? Muss man B und C für ihre Ansichten und Art des Zuchtmanagements verdammen und schlecht machen? Ist es nicht besser, man stellt sich erst in die Schuhe des Anderen, ehe man über denjenigen urteilt???
Haben es die Hunde von B und C in ihrem „neuen Leben“ vielleicht sogar besser als im „alten“??
Ist ein Züchter ein schlechter Mensch, wenn er „ausgediente“ Hunde abgibt??? Ist nicht das Wichtigste, dass es den Hunden gut geht?????????
Ich finde es traurig und bin bestürzt, wenn ich solche Beiträge lese, die die Züchter an den Pranger stellen. Es gibt genügend vernünftige und / oder nachvollziehbare Gründe, warum Hunde abgegeben werden müssen. Und es ist demütigend und schlimm, wenn dann geurteilt wird, obwohl der Urteilende die Umstände und / oder den Züchter und seine Philosophie und Hunde vielleicht nicht einmal kennt…
Liebe Grüße
Benita