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von Jackson » Di 30. Okt 2012, 17:29
Hallo zusammen,
da ich nicht zum Spessarttreffen kam, aber eine kleine Vorstellung/workshop zum Thema Mantrailing vorbereitet hatte, möchte ich Euch wenigstens auf diesem Weg mit ein paar interessanten Informationen versorgen. Wer Lust und Laune hat, kann gerne folgendes weiterlesen:
MANTRAILING
Das Mantrailing wird in der heutigen Zeit als eine neue Disziplin angesehen und findet seinen Einsatz bei Polizei, Rettung oder im Sport.
Der Hund lernt im Mantrailing nach dem reinen Individualgeruch von Personen zu suchen. Der Hundeführer dabei hat die Aufgabe den Hund „zu lesen“, also die Signale, welche ein Hund während der Suche zeigt - feinste Änderungen in der Körperhaltung, Rute, Bewegungen des Kopfes und der Ohren – zu sehen, zu deuten und entsprechend zu reagieren. Auf die Teamleistung kommt es an.
WAS WIRD GEROCHEN?
Gegenwärtig wird die Fähigkeit des Hundes, der Individualspur einer best. Person anhand eines Geruchträgers zu verfolgen, langläufig damit erklärt, dass der Mensch permanent eine Unzahl an abgestorbenen Hautpartikeln verliert, welche von Bakterien und anderen Mikroorganismen zersetzt werden. Dieser Zersetzungsvorgang setzt Gase frei, deren Geruch der Hund aufnimmt und somit die Spur verfolgen kann.
Unbestritten ist, dass der Mensch Hautpartikel verliert. Aber er verliert auch noch vieles mehr. Ein Cocktail entsteht.
UND WAS VERLIEREN WIR NOCH?
SCHWEISS
Generell kann gesagt werden, Schweiss an sich ist eine Mixtur aus ca. 17 unterschiedlichen höherwertigen Komponenten von Calcium über Magnesium bis hin zu den Sulfaten und Bicarbonaten.
Unter normalen Umständen gibt ein Mensch durchschnittlich 1 bis 1,5 Liter Schweiss pro Tag ab. Versuche haben gezeigt, dass apokriner Schweiss bis zu 14 Tage lang Geruch produziert. Interessant ist die Tatsache, dass der Schweiss an sich geruchslos ist, wenn er den Körper verlässt. Erst nachdem Bakterien und Mikroorganismen ihre Arbeit aufgenommen haben, beginnen sich Gerüche zu entwickeln. Kontaminierte Kleidungsstücke etwa beginnen nach 6 Stunden zu „riechen“ nachdem sie mit „sterilem“ apokrinen Schweiss in Berührung kamen.
PHEROMONE
sind Botenstoffe, die der biochemischen Kommunikation zwischen Lebewesen einer Spezies dienen.
Selbst wir Menschen sind in der Lage Pheromone zu erschnuppern, wenn gleich dies auch im Unterbewusstsein geschieht. Es gibt Schmetterlingsarten, welche in der Lage sind über die Distanz von 10 km Pheromone von potentiellen Geschlechts-partnern zu riechen.
STEROIDE
Sind eine Stoffklasse der Lipide, die u. a. zum Aufbau von Hormonen und Vitaminen benötigt werden.
UND ES GEHT WEITER
Neben Schweiss existieren noch eine Vielzahl weiterer Sekrete, welche der menschliche Körper ausscheidet. Angefangen von Sekreten aus den Fettdrüsen der Haarfollikel bis hin zum Urin welcher sich aus einem über 125 Zutaten zählenden Cocktail von Aceton bis Zink zusammensetzt. Zu all den natürlichen und körpereigenen Geruchsstoffen gesellen sich in aller Regel noch diverse Toilettenartikel, die je nach chemischer Zusammensetzung ihren Teil zum persönlichen Flair jedes menschlichen Individuums beitragen. Der oben genannte Cocktail wird durch die Einwirkung von Mikroorganismen noch intensiviert, und die Tatsache, dass allein auf einem Quadratzentimeter Haut unter den Achseln 2,4 Millionen, auf der Kopfhaut 1,5 Millionen und auf der Stirn immerhin noch 240.000 solcher kleiner Gesellen wohnen, von welchen jeder einzelne frisst, verdaut und ausscheidet, macht deutlich, welche Unmengen an Geruch wir permanent produzieren.
All diese Stoffe besitzen Geruchseigenschaften und je nachdem welche Mikroorganismen in welcher Konzentration an welchen Stoffen arbeiten, ergibt dies den individuellen Geruch den jeder Mensch unverwechselbar wie einen Fingerabdruck sein Eigen nennt.
DIE MENSCHLICHE THERMIK
Wie gelangt nun der Individualgeruch eines Menschen durch seine Kleidung nach draussen ? Die Partikel welche der menschliche Körper abstösst bewegen sich in einer Grössenordnung von 0.01 Quadratmillimeter mit einem Gewicht von 0.07 Mikrogramm. Und davon so in etwa 40.000 Stück pro Minute.
Grosse Teile des Körpers sind in der Regel, vor allem während der kalten Jahreszeiten, durch Kleidung bedeckt. Geringe Mengen an Geruchsstoffen können direkt durch die Kleidung nach aussen gelangen. Ein Beispiel mit Gummistiefeln:
In einem Experiment wurde herausgefunden, dass Hunde den menschlichen Geruch durch brandneue Gummistiefel identifizieren und zuordnen können und zwar nach ca. 8 Minuten Tragezeit. Nichts ist dicht.
Das meiste jedoch wird durch eine Art Jetstream, menschliche Thermik, nach aussen getragen, der Fachausdruck dafür lautet „Body Air Current“. Dieser BAC ist ein jüngst entdeckter Aufwind, welcher sich entlang der menschlichen Haut von den Füssen beginnend nach oben bewegt und dies mit einer eindrucksvollen Geschwindigkeit von im Durchschnitt 2,2 km/h bei einer nackten Person. Kleidungsstücke können diesen Luftstrom durch entstehende Tunneleffekte sogar noch beschleunigen. Der BAC ist also im wesentlichen hauptverantwortlich für den Abtransport der oben erwähnten Geruchsstoffe.
(Die Infos habe ich aus Texten von Robert Boulanger, Mantrailing Europe, zusammengestellt, der uns sein Wissen gerne zur Verfügung stellt)
Liebe Grüße
Annette