Teletaktverbotforderung durch BTK
Teletaktverbotforderung durch BTK
Hallo AT-Freunde,
www.vetion.de veröffentlichte am 31.1.06 folgende Nachricht unter Aktuelles:
Bundestierärztekammer fordert Verbot von Teletakt-Geräten
Die Bundestierärztekammer (BTK) fordert ein grundsätzliches Verbot von sogenannten Teletaktgeräten und anderen elektronischen Erziehungshilfen in der Hundeerziehung. Mit diesen Geräten, besteht die Möglichkeit, einen Hund für unerwünschtes Verhalten-z.B. Bellen, Hetzen oder Ziehen an der Leine - zu bestrafen. Dies ist oft auch mittels Fernsteuerung aus größerer Entfernung möglich. Die Strafe erfolgt dabei zumeist in Form von Elektroschocks. Die BTK weist darauf hin, dass den meisten Anwendern offensichtlich nicht klar ist, dass sie mit der Anwendung der Geräte in Konflikt mit dem Tierschutzgesetz geraten. Dieses verbietet einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen. §3 sieht auch ein Verbot von Geräten vor, die das Tier durch direkte Stromeinwirkung in der Ausübung artgerechten Verhaltens einschränken und ihm nicht unerhebliche Schmerzen zufügen.
Die BTK hält es nicht für möglich, einen Personenkreis zu definieren dem die Benutzung solcher Geräte gestattet werden dürfte.
Die BTK weist darauf hin, das die klassischen Formen der Hundeerziehung ausreichen und unter anderem die Diensthundeschule der Bundeswehr den Einsatz von Teletakt-Geräten untersagt.
Mit freundlichen Grüßen lutz mit Joker
[Dieser Beitrag wurde am 02.02.2006 - 17:37 von lutz aktualisiert]
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.
A.R. Gurney
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Teletaktverbotforderung durch BTK
Hurra! Endlich mal wieder 'ne gute Nachricht. Diese Forderung kann ich nur unterstützen.
Vor nicht allzu langer Zeit kam ein Hundebesitzer auf unseren Platz, der sich einen "Problemhund" (extrem bissig, mehrere Jahre alt, frisch aus dem Tierheim) angeschafft hatte. Dieser Herr hatte vorher schon versucht, den Hund auf einem anderen Platz zu "erziehen" - dort wurde mit Teletakt auf höchster Stufe gearbeitet. Zitat: "Der Hund hing schon halb über den Zaun und ließ sich immer noch nicht bändigen" (Zitatende!) Resultat: dieses Tier ist heute völlig schmerzunempfindlich, dafür aber noch aggressiver als vorher.
Mir zeigt dies, dass ein verantwortungsvoller (?) Umgang mit solchen erzieherischen Maßnahmen (???) kaum überprüfbar ist.
Ich weiß wohl, dass im Hundesport - und besonders in der Schutzdienstausbildung - immer wieder mit dem Teletakt gearbeitet wird. Wenn ich allerdings sehe, dass ein Airedale eine Gangart wie ein Border Collie einlegt, tut mir das in der Seele weh.
Meine ganz persönliche Meinung ist, dass man die Grenzen der Leistungsfähigkeit seines Hundes akzeptieren muss - nicht jeder Hund ist für alles gleichermaßen geeignet. Für mich ist der Einsatz des Teletakts eine massive Gewaltanwendung (oder Vergewaltigung) und damit kann ich einfach nicht umgehen. Aber wie gesagt, das ist lediglich meine Meinung!
Ich hoffe, dass ein generelles Verbot solcher Geräte tatsächlich bald in Kraft tritt. Scheinbar machen sich ja doch einige kluge Köpfe darüber Gedanken.
Mit hoffnungsvollen Grüßen
Christa
Teletaktverbotforderung durch BTK
Ja, das stößt auch bei mir auf Gegenliebe.
Hatte damals an einem Hundeplatz einen armen Dobermann mit vielen "alles wissenden" Menschen beobachtet, die den Hund auf den Rücken schmissen, die Kehle drückten und damit Unterordnung einfordern wollten.
Heutzutage weiß man, daß das absoluter Quatsch ist.
Warum müssen Tiere überhaupt mit irgendwelchen "eigentümlichen" Erziehungsmethoden in ein Korsett gezwängt werden, was überhaupt nicht ihrem Naturell entspricht?
Pferdepflüsterer sind ja auch schon auf den "Dreh" gekommen. Und bei den Hunden sollte es sich doch schon längst herumgesprochen haben.
Konsequenz dauert vielleicht etwas länger, ist aber wesentlich nachhaltiger.
Jedenfalls habe ich diese Erfahrung bei allen meinen Hunden gemacht. Und die waren nicht nur brav und umgänglich. Da hatte ich auch schon härtere Kaliber. Die haben nicht nur angefragt, die sind gleich mit der Tür in das Haus. Alco war trotzdem oder deswegen mein absoluter Liebling
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Hallo,
auch ich kann mich Vagelhusen nur anschließen und sage "Hurra". Ich finde es absolut abstoßend und furchtbar, wenn ich einen Hunde mit einem Teletakter sehe. Der arme Hund tut mir dann immer in der Seele leid.
Ich kann überhaupt gar nicht verstehen, warum diese Geräte nicht schon längst verboten sind. Und wenn dann einige Hundebsitzer sagen "Das tut dem Hund nicht weh", dann denke ich immer "Toll, der Hund hat sprechen gelernt und hat es seinem Frauchen/Herrchen gesagt". Wie kann jemand sagen, ob das einem Hund weh tut. Der Hund ist doch viel schmerzunempfindlicher als der Mensch. Viele Hunde zeigen nicht, wenn sie Schmerzen haben.
Also ich unterstütze absolut diese Forderung.
Gruß
Kathrin und die KASIKO's Airedales
Wo das Wissen aufhört, beginnt die Gewalt.
On ne voit bien qu'avec le cœur, l'essentiel est invisible pour les yeux.
www.kasikos-airedales.de
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Hallo zusammen,
in diesem Zusammenhang möchte ich aus dem Buch von Clarissa von Reinhardt "Das unerwünschte Jagdverhalten des Hundes" zitieren:
Trotzdem möchte ich an dieser Stelle erklären, weshalb auch dann nicht mit Reizstromgerät gearbeitet werden sollte, wenn man keinerlei ethische Bedenken hat, ein solches einzusetzen. Hunde lernen hauptsächlich über Assoziation,d.h., über eine gedankliche Verknüpfung zweier Dinge, die zeitgleich oder innerhalb kürzester Zeitspanne geschehen. Auf dieser Idee beruht auch der Einsatz von Reizstromgeräten. Man will erreichen, daß der Hund das unerwünschte Jagdverhalten nicht mehr zeigt, weil er die gedankliche Verbindung zwischen diesem Verhalten und den schmerzhaften Stromschlägen hergestellt hat. Diese Idee birgt jedoch gleich mehrere unkalkulierbare Risiken in sich.
Niemand kann vorhersagen, ob der Hund im Moment des Stromschlags wirklich die gedankliche Verknüpfung herstellt, die vom Hundeführer gewünscht ist.
Vor einigen Jahren zu Beispiel wurde mir ein Hund vorgestellt, der mit Reizstromgerät trainiert worden war. Er setzte gerade zum Hetzen hinter einem Reh an, als der Stromschlag ausgelöst wurde. Im selben Augenblick flog ein Flugzeug am Himmel. Der Hund verknüpfte den Stromschlag mit dem "Ding am Himmel".....
Das Ergebnis ist wohl jedem klar !
Ich kann nur hoffen, daß diese Forderung durchgesetzt werden kann, denn der Einsatz dieser Geräte, noch dazu leichtfertig ohne das nötige Wissen darüber, ist für mich ein absolutes Reizthema!
Liebe Grüße
Bettina
Um einander zu verstehen, brauchen die Menschen nur wenige Worte. Viele Worte brauchen sie nur, um sich nicht zu verstehen.
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Oh man, da hat Clarissa von Reinhardt aber nicht gut aufgepaßt. Denn wer drückt schon einen Hund per Tele nur für das Hinterherrennen hinter dem Wild??
Wenn überhaupt mit dem Tele eingewirkt wird, dann für den Ungehorsam, den der Hund zeigt, indem er das "Hier" oder das "Platz" ignoriert. Das bedeutet, daß der Hund das Abrufen oder sofortige Ablegen auf Zuruf bereits in fast allen Lebenslagen sicher beherrscht. Völlig schwachsinnig, einen Hund zu strafen, ohne daß er weiß wofür. Das muß in die Hose gehen!
Ich hab allerdings keine große Lust, hier wieder über den Einsatz und das Für und Wider des Tackers zu diskutieren. Das größte Problem dabei ist nämlich, daß die wenigsten Leute überhaupt wissen, wie sowas geht und wie man es vernünftig anwendet.
Ich habe nichts gegen den Einsatz dieser Geräte, wenn denn der Ausbilder auch mit klarem Verstand an die Sache rangeht. Zum K........ ist es allerdings, daß diese Geräte jeder kaufen kann und an seinem Hund die Wirkung testen kann.
Das kann dann nämlich das legendäre Rasiermesser in der Hand eines Affen sein!!
Liebe Grüße, Susan (die übrigens keinen Tacker besitzt und auch noch nie einen hatte)
PS. Ach ja, das eigentliche Thema war ja das von der Tierärzteschaft geforderte Verbot. Die haben ja enorm viel Sachwissen um Verhalten!! Wenn sie es noch mit gesundheitlichen Schädigungen begründen würde, dann würde ich das nachvollziehen können.
So finde ich es nur albern.
Teletaktverbotforderung durch BTK
Bettinas Ausführungen möchte ich noch folgendes anfügen:
"....Beinhaltet das unerwünschte Verhalten des Hundes für ihn einen hohen Motivationswert/einen belohnenden Faktor (wie zum Beispiel Jagdverhalten o. ä.), dann müsste wirklich jede Ausführung dieses Verhaltens sofort bestraft werden. Nur dann könnte die Strafe ein Unterlassen dieser Verhaltensweise erreichen. Im Alltag ist eine hundertprozentige und sofortige Bestrafungsquote jedoch nicht durchführbar. Kann der Hund das unerwünschte Verhalten ab und zu doch einmal ausführen, zum Beispiel weil der Trainer zu weit entfernt steht oder den Hund gerade nicht beobachtet, dann wird das unerwünschte Verhalten variabel bestätigt und ist somit löschungsresister." (aus D. Schneider "Die Welt in seinem Kopf"
Ich weiß, dass das Thema Teletakt-Geräte hier im Forum in der Vergangenheit zu Turbulenzen geführt hat. Dass Lutz das Thema noch einmal aufgegriffen hat, ist jedoch auch in meinem Sinne. Es soll sich niemand persönlich angegriffen fühlen, vor allem nicht die Hundeführer, die schon lange im "Geschäft" sind und mit den Geräte gearbeitet haben oder immer noch arbeiten. Ich bin noch nicht so lange "Hundler", weiß aber, dass es in der Vergangenheit eine anerkannte "Erziehungs"methode war, die Geräte zu benutzen, genau wie Stachelhalsbänder, Würger usw.
Nur, die Zeiten haben sich geändert. Es sind neue Erkenntnisse gewonnen worden, die auch neue Verhaltensweisen einfordern. Ich unterstelle mal, dass allen Forumsusern das Wohlergehen seines/ihres Hundes am Herzen liegt und vieles einfach aus Unwissenheit oder weil man es schon immer so gemacht hat, geschieht.
Ich frage mich deshalb: Warum ist es so unendlich schwer, über den eigenen Tellerrand zu schauen und mal was Neues, mit dem andere ja offensichtlich gute Erfahrungen gemacht haben, auszuprobieren oder sich wenigstens wohlwollend damit auseinanderzusetzen?
Liebe Grüße
Susa
[Dieser Beitrag wurde am 02.02.2006 - 20:14 von Susa aktualisiert]
Der Herrgott hat nen großen Zoo!
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Hallo Susan,
glaubst Du wirklich, dass die Erziehung über Starkzwang beim Hund keine gesundheitlichen Folgen hat?
Bedenke, dass der Hund permanent auf einem hohen Stresslevel arbeitet, um die Strafe zu vemeiden. Was macht das wohl auf Dauer mit ihm?
LG
Susa
[Dieser Beitrag wurde am 02.02.2006 - 20:13 von Susa aktualisiert]
Der Herrgott hat nen großen Zoo!
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Hallo AT-Freunde,
@ Susan: wenn ich ins Branchenverzeichnis unter Tierärzte schaue muß ich feststellen das nicht wenige auch Verhaltenstherapie betreiben, also schon wissen sollten warum sie für ein grundsätzliches Verbot des Teletackers sind.
Dorit Feddersen- Petersen renommierte Fachtierärztin für Verhaltenskunde vom Institut für Haustierkunde an der Universität Kiel (Buch "Hundepsychologie" hat ein Gutachten am Gericht in Nordrhein Westfalen über Reizstromgeräte abgegeben das wesentlich mit zu dem Verbot dieser Geräte auch in diesem Bundesland führte. Gegen dieses Urteil wurde keine Berufung zugelassen und schließt sich dem grundsätzlichem Verbot in mehreren europäischen Ländern an.
Eigentlich gibt es hier nicht mehr viel darüber zu diskutieren aber wenn jemand meint den Einsatz solcher Geräte in dem recht anmaßendem Vergleich rechtfertigen zu können dass ein Skalpell in der Hand eines Chirurgen Leben retten kann aber in der Hand eines Psychophaten töten kann, halte ich dem entgegen dass Strom in der Hand eines Elektrikers sehr segensreiche Wirkungen erzielen kann, Stromanwendung in der Hand eines Hundeführers aber den Hund zum Psychopathen machen kann.
Mit freundlichen Grüßen lutz mit Joker
P.S. Das Gutachten von Dorit Feddersen-Petersen wurde durch einen wissenschaftlich ausgewerteten Versuch mit 12 Hunden, teilweise Gebrauchshunde mit Schutzhundprüfung (Rottweiler,Riesenschnauzer usw.), untermauert denen mit einem Teletaktgerät der Jagdtrieb vermiest werden sollte und bei dem Großteil der Tiere zu durchgeknallten Hunden geführt hat die sich entweder unter den Tisch verkrochen haben oder den Hundeführer aggressiv angegangen sind.
Und noch etwas anderes zum Thema Strom, weil wir gerade dabei sind:
Hunde reagieren darauf auch anders als Menschen, sollte ein Hund einmal einen richtigen elektrischen Schlag mit 220Volt bekommen haben, weil er z.B. zu Hause in ein Stromkabel gebissen hat (Welpen), und es überlebt hat, sollte man ihn die nächste Zeit noch gut unter Beobachtung halten weil noch Stunden danach die Lunge kollabieren kann.
[Dieser Beitrag wurde am 02.02.2006 - 22:18 von lutz aktualisiert]
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A.R. Gurney
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@Susa: Nein, leider haben wir da aneinander vorbeigeredet. Ich meinte den Tacker-Einsatz nur für die Jagerei. Auf dem Platz denke ich, kann man locker darauf verzichten. Ich hab drei Hunde zur SchH III ausgebildet und geführt - keiner hatte je einen Tacker um.
Und auch dann, wenn beim Jagen der Tacker zum Einsatz kommt, dann ist es doch mit der langen Leine lang und breit vorbereitet worden. Der Hund lernt doch lange vorher, daß er kommen soll, wenn ich ihn abrufe. Wenn man das durch den Einsatz der langen Leine so hinbekommen kann, umso besser. Aber wenn man einen richtigen "Jäger" hat, dann wird der schnell wissen, daß er an der Schleppleine keine Chance hat. Könnte allerdings gut sein, daß er ohne die Leine trotzdem abzischt. Und für den -und nur diesen- Moment würde ich den Tacker auch einsetzen.
Er arbeitet dann ja nicht in permanent hohem Streß, sondern er geht spazieren und läuft frei. Und nur wenn dann Wild hochgeht und er nicht hört, erst dann drückt man. Das muß noch nichtmal richtig doll sein. Er soll ja nur wissen, daß ich ihn da hinten auch ohne seine lange Leine noch erreichen kann. Daß man diese Geräte feinst einstellen kann, weiß anscheinend auch niemand wirklich. Es reicht ein dumpfer Schlag, nicht mal so stark wie vom E-Zaun.
Grundvoraussetzung ist immer der Grundgehorsam, den er schon hat!!! Der Tackereinsatz sichert den Hund nur noch endgültig ab.
Ein Ausbilder, der mit seinem Hund in permanentem Streß/Angst vor Schmerz arbeitet, wird es nicht weit bringen. Denn für solche Vorführungen gibt es (gottseidank) keine hohen Punkte. Außerdem hält das kaum ein Hund aus. Wäre ja beknackt, sich einen Hund auf diese Weise kaputt zu machen. Nee, wer heute was werden will im Sport, der muß viel dafür tun und den Hund erstmal trieblich hoch bringen. Dann arbeitet so ein Hund freudig, weil er gelernt hat, für richtiges Verhalten mit seinem Spielzeug (Motivationsobjekt) bestätigt zu werden.
So, nun sind hoffentlich alle Unklarheiten beseitigt!
Liebe Grüße, Susan
[Dieser Beitrag wurde am 02.02.2006 - 21:10 von Susan aktualisiert]