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Kastration Rüde - ja oder nein?
Verfasst: Sa 21. Jan 2006, 23:21
von rb_tania
Hallöle Zusammen!
Ich brauche dringend Eure Erfahrungen!
Also, unser Rudi (9 Monate alter Rüpel-Rüde...) liebt Hündinnen... Soweit ganz normal, denke ich. Er liebt Sie aber für manch einen Hundebesitzer ein wenig zu heftig. Na, ja er besteigt sie halt immer und hat dann seine Ohren auf Durchzug. Er liebt auch kastrierte Rüden so
Ist langsam etwas nervig. Hat ihm auch seinen Spitznamen "Runter-Rudi" eingebracht...Weil ich immer rufe "runter, Rudi!"...
Einige Hundebesitzer haben Angst um ihre zerbrechliche Hundedame und sind not amused.
Mich nervt es langsam (es geht schon seit zwei Monaten so!). Ich weiß nicht, wie und ob ich es ihm erziehungstechnisch abgewöhnen kann. Oder bleibt da nur die Kastration? Ich habe auch Angst, dass er mal ner heißen Hündin hinterher läuft und dann unters Auto kommt (ist unsererem Nachbarhund passiert). Wer kann mir helfen/raten? Möchte ihm eigentlich nicht so gerne seine Männlichkeit klauen, aber bin echt ratlos.
Vielen lieben Dank für Eure Hilfe schon mal!
Tania mit
Runter-Rudi
tania
Kastration Rüde - ja oder nein?
Verfasst: Sa 21. Jan 2006, 23:35
von rb_Uschi
Hallo Tania,
ich selbst hatte zwar noch nie Rüden, aber die vielen Rüden, die ich kenne, haben sich alle mit der Zeit beruhigt.
Sie waren nur als Jungspunde so und hatten nichts anderes mehr im Kopf.
Irgendwann wars dann vorbei und sie waren wieder "normal".
Vielleicht hast Du noch eine Weile Geduld mit ihm?
Viele Grüße
Uschi
Kastration Rüde - ja oder nein?
Verfasst: So 22. Jan 2006, 13:17
von rb_lutz
Hallo Tania,
in dem Alter von 9 Monaten ist dein Rüde gerade in der Pubertät und es sind enorme Hormonschübe womit euer AT-Rüde da fertig werden muß. Aber keine Angst das wird später besser und er wird zumindest in dieser Beziehung schon ruhiger werden und nicht mehr alles besteigen wollen außer Igeln und Stacheldrahtrollen.
Im Übrigen müßt ihr durch diese Zeit der Pubertät in jedem Fall durch da man einen AT-Rüden auf keinen Fall kastrieren sollte bevor er 2Jahre alt geworden ist und das Knochengerüst vollständig ausgebildet ist. Wenn keine medizinische Notwendigkeit vorliegt ist eine Kastration nach dem Tierschutzgesetz sowieso verboten auch wenn es genug Tierärzte gibt die sich nicht daran halten um an einer Kastration nur verdienen zu wollen.
Bei sehr früh vor Eintritt oder nicht beendeter Pubertät kastrierten Hunden kann es zu einem länger dauerndem Wachstum der Röhrenkochen kommen die dann keine ausreichende Stabilität haben. (Ähnlich dem Riesenwuchs der Eunuchen in früheren Zeiten)
Unse AT-Rüde Joker, jetzt 2 Jahre und 8 Monate, hatte uns in der Pubertät auch nächtelang durch jaulen und jammern um den Schlaf gebracht wenn er nur die Spur einer läufigen Hündin in die Nase bekommen hatte und wollte genau wie euer Rüde alles bespringen einschließlich kastrierter Rüden. Inzwischen hat sich das bis auf das ganz normale Interesse den Hündinnen gegenüber gegeben, so dass absolut für eine Kastration, die auch immer, was man nicht vergessen sollte, eine Zerstörung der Hundepersönlichkeit ist, absolut keine Notwendigkeit besteht.
Ich denke einmal das es mit eurem Rüden ähnlich laufen wird, durch die Zeit der Hundepubertät müßt ihr euch eben durchkämpfen.
Mit freundlichen Grüßen lutz mit Joker
[Dieser Beitrag wurde am 22.01.2006 - 18:13 von lutz aktualisiert]
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.
A.R. Gurney
Kastration Rüde - ja oder nein?
Verfasst: Mo 23. Jan 2006, 10:39
von rb_tania
Hallo Uschi,
hallo Lutz,
erst mal vielen Dank für Eure Antworten!
Gestern ist auch noch dazugekommen, dass er "leidet", so wie Du, Lutz, es bei Deinem Joker auch erlebt hast oder noch erlebst.
Er fiept den ganzen Tag und sieht schmachtend aus dem Fenster.
Bei uns wimmelt es in der Nachbarschaft nur so von Hunden.
Wie kann man denn erziehungstechnisch eingreifen (ich meine beim besteigen)? Soll man das generell unterbinden? Die meisten Hunde regeln das ja untereinander, aber die Hundebesitzer
Viele Grüße
Tania mit Rudi-rastlos
tania
Kastration Rüde - ja oder nein?
Verfasst: Mo 23. Jan 2006, 11:23
von rb_lutz
Hallo Tania,
die Hormone lassen sich leider auch erziehungstechnisch nur schwer in den Griff kriegen und das auch bei sonst gut gehorchenden Hunden. Bei kleineren Hunden würde ich weiterhin mit "runter Rudi" den Burschen herunterziehen, bei den größeren Hunden kann es aber gar nichts schaden wenn er mal an den Falschen gerät, denn nicht alle gestandenen älteren Hunde lassen sich das bieten. Wenn Rudi sich dann beim Bespringen ein paar einfängt wird er von selbst vorsichtiger werden. Solche Erfahrungen hat unser Joker wenigstens gemacht und heute sondiert er die Sache vorher gründlich mit seiner Nase ob es sich überhaupt lohnt jemanden auf den Rücken zu steigen. Er selbst läßt sich das Bespringen von anderen Hunden nämlich auch nicht mehr bieten und sagt so einem Jungspund schon Bescheid.
Auch das Jammern und Leiden zu Hause nach dem ihm unterwegs eine läufige Hündin in die Nase gekommen ist war nach der Pubertät bereits in seiner zweiten "Saison" mit heißen Hündinnen wesentlich besser geworden und er hat sich dadurch auch nicht mehr den Appetit verderben lassen wie es anfangs war. Die Pubertät ist eben genau wie bei den Menschen eine nicht ganz einfache Zeit, da aber Hunde als reine " Gefühlsmenschen" ihre Gefühle ganz offen ausleben und nicht lügen können, findet dieses (ungerechter Weise) nicht immer unseren Beifall.
Ich bin mir sicher dass es mit eurem Rudi auch besser werden wird, auch wenn ihr jetzt eine recht nervige Zeit mitmacht, die meisten Rüdenbesitzer haben auf jeden Fall ähnliches mitgemacht und ihr solltet auch bei anderen Hundebesitzern unterwegs eigentlich auf Verständnis stoßen.
Mit freundlichen Grüßen lutz mit Joker
[Dieser Beitrag wurde am 23.01.2006 - 15:37 von lutz aktualisiert]
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.
A.R. Gurney
Kastration Rüde - ja oder nein?
Verfasst: Mo 23. Jan 2006, 13:14
von rb_mtilkov
Hallo!
Ich habe 2 kastrierte Rüden und weder sind sie in ihrer Persönlichkeit gebrochen noch sind sie "keine ganzen Kerle mehr", was jeder Hund merken würde, käme er einem von Beiden dumm .....
Mein Airedale wurde im Alter von 16 Monaten gelegt, weil er Dauererrektionen auf offener Straße hatte und sich vor lauter Schmerzen nur noch breitbeinig und winselnd in Minischritten vorwärts bewegen konnte ....
Es gibt sicher Menschen ( insbesondere Männer, sorry, lutz ) die das immer noch nicht als ausreichenden Kastrationsgrund ansehen ....Wer es ein paar Mal miterlebt hat, war hinterher mit mir einer Meinung, es war die absolute Quälerei.
Wozu sollte ich, die ich mit Familie mitten in einem Rudel von unkastrierten Nachbarshündinnen lebe, meinem überaktiven Rüden das antun??
Der TA sah das übrigens genauso wie ich, es gibt schon sehr klare Indikationen, wo es quasi unerlässlich ist, den Eingriff, bei dem ich übrigens assistiert habe ( sehr unblutig, das Ganze), durchzuführen!
Aber dieses Thema wird immer sehr kontrovers diskutiert, bei Hündinnen ist die große Bauch-op fast völlig normal, bei Rüden gehen die Emotionen hoch ..... anders bei Bullen, Hengsten, Ziegenböcken, Ebern .... DA ist das dann KEIN Problem .... schon seltsam, oder?
Ich kann Dir nur sagen, ich wollte meinen beiden sexuell überaktiven Rüden dieses Leiden 2x im Jahr ersparen, auch wollte ich sicher verhindern, dass mein AT-rüde mit seiner Distichiasis das doch mal im Vorrübergehen weitervererbt, genauso wie ich keine Irish Terrier mit Allergieneigung wild züchten wollte.
Beide Rüde sind schlank, sportlich, leistungsfähig und 100% Rüden geblieben.
So kann man die Sache auch sehen, das wollte ich Dir als Info nicht vorenthalten, nur denke ich auch, 9 Monate ist für eine Kastration noch zu früh.
LG
Melanie
[Dieser Beitrag wurde am 23.01.2006 - 15:28 von mtilkov aktualisiert]
Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg' auch keinem Anderen zu
Kastration Rüde - ja oder nein?
Verfasst: Mo 23. Jan 2006, 13:37
von rb_Bettina
Hallo zusammen,
@ Melanie: in Deinem Fall war es sicherlich ratsam, den Airedale kastrieren zu lassen, hatte denn der Irish die gleichen Symptome gezeigt?
@ Tania: diese Phase, in der er hormonell bedingt, z.Zt. etwas von der Rolle ist, sollte noch nicht so schnell zu Eurer Überlegung, ihn kastrieren zu lassen, führen. Er wird jetzt leiden, sicherlich wird er demnächst auch das Futter verweigern, aber das gehört nun mal zu seiner Männlichkeit dazu.
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß heutzutage viel zu schnell kastriert wird, TÄ raten aus besagten Gründen natürlich auch fast immer zu.
Das größte Problem sind allerdings, wie Du schreibst, die anderen Hundebesitzer.
Ständig hat man das Gefühl, wieder irgendwas falsch gemacht zu haben, man wird angeraunzt, der Hund stünde nicht genügend "im Gehorsam" usw. usw.
Mein Frust über die mangelnde Toleranz innerhalb unserer Gesellschaft ist sicherlich einen eigenen Thread wert, aber ich möchte Dir hier nur raten: laß Dich nicht von anderen verrückt machen!
Geh Deinen Weg mit Deinem Hund, hilf ihm in dieser für ihn jetzt schwierigen Zeit, beobachte ihn und warte ab.
Ich wünsche Dir und Rudi wieder stressfreie Spaziergänge und Toberunden
Liebe Grüße
Bettina
Um einander zu verstehen, brauchen die Menschen nur wenige Worte. Viele Worte brauchen sie nur, um sich nicht zu verstehen.
Kastration Rüde - ja oder nein?
Verfasst: Mo 23. Jan 2006, 14:11
von rb_lutz
Hallo Melanie,
ich habe keine Probleme mit einer Kastration, weder bei Rüden noch bei Hündinnen, wenn eine echte medizinische Indikation gegeben ist(auch nicht als Mann).
Sehr wohl habe ich aber Probleme mit den in den USA weit verbreiteten Frühkastrationen die neuerdings auch hier propagiert werden um dem Hund angeblich das welpenhafte Wesen zu erhalten. Genauso habe ich Probleme damit wenn Hunde aus persönlicher Bequemlichkeit oder als vergeblicher Versuch mangelnder Erziehungskonsequenz kastriert werden obwohl dieses nach dem Tierschutzgesetz nicht erlaubt ist.
In der Rangordnung der Hunde untereinander stehen kastrierte Hunde ganz unten. Das beste Beispiel sieht man daran schon, wie Tania anführte, das sich 9 Monate alte Rüden schon erlauben den kastrierte Rüden auf den Rücken zu steigen weil diese das weibliche Hormon Östrogen als Duftstoff verströmen und unerfahrene nicht kastrierte Rüden an der Nase herumgeführt werden.
Dieses Verhalten kann ich hier täglich bei einem Labradorrüden beobachten der als Einhoder medizinisch notwendig kastriert werden mußte um einer späteren sonst häufig vorkommender Krebserkrankung aus dem Wege zu gehen.
Dieser gutmütige arme Kerl kann sich oft anderer Rüden kaum erwehren. Kastrierten Hündinnen sagt man nach das sie im Alter oft grantig werden im Gegensatz zu den Rüden bei denen durch eine Kastration meist vergeblich versucht wird Aggression oder Dominanz zu dämpfen.
Wenn du mit deinen beiden kastrierten Rüden keine Probleme hast (wobei Gewichtsprobleme noch zu den geringeren gehören, bei Inkontinenz sieht es schon etwas anders aus), würde ich das nicht unbedingt als Normalfall ansehen sondern du hast damit sicher auch eine gute Portion Glück gehabt.
Ich hoffe sehr dass durch deinen Beitrag keine Hundehalter ermutigt werden an ihrem Hund eine Kastration ohne medizinische Notwendigkeit vornehmen zu lassen. Leider finden sich dafür ja immer noch genügend Tierärzte obwohl es verboten ist.
Mit freundlichen Grüßen lutz mit Joker
[Dieser Beitrag wurde am 23.01.2006 - 18:26 von lutz aktualisiert]
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.
A.R. Gurney
Kastration Rüde - ja oder nein?
Verfasst: Mo 23. Jan 2006, 14:46
von rb_Stripey
Hallo,
ich stehe einer Kastration vom Grundsatz her sehr kritisch gegenüber.
Mir ist es sehr schwer gefallen, als ich damals meinen zweiten AT über die Rubrik "AT in Not" siebenjährig zu mir genommen habe und ihn kastrieren lassen musste, weil ich bereits eine Hündin hatte. Ich hätte das sonst nie gemacht!
Da Teddy 7 Jahre lang Respekt von anderen Hunden (insbesondere Rüden) gewohnt war, hat er mit seiner neuen "Bedeutungslosigkeit" zu kämpfen. Nach wie vor hat er eine souveräne und starke Ausstrahlung (er rennt wie ein Gockel über die Wiesen, hihi), aber er bekommt nicht immer die Anerkennung, die er erwartet. Manche Hunde (insbesondere jüngere) sind kurz davor, ihn zu besteigen. Wenn sie dann nicht auf sein Knurren reagieren, würde es unbeeinflusst zu einer Beißerei kommen. Eine Bekannte von mir, die ihren 9-jährigen RR aus gesundheitlichen Gründen kastrieren lassen musste, hat die gleichen Erfahrungen gemacht: Hundebegegnungen sind eher schwerer als vorher.
Bei einem jungen Hund sind diese Schwierigkeiten natürlich nicht zu erwarten. Andererseits würde ich mir das erst einmal angucken, wie sich der Hund entwickelt. Warum sollte man einen Hund ohne Grund kastrieren? Und so früh? Unser alter Schäferhund ist unkastriert höchst vergnüglich und ohne jede Schwierigkeiten mit läufigen Hündinnen 17 Jahre durch´s Leben gestromert.
Frostelige Grüße aus dem Norden von Stripey
Groovy greetings and have a nice day Stripey
Kastration Rüde - ja oder nein?
Verfasst: Mo 23. Jan 2006, 15:47
von rb_Anette
Hallo Tania,
eigentlich ist schon alles gesagt und ich kann mich den anderen nur anschließen.
Hab selbst 2 unkastrierte Rüden 4,5 und 5,5 Jahre. Wir haben das alles auch erlebt, was ihr grade durchmacht.
Sicherlich ist es unterschiedlich, wie schwer sich ein junger Rüde damit tut, aber ich bin sicher es wird besser werden mit der Zeit.
Hab Geduld !
Gruß Anette