Arbeitsmotivation durch Zwingerhaltung?

rb_Cap
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Arbeitsmotivation durch Zwingerhaltung?

Beitrag von rb_Cap » Mo 20. Okt 2008, 23:51


Hi Uschi,

so , da sind wir wieder bei den Begriffen!!!!

Uns ist der Begriff , wenn wir an Jagd denken am Geläufigsten , deshalb kann er aber trotzdem weiter gefasst sein. Uns als "Rudelchefs" zu bezeichnen, ist aber laut Definition völlig falsch, da unsere Hunde nun mal nicht in Rudeln leben, aber es hat sich so eingebürgert.

Eigentlich heisst Meute ein Zusammenschluss von Hunden, Menschen...

Mit freundlichem Gruss Regine


rb_MadDog
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Arbeitsmotivation durch Zwingerhaltung?

Beitrag von rb_MadDog » Di 21. Okt 2008, 11:28


Nur ganz kurz, weil ich unter Termindruck stehe:


Wölfe leben in einem Rudel, Hunde in einer Meute (mal ganz weg von dem jagdlichen Verständnis für das Wort Meute) und Mensch und Hund leben weder in einem Rudel noch in einer Meute sondern stellen eine Symbiose dar.


Vereinfacht: Rudel = Zusammenschluss wildlebender Tiere

Meute = Zusammenschluss domestizierter Tiere

Symbiose = Zusammenleben zweier verschiedener Spezies


Die Merkmale für Rudel (Wolf) und Meute (Hund) werde ich die Tage noch mal genauer erläutern, wenn ich mehr Zeit habe. Ebenso werde ich dann auch auf den Rest eingehen.



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rb_lutz
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Arbeitsmotivation durch Zwingerhaltung?

Beitrag von rb_lutz » Di 21. Okt 2008, 11:34


Hallo AT-Freunde,


für mich sind weder die Begriffe Rudel noch Meute für das Mensch-Hund-Zusammenleben wirklich zutreffend, und das wissen unsere Hunde sehr wohl.


Während ein Rudelführer mit seiner Partnerin bei den Wölfen als einziger berechtigt ist Nachkommen in die Welt zu setzen und eine strenge Hierarchie herrscht läuft in einer wilden Meute bei der großen Anzahl von Jagdhunden doch meist so einiges durcheinander.

Da in einem Rudel jeder genau seine Platz und seine Rangstufe kennt ist zumindest in dieser Beziehung der Begriff Rudel passender als Meute, da die Hunde keine Demokraten sind aber viel Wert auf eine geordnete Führung legen und ihren Platz in der Rangordnung kennen müssen um sich wohl zu fühlen und gar nicht erst in Versuchung geraten bei einer schwachen Führung diese Rolle selbst zu übernehmen.


Ich halte das ganze auch ein bisschen für Haarspalterei ohne jeden praktischen Nährwert da es eine eins zu eins Übertragung der Beziehung zwischen Mensch und Hund im Vergleich zu dem Leben in einem Wolfsrudel oder meinetwegen in einer Meute verwilderter Strassenhunde in südlichen Ländern so nicht geben kann.


Mit freundlichen Grüßen lutz mit Joker

[Dieser Beitrag wurde am 21.10.2008 - 10:36 von lutz aktualisiert]



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rb_MadDog
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Arbeitsmotivation durch Zwingerhaltung?

Beitrag von rb_MadDog » Mi 22. Okt 2008, 00:16


Ich glaube, hier herrscht ein Missverständnis. Freddy merkte an, dass mangelnde Stimualtion asoziales Verhalten auslösen kann und ich habe lediglich ergänzt, dass asoziales Verhalten auch aus einer zu intensiven Mensch-Hund-Beziehung, die nichts anderes mehr zulässt, resultieren kann. Von Lutz, Joker und deren Zusammenleben habe ich nichts verlauten lassen.


Lutz ist ein reger Gesprächspartner, der gerne seinen weltbesten Hund ins Feld führt und Geschriebenes mit ihm untermauert. Weltbester Hund ist gar nicht ironisch gemeint sondern mein Ernst, denn für Lutz ist sein Joker der Hund schlechthin so wie für die meisten Leute ihr Hund der weltbeste ist. Das ist auch gut so. Man darf jedoch nicht den Fehler machen mit einem oder wenigen Hunden die Hundewelt zu erklären. Das kann nicht funktionieren, weil Hunde ebenso Individuen sind wie Menschen auch. Man muss bei allgemeinen Dingen erst mal globaler an die Materie gehen und kann dann bei Fallbeispielen mehr in die Tiefe gehen um das jeweilige Individuum begreifen zu können.


Man kann meinen, dass es sich bei meiner Begriffsdefinition um Korinthenka.... handeln könnte. Weit gefehlt. Wenn man ein Gespräch oder eine Diskussion führt, ist es für alle Beteiligten einfacher, wenn man an der Basis das gleiche meint und nicht mitten in einer fortgesetzten Diskussion merkt, dass man auf dem gänzlich falschen Dampfer ist, weil jeder etwas ganz anderes an der Basis verstanden hatte.


Wölfe haben als sozialen Mittelpunkt ein Alphapaar. Die Größe eines Rudels ist durch die Kommunikationsfähigkeit begrenzt. Es gibt feste Rangplatzierungen, die durch Statussymbole geschützt werden und eine in sich ruhende, stabil funktionierende Zirkulation. Ein Wolfsrudel ist eine Familienorganisation, die vom Elternpaar geleitet wird. Daher ist es unabdingbar für das Alphapaar einen Wurf zu haben (Statussymbol), der den Status (Rangplatzierung) untermauert.


In Meuten gibt es eine feste Führungsebene, ein sogenannter "harter Kern". Die Größe wird durch Ressourcen begrenzt. Es gibt verschiedene Rangebenen, die von Alter, Größe usw. abhängen. Durch die Grupendynamik ist eine Meute im Gegensatz zum Wolfsrudel instabiler und kann einem steten Fluss unterliegen.


Dann gibt es noch die Symbiose Mensch Hund, die man als Sympathiehaltung betituliert. In dieser Konstellation wird Hund von einem Artfremden geführt, die Größe ist künstlich (von Ressourcen unabhängig), der Rang wird durch die Toleranzschwelle eingenommen. Die Symbiose hat keine Gruppendynamik.


@ Bettina


Wenn man jetzt kleinkariert ist, dann sind mehrere Hunde, die bei einem Menschen zusammenleben, auch ein künstliches Gebilde. Denn häufig würden diese Hunde von sich aus keine Meute bilden. Durch den menschlichen Willen werden sie jedoch zusammengehalten. Von hier aus ist es auch nur noch ein kurzer Weg zur jagdlich geführten Meute. Diese Meute unterliegt auch dem menschlichen Willen und zwar sowohl in der Zusammensetzung als auch dem gemeinsamen Ziel. Sie nennt sich also Meute ist im eigentlichen Sinne jedoch keine.


Aus kynologischer Sicht, kann es meines Erachtens nach, keine allgemeingültige Regelung für artgerechte Haltung geben. Denn ..... jeder Hund ist ein Individuum. Was für den einen Hund gut und richtig ist, kann für den nächsten Hund schon wieder grundverkehrt sein. Wenn es also um Problemlösungen zwischen Hund und Haltern geht, muss man beide Individuen (menschliches und hündisches) in dieser einmaligen Zusammensetzung betrachten. Patentrezepte gibt es also nicht, aber oft eine grobe Richtung.


Gut ersichtlich wird das, wenn man darüber redet, ob Hunde auf die Couch und/oder ins Bett dürfen. Pauschal lässt sich das insofern beantworten, dass eigentlich nichts dagegen spricht ..... aber.... Und nach diesem "Aber" kommen Hunde, wo es absolut kontraindiziert ist, ihnen dieses Privileg zuzugestehen. Man kann es sogar variieren und dem Hund dieses Privileg entziehen, wenn er sich an einem Tag wie die Axt im Walde benommen hat. Die Einwände, dass Hunde das nicht verstehen, weil sie unmittelbar nach schlechtem Benehmen getadelt werden müssen, gilt hier nicht. Denn es handelt sich lediglich um eine indirekte Bestrafung, die mit dem eigentlichen schlechten Benehmen nicht in unmittelbarem Zusammenhang steht. Daher ist ein Verbot dieses Privilegs auch nicht für jedes Vergehen gleichermassen geeignet.



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Arbeitsmotivation durch Zwingerhaltung?

Beitrag von rb_lutz » Fr 24. Okt 2008, 18:54


Hallo AT-Freunde,



Also leben wir mit unseren Hunden "galaktisch, global" symbiotisch.


In der Untersuchung der Mensch-Hund-Beziehungen von Silke Wechsung "Mensch und Hund, Beziehungsqualität und Beziehungsverhalten" wird noch einmal auf die genauere Definition der Symbiosearten nach Coppinger hingewiesen.


Hier gibt es 4 Arten der Symbiose die alle in den Mensch-Hund-Beziehungen in unterschiedlicher Ausbildung vorkommen können:


KOMMENSIALISMUS: Eine symbiotische Beziehung von der nur einer der Spezies profitiert.

Beispiel: Streunende Straßenhunde ernähren sich von den Abfällen der Menschen in Dörfern oder Hotelanlagen.


MUTUALISMUS: Eine echte Symbiose, da der Nutzen wechselseitig ist und beide Seiten gleichstark profitieren.

Beispiel: Das Befriedigungsbedürfnis beider Interaktionspartner Mensch und Hund wird völlig ausgeglichen erfüllt.


PARASITISMUS: Das Zusammenleben zweier Spezies bei dem ein Organismus auf Kosten des anderen profitiert.

Beispiel: Servicehunde die nicht artgerecht gehalten werden und nur zur Dienstleistungserbringung ihrer Halter dienen.


AMENSALISMUS: Eine Lebensgemeinschaft bei der eine Spezies der anderen Schaden zufügt.

Beispiel: Hunde die von Menschen aufgrund bestimmter erwünschter äußerlicher Merkmale gezüchtet wurden, die aber gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen. (z.B.Qualzüchtungen).


Auch wenn Joker nun nicht unbedingt "weltbester Hund" für mich ist, hatte ich schon vor gut 2 Jahren in der Rubrik "Neuvorstellungen" unter "Hier stellen sich unsere Hunde vor" geschrieben dass ich mit ihm in einer Symbiose lebe.

Angestrebt habe ich natürlich den Mutualismus dass wir beide fair voneinander profitieren habe aber des öfteren den Eindruck dass Joker hierbei doch besser wegkommt als ich.

Unabhängig davon dass Joker mich bei unseren Spaziergängen und Wanderungen auf Trab hält und damit auch einiges für meine Gesundheit tut, genügt es andererseits für mich schon wenn er nur in meiner Nähe ist um mich gut zu fühlen und er sich damit schon sein Futter verdient hat.

Das heißt nun aber auch wieder nicht, dass so ein stacheliger, rauhhaariger Airedaleterrier mit 40kg Gewicht und 65cm Widerristhöhe bei mir und meiner Frau mit im Bett schlafen muss.

Joker käme sicher auch niemals auf die Idee und im Wohnzimmer hat er seinen eigenen strapazierfähigen, großen Ledersessel nur für sich allein obwohl er dort auch eine der beiden 2er und 3er Sofas gehen könnte springt er da nur rauf wenn ihn bei einer Jagd durchs Wohnzimmer mal wieder der Hafer sticht.

Unser erster AT in meinem Elternhaus hatte es sich aber vor gut 40 Jahren im letzten halben Jahr als es ihm mit einer Krebserkrankung nicht mehr ganz so gut ging nachts am Fußende im Bett meines Vaters bequem gemacht weil er in diesem Zustand wohl mehr menschliche Nähe suchte.


Mit freundlichen Grüßen lutz mit Joker

[Dieser Beitrag wurde am 24.10.2008 - 18:27 von lutz aktualisiert]



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