Haben Hunde Gefühle ?
Haben Hunde Gefühle ?
Hallo zusammen,
ein (komplexes) Thema für die Weihnachtszeit: Gefühle.
Descartes, ein Philosoph, glaubte daran dass Tiere hochkomlizierte „Uhrwerke“ sind, ohne subjektives Gefühl. Seelenlose Roboter.
Ein Wissenschaftler, ich komme gerade nicht auf den Namen, vergleicht Tiere mit einer weißen Leinwand auf welche der Mensch seine eigenen Gefühle projiziert. Das ist die Rechtfertigung für viele Tierquälereien geworden.
Darwin, ein Forscher mit Herz, hat Tieren dann als erster Wissenschaftler Kernemotionen wie Ärger, Glück, Angst, Eckel, Traurigkeit, Überraschung zugestanden. Er glaubte, dass es nur graduelle Unterschiede zwischen den Spezies gibt, und das die Emotionen sich zu dem Zweck entwickelt haben die sozialen Banden in Gruppen zu stärken.
Die Primären Emotionen (z.B. Ekel, Traurigkeit, Überraschung,Angst, Ärger, Glück) sind angeboren. Sie sind besonders mit dem limbischem System, einem sehr alten Hirnteil den wir mit Säugetieren aber auch Reptilien und Vögeln gemeinsam haben, verbunden.
Sekundäre Emotionen sind komplexer und beziehen zusätzlich noch die Hirnrinde mit ein. Sie entstehen im Gehirn, das Lebewesen denkt darüber nach, und entscheidet wie es damit umgehen soll. Dazu kann z.B. auch die Angst gehören, aber vor allem die nuancierteren Gefühle wie Reue, Eifersucht usw., oder die sogenannten sozialen Emotionen wie Sympathie, Stolz, Neid, Schuld, Bewunderung, Entrüstung,…Liebe.
Ich glaube, das nicht nur wir Menschen im „Gefühlsuniversum“ wohnen, sondern auch Hunde und viele andere Tiere. Sie haben vermutlich ähnliche emotionale Fähigkeiten wie wir sie auch haben. Vielleicht haben sie sogar stärkere und/oder andere Gefühle als wir. Sie sprechen zu uns mit ihren Posen und Gesten mit ihren Augen, Ohren, Ruten……mit ihrer Körpersprache, und sie zeigen ihre Gefühle offen und ohne Lüge. Ich glaube, wir lieben unsere Hunde deshalb weil sie ähnliche Emotionen wie wir haben.
Ob wir wirklich jemals verstehen werden was in den Köpfen unsere Hunde vorgeht weiß ich nicht.
Wie das aussieht wenn Hunde sich freuen wisst ihr sicher alle. Wie sie Trauer und Angst zeigen sicher auch.
Aber wie deutet ihr folgendes Verhalten:
Wenn ich z.B. irgendwo liege, kommt Felix manchmal langsam auf mich zu und legt seinen Kopf(ganz platt, mit „sanftem“ Gesichtsausdruck) auf meinen Körper. Man kann es nur schwer beschreiben. Ich streiche ihm dann meist über den Kopf, er wendet sich dann manchmal zu meinem Gesicht um mir über die Mundwinkel zu lecken, was ich zu verhindern suche..
Für mich sieht das nach Zuneigung, Liebe oder ähnlichem aus. Oder liege ich da falsch und er will mich vielleicht nur dominieren...
Wenn wir fälschlich davon ausgehen, das Tiere subjektive Gefühle wie Angst, Hunger, Schmerz empfinden, dann schadet das Niemandem.
Wenn wir aber fälschlicherweise davon ausgehen, das Tiere keine subjektiven Gefühle haben, öffnet das Millionenfacher Tierquälerei Tür und Tor.
Was denk ihr:
Glaubt ihr dass Hunde Gefühle haben?
Wie zeigen sich diese Gefühle nach außen?
Welche Emotionen verspüren Hunde überhaupt?
LG
Freddy mit Felix
Die Treue eines Hundes ist ein kostbares Geschenk,
das nicht minder bindende moralische
Verpflichtungen auferlegt als die Freundschaft
eines Menschen.
(Konrad Lorenz)
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Haben Hunde Gefühle ?
Hallo Freddy,
eine tolle Frage! Verhaltensforscher sezten den Hund im Bereich der sozialen Intelligenz auf eine vergleichbare Stufe mit dem Menschen. Der Hund hat allerdings kein mit dem Menschen vergleichbar großes Großhirn, so dass die "sozialen Emotionen",die Du beschreibst, nicht in der gleichen Form vorliegen können sollten; außerdem geht man beim Hund ja auch davon aus, dass er nicht transzendiert über sich selbst reflektieren kann.
Davon ganz abgesehen glaube ich selbst sehr wohl, dass Hunde mehr Gefühle haben als nur die vom limbischen System vorgegebenen und dass sie zu einem abwägenden, teils berechnenden Verhalten fähig sind. Forscher der Uni Wien haben zum Beispiel gerade herausgefunden, dass Hunde Neid empfinden können! (http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu … 54,00.html)
Das, was Du über Felix schreibst, ließe sich aus Verhaltensforschersicht vielleicht als "Pflege der sozialen Bindung" bezeichnen. Ohne die läuft weder im Hunderudel noch in der menschlichen Gesellschaft etwas. Und "Liebe" ist für mich ein Wort, dass genau das beschreibt - "Pflege der sozialen Bindung", und das im weitesten und unterschiedlichsten Sinne: verschiedene Bindungen (Freundschaft, Familie, Partner, Haustiere), verschiedene Arten von Liebe (oder Wertschätzung, Anerkennung etc.). Das vorübergehende romantische "Verliebtsein" klammere ich hier mal völlig aus; es entspricht einem hormonellen Ungleichgewicht, das der Einnahme von Aufputschmitteln gleichkommt .
Für mich persönlich also bleibt zwangsläufig: Ja, Hunde haben Gefühle. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich als Mensch mit meinem Verstand und der Fähigkeit zu Transzendieren die Gefühle genauso empfinde wie mein Hund ohne diese intellektuellen Fähigkeiten. Und ob ich die Gefühle meines doch so andersartigen Hundes wirklich immer richtig verstehen und einordnen kann.
Doch anstatt mir noch weiter den Kopf darüber zu zerbrechen, knuddel ich erstmal eine Runde mit Luzie und freue mich auf die hoffentlich spannende Diskussion hier!
Liebe Grüße
Antje
Airedales will try to eat anything that doesn't eat them first. Dorothy Miner || www.rotpunktuebersetzen.de/luzie.html
Haben Hunde Gefühle ?
Hallo Freddy,
welch ein Zufall! Gerade vor ein paar Tagen habe ich mir ein interessantes Buch zu diesem Thema gekauft: Liebst Du mich auch? Die Gefühlswelt bei Hund und Mensch, erschienen im Kynos Verlag. Autorin ist Patricia B. McConnell.
Ein ziemlicher Wälzer und durch die Weihnachtsvorbereitungen bin ich noch nicht wirklich zum Lesen gekommen.
Ich schreib Dir mal, was auf dem Buchrücken steht:
"Hunde und Menschen gehören zwar verschiedenen Arten an, aber die aktuelle Wissenschaft liefert faszinierende und unwiderlegbare Beweise dafür, dass unsere Gemeinsamkeiten größer sind als unsere Unterschiede. Das gilt auch für die Fähigkeit zum Empfinden von Gefühlen, die Hunden wie allen anderen Tieren auch von der Wissenschaft lange Zeit abgesprochen wurde.
Die Autorin beleuchtet, wie Gefühle entstehen, wozu sie dienen und warum sie für Menschen und Tiere gleichermaßen wichtig sind. Dabei weiß sie wissenschaftliche Tatsachen so mit Herz und Humor zu vereinbaren, dass das Lesen zu einem gleichermaßen lehrreichen wie unterhaltsamen Vergnügen wird.
Lesen Sie, wie Angst, Zorn, Glück, Liebe, Mitleid, Trauer oder Eifersucht unsere Hunde und uns miteinander verbinden und wie wir lernen können, die subtilen Signale der Gesichtsmimik und Körperspräche unserer Hunde als Gradmesser für ihren Gefühlszustand besser zu erkennen. Ab sofort werden sie Ihrem Hund mit anderen Augen sehen."
Die Autorin hat übrigens auch das Buch "Das andere Ende der Leine" geschrieben, das ich jedem Hundehalter, der mit Gewalt und Zwang und ominösen Grauzonen nichts am Hut an, empfehlen kann.
Liebe Grüße von Susa
[Dieser Beitrag wurde am 18.12.2008 - 22:01 von Susa aktualisiert]
Der Herrgott hat nen großen Zoo!
Haben Hunde Gefühle ?
Hi Freddy,
eigentlich habe ich für mich nie hinterfragt, dass Hunde Gefühle/Emotionen haben.
Richtig begeistet war ich, als ich vor einiger Zeit mal ein Seminar bei Rolf C. Franck mitgemacht habe. Dort konnte ich ein Erziehungmodell kennenlernen, dass gerade auch bei Problemverhalten gezielt versucht Emotionen des Hundes zu verändern, um Problemverhalten zu lösen.
Es ist jetzt schon eine Weile her und ich habe damals nicht mitgeschrieben, da ich den ganzen Tag mit meinem Problembären Tom beschäftigt war. Ich habe aber im Netz nun eine Zusammenfassung über ein solches Seminar gefunden und stelle mal den Link ein, statt jetzt noch mal alles selbst zusammenzustellen:
http://www.polar-chat.de/topic_8996.html
Ich fand das Seminar absolut klasse, eines der besten Seminare, das ich je besucht habe - spätestens seitdem bin ich 100% sicher, dass Hunde Emotionen, ganz ähnlich unserer eigenen, besitzen und man viel brach liegen lässt, wenn man diesen Aspekt in der Hundeerziehung nicht berücksichtigt.
Liebe Grüße
Silke
mit Jule und Tom

Haben Hunde Gefühle ?
Hallo Susa,
danke für den Buchtipp. Hört sich interessant an. Du kannst ja nochmal kurz darüber berichten, wenn du es gelesen hast.
"Das andere Ende der Leine" habe ich, glaube ich, schon gelesen. Verliehen und weg....oder verlegt. Fand ich auch gut.
LG
Freddy
[Dieser Beitrag wurde am 18.12.2008 - 22:49 von Freddy aktualisiert]
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Haben Hunde Gefühle ?
Hallo Silke,
das war sicher ein tolles Seminar. Ich habe mal ganz kurz in deinen Link geschaut ........
Methoden, wie z.B. das Ignorieren als "Strafe"/Korrektur oder um Ängste nicht zu verstärken wurden hier völlig in Frage gestellt: Ignorieren führt beim Hund zur Enttäuschung, vielleicht sogar zur Depression, sein Wohlbefinden wird reduziert, Hund zieht sich zurück - dadurch wird evtl. das eigentliche Problem nur überdeckt. Z.B.: Hund hat Angst vor Gewitter, seine Strategie ist es, bei Frauchchen auf den Arm zuspringen - diese ignoriert jedoch sein Verhalten (da sie es nicht verstärken will), die Strategie des Hundes, also seine selbst erwählte Lösung des Problems, geht nicht auf -> die Angst des Hundes wird schlimmer.
.....das könnte doch fast von mir sein..
LG
Freddy
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Haben Hunde Gefühle ?
Hi Freddy,
hab ich Dir doch gesagt, dass der was für Dich wäre ...
Silke

Haben Hunde Gefühle ?
Hallo zusammen,
die Verhaltensforschung räumt Schritt für Schritt mit den alten egozentrischen Vorurteilen über Tiere auf. Noch vor 30 Jahren wäre es nicht möglich gewesen das ein Forscher Tieren Gefühle wie Neid(Antjes Link oben)zuspricht. Man hätte ihn ausgelacht. Heute gibt es Verhaltensforscher die dabei sind „Moral“ (nicht Ethik) bei höheren Säugetieren nachzuweisen.
Ich habe oben schon von Darwin geschrieben der glaubte: „dass die Emotionen sich zu dem Zweck entwickelt haben die sozialen Banden in Gruppen zu stärken“. Darwin hat ja in vielen Dingen Recht behalten und war seiner Zeit weit voraus.
Wenn die Evolution die Gefühle zu diesem Zweck geschaffen hat, machen sie ja eigentlich nur Sinn, wenn ein Tier sie auch wirklich „fühlt“, transzendiert.
Also wird ein Hund, die für ihn relevanten Emotionen prinzipiell genauso wie wir, vielleicht graduell unterschiedlich, fühlen.
Ich vermute dazu braucht man kein abstraktes Denken, oder hohe Intelligenz. Auch die relative Gehirngröße ist dabei nicht zwangsläufig ausschlaggebend.
Man kann Gefühle nicht sehen und messen, sie sind in unserer „Seele“. Jeder von uns weiß dass es sie gibt, aber beweisen kann es niemand.
Wir können nur die Auswirkungen (Körpersprache) sehen, aber das können wir sehr gut, wir können mitfühlen.
Der Ethologe und Nobelpreisträger Konrad Lorenz liefert in seinem Buch „So kam der Mensch auf den Hund“ ein Beispiel für die offensichtliche Emotionalität der Hunde: “Der Hundebesitzer sagt ohne besondere Betonung und ohne den Namen des Hundes zu nennen ‚Ich weiß nicht ob ich ihn mitnehmen soll oder nicht’ sofort steht der Hund auf der Matte, wedelt mit der Rute und tanzt vor Aufregung herum…...Sollte sein Herrchen aber sagen `Ich glaube ich gehe doch nicht mit ihm’ werden die erwartungsvoll aufgestellten Ohren traurig herabsinken…...und bei der endgültigen Ankündigung:’ Ich werde ihn zu Hause lassen’ wendet sich der Hund niedergeschlagen ab und legt sich wieder hin.“
LG
Freddy mit Felix
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Haben Hunde Gefühle ?
Ich glaube ja!
Ich sehe das gerade bei Benny, der sich freut, sich grämt, langweilt etc.. Auch träumt der Benny während des Schlafes, indem er bellt, knurrt oder wollig grunzt.
Auch kannte ich trauernde Hunde, deren Bezugsperson plötzlich "weg" sind. Das sind für mich die seelischen Gefühle. Physische Gefühle haben sie sowieso. Schmerz, Streiche und Knuddeleinheiten sind solche.
Gruß, Stefan
Der Wille ist wie ein Leuchturm in der Nacht, er weist uns den Weg in der Nacht, vorausgesetzt, er ist eingeschaltet. Wer Stroh im Kopf hat, fürchtet den Funken der
Wahrheit!
Haben Hunde Gefühle ?
Hallo zusammen
Aus meiner Sicht als Ausbilder sage ich:
Mein Hund liebt mich nicht! Er sieht mich als Rudelführer und Oberjäger, da ich ja das Futter erjage.
Er ist nur bei mir, weil ich seine Triebe (Futter,Spiel ect.)befriedige.
Ich gebe ihm was er fordert.
Ein Hund hat keine Gefühle wie wir sie kennen!
Als Hundebesitzerin: Mein Hund liebt mich. Er tröstet mich wenn es mir schlecht geht, er bringt mich zum Lachen und weiss das ganz genau.
Er weiss, wie er Situationen entschärfen kann.
Einfach: Mein Hund hat Gefühle.
Egal was wissenschaftliche Studien belegen, ich glaube das was ich sehe. Die Theorie, die überall verbreitet wird (mag ja auch alles richtig sein) ist mir zu weltfremd und zu theoretisch.
Gruss Konny
Der Weg wächst im Gehen unter Deinen Füssen, auf wunderbare Weise entfaltet sich die Reise mit dem nächsten Schritt.
Frieder Gutscher
www.boyar-vom-drachenhort.de.tl