LD50 oder was ist giftig?

rb_StefanK
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LD50 oder was ist giftig?

Beitrag von rb_StefanK » Do 11. Dez 2008, 11:44


Ein jedes Ding ist giftig, es kommt nur auf die Dosis an! Paracelsus anno *schlagmichtotalteMilch*



Hallo!


Ich habe gerade den Beitrag über die Schoki gelesen und bin auf einen Beitrag von 2006 gestoßen wegen Rattengift und so. Hier klinke ich mich mal als Profi ein, um den Wissenshungrigen unter Euch etwas bei zubringen. Ich bin seit 9 Jahren IHK gepr. Schädlingsbekämpfer und habe daher Ahnung, von der Sülze, die hier kommt.


Ich werde oft von Tierbesitzer gefragt, ob denn das Ködermittel gegen Schadnager welches ich ausbringe(Ratten, Mäuse, kurz SN) für den Hund giftig wäre. Meine Antwort: Ja. Aber er wird daran nicht sterben oder muß zum Tierarzt. Die Wirkstoffgruppe der Cumarine(Blutverdünner), die in den modernen Mitteln verwand werden haben eine LD50 von 100-150gr. bei Mäuseköder und 1000gr. bei Rattenköder. Somit ist der Mäuseköder noch wirksamer wie Rattenköder. Mein Benny (z.Z. 16,6 Kg) müsste demnach 1,6Kg Mäuseköder fressen oder sogar 16,6 Kg Rattenköder. Das geht garnicht. Auch deshalb nicht, da in den Ködern ein Mittel namens Bittrex enthalten ist, welches dermaßend derbe bitter ist(ich habe den Köder selbst mal probiert...), das jeder Hund oder jede Katze es verschmäht.

Wenn jemand die Vermutung hat, das ein Hund mit SN-Wirkstoffen vergiftet sei, so soll er eine Probe des Köders zu einem Schädlingsbekämpfer bringen. Die meisten Köder sind industriell hergestellt und anhand einer LOSNr. nachverfolgbar.

Was bewirken denn diese Cumarine wie Wavarin, Bromadialon oder Difenacuum im Körper eines Wirbeltieres? Der Wirkstoff verhindert, das in der Leber das Vitamin K1 zur Blutgerinnung hergestellt wird. Das Blut wird innerhalb drei Tagen so dünn, das es keine Nährstoffe und keinen Sauerstoff mehr transportieren kann. Wenn das Gehirn keinen Sauerstoff mehr bekommt, wird man letargisch und schlapp. Ihr kennt das von früher in den vollen Kneipen und Discos, wenn die Luft stickig wird.

Das Tier geht, weil es müde wird in seinen Bau und schläft dort für immer seelig ein. AUS DIE MAUS!

Somit sind die Räuberpistolen, dass man seine Schwiegermutter mit Rattengift umbringen kann, an den Haaren herbei gezogen.


Solltet Ihr noch Fragen haben, dann fragt hier unter diesen Beitrag! Es gibt keine "dummen" Fragen, nur dumme Antworten!


Gruß, Stefan

[Dieser Beitrag wurde am 11.12.2008 - 10:45 von StefanK aktualisiert]



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rb_Konny
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LD50 oder was ist giftig?

Beitrag von rb_Konny » Do 11. Dez 2008, 11:58


Schade

Dann wird es ja doch nichts mit der Lebensversicherung der Schwiegermutter)))))

Danke Stefan echt interessant, wieder neu dazu gelernt.


Gruss Konny



Der Weg wächst im Gehen unter Deinen Füssen, auf wunderbare Weise entfaltet sich die Reise mit dem nächsten Schritt.


Frieder Gutscher

www.boyar-vom-drachenhort.de.tl

rb_Freddy
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LD50 oder was ist giftig?

Beitrag von rb_Freddy » Do 11. Dez 2008, 12:04


Hallo Stefan,


sehr interessant. Danke für die Info. Ich bin bisher auch davon ausgegangen das Rattengift für Hunde tödlich sein kann. Durch den Beitrag von 2006 hier im Forum bin ich dann noch bestätigt worden..


Es würde mich aber noch interessieren ob es nicht doch "gefährlicheres" Rattengift, z.B. in anderen Ländern oder 20 Jahre altes, gibt.




LG

Freddy und Felix


PS:Wissenshungrig sind wir doch alle hier im Forum...

[Dieser Beitrag wurde am 11.12.2008 - 11:07 von Freddy aktualisiert]



Die Treue eines Hundes ist ein kostbares Geschenk,

das nicht minder bindende moralische

Verpflichtungen auferlegt als die Freundschaft

eines Menschen.

(Konrad Lorenz)

rb_StefanK
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LD50 oder was ist giftig?

Beitrag von rb_StefanK » Do 11. Dez 2008, 12:25


Leider weiß ich nicht, was in so manchen Gartenhäuschen oder Kellern bei den altgedienten Opa´s noch so schlummert.

Nur man ist aus Gründen der Köderverweigerung bei Ratten damals umgestiegen.

Ratten leben in einem Clan zusammen. Und wenn eine Ratte schnell stirbt oder Schmerzen hat, sondert sie ein wenig Urin ab. Da Ratten sehr saubere Tiere sind, sie leben nach dem Motto:" Never eat where you shit!" haben die nachfolgenden Tiere den Köder nicht mehr angerührt. Ratten legen richtige Toiletten an, weit weg von ihrem Futterplatz. Mäuse kacken und pieseln überall hin, wo sie laufen.

Daher ist eine Schlagfalle gegen Ratten nur einmal gut, danach kann man sie wegschmeißen, da sie von den Artgenossen wegen dem Urin gemieden wird.

Ich habe einen Wachhund(Dt. Schäferhund) erlebt, der einen Clerat Wachsblock trotz Bittrex sich geschnappt hat und ihn genüßlich verputzt hat. Der Hund hatte keine Probleme damit.

Das soll aber nix heißen... Wenn ein Hund an den Köder rankommt, hat der Kollege schei*e gearbeitet. Köder sind so auszulegen, das "Fremdorganissmen" nich rann kommen dürfen. Auf den Köderboxen muß immer der Ausbringer, sprich die Firma, ausgewiesen sein, und man kann anhand des Köders die Fa. heraus bekommen. Anhand der LOSNr. dann die Niederlassung und das Ausbringdatum und somit letztendlich den Schädlingsbekämpfer. Es ist wie im normalen Leben, Schei*e fällt nach unten.


gruß, Stefan

Gruß, Stefan



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rb_Stripey
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LD50 oder was ist giftig?

Beitrag von rb_Stripey » Do 11. Dez 2008, 12:42


Vielen Dank, Stefan, für diese Ausführungen. Ich war bisher auch der Meinung, dass Rattengift und Co. grundsätzlich saugefährlich für unsere Schnuffis sind. Auch wenn es glücklicherweise nicht so ist, werde ich natürlich auch weiterhin Sorgfalt walten lassen.


Grüße vom heimischen Schreibtisch,

Stripey



Groovy greetings and have a nice day Stripey

rb_Uschi
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LD50 oder was ist giftig?

Beitrag von rb_Uschi » Do 11. Dez 2008, 13:24


Hallo Stefan,


was sind dann das für Gifte, an denen leider immer wieder Hunde und Katzen sterben müssen?


Und was bedeutet bitte LD50 und die Zahlen, die Du nennst? Verstehe ich nicht ganz.


Viele Grüße

Uschi

[Dieser Beitrag wurde am 11.12.2008 - 21:39 von Uschi aktualisiert]


rb_StefanK
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LD50 oder was ist giftig?

Beitrag von rb_StefanK » Fr 12. Dez 2008, 09:13


Hallo Uschi und alle Anderen!


LD 50 bedeutet: "Letale (tödliche, minimalste) Dosis, indem mind. 50% der Versuchstiere (wird angegeben wie z.B. Hund, Ratte) sterben. Angegeben wird dies in Gramm pro Kilogramm Körpergewichts des Versuchstieres.

Wir deine "LD50" von 0.1 -50 gr./Kg angegeben ist es "Sehr giftig". Ab 50 gr./Kg als "Giftig" Je kleiner die Zahl ist, desto giftiger ist es.


Was die Hunde manchmal aufnehmen, weiß ich nicht genau. Da müsste eine pathologische Untersuchung weiterhelfen. Ich vermute mal, das es die alten Sachen wie Strichnin und Arsen ist. Wie schon oben geschrieben, weiß ich nicht, was in so manchen Kellern, Schuppen und Garagen noch so lagert. Es kommen auch Butolinotoxine in die engere Wahl, wobei diese Ausscheidungsbrodukte von Microorganismen sind. Diese sind auch für uns in geringster Konzentration sehr giftig. Diese entsehen zum Beispiel in verdorbenen Lebensmittel.

Oder was ist mit dem Mutterkorn bei Weizen? Es soll in manchen TroFu´s schon nachgewiesen worden sein.

Wenn der Hund das Gefressene erbricht, gehe ich nicht von einer Cumarin-Vergiftung aus, da dieses erst nach drei Tagen wirkt. Die anderen Gifte sind echte Akutgifte, die innerhalb 24 Stunden wirken. Und dies ist ausdrücklich nicht bei der Schädlingsbekämpfung erwünscht!


Gruß, Stefan

[Dieser Beitrag wurde am 12.12.2008 - 08:18 von StefanK aktualisiert]



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LD50 oder was ist giftig?

Beitrag von rb_Uschi » Fr 12. Dez 2008, 09:47


Hallo Stefan,


ich hab was interessantes gefunden

http://www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm … oxiklt.htm


Dort unter II Spezielle Toxikologie


1.1 Akute orale LD50


liest sich das aber ganz anders.


Nach dieser Tabelle "reicht" Deinem 16,6 kg-Hund schon um einiges weniger bei dem Wirkstoff der die höchste Dosis braucht.



Rattengift ist hochgefährlich, wird nicht nur von Profis ausgebracht, sondern kann von jedem irgendwo hin gelegt werden.


Viele Grüße

Uschi

[Dieser Beitrag wurde am 12.12.2008 - 08:53 von Uschi aktualisiert]


rb_StefanK
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LD50 oder was ist giftig?

Beitrag von rb_StefanK » Fr 12. Dez 2008, 10:27


Hallo Uschi!


Da geht es um den "reinen" Wirkstoff. Gehe ich mal von der gebrauchsfertigen Formulierung aus, hat der Köder einen Wirkstoffanteil von 0,005% im Köder. Alles andere sind Futtermittel wie Weizenmehl, Fette und Bittrex. Auf jeder Verpackung des Köders (der Fa. Rentokil) ist die LD50(Hund) aufgedruckt. Die besagt bei dem Rattenmittel "Fentrol"-Weizenkorn LD50(Hund) 1000gr/Kg, und bei dem Mäuseköder "Bromat" und Diffenard" 100-150gr/Kg Körpergewicht. Das sind Standartwerte, an denen sich jeder SBK(Schädlingsbekämpfer) halten muß!

Wie gesgt: Eine sofortige Abötung des Zielorganismus durch Überdosierung des Wirkstoffes ist absolut kontraproduktiv.

Warum sind "Mäusegifte" stärker wie "Rattengifte"?

Das liegt in der Nahrungsaufname der Tiere. Eine Maus "nascht" nur an verschiedenen Nahrungsmittel Sie muß pro Tag ca. 2-20 Gramm Nahrung aufnehmen um zu Überleben. Es müssen also vermehrt Futterangebote aufgestellt werden, um die Maus zu erwischen, ungefähr 1:10. Eine Ratte, wenn sie "ihre Futterstelle" akzeptiert hat, schlägt sich sofort den Magen voll mit ca 50 - 200gr. Futter. Die braucht nur eine Köderstation, wo sich der ganze Clan daran laben kann. Das ist die 10-fache Menge gegenüber einer Maus. Daher ist der Wirkstoff auch soo fein ausgewogen!

Sollte ein SBK sein Wirkstoff höher dosieren, so arbeitet er gegen jede Gesetze der Wirtschaftlichkeit und Produktivität. Und auch gegen die Gesetze der Gefahrstoffverordnung und des Tierschutzes.

Seid mir bitte nicht böse, dass ich so "sachlich" schreibe, fast schon herzlos. Aber man muß wissen, was ist ein Schädling, ein Lästling oder ein Nützling! Die Übergänge sind warlich fließend! Eine Ratte zuhause als Haustier ist kein Schädling, sondern ein gelehriger Hausgenosse, mit dem man viel Spass haben kann. Der Zoll experimentiert mit zahmen Ratten als Drogenschnüffler, und das sehr erfolgreich! Aber Millionen von den süßen Marienkäfern in einem Retaurantbetrieb...(habe ich selbst erlebt!) Da mutiert ein Nützling schnell zu Schädling. Kellerasseln und Silberfische werden als Lästig empfunden, sie grasen aber auch den Schimmelrasen ab. Also Nützling? Wenn die aber zu Hauf im Keller und im Bad auftreten sind sie ekelig und schränken in der Bewegungsfreiheit ein.


An diese Rodentiziede kommt in Deutschland nicht jeder ran! Wenn ich Mittel kaufe, muß ich mein Prüfungszeugnis und eine Gewerbeanmeldung als Schädlingbekämpfer, sowie eine Genehmigung vom Veterinäramt meiner Gemeinde vorlegen, ansonsten gibt´s nix "anständiges". Über die Mittelchen bei den Bau und Gartenmärkten will ich nicht diskutieren. Die sind so schwach dosiert, das sie nicht unter die GGV fallen und Resistenzien bei den Schadnagern hervorrufen können. Daher bei Schädlingsproblemen immer(!) den Profi beuftragen. Das kann man steuerlich absetzen als Hausbesitzer und für Mieter zu 95% auf den Vermieter abwälzbar!


Ich bin nur noch am editieren:
Wer Wirkstoffe ohne schriftliche Genemigung ausbringt und in Umlauf bringt, kann mit einer Strafanzeige in Höhe von 200.000,- Euro rechnen oder vier Jahre Haft!

Aber ich freue mich immer auf Eure Fragen! Es wird nämlich Zeit mit dem Mysterium "Kammerjäger" auf zuräumen.


Gruß, Stefan

[Dieser Beitrag wurde am 12.12.2008 - 09:43 von StefanK aktualisiert]



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rb_Stripey
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LD50 oder was ist giftig?

Beitrag von rb_Stripey » Fr 12. Dez 2008, 10:44


Hi Stefan,

noch ein Danke für Deine weiteren Ausführungen.


Eigentlich bin ich ja eine absolute Mausefreundin; schon als Kind habe ich Mäuse als Haustiere gehabt. Als wir es vor 3 oder 4 Jahren auf dem Dachboden trippeln und trippeln und immer mehr trippeln hörten und dann auch noch eine Maus durch die Decke vom Dachboden ins Zimmer reinguckte, habe ich Lebendfallen für Mäuse aufgestellt. In 2 Tagen habe ich 12 oder 13 Mäuse dort rausgeholt, die mindestens 3 verschiedenen Generationen angehörten. Wohlwissend um die Vermehrungsfähigkeiten dieser -so finde ich- absolut süßen und neugierigen Säugetiere habe ich schweren Herzens einen Kammerjäger kommen lassen, der mit einem Blutverdünner das Mäusetreiben beendete. So gern ich die Mäuse mag- aber nicht in solchen Massen in der Zwischendecke. Das ganze Ausmaß des Mäusebefalls wurde übrigens sichtbar, als wir den Dachboden ausbauten: Großfamilie, üppigst versorgt, mit ausreichend Platz zur Vermehrung kann ich da nur sagen. Insofern gibt es bei uns kein "Mysterium Kammerjäger".


Angst, dass die Hunde an die Köder gehen würden, hatte ich nicht. Das Gift befand sich in lavendelähnlichen Körnchen in kleinen Schachteln (vom Format her für 2 oder 3 TT-Bälle). Selbst bei freiem Zugang (was aber nicht gegeben war) hätten die Hunde das Zeug nicht angerührt.


Gruß aus dem Norden,

Stripey



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