Leistungs- vs. Schönheitslinie

rb_terriertussi
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Leistungs- vs. Schönheitslinie

Beitrag von rb_terriertussi » Mi 14. Mai 2008, 22:50


Hallo alle zusammen,

Eines liegt mir doch noch am Herzen, das ich loswerden möchte, obwohl ich mich hier schon verabschiedet hatte; etwas absolut subjektiv - Individuelles:


2004 hatte ich das große Glück, auf dem Rassehundemeeting in Meisdorf die Familie Huxley betreuen zu dürfen. Wem Huxley kein Begriff ist: Janet hat das Buch Airedale Terrier geschrieben und die beiden (Tom und Janet)züchten äußerst erfolgreich ATs unter dem Namen "Robroyd" in England. Außerdem sind sie beide Zuchtrichter und Tom richtete zu diesem Termin die ATs.


In den Pausen sowie vor dem Richten und danach hatten wir genügend Zeit, über die Rasse zu sprechen und ich konnte die zwei ausfragen - so wie sie mich ausfragten.


Die erste total erstaunte Bemerkung kam von Tom: "Ich kann mir gar nicht erklären, wieso es so viele ATs in der working dog class gibt..." Auf meine wiederum erstaunte Rückfrage erzählte mir Janet, dass der AT in seinem Ursprungsland immer noch maximal ein Jagdhund sei - eher zum Familienhund´"mutiert", aber echter "Schutzhundsport" bei diesen Zwingern weder gefragt noch trendy ist. Diese Eigenschaften gehören nicht zum Zuchtziel der Rasse. Tom war so erstaunt, weil er ihn anknurrende Hunde im Ring hatte - so etwas kenne er beim AT in seiner Heimat überhaupt nicht... nun ratet mal, in welchen Kategorien geknurrt wurde....


Weiter führte Janet aus, dass auf die Hüften dort auch aus diesem Grund nicht besonders geachtet wird: Ein Familienhund hat keine besonderen Leistungen zu vollbringen; deshalb würde dort auch wenig Kaputtes auffallen bzw. die Hunde wären (alle) klinisch gesund und man gehe von einer "Grundgesundheit" des AT aus, die der DSH z.B. nicht habe. (was die Hüften angeht)


So gäbe es noch viele interessante Aspekte; die aber alle Eines verdeutlichen: Auf dem Kontinent wurde der AT zu etwas geformt, was er im Heimatland weder ist noch sein soll. So sehe ich vor diesem Hintergrund sicher auch Etliches nicht so "streng".....



Liebe Grüße

Benita



Unrecht zu haben ist kein Unglück. (Dale Carnegie)

Der Umgang mit Menschen ist wahrscheinlich das heikelste Problem, was wir zu lösen haben.(Dale Carnegie)

Haben Sie je daran gedacht, dass der Hund das einzige Tier ist, das sich seinen Lebensunterhalt nicht verdienen muss?? Ein Huhn muss Eier legen, ein Kanarienvogel muss singen, aber ein Hund verdient sein Leben einzig und allein damit, dass er Sie gern hat.(Dale Carnegie)

rb_Uschi
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Beitrag von rb_Uschi » Mi 14. Mai 2008, 23:01

terriertussi hat geschrieben:
nun ratet mal, in welchen Kategorien geknurrt wurde....

Hallo Benita,


ich bin ziemlich erstaunt über Deinen obigen Satz. Das meinst Du nicht im Ernst, oder etwa doch?


Dann kann ich Dich leider nicht mehr ernst nehmen, sorry.


Uschi


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Beitrag von rb_Cap » Do 15. Mai 2008, 00:02


Hallo Benita,

ich weiß nicht, ob du die Familie Huxley falsch verstanden hast ,oder ob in England in der Zucht einiges anders gehandled wird als hier.

Alleine schon dein Satz:Weiter führte Janet aus, dass auf die Hüften dort auch aus diesem Grund nicht besonders geachtet wird: Ein Familienhund hat keine besonderen Leistungen zu vollbringen; deshalb würde dort auch wenig Kaputtes auffallen bzw. die Hunde wären (alle) klinisch gesund und man gehe von einer "Grundgesundheit" des AT aus, die der DSH z.B. nicht habe. (was die Hüften angeht)

löst bei mir schon schwere Bedenken aus.

Auch bei einem Familienhund ist es wichtig , dass er HD-frei ist und ich finde es enorm wichtig HD-Freiheit als eines der wichtigsten Zuchtziele zu sehen, egal wofür ein AT später Verwendung findet.

Ich hoffe du siehst das in deiner Zucht auch so.

Ausserdem frage ich mich, warum man sich der Vielseitigkeit - Jack of all trades- master of none- dieser Rasse rühmt, wenn man sich dann darüber wundert, dass sie vielseitig eingesetzt wird. Wäre das nicht eher Grund begeistert zu sein als erstaunt???

Mit freundlichen Grüssen Regine

[Dieser Beitrag wurde am 14.05.2008 - 23:19 von Cap aktualisiert]


rb_Bettina
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Beitrag von rb_Bettina » Do 15. Mai 2008, 11:55


Hallo Benita,


ich zitiere mal aus den beiden Ausgaben des "Airedale-Terrier" von Janet Huxley.


Ausgabe 1999:

Hüftgelenksdysplasie

...Wenn Dein Jungund nicht über längere Strecken gehen kann oder Schwierigkeiten hat, sich aus dem Sitzen oder Liegen zu erheben, mußt Du die Situation mit Deinem Tierarzt prüfen. In der Regel wird er das Hüftgelenk röntgen und wenn notwendig eine der verfügbaren chirurgischen Behandlungen empfehlen.


und Ausgabe 2001:

...Die Hüftgelenke werden vom Tierarzt geröntgt und der Film wird zur Auswertung an die Tierärztekammer geschickt.

So hilft man den Züchtern, gutes Zuchtmaterial auszuwäheln, und Hunde, die den Anforderungen an gesunde Hüften nicht entsprechen, werden nicht zur Zucht eingesetzt. ...


Mal abgesehen, daß ich die relevanten Themen in beiden Büchern als viel zu kurz und knapp erläutert empfinde, kann ich die von Dir angesprochenen

Statements nicht nachvollziehen.


Liebe Grüße

Bettina



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Beitrag von rb_kenzo » Do 15. Mai 2008, 14:43


Hallo zusammen,


ich muss Benita recht geben. Es ist leider so, dass der AT in seinem Mutterland nur äußerst selten als Gebrauchshund verwendet wird. Erst auf dem Kontinent und insbesondere in Deutschland wurde der AT zum Gebrauchshund weitergezüchtet. Schon Frau Dr. Bardeleben schrieb in ihrem kleinen gelben Buch in den 70ern, dass der AT bei uns in punkto Leistung und Gebrauchsfähigkeit deren des Mutterlandes überlegen ist.


Auch besteht dort bis heute noch keine HD und PRA Untersuchungspflicht. Ich habe im Jahr 2007 an den Kennel Club eine Anfrage gestellt, dort gibt es sogar einen Gesundheitsbeauftragten, ob es denn Fälle von PRA im Mutterland des AT gäbe. Ich bekam eine nette Antwort, dass dies Frage sehr interessant sei und dass man sich um mein Anliegen kümmern würde. Leider erhielt ich bis heute keine weitere Antwort.


Ich hatte auch mal bei einem britischen Züchter Interesse gezeigt evtl. einen Welpen zu kaufen.

Die Mutter der künfitgen Welpen hatte einen Total Hipscore von 26, der Vater war nicht untersucht. Auf meine Frage hin, ob der Score von 26 nicht ein wenig hoch sei, bekam ich als Antwort die Hündin sei gesund und: "We never had problems with hip dysplasia in our kennel!". Somit war der Fall für mich erledigt. Jedoch haben auch im Mutterland viele Züchter mittlerweile damit begonnen, ihre in der Zucht stehenden Hunde, freiwillig zu untersuchen!


Auch im zweiten Punkt Aggressivität muss ich Benita leider recht geben. Ich habe es selbst auf Ausstellungen erlebt, dass Hunde unserer Rasse sich im Ring aggressiv gegenüber ihren Artgenossen zeigten. Bei Kenzos erster Ausstellung im Ausland wurde er im Ring von einem aus "gefestigten DDR-Leistungslinien" stammenden SchH Hund angefallen. Dessen Handlerin hatte große Mühe den Hund noch zurück zu halten.


Auch vor kurzem konnte ich als Besucher einer Schau einem ähnlichen Spektakel wieder beiwohnen. Da hatte wirklich nicht mehr viel gefehlt und der "Gebrauchshundrüde" hätte, als es ums den besten Rüden ging, den im Ring wartenden Jüngrüden gepackt, als er seinen Führer in den Ring zog, der dabei beinahe gestürzt wäre.


Also wenn ihr was erleben wollt, dann geht mal auf Ausstellungen!


Gruss aus dem Schwarzwald

Uli und Kenzo



Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
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Beitrag von rb_Uschi » Do 15. Mai 2008, 15:25


Hallo Uli,


es mag ja schon sein, dass es Hunde gibt, die ihre Artgenossen nicht mögen.


Aber das ist keine Sache der "Gebrauchshundeklasse" und ich finde diese Verallgemeinerung schlimm. Vor allem weil die Rede davon war, dass die Hunde Menschen angeknurrt haben sollen.


Ich sah da einen in Dortmund, sehr schön - - bis heute, der war nicht ohne im Ring und litt keinen anderen Rüden um sich herum. Er startete nicht in der Gebrauchshundeklasse.

Benita kennt den sicher auch



Nicht alle Hunde mögen alle Hunde, das ist eben so.



Viele Grüße

Uschi

[Dieser Beitrag wurde am 15.05.2008 - 14:38 von Uschi aktualisiert]


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Beitrag von rb_kenzo » Do 15. Mai 2008, 16:32


Hallo Uschi,
Uschi hat geschrieben:
Nicht alle Hunde mögen alle Hunde, das ist eben so.

Da hast Du absolut Recht. Es ist aber leider auch so, dass nicht alle Hunde alle Menschen mögen. Woher diese soziale Unverträglichkeit kommt, ob diese genetisch vorhanden oder anerworben ist, lasse ich mal offen. Wobei ich zu anerworben tendiere.


Der besagte Hund, der sich mit Kenzo im Ausland im Ring anlegte, hatte den Richter beinahe noch an der Hand erwischt.


Übrigens ist es doch erstaunlich, dass trotz der Tatsache, dass im Mutterland des AT auf Leistung kaum geachtet wird, es immer wieder Hunde gibt, die von dort bei uns in die Zucht kommen, und diese, bzw. deren Kinder mühelos eine Gebrauchshundeprüfung mach(t)en.


Viele Grüße

Uli



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Beitrag von rb_Bettina » Do 15. Mai 2008, 16:54


da wir hier so schön am zitieren sind und ich die ganze Geschichte mal wieder auf seinen Kernpunkt zurückbringen möchte, hier noch ein Zitat von Frau von Bardeleben aus dem oben beschriebenen "gelben" Büchlein:

"Wenn es heute manch einer auch etwas bescheidener ausdrücken würde (Heinrich Kaeuffer, 1968: der Airedale-Terrier ist durch die deutsche Zucht in Qualität und Leistung zu einer solchen Höhe geführt worden, daß er den Vergleich mit derjenigen des Ursprungslandes nicht nur aushalten kann, sondern daß er in seiner Gebrauchsfähigkeit sich dieser ohne Zweifel überlegen erweist), so weisen uns diese Worte Kaeuffers doch sehr deutlich darauf hin, wie wichtig es für alle für diese liebenswerte Rasse Verantwortlichen ist, neben der Beachtung des Standards ganz besonderen Wert auf den Erhalt der hervorragenden Eigenschaften und Anlagen zu legen, die die Ursache für die Entstehung und Verbreitung des Airedale-Terriers gewesen sind.


In diesem Sinne


Liebe Grüße

Bettina



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Beitrag von rb_Konny » Do 15. Mai 2008, 17:00


Zum Thema Aggression im Ring.

Ich bin schon seit Jahren auf Ausstellungen(als Zuschauer bis dato).

Kenne auch mittlerweile auch viele die Ausstellen, wo man es früher nicht für möglich gehalten hätte.

Was mir auffällt ist die Sache, das der Hund weiss sich zu benehmen.

Sobald es auf die Ausstellung geht, ist der Hund Top(Charakter Wesen ect), es wurde ja von klein auf eingeübt.

Aber dann trifft man sich privat und an der Leine ist ein Ungetüm, das vom Besitzer kaum gehalten werden kann, bzw rumlangt, wenn jemand zu hastig daran vorbei geht.

Ich könnte einige Rassen(sogar reichlich) aufzählen.

Das beste Beispiel ist meine Hündin(hat zwar nichts mit der Ausstellung zu tun).

Sie hat ein erlerntes Verhalten und zwar das, auf dem Hundeplatz habe ich zu folgen und darf keinesfalls raufen.

Ihre Erzfeindin und sie konnten im Abstand von ca. 1 m nebeneinander abgelegt werden und wir Besitzer verliessen den Platz ausser Sichtweite.

Es wurde keine erste Hilfe benötigt und auch der Tieraruzt verdiente nichts an uns.

In freier Wildbahn, konnten wir leider den Begegnungsverkehr nur in sehr weitem Abstand vollziehen(wir hatten beide Bestien an der Leine).

Meiner Meinung nach sind solche Momentaufnahmen absolut idiotisch, da man über einen Hund nicht urteilen kann.

Wenn ich daran denke, wieviele Hunde auf Ausstellungen geschleppt werden, obwohl es absolut unnötig ist(Besucherhunde). Die belastung, das die HUnde ruhig bleiben ist alles.

Vielleicht sind knurrende Hunde wirklich überfordert, was aber von Einzelfall zu einzelfall entschieden werden muss.


Gruss Konny



Der Weg wächst im Gehen unter Deinen Füssen, auf wunderbare Weise entfaltet sich die Reise mit dem nächsten Schritt.


Frieder Gutscher

www.boyar-vom-drachenhort.de.tl

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Beitrag von rb_Rainer » Do 15. Mai 2008, 17:05


Liebe B.,


vielen Dank für deinen Beitrag und deine ehrliche Meinung.


Du schreibst:

„So gäbe es noch viele interessante Aspekte; die aber alle Eines verdeutlichen: Auf dem Kontinent wurde der AT zu etwas geformt, was er im Heimatland weder ist noch sein soll. So sehe ich vor diesem Hintergrund sicher auch Etliches nicht so "streng".....“


Liebe B. wenn du dir die „Historie“ des Airedales objektiv betrachtest, dann war der Airedale im Ursprungsland ein Hund, den es so in dieser Form auf der ganzen Welt nicht mehr gibt – auch in England wurde diese Rasse „verformt“ sicherlich stärker als bei uns. Vielleicht haben die Engländer es mit den Hüften nicht so ernst genommen, wie wir in Deutschland und auch mit den Zähnen – außer einer korrekten Schere sind Zähne und Zahnstellungen egal (hat übrigens auch Mr. Huxley mal geäußert) und sicherlich greift auch hier die Meinung von Svartberg:

„…dass es den Anschein hat, dass schnelle Veränderungen dieser Charakterzüge innerhalb weniger Generationen möglich sind....


Und eben nicht nur schnelle Veränderungen des Wesens, sondern algemein alle Merkmale, ob mental oder körperlich und so ist der moderne AT ein Produkt der Neuzeit und hat mit dem Ursprung leider nur noch wenig zu tun, dank der Züchter, die es nicht so streng (eng) sehen.


Du schreibst, dass du etliches nicht so „streng“ siehst (vor dem von dir genannten Hintergrund) – diese (deine) Meinung toleriere ich, habe ich ja auch schon öfters gesagt, aber ich sage auch, dass sich beim Lesen dieser Zeilen mir der Magen umgedreht hat und meine Meinung sicher eine konträre Meinung dazu darstellt.


Ich sehe das Ganze nämlich unter dem „gesundheitlichen Aspekt“ verflucht eng (streng) und die mentalen Eigenschaften gehören für mich genauso dazu, wie die körperlichen Merkmale.

Wie muss sich ein Airedale-Besitzer fühlen, dessen Tier eine schwere HD oder PRA oder massivste Angstzustände oder sonst ein schweres Leiden entwickelt hat und er sich sorgenvoll an den Züchter wendet und von diesem die Antwort bekommt, dass er es eben nicht „so streng sieht“.


Sorry, aber meine Solidarität haben diese Airedale-Besitzer und nicht die Züchter, auch wenn sie ehrlich ihre Meinung sagen.




p.s. wann hatten die Huxleys eigentlich den letzten Airedale-Wurf und sind sie noch genauso engagiert beim Airedale, wie vor 12 Jahren?


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