Airedale im Hospiz

rb_Susa
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Airedale im Hospiz

Beitrag von rb_Susa » Do 11. Jun 2009, 15:16


Hallo zusammen,


haltet Ihr den Airedale für geeignet, Menschen in der letzten Lebensphase in einem Hospiz zu begleiten?


Ich überlege hin und her und bin einerseits der Ansicht, dass der AT durch sein freundliches und lustiges Wesen in der Hospizarbeit durchaus eine Bereicherung sein könnte. Zumal ich die Erfahrung gemacht habe, das gerade ältere Menschen auf die Rasse besonders gut ansprechen, weil sie sie aus früheren Zeiten kennen.


Anderseits könnte ich mir aber auch vorstellen, dass der Hund mit seinem manchmal stürmischen Temperament und seinem großen Bewegungsdrang dort nicht ausgelastet wäre. Er bräuchte m. E. auf jeden Fall einen Ausgleich.


Wie sehr Ihr das und welche Rasse käme für Euch in diesem Zusammenhang besonders in Frage?


Liebe Grüße von Susa



Der Herrgott hat nen großen Zoo!

rb_Meusebach
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Airedale im Hospiz

Beitrag von rb_Meusebach » Do 11. Jun 2009, 16:58


hallo,

auf den folgenden Seiten erfährt man Näheres zu den Anforderungen, die Hund und Halter erfüllen sollten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Besuchshund
http://www.therapiehunde-hamburg.de/besuchshund.html
http://www.therapiehunde-institut.de/fr … hp?idart=3


LG

Mechthild



"...für das, was Du gehegt hast, bist Du Dein Leben lang verantwortlich..."

(Antoine de Saint-Exupéry)

rb_lutz
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Airedale im Hospiz

Beitrag von rb_lutz » Do 11. Jun 2009, 17:54


Hallo Susa,


ich weiß nicht ob es hierbei so sehr auf die Rasse ankommt oder es mehr auf das Wesen des Hundes ankommt.


Einerseits sollen ja solche Hunde möglichst verschmust sein und andererseits auch die Kranken aufmuntern so gut es geht um möglichst auch mal die Gedanken in eine andere Richtung zu bringen als auf das bevorstehende Ende.


Ich kann hier nur von "Nellie" berichten, eine Kleine-Münsterländer-Hündin die eine Spielkameradin von Joker seit Welpentagen ist und ein halbes Jahr älter als Joker mit seinen 6 Jahren ist. Sie hat ihr Herrchen vor einigen Monaten in einem Hospiz hier bis in dessen Tod begleitet.


Sie hat nicht nur ihr Herrchen, mit dem wir auch immer zusammen unsere Runden drehten, ins Hospiz begleitet wenn dieser dort besucht wurde, sondern hat sich dort auch vielen der anderen Patienten angenommen, da sich die Zeit dort ca.3 Monate hinzog bis Herrchen seinem langjährigem Krebsleiden erlag.


Laut Bericht von Nellies Frauchen hat sich diese Hündin gefühlsmäßig ganz behutsam auch anderer Patienten angenommen und in in dieser Zeit auch sehr ihren Charakter von einem Wirbelwind zu einem sehr verschmustem Hund geändert. Sie hat sich der Situation dort im Hospiz total selbständig angepasst und von Nellies Frauchen wurden mir einige mich sehr anrührende Geschichten von Nellie mit den Kranken in deren letzer Lebensphase berichtet.


Im Hozpiz war der Hund so beliebt dass die Halterin auch nach dem Tode ihres Mannes dort inständig von der Leitung gebeten wurde doch mit ihrem Hund in der Hospizarbeit weiterzumachen.


Einige Patienten wurden auch nach dem Tod von Herrchen noch öfter von Nellie besucht. Dann, für mich verständlich, hat die Frau die Besuche dort aber erst einmal unterbrochen um auch mal etwas anderes zu sehen als dort die Sterbenden. Sie sagte zu mir sie müßte mit der neuen Situation ohne den Mann auch erst mal selbst klar kommen und wenn sie mit Nellie in der Hozpizarbeit weiter machen würde, möchte sie dieses als ehemalige Lehrerin auch lieber mit Kindern machen.


Kleine Münsterländer und Airedales sind meiner Ansicht nach vom Temperament her ziemlich gleichwertig, und wenn ein AT sonst zu allem taugt warum soll er keinen Hospizhund abgeben können wenn er aus der Sturm-und-Drangzeit der Pubertät heraus ist.

Schließlich gibt es den AT ja auch als Blindenhund und nicht nur immer Labradore die für diese Art des Begleithundes wohl am häufigsten mit eingesetzt werden.


Viele Grüße von lutz mit Joker


P.S.Zu ähnlichen Ansichten kommt man auch in dem Buch von Olbricht/Otterstedt "Menschen brauchen Tiere" in dem die Frage aufgeworfen wird ob man Besuchshunde/ Therapiehunde züchten kann, dass es weniger auf die Rasse ankommt als in welche Richtung in der Zuchtlinie gezüchtet wird.

Wesen und Leistungsmerkmale sollen große innere Sicherheit, Freundlichkeit zu und Interesse an Artgenossen und Menschen, wenig territoriales Verhalten, niedriges Aggressionspotential, Sensibilität und Führigkeit sein.

Jetzt ist es natürlich so dass ursprünglich von einem Terrier verlangt wurde, dass er sich alleine gefährlichen Raubtieren stellt und ohne zu zögern tötert. Dabei hat er im Normalfall keine Hilfe von seinem Halter. Dies setzt voraus, dass er eigenständig und stur ist, schnell und ernsthaft zupacken kann und ein eher cholerisches Temperament besitzt.

Also heißt es für mich schon genau hinsehen ob da von dem einen oder anderen Airedaleterrier nicht doch etwas zuviel verlangt wird und ihm als Besuchs-bzw.-Therapiehund keine Sicherung zu schnell durchbrennt.


Klar ist natürlich auch dass hier besonders auf Hygiene beim Hund geachtet werden muß. (Obwohl es bei einem Krebspatienten im Endstadium in einem Hospiz vielleicht nicht das Wichtigste ist im Gegensatz bei Kranken ist die wieder schnell gesunden sollen).

[Dieser Beitrag wurde am 11.06.2009 - 20:46 von lutz aktualisiert]



Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,

was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

A.R. Gurney

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Airedale im Hospiz

Beitrag von rb_Muecke » Do 11. Jun 2009, 18:21


Hallo Susa,


ich besuche seit einem Jahr regelmäßig mit Angel ein Pflegeheim.

Die Bewohner lieben sie.

Irgendwelche Kurse oder Prüfungen haben wir nicht gemacht.


Ich denke wie Lutz, es kommt in erster Linie auf das Wesen des Hundes an. Nicht auf die Rasse.

Die Hunde werden mit ungewohnten Situationen konfrontiert.

Bsp.: da nähert sich eine Hand mit Beugekontraktur und Ruhetremor, (also eine zitternde Faust) dem Hundekopf, weil diese Hand ja streicheln möchte.

Solche Sachen können einen Hund schon irritieren.

Angel kommt mit sowas klar.


Ich muß allerdings zugeben, daß sie manchmal etwas zu stürmisch wird, wenn sie ihren Terrier- Rappel bekommt.

Von daher bleibt sie im Heim überwiegend an der Leine.

...Nicht zuletzt auch, weil sie rausgefunden hat, wo die Küche ist...


Mein Eindruck ist, daß Angel die Besuche Spaß machen, aber auch nicht unanstrengend sind. Anschließend möchte sie sich oft körperlich austoben. Und wenns nur 10 Minuten sind. Aber eben so richtig Rennen mit Power.


Lieber Gruß,

Barbara mit Angel

[Dieser Beitrag wurde am 11.06.2009 - 17:29 von Muecke aktualisiert]


rb_Muecke
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Beitrag von rb_Muecke » Sa 13. Jun 2009, 02:17


Hallo Susa,


...noch ein Nachtrag...


Hier in W´tal gibt es ein Pflegeheim für überwiegend jugendliche Patienten (Schwerpunkt Wachkoma und Multiple Sklerose), aber auch für alte, schwerstpflegebedürftigen Menschen.

Diese Einrichtung verfügt über einen kleinen Zoo: 2 Ponys, Schafe, Meerschweinchen, Vögel... sowie regelmäßiger Hundebesuch.

(Mein kurzer erster Eindruck war, daß auch die Huftiere auf entsprechend großer Weide artgerecht gut gehalten werden...)

Die Heimbewohner, die dies noch können, versorgen und füttern die Tiere. Scheinbar mit großem Engagement.

Oft gehen die Tiere zu Besuch zu den bettlägerigen Bewohnern ins Zimmer (sofern die Menschen dies möchten.)

...Auch die beiden Ponys...


In "unserem" Heim habe ich mit Angel schon manchmal sehr anrührende Momente erlebt.

Gerade mit Menschen, die sehr stark Demenz- krank sind, sich verbal kaum noch äußern können, aber dafür stundenlang monoton einige Worte "Rufen". Lautstark.

Diese Menschen leben in einer eigenen Welt, die wir nicht wirklich erfassen können.

Ich habe es schon oft erlebt, wenn ich mit Angel im Flur unterwegs war, eine Zimmertür offenstand, die Krankenpflegerin im Raum den betreffenden Menschen nicht "erreichen", beruhigen konnte... ...sobald Angel in Sichtweite am Bett auftauchte, war Ruhe. Der Mensch hat sofort Kontakt aufgenommen zum Hund durch Blick und evtl. Hand ausstrecken.

Das sind kurze Momente, die sich manchmal zu langen Episoden ausdehnen können...

Ich weiß nicht, ob diese Menschen dann wirklich in der Gegenwart sind oder in alten Erinnerungen...

Ist auch völlig egal, wenn sich in den Gesichtern Entspannung und Freude spiegelt, dann lohnt das allemal.


LG,

Barbara mit Angel

[Dieser Beitrag wurde am 13.06.2009 - 01:32 von Muecke aktualisiert]


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Airedale im Hospiz

Beitrag von rb_Bettina » Sa 13. Jun 2009, 11:23


Hallo Barbara,


ein sehr bewegender Bericht über Eure bewundernswerte Arbeit im Alten-Pflegeheim.


Bekräftigt er mich doch wieder in meiner Annahme, daß alle Tiere dieses ganz besondere Gespür für Menschen mit Handicap haben.

Es zeigt doch - Tiere beruhigen die Menschen, sorgen für gute Laune, zaubern ein Lächeln auf die oft gestressten, abwesenden Gesichter.


Das ist doch so wunderschön!


Warum nur gibt es da Menschen, die Tiere hassen und ihnen Schmerz und Leid antun?


Ich begreife diese kranken Hirne nicht!


Wenn der Mensch wüsste, wie unnütz er in Wirklichkeit ist....aber ich schweife ab, oje!


Liebe Grüße

Bettina



Um einander zu verstehen, brauchen die Menschen nur wenige Worte. Viele Worte brauchen sie nur, um sich nicht zu verstehen.

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Airedale im Hospiz

Beitrag von rb_lutz » Sa 13. Jun 2009, 20:51


Hallo Bettina,


Da treffen sich zwei Planeten.

Fragt die Venus die Erde: "Na, wie gehts?"

Antwortet die Erde: "Schlecht!"

Venus: "Wieso, was hast du denn?"

Erde: " Homo sapiens."


VG von lutz mit Joker

[Dieser Beitrag wurde am 13.06.2009 - 19:57 von lutz aktualisiert]



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Beitrag von rb_Muecke » Sa 13. Jun 2009, 22:25


Hallo Lutz,


...der Witz ist nicht vollständig.


Das Treffen findet mit drei Planeten statt.

Der dritte Planet tröstet die Erde:

"Halb so schlimm, Homo Sapiens hatte ich auch schon. Das geht vorüber..."


LG,

Barbara mit Angel


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Beitrag von rb_lutz » Sa 13. Jun 2009, 23:30


Hallo Barbara,


ja, so ist der Witz noch besser!


Viele Grüße von lutz mit Joker



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Beitrag von rb_Freddy » Mo 15. Jun 2009, 00:28


Hallo Barbara,


ich finde das total Klasse was du mit Angel im Pflegeheim für unseren älteren Mitmenschen tust. Wirklich bewundernswert.


Für uns alle wäre die Welt sicher ohne unsere Hunde ein Stück leerer. Wie Heinz Rühmann es einmal treffend ausgedrückt hat: Man kann auch ohne Hunde leben, aber es lohnt sich nicht...


Wenn ich irgendwann einmal in der Situation wäre ohne Hund leben zu müssen käme mir Angel wahrscheinlich vor wie ein Engel im wahrsten Sinne des Wortes...


Hast du den Eindruck das es Angel auch Spaß macht...oder ist es "Arbeit" für sie...?


LG

Freddy mit Felix



Die Treue eines Hundes ist ein kostbares Geschenk,

das nicht minder bindende moralische

Verpflichtungen auferlegt als die Freundschaft

eines Menschen.

(Konrad Lorenz)

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