Schön, dass schon so viele Interesse gezeigt haben und sowohl hier als Antwort oder PM reagiert haben, ich hoffe, das Script ist bei den Interessierten auch schon angekommen.
Ganz besonders freue ich mich auch über die skeptischen Beiträge, Lutz hat in seinem Beitrag eigentlich genau meine Haltung beschrieben, bevor ich bessere Informationen hatte. Ich möchte da noch mal drauf eingehen, da es bezüglich der Problematik einige Missverständnisse gibt.
Lutz schreibt z.B. dass man keine Angst bekommen müsse, dass unsere Hunde durch Trockenfutter Schilddrüsenprobleme durch Jodmangel bekommen würden.
Da hat er zum Teil recht - Jod ist im Trockenfutter vorhanden. Fakt ist aber, dass die Schilddrüsenprobleme nicht ausschließlich und schon gar nicht hauptsächlich durch Jodmangel ausgelöst sind. Der Hund nimmt über das rohe Fleisch T4 und T3 auf. Und das fehlt im Trockenfutter. Beim Hund liegt kein geschlossener SD-Hormonhaushalt vor, er sollte T4 und T3 auch über seine Nahrung zuführen.
Große Mengen T4 befinden sich z.B. im Schlundfleisch, in Seefisch aber auch gerade im Eidotter.
Eine Wohnlage im jodverwöhnten See-Gebiet hilft an dieser Stelle nicht weiter.
Ganz wichtig: Es geht nicht um eine ausreichende Jodversorgung sondern auf das zuführen von Thyroxin.
Lutz schreibt:
"Auch beim Barfen werden keine ganzen Beutetiere mitsamt der Schilddrüse und deren Hormone verschlungen und dieses ist auch wohl bei den meisten gesunden Hunden nicht nötig."
Fakt ist:
Thyroxin kommt nicht ausschließlich in Schilddrüsengewebe vor. (sondern u.a. siehe oben - Schlundfleisch, Seefisch, Eidotter, Algen).
Das heißt, beim Barfen wird durchaus die erforderliche Thyroxin-Gabe erzielt, auch wenn keine ganzen Beutetiere verfüttert.
Dann wendet Lutz ein:
"Gerade hier kann man eher mit einer einseitigen Rohfütterung mit Fleisch und Schlachtabfällen in Kombinationmit hochgereinigtem Getreide allerhand verkehrt machen.( Meyer/Zentek "Die Ernährung des Hundes")."
Auch da hat er recht. Das ist ein Argument, das mich auch lange abgehalten hat, mich mit dem Barfen weiter auseinander zu setzen. Die Fehler, die ich hier mache, muss leider mein Hund ausbaden - nicht ich. Für alle, die wegen dieser Angst bisher abgehalten wurden, etwas zu ändern:
Über
www.barfU.de werden auf die Bedürfnisse des speziellen Hundes abgestimmte Ernährungspläne erstellt, die man dann umsetzen kann, wenn man denn will ...
Inzwischen weiß ich, dass man gegen beide Arten der Fütterung (Trocken ./. Frisch) genug wissenschaftliche Studien hat, die belegen, dass man dabei etwas falsch machen kann - darauf eine Entscheidung zu gründen, beim Trockenfüttern zu bleiben ist mir nicht mehr möglich.
Dann bringt er noch einen folgenden Aspekt ein:
"Selbstverständlich muß eine einwandfrei festgestellte Schilddrüsenunterfunktion mit den entsprechenden Medikamenten behandelt werden und dieses kann sicher auch noch mit einer entsprechenden Ernährung unterstützt werden, nur sehe ich hier auch die Gefahr dass einige Hundehalter die mit der Erziehung ihrer Hunde nicht klar kommen hier denn der Schilddrüse die Schuld geben und vom Tierarzt eine medikamentöse Behandlung fordern."
Inzwischen weiß ich, dass die diagnostischen Möglichkeiten bei SD Problemen leider sehr beschränkt sind. Eindeutig ist eine Schilddrüsenproblematik gar nicht festzustellen.
Gründe: Getestet wird das Blut - das Blut ist allerdings nur der Transportweg. Selbst wenn im Blut noch genug Thyroxin nachgewiesen werden kann, kann die Wirkung des vorhandenen Hormons gestört sein. Also normaler Blutwert aber Problem!
Das nächste Problem sind die Referenzwerte der Labore - es gibt absolute Individualdifferenzen - z.B. kleiner Hunde sollten generell höhere Werte haben. Man geht inzwischen davon aus, dass gesunde Schilddrüsenwerte so variabel sind wie es eine Vielzahl an Hunderassen gibt.
Außerdem beeinflussen Trainingszustand, Fortpflanzungszustand, Krankheiten, Impfungen, Narkosen und diverse Medikamente den Schilddrüsenwert der zudem auch noch in der Zeit zwischen 11.00 - 14.00 Uhr erhöht ist.
Einwandfrei feststellbar ist da so gut wie gar nichts - leider!
Vorsichtig bin ich inzwischen mit Aussagen wie:
Hundehalter, die mit ihren Hunden nicht klarkommen ... . Ich kenne zwei Airedale-Rüden mit Schilddrüsenproblemen, wir sprechen hier von Hunden, die von einem Augenblick zum nächsten mal eben Stücke aus dem Türrahmen beißen, weil sie sich heftig erregen. Oder in einer kleiner Erregungslage in eine Parkbank hacken, oder wie meiner Maschendrahtzäune durchbeißen. So kann das Aussehen. Die Vorbesitzer meines Rüdens haben bestimmt einige Erziehungsfehler gemacht - aber eine richtige Chance hatten die nicht. Die Macken der beiden Rüden sind auch nicht durch die Gabe von Thyroxin verschwunden - allerdings hat man jetzt den Sekundenbruchteil Reaktionszeit mehr, den man braucht, um überhaupt erzieherisch eingreifen zu können. Die Arbeit nimmt einem Thyroxin auf keinen Fall, aber die Rahmenbedingungen verbessern sich - sowohl für den Besitzer und das ist wichtig: auch für den Hund!
Jemand der seine Probleme (und die des Hundes) loswerden will durch Thyroxin-Gabe hat eh schlechte Karten, denn das wird nichts. Trotzdem ist es wichtig, dem Hund zu helfen, denn die Lebensqualität ist verringert, der Stresspegel enorm hoch und die Akzeptanz für solche Hunde in der Gesellschaft sehr klein!
Weiter schreibt Lutz:
"So ganz ohne ist eine Behandlung mit Schilddrüsenhormonen ja auch nicht denn diese kann bei entsprechend hoher Dosierung auch dazu führen dass die Schilddrüse ihre Arbeit ganz einstellt".
Nicht ganz richtig - gefährlich ist natürlich auch eine Überfunktion, das heißt, es muss wirklich engmaschig überprüft werden. Es kann sein, dass die Schilddrüse bei Thyroxin-Gabe selbst weniger Thyroxin produziert. Durch das zugeführte Thyroxin kommt es dann aber nicht zu einer weiteren Schädigung des Organismus (den eine chronische Unterversorgung mit sich bringt.
Wichtig zum Verständnis ist wirklich die Tatsache, dass der Hund keinen geschlossenen Thyroxin-Stoffwechselkreislauf besitzt. Das heißt auch in der Natur würde er Thyroxin über seine Beute aufnehmen und ggfs. selbst über seine Schilddrüse weniger produzieren.
Weiter bei Lutz:
"Also man muß schon genau hingucken was da wirklich Sache ist und mich würden auch unbedingt einmal die Schilddrüsenwerte gesunder Hunde interessieren, ob es hier nicht doch eine große Anzahl mit niedrigen Grenzwerten der Schilddrüsenhormone gibt die aber in keiner Weise auffällig geworden sind, aber hier besteht ja im Normalfall kein Grund zur Überprüfung so dass man hier weiter im Dunklen tappen wird".
Genau! - Wie schon weiter oben benannt. Es gibt durchaus einen Hund der mit einem T4-Wert von 1,9 unauffällig ist - und es gibt den völlig phobischen Hund mit einem Wert von 1,9. Da bei dem ersten Hund keinerlei Symptome vorliegen sollte auch auf gar keinen Fall behandelt werden, dem ängstlichen Hund mit 1,9 wirst Du aber höchstwahrscheinlich helfen können und aus den oben benannten Gründen auch keinen Schaden zufügen.
Lutz:
"Und da wir schon einmal bei den Hormonen sind, auch die Sexualhormone Testosteron und Östrogen können nicht nur bei den Menschen sondern genau so bei den Hunden zumindest im Verhaltens- und Befindlichkeitsbereich bei einem Mangel (oder auch zuviel beim "falschen" Geschlecht) zu gravierenden Störungen führen ohne dass die Schilddrüse hierbei unmittelbar eine Rolle spielt".
Dachte ich auch, habe aber dazugelernt:
Thyroxin ist notwendig für eine Vielzahl der Körperfunktionen, jedes Gewebe, den Stoffwechsel, Temperaturregulation, Wachstum, Zentralnervensystem, alle Aspekte der Fortpflanzung vom 1. Tag an. Auch da spielt die Schilddrüse unmittelbar eine Rolle.
Schilddrüsenprobleme führen zu allen Formen der Sexual- und Fruchtbarkeitsstörungen.
Lutz, vielleicht teilst Du mir über PM doch mal Deine Email mit, damit ich Dir das Script auch noch zukommen lassen kann. Ich denke, dass sind wirklich Informationen, die ein ganz anderes Bild zeigen, als man sich bisher von SD-Problemen gemacht hat.
Liebe Grüße
Silke

Lämmelein Jule und der moZ Tom
